E-Book, Deutsch, Band 11, 112 Seiten
Reihe: Ein MORDs-Team
Suchanek Ein MORDs-Team - Band 11: 1984 (All-Age Krimi)
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95834-166-1
Verlag: Greenlight Press
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, Band 11, 112 Seiten
Reihe: Ein MORDs-Team
ISBN: 978-3-95834-166-1
Verlag: Greenlight Press
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Sie war das Mädchen mit den traurigen Augen, die Freundin, die fast immer lächelte, und die Schülerin, deren Leben aus den Fugen geriet. Sie war der Auslöser einer Jagd, einer Suche, eines Kampfes, der zwei Generationen in Atem hielten. Verborgen zwischen Mythen und Legenden entspinnt sich die Lebensgeschichte eines Mädchens, das zwischen Freundschaft und Liebe die falsche Wahl traf.
Dies ist die Geschichte von Marietta King.
Dies ist der elfte Roman der Serie 'Ein MORDs-Team'
Lern erst mal was Gescheites, Bub.' Nein, das war nicht der erste Satz, den ich nach meiner Geburt hörte, das kam später. Geboren wurde ich am 21.03.1982 in Landau in der Pfalz. Gemäß übereinstimmenden Aussagen diverser Familienmitglieder wurde aufgrund der immensen und andauernden Lautstärke, die ich als winziger 'Wonneproppen' an den Tag legte, ein Umtausch angemahnt. 'Mamma, können wir ihn nicht zurückgeben und lieber einen Hund nehmen?' Glücklicherweise galt hier: Vom Umtausch ausgeschlossen. Es folgt also eine glückliche Kindheit und turbulente Jugend. Natürlich verrate ich hier keine weiteren Details, das würde zum einen den Spannungsbogen kaputtmachen, zum anderen bleibt dann nichts mehr für meine Memoiren übrig ...
Mehr über mich, mein Leben und mein Weg zum Schreiben findet ihr auf www.andreassuchanek.de Ich freue mich auf euren Besuch. :)
Weitere Infos & Material
Prolog, Gegenwart
Der Regen prasselte gegen die Scheiben. Vor dem Fenster bog sich das Geäst des Baumes zur Seite, streifte über das Glas wie die knöchernen Finger eines Gerippes. Bisher waren es schon dichte Tropfen, doch erste Meldungen deuteten an, dass ein gewaltiger Sturm auf Barrington Cove zuhielt. Seltsam, dachte Randy. Womit die Gedanken sich beschäftigen, wenn man dem Tod ins Auge blickt. Er trug einfache Jogginghosen und ein altes Shirt. Die offene Dose mit dem angefangenen Energydrink stand auf seinem Nachttisch, daneben lag ein Beutel mit blauen Tabletten. Auf der Kante des Schreibtischs, gegenüber dem Bett, saß er. Der Mörder von Marietta King wirkte beherrscht, als sei das alles nur ein netter Plausch. Gleichzeitig erkannte Randy aber das Funkeln in seinen Augen. Die Gier. Der Mistkerl brannte darauf, mit der Mordtat zu prahlen. Er wollte es erzählen, seine meisterhafte Täuschung einem Publikum mitteilen. Auch wenn besagtes Publikum lediglich aus Randy bestand, der bald sterben sollte. „Du wirst doch keinen Rückzieher machen?“, fragte der Mörder. „Wie käme ich denn dazu? Ist ja nicht so, als hätte ich eine Wahl, oder?“ „Falls du willst, dass ich zuerst dich, dann deine Freunde, deine Tante und am Ende Vince erschieße, musst du es nur sagen.“ Randy biss die Zähne zusammen. Kurz nachdem er durch einen Suchalgorithmus auf das Bild aufmerksam geworden war, das die Wahrheit enthüllte, war der Dreckskerl hier hereingeschneit. Mit einer Waffe im Anschlag hatte er ihn vor die Wahl gestellt. Entweder Randy hörte sich die Geschichte an, die er ihm erzählen würde – und schluckte in deren Verlauf Black Flashs –, oder er bekam eine Kugel ab. Das Gleiche geschah dann mit jeder Person, die ihm wichtig war. Er würde in der Gewissheit sterben, aus Feigheit alle anderen mit sich in den Tod gerissen zu haben. Was also sollte er tun? Die blauen Tabletten lagen mittlerweile verstreut auf dem Nachttisch, einige wenige befanden sich noch in dem Tütchen. Er wusste, am Ende würde man seinen Tod Mason anlasten, der den Ruf des stadtbekannten Drogenjungen innehatte. Da spielte es keine Rolle, dass er nie verurteilt worden und obendrein völlig unschuldig war. Die Menschen sahen doch niemals hinter die Dinge, sie nahmen die einfachen Erklärungen problemlos hin. „Ich würde ja wirklich gerne anfangen“, sagte der Mörder, „es ist sehr unhöflich von dir, mich warten zu lassen. Sobald du die erste Black Flash geschluckt hast, beginne ich. Also bitte!“ Eine von vier, dachte Randy. Die erste Tablette würde nur einen leichten Rauschzustand auslösen, nach der zweiten wäre er high. Die dritte verursachte einen heftigen Trip, der in Angstzustände übergehen konnte (Gut, genau genommen war das auch schon nach der ersten möglich.). Die vierte Tablette war der Punkt ohne Wiederkehr. Sobald sie im Darm ankam und sich zersetzte, war es vorbei. Seine Finger zitterten, als er die erste Tablette zum Mund führte. Am liebsten hätte er sich direkt wieder übergeben. Doch hier ging es um seine Freunde! Er schluckte. „Gut so“, sagte der Mörder. „Du darfst gerne nachspülen.“ Natürlich, er wollte auf Nummer sicher gehen. Randy griff nach dem Energydrink und nahm einen großen Schluck. „Zufrieden?“ „Aber ja. Einen Teil der Geschichte habe ich selbst erlebt – logisch –, andere Teile wurden mir erzählt, habe ich belauscht oder wurden mir zugetragen. Am Ende ergibt sich eine vollständige Geschichte. Letztlich begann wohl alles im Sommer 1983.“ Die Augen des Mörders leuchteten. „Dies ist die Geschichte von Marietta King.“ Prolog, Sommer 1983
Das Zwitschern der Vögel hallte zwischen den Baumwipfeln hindurch, vermischte sich mit dem Lachen der anderen. Die Jungs tollten im Wasser herum, tunkten sich gegenseitig unter oder überprüften, wer länger die Luft anhalten konnte. Die Sonnenstrahlen kitzelten Mariettas Haut, umfingen sie wie ein wohliger Schleier. Sie hatte ein wenig gedöst, fand nur langsam in die Wirklichkeit zurück. Sie tastete mit der linken Hand umher. Beinahe hätte sie die Glasflasche umgeworfen. Die Cola war lauwarm und abgestanden. Nach einem Schluck stellte sie sie wieder ab. „Na, hat Dornröschen ausgeschlafen?“, kam es von rechts. Marietta grinste. „Das hat Dornröschen tatsächlich. Und dabei ist es sogar braun geworden.“ Sie kicherten beide. Shannon legte ihren Walkman beiseite. „Es ist so wunderbar friedlich hier.“ Die Hütte im Wald lag versteckt vor neugierigen Blicken und gehörte Harrisons Dad. Er versuchte seit Jahren, sie zu verkaufen, fand aber keinen Interessenten. Daher fiel es auch nicht auf, wenn Harrison die Schlüssel immer mal wieder „auslieh“. Es war quasi ihre geheime Hütte. Vor allem im Sommer war es hier herrlich. Sie hatten Liegestühle auf der Veranda aufgestellt, hinter der der See begann. Auf der anderen Seite gab es einen kleinen Abhang. Ein mächtiger Baum wuchs dort in die Höhe, an den jemand ein Seil mit einem Reifen geknüpft hatte. Das lud regelrecht dazu ein, sich vom Abhang nach vorne zu schwingen und ins Wasser zu springen. Gerade stiegen die Jungs hinauf, winkten herüber und machten sich bereit. „Jamie hat wohl gesehen, dass du wieder wach bist“, sagte Shannon zuckersüß. „Er will zeigen, was er kann.“ Marietta winkte ihrem Freund zu, worauf der prompt strahlte wie ein Atomreaktor. Kurz darauf schwang er wie Tarzan über den See, verlor allerdings den Halt und purzelte seitlich ins Wasser. „Über die Haltungsnote sprechen wir besser nicht“, murmelte Shannon. „Aber hey, er hat es versucht.“ Sie kicherten wieder, obgleich Marietta gar nicht danach zumute war. Jamie war bis über beide Ohren in sie verliebt. Sie gingen erst kurz miteinander, doch der Funke war längst zu einem Brand geworden – bei ihm. Sie allerdings … „Was ist?“, fragte Shannon. „Hm?“ „Du hast geseufzt.“ „Habe ich nicht“, erwiderte Marietta. „Dann waren das vermutlich die Fische, die Jamie beobachtet haben.“ Man konnte der Freundin einfach nichts vormachen. Sie vermutete es wohl bereits. „Jamie und ich … das funktioniert nicht.“ „Verdammt, ich hab es dir doch gesagt!“ „Jaja. Aber er hat so süß geschaut. Und küssen kann er auch gut.“ Shannon stöhnte. „Wenn unsere Clique deshalb kaputt geht … Das nehme ich dir echt übel!“ „Das passiert schon nicht. Ich werde es ihm leicht machen.“ „Leicht!“ Sie deutete auf die andere Seite, wo Jamie sich gerade dazu anschickte, wieder auf den Reifen zu klettern. „Der arme Kerl würde sich in die nächste Rakete setzen, um dir einen Stern vom Himmel zu holen. Er mag ja ein kleiner Macho sein, aber du bist ihm wirklich wichtig.“ „Jaaa. Trotzdem. Weißt du, ich habe da jemanden kennengelernt.“ Shannon legte den Kopf schief. „Du betrügst ihn doch nicht?“ „Nein“, versicherte Marietta schnell. „Und damit das so bleibt, muss ich Schluss machen. Jamie ist ein super Freund, aber ich glaube, es kann nicht mehr sein.“ Shannon schwieg. Sie blickte hinaus auf den See. Billy und Harrison schauten vom Ufer aus zu, wie Alpha-Äffchen-Jamie einen eleganten Salto vollführte und ins Wasser eintauchte. Prustend kam er wieder an die Oberfläche. Er war schon süß. „Vielleicht solltest du es trotzdem noch versuchen“, sagte Shannon. „Eurer Freundschaft wegen.“ „Freundschaft ist nicht genug“, sagte Marietta. „Ich will Liebe.“ Kurz darauf gesellten sich die beiden zu den Jungs, tollten mit ihnen im Wasser herum. Erst am Abend, als Marietta und Jamie alleine waren, überbrachte sie ihm die traurige Nachricht. Und so traf Marietta King eine Entscheidung, die ihr Leben verändern und ihr Ende besiegeln sollte. Barrington Cove, Januar 1984
Ein Samstagabend, im Haus der Familie King Ihr Dad stand am Fenster und schaute in die Ferne. „Ich bin so froh, dass du nicht dort draußen bist.“ Sein dunkles Haar war an den Schläfen ergraut. Er lächelte ihr liebevoll zu, was seine Lachfalten betonte, und kam zu ihr ans Bett. „Ich weiß, du bist mittlerweile sechzehn, aber das heißt nicht, dass du dich diesen betrunkenen Idioten anschließen musst. Oder – Gott bewahre – zum Crest Point gehst.“ „Würde ich doch nie tun, Daddy.“ Sie erwiderte sein Lächeln. Er blieb noch kurz auf der Bettkante sitzen, als wolle er etwas hinzufügen, schwieg jedoch. ...