E-Book, Deutsch, 124 Seiten
Summers Ein Traum von einem Mann
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7457-5357-8
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 124 Seiten
ISBN: 978-3-7457-5357-8
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
War das ein erotischer Traum? Maddie laufen immer noch Schauer über den Rücken, als sie im Apartment ihrer Zwillingsschwester erwacht. Doch ihr fantastischer Lover liegt leibhaftig neben ihr, und sein wunderbares Lächeln gibt ihr zu verstehen: Das war erst der Anfang ...
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PROLOG Es war ein imposantes Anwesen, wie aus einem alten englischen Roman. Maddie stieg aus der Limousine und ließ den Blick über die graue Steinfassade gleiten. Das Haus war dreistöckig und besaß drei Erker. Der wolkenverhangene Himmel verstärkte noch den Eindruck von Melancholie und Einsamkeit. Aber es handelte sich keineswegs um das Anwesen eines englischen Adligen, sondern um die Villa der Familie Ware, auch bekannt als Ware House, und sie befand sich auf Long Island. Gleich würde Maddie dieser Familie zum ersten Mal begegnen. Ein hochgewachsener Mann, der Maddie ein wenig an Michael Caine erinnerte, öffnete die Tür. Das musste der Butler sein. Er hielt sich so gerade, als hätte er einen Stock verschluckt, und sein Gesicht war absolut ausdruckslos. „Treten Sie ein, Ms. Farrell. Lassen Sie mich Ihre Tasche tragen.“ Als ob nichts selbstverständlicher wäre. Maddie zögerte. Seit dem Anruf dieses New Yorker Rechtsanwalts, eines gewissen Mr. Edward Fitzwalter, hatte sie ein ungutes Gefühl. Für den Fall, dass man sie hier alles andere als freundlich aufnehmen würde, hatte sie den Chauffeur gebeten zu warten. „Hier entlang bitte.“ Der Mann drehte sich um und schritt durch einen geräumigen Flur. „Die Familie hat sich bereits in der Bibliothek versammelt.“ Die Familie. Maddie wurde ein wenig flau im Magen. Jetzt würde sie also die Familie kennenlernen, von deren Existenz sie bis vor zwei Tagen nichts gewusst hatte. Ihre Familie. Bis dahin hatte sie geglaubt, die einzige Tochter Mike Farrells zu sein, dessen Ranch sich eine Stunde nördlich von Santa Fe befand. Mike selbst war auch Einzelkind gewesen, der Letzte aus einer Reihe von Ranchern. Maddie sollte sein Erbe antreten. Ihr Leben lang hatte sie geglaubt, ihre Mutter sei gestorben, als sie noch ein Baby gewesen war. Das war die Geschichte, die ihr Vater ihr erzählt hatte … und da er seit einem Jahr tot war, gab es keine Möglichkeit, ihn zu fragen, weshalb er sie belogen hatte. Denn das hatte er ja offenbar. All die Jahre hatte Maddie sehr wohl eine Mutter gehabt – eine Mutter, die sie nie hatte kennenlernen dürfen, die in dieser Villa aufgewachsen war und die eine berühmte Schmuckdesignerin gewesen war: Eva Ware. Oh, über die Schmuckdesignerin hatte Maddie Bescheid gewusst. Sie hatte sich schon seit ihrer Schulzeit intensiv mit deren Arbeit beschäftigt und schon lange davon geträumt, ihre eigene Schmuckkollektion zu entwerfen. Ihr Vater hatte gewusst, dass sie ein Fan Eva Wares war, hatte jedoch mit keinem Wort erwähnt, dass die Frau, die sie so bewunderte, ihre Mutter war. Maddie war von dieser Nachricht immer noch wie betäubt gewesen, als der Anwalt ihr im selben Atemzug mitgeteilt hatte, dass Eva Ware fünf Tage zuvor bei einem Autounfall mit Fahrerflucht ums Leben gekommen sei. Maddie war schwindlig geworden, und sie hatte sich in den nächsten Sessel fallen lassen. Nur bruchstückhaft hatte sie wahrgenommen, was der Anwalt ihr noch gesagt hatte – der letzte Wunsch ihrer Mutter … ein Flug nach New York … Verlesung des Testaments … sie müsse Anspruch auf ihr Erbe anmelden. Ihr Erbe? Sie versuchte, die Bedeutung dieser Nachricht zu erfassen, als der Anwalt sie mit einer weiteren Neuigkeit konfrontierte. Abgesehen von der Mutter, von der sie nichts gewusst hatte, hatte Maddie offenbar auch einen Onkel, einen Cousin und eine Schwester, genauer gesagt, eine Zwillingsschwester, Jordan Ware. Einige Sekunden lang hatte sie nichts mehr um sich herum wahrgenommen. Eine Schwester? Eine Zwillingsschwester, von der man sie gleich nach der Geburt getrennt hatte? Nein, das war zu viel. Das erinnerte doch zu sehr an einen Hollywoodfilm. Nein, das konnte sie einfach nicht glauben. Ihr Vater konnte sie unmöglich all die Jahre so sehr belogen haben. Maddie war aufgesprungen und dem Mann am anderen Ende der Leitung ins Wort gefallen. „Sie lügen. Sie wollen sich wohl einen Scherz erlauben oder mich über den Tisch ziehen. Nicht mit mir.“ Ganz ruhig, als ob er mit dieser Reaktion gerechnet hätte, hatte der Anwalt sie aufgefordert aufzulegen und sich von der Telefonauskunft die Nummer der Anwaltskanzlei Fitzwalter and Carnegie in New York geben zu lassen. Maddie hatte erst einmal eine Viertelstunde hin- und herüberlegt. Sie konnte, nein, sie würde einfach nicht glauben, dass ihr Vater sie so belogen hatte. Der Mann, der er sie angerufen hatte, musste ein Betrüger sein. Sie war vor dem breiten Wohnzimmerfenster stehen geblieben und hatte hinausgeblickt auf das Land, das seit fünf Generationen den Farrells gehörte. Und dann hatte sie an Daniel Pearson gedacht, den Immobilienmakler, der sie schon seit sechs Monaten bearbeitete, sie solle die Ranch doch verkaufen. Es war allgemein bekannt, dass Maddie seit dem Tod ihres Vaters ein Problem damit hatte, sowohl die Ranch weiterzuführen als auch ihr Schmuckdesigngeschäft. Konnte Mr. Fitzwalter etwas damit zu tun haben? Aber inwiefern? Wenn sie tatsächlich etwas von ihrer Mutter erben würde, dann hätte sie es doch erst recht nicht nötig, die Ranch zu verkaufen, oder? Am Ende hatte die Neugier gesiegt, und das Gefühl, das ihr sagte, dass Mr. Edward Fitzwalter tatsächlich der war, für den er sich ausgab. Wie sich dann herausstellte, war das auch zutreffend. Sehr geduldig hatte er ihr alles noch einmal erzählt und ihr gesagt, dass ein Flug für sie bereits gebucht sei. Sie müsse nur am nächsten Tag zum Flughafen fahren und ihr Ticket dort abholen. Vom John-F.-Kennedy-Airport würde eine Limousine sie zur offiziellen Testamentseröffnung zum Anwesen der Wares auf Long Island bringen. Der Butler blieb vor einer mit edlem Holz getäfelten Doppeltür stehen. Maddies Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Der Butler stieß die Tür auf. Maddie blieb auf der Schwelle stehen und blickte in den Raum, der vor ihr lag. Drei der vier endlos hohen Wände waren vom Boden bis zur Decke mit Bücherregalen bedeckt. Der Geruch von Bohnerwachs, altem Papier und Ledereinbänden vermischte sich mit dem Duft der Lilien, die in mehreren Bodenvasen im Raum verteilt waren. Vier schmale, hohe Buntglasfenster befanden sich in der Wand gegenüber der Tür und ließen nur wenig Licht herein. Auf der Fensterseite des Raumes befand sich ein Schreibtisch. Maddie holte tief Luft, trat ein und begrüßte die fünf Anwesenden nacheinander mit einem freundlichen Blick. Der Mann am Schreibtisch hatte eine Halbglatze und einen Schnurrbart. Das war sicher Mr. Fitzwalter. Als Nächstes richtete Maddie den Blick auf die drei Personen, die links vom Schreibtisch saßen. Fitzwalter hatte ihr ein paar Informationen zu jedem Familienmitglied gegeben. Der gut aussehende grauhaarige Mann in dem Ledersessel war sicherlich Carleton Ware, Evas Bruder. Carleton hatte mit Eva Ware Designs nichts zu tun. Er führte die Ware Bank, die von seinem Ur-Urgroßvater gegründet worden war und Zweigstellen auf ganz Long Island hatte. Carleton wohnte mit Frau und Sohn das ganze Jahr über hier in diesem Haus. Eva, die zwar das Haus zur Hälfte geerbt hatte, hatte in New York City gelebt. Carleton hatte braune Augen und erwiderte Maddies Blick distanziert und abschätzend. Der junge Mann an seiner Seite war bestimmt ihr Cousin Adam. Sein Haar war kastanienbraun, leicht gewellt und ziemlich lang. Sein Blick drückte Feindseligkeit aus. Laut Mr. Fitzwalter brachte Adam sich sehr intensiv bei Eva Ware Designs ein. Er arbeitete seit seinem Collegeabschluss in der Firma und war schon als Schüler von Eva angelernt worden. Fitzwalter hatte Adams Mutter Dorothy, die links von Carleton saß, als typische Dame der gehobenen Gesellschaft beschrieben. Ihre gesellschaftlichen Aktivitäten erstreckten sich bis nach Manhattan. Sie gehörte zum Vorstand mehrerer Wohltätigkeitsorganisationen und zum Spendenkomitee verschiedener Museen. Sie war hochgewachsen und schlank mit der Figur eines Models. Ihr Blick war um einige Grad kühler als der ihres Mannes, ihr Haar war perfekt gestylt, ihre Kleidung makellos. Herablassend erwiderte sie Maddies Blick. Maddie war auf einer Ranch aufgewachsen und hatte nie viel Zeit gehabt, sich mit Mode zu beschäftigen. Mit hellgrauer Stoffhose, besticktem Blazer aus Denim und knöchelhohen Lederstiefeletten war man für einen Geschäftstermin in Santa Fe perfekt angezogen. Sie richtete den Blick auf den kleinen, asiatisch aussehenden Mann, der am weitesten von Fitzwalter entfernt saß. Das musste Cho Li sein, Evas langjähriger Assistent. Er trug sein langes schwarzes, um die Stirn herum schon etwas schütteres Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er nickte Maddie zu und lächelte. Schließlich fasste sie sich ein Herz und wandte sich dem einzig vertrauten Gesicht zu – dem ihrer Zwillingsschwester. Auf dem langen Flug von Santa Fe hatte Maddie immer wieder versucht, sich diesen Augenblick vorzustellen. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, so ein intensives Gefühl der Verbundenheit zu verspüren. Eine Sekunde lang vergaß sie fast zu atmen. Es war nicht, als ob sie in einen Spiegel blicken würde – nicht ganz. Jordan trug ein graues Kostüm mit türkisfarbener Bluse und sah aus wie aus einem Modemagazin. Doch abgesehen davon hatte die junge Frau, die sich jetzt von ihrem Stuhl erhob, die gleichen dunkelblauen Augen und die gleichen Gesichtszüge wie Maddie. Ihr modisch kurz geschnittenes Haar war honigblond, genau wie Maddies. Alles, was Fitzwalter am Telefon gesagt hatte, entsprach der...