Buch, Deutsch, 155 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 300 g
Reihe: Edition Scientifique
Buch, Deutsch, 155 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 300 g
Reihe: Edition Scientifique
ISBN: 978-3-8359-7160-8
Verlag: VVB Laufersweiler Verlag
Eine ausreichende Versorgung neugeborener Kälber mit Antikörpern aus dem maternalen Kolostrum innerhalb der ersten Lebensstunden ist essentiell, da aufgrund des Aufbaus der bovinen Plazenta kein bzw. nur ein unzureichender Übertritt von Antikörpern der Kuh auf das Kalb während der Trächtigkeit stattfinden kann.
Im Rahmen dieser Dissertation sollte ermittelt werden, ab welchen Grenzwerten der labordiagnostischen Parameter Immunglobulin G-Serumkonzentration (IgG), Serumtotalprotein-Konzentration (STP) und Gamma-Glutamyltransferase-Aktivität im Blut (GGT) am ersten Lebenstag Kälber häufiger in den ersten drei Lebenswochen erkranken. Außerdem wurde überprüft, ob die in der Literatur veröffentlichten Grenzwerte dieser Parameter in die Praxis übertragbar sind.
Dazu wurden in drei Milchbetrieben bei insgesamt 200 Kälbern der Rasse Deutsch Holstein 24 bis 26 Stunden nach der Geburt Blutproben entnommen. Die Kälber wurden 14 Tage und 21 Tage p. n. segmental untersucht und der Gesundheitszustand dokumentiert. Nach Ausschluss von drei Tieren blieben 197 Tiere, deren Untersuchungsergebnisse in die Auswertung einflossen, übrig. Die Konzentrationen des Immunglobulin G im Serum wurden mittels eines ELISA detektiert. Die Totalprotein-Serumkonzentration wurde refraktometrisch und die Aktivität der Gamma-Glutamyltransferase im Serum der Kälber wurde photometrisch bestimmt.
In der statistischen Auswertung wurden die labordiagnostisch ermittelten Werte mit dem am 14. bzw. 21. Tag p. n. erfassten Gesundheitszustand des jeweiligen Tieres in Beziehung gesetzt. Die Tiere wurden dazu in fünf Gruppen (Alle Tiere, alle weiblichen Tiere, alle männlichen Tiere, alle weiblichen und gedrenchten Tiere, alle weiblichen und ungedrenchten Tiere) eingeteilt. Die Auswertung der erfassten Daten fand auf Basis einer ROC-Kurve statt.
Folgende Ergebnisse konnten erzielt werden:
- Die für die IgG-Serumkonzentrationen ermittelten Cutpoints von 21,9 mg/ml IgG (14 Tage p. n.) bzw. 21,8 mg/ml IgG (21 Tage p. n.) hatten eine Sensitivität von 54,39 % bzw. 42,11% und eine Spezifität von 60,74% bzw. 57,52%. Diese Werte beziehen sich auf die Berechnungen für die Gesamtpopulation.
- Durch differenzierte Berechnungen für definierte Gruppen konnten eigene Cutpoints errechnet werden, die jedoch nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Sensitivität und Spezifität geführt haben.
- Aufgrund der Ergebnisse der statistischen Auswertung kann keine Immunglobulin G-Konzentration im Serum als geeigneter Prädiktor zur Voraussage der Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung unter Feldbedingungen definiert werden.
- Aus der Literatur ausgewählte Grenzwerte, die für eine ausreichende passive Immunität notwendige IgG-Serumkonzentration (5 mg/ml, 10 mg/ml und 20 mg/ml) sprechen, konnten nicht als geeignete Grenzwerte nachgewiesen werden.
- Die ermittelten Grenzwerte für die TP-Serumkonzentration lagen für die Gesamtpopulation bei 5,4 g/dl. Die entsprechenden Sensitivitäten lagen bei 54,39% bzw. 36,84% und die Spezifitäten bei 66,67% bzw. 60,13%.
- Die Berechnungen für die Subpopulationen lieferten eigene Grenzwerte, die nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Sensitivität und Spezifität führten.
- Die ausgewählten Grenzwerte aus der Literatur (5,0 g/dl, ,5,5 g/dl, 6,0 g/dl) konnten nicht als geeignet definiert werden.
- Die detektierten Grenzwerte für die Aktivität der Gamma-Glutamyltransferase, bezogen auf die Gesamtpopulation, lagen bei 790 IU/L (14 Tage p. n.) und 920 IU/L (21 Tage p. n.). Die entsprechende Sensitivität lag bei 64,91 % bzw. 65,79% und die Spezifität bei 51,85% bzw. 41,83%.
- Die durch Berechnungen für Subpopulationen ermittelten Cutpoints führten nicht zu einer signifikanten Verbesserung der Sensitivität und Spezifität.
- Der aus der Literatur angenommene Grenzwert der Aktivität der Gamma-Glutamyltransferase im Serum von Kälbern war 200 IU/L. Dieser konnte nicht als geeigneter Parameter definiert werden.
- Die Serum-Aktivität der Gamma-Glutamyltransferase konnte nicht als geeigneter Parameter zur Voraussage der Erkrankungswahrscheinlichkeit von Kälbern in den ersten 3 Lebenswochen definiert werden.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass an der untersuchten Population unter Praxisbedingungen kein tauglicher Grenzwert für die Immunglobulin G-Serumkonzentration, die Totalprotein-Serumkonzentration und die Gamma-Glutamyltransferase-Aktivität im Blut zwischen der 24. und 26. Lebensstunde zur Vorhersage der Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung in den ersten 21 Lebenstagen ermittelt werden konnte. Die in der Literatur veröffentlichten Grenzwerte konnten unter Feldbedingungen hinsichtlich ihrer Aussagekraft nicht verifiziert werden.