E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Summers Enthüllt!
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7337-5375-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5375-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die junge Reporterin Corinne muss fliehen: vor einem sehr attraktiven, aber leider auch sehr wütenden Mann! Unerlaubt hat sie Fotos gemacht und damit Hunter Marks auf den Plan gerufen. In einer Dessousboutique stellt er sie. Erst verlangt er die Aufnahmen, dann küsst er Corinne, wie sie noch nie geküsst worden ist...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL Warum konnte sie nicht besser planen? Entnervt bahnte Corinne Gibbs sich den Weg durch die Menge im Blue Pepper. Sie hatte ihre Schwestern um ein Treffen gebeten und dabei vollkommen vergessen, dass in der beliebten Bar in Georgetown, einem Stadtteil von Washington, am Dienstagabend immer Singletreff war. Jetzt musste sie sich wie immer auf ihr Glück verlassen, wenn sie noch einen Tisch ergattern wollte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und ließ ihren Blick schweifen in der Hoffnung, einen der Lokalbesitzer zu entdecken. George hatte wahrscheinlich an der Bar zu tun, aber sein Partner Rad müsste in der Nähe des Reservierungspults stehen. Wieder schaute Corinne sich um, oder genauer, sie versuchte es. Es war schon hinderlich, so klein zu sein. „Entschuldigung.“ Corinne blickte lächelnd zu einem hoch gewachsenen Mann auf, als sie sich zwischen ihn und seine Begleiterin drängte. Er beachtete Corinne nicht einmal. Auch die anderen Gäste, die sie versehentlich anrempelte, schienen sie zu übersehen. Auf halbem Weg durch das Restaurant stieß sie schließlich mit Rad zusammen. „Corinne.“ Rad ergriff ihre Hände und küsste die Luft neben ihrer linken Wange. Dann trat er einen Schritt zurück, um Corinne kritisch zu betrachten. Der ehemalige Modedesign-Student aus New York war der selbst ernannte Stilberater der Gibbs-Schwestern. Gespannt wartete Corinne seine Reaktion ab. Rad, der seine Haarfarbe beinahe so häufig wechselte wie seine ausgefallenen Krawatten, hatte sie ermuntert, ihren eigenen Stil zu entwickeln. Doch wie bei allem, was sie tat, war sie sich unsicher, ob es ihr gelang. Ein Foto in der Zeitschrift Celebrities hatte sie dazu inspiriert, ihre ausgeblichene Hüftjeans mit einer Organdy-Bluse zu kombinieren, die sie unter den Brüsten zusammengeknotet hatte. Dazu trug sie hochhackige Riemchensandaletten. Ihre. Ohren waren mit Gehängen geschmückt, die aus vielen goldenen Ringen bestanden. Endlich lächelte Rad anerkennend. Er beugte sich vor, damit sie ihn besser verstehen konnte. „Eine gelungene Variation des Sarah-Jessica-Parker-Looks! Und der kleine Knopf in deinem Bauchnabel – sehr sexy.“ „Danke.“ Corinne wollte nicht darüber nachgrübeln, warum nur schwule Männer sie attraktiv fanden. Keine negativen Gedanken, ermahnte sie sich und schenkte Rad ein strahlendes Lächeln. „Du würdest mich noch glücklicher machen, wenn du einen freien Tisch für mich hättest.“ Rad zog die Augenbrauen hoch. „An einem Dienstagabend? Du hast Glück, dass du zwei Schwestern hast, die etwas umsichtiger sind als du. Detective Natalie hat mich heute Mittag angerufen.“ Das passt, dachte Corinne. Natalie nahm ihre Verantwortung als älteste Schwester ernst, und vorausschauendes Denken kam ihr als Polizistin sehr zugute. „Dr. Gibbs hat sie übertroffen, indem sie mich bereits heute Morgen informiert hat“, fuhr Rad fort. Auch das überraschte Corinne nicht. Sierra war ein ausgesprochener Planungsfreak und hatte die Angewohnheit, ständig blaue Kärtchen mit sich herumzutragen, auf denen sie sich Notizen machte. Ihre Gewissenhaftigkeit schien sich auszuzahlen. Seit kurzem unterrichtete sie im Fachbereich Psychologie an der Universität von Georgetown. Ein Anflug von Neid beschlich Corinne. Sie und ihre Schwestern waren so verschieden wie Sonne und Mond. Corinne wünschte, sie wäre ihnen ähnlicher. Zum einen beneidete sie die beiden um ihr Aussehen. Natalie und Sierra waren groß wie ihr Vater. Corinne dagegen schlug mehr nach ihrer Mutter und war klein. Natalie war eine rassige Rothaarige, Sierra der Typ kühle Blondine, während Corinne die Rolle der unscheinbaren Brünetten erhalten hatte. Zum andern störte sie, dass ihre Schwestern mit sechsundzwanzig genau wussten, was sie wollten, und zielstrebig an ihrer Karriere arbeiteten. Sie dagegen war immer noch am Ausprobieren. Nein, das ist nun vorbei, sagte sich Corinne. Wenn morgen alles glatt ging, würde sie demnächst einen festen Job als Reporterin bei der Zeitschrift Celebrities haben. Dann hätte sie endlich etwas vorzuweisen. Ihr Magen krampfte sich nervös zusammen. „Deine Schwestern warten im Innenhof auf dich“, erklärte Rad und wandte sich zum Gehen. „Sie haben schon die Vorspeisen bestellt.“ Essen. Das war genau das Richtige, um Corinnes Nerven zu beruhigen. Normalerweise kaute sie bei innerer Anspannung Kaugummi, aber sie hatte keins mehr – ein weiteres Resultat mangelhafter Planung. Keine negativen Gedanken! hämmerte sie sich erneut ein, während sie sich weiter den Weg durch die Menge bahnte. Immerhin stand ihr ein entscheidender Moment bevor. Sie würde den Brief öffnen, den sie von ihrem Vater bekommen hatte. Vor einem Monat hatten sie und ihre Schwestern hier im Blue Pepper ihren sechsundzwanzigsten Geburtstag gefeiert. Sechzehn lange Jahre hatten sie nichts von Harry Gibbs gehört, und dann hatte plötzlich jede von ihnen über seinen Anwalt einen Brief von ihm erhalten. Harry war bereits sechs Jahre zuvor verstorben. Es war eine schwere Zeit für die Schwestern gewesen, denn sie hatten im Abstand von ein paar Monaten nicht nur den Vater, sondern auch die Mutter verloren. Corinne hatte ihrem Vater nie ganz verziehen, dass er die Familie verlassen hatte. Ihren Schwestern ging es genauso. Kurz nachdem er verschwunden war, hatten sie aufgehört, ihn Dad zu nennen. Von da an war er für sie nur noch Harry. Schon bei dem Gedanken daran, den Brief zu öffnen, spielten Corinnes Nerven verrückt. Natalie hatte ihren Brief vor einem Monat gelesen, und Harrys Rat – auf ihre Fähigkeiten zu vertrauen und alles zu riskieren, um ein Ziel zu erreichen –, hatte ihr Leben verändert. Die Älteste der Schwestern hatte nicht nur Ja zum Abenteuer des Lebens gesagt, sondern in Sean Mitchell auch die große Liebe gefunden. Natalie hatte allerdings schon immer über eine Menge Talente verfügt, auf die sie bauen konnte. Corinne konnte sich nicht vorstellen, was Harry ihr, Corinne, zu sagen hätte. Endlich entdeckte sie ihre Schwestern und ließ sich auf einen Stuhl zwischen ihnen fallen. Die Martinis standen ebenso wie die Platte mit dem berühmten Fingerfood vom Blue Pepper schon bereit. Corinne steckte sich einen gefüllten Champignon in den Mund und kaute hastig. „Danke, dass ihr gekommen seid“, stieß sie schließlich hervor. „Du musst den Brief nicht öffnen, wenn du noch nicht bereit dazu bist“, meinte Natalie. Sierra tippte auf das blaue Kärtchen, das vor ihr auf dem Tisch lag. „Wir haben lediglich beschlossen, dass du als Zweite an die Reihe kommen solltest, deinen Brief von Harry zu lesen. Aber wann du das tust, liegt ganz allein bei dir.“ Corinne schluckte. „Ich habe lange genug gewartet.“ Sie zog den Brief aus der Tasche. „Ich brauche Harrys Rat.“ „Was ist los?“, erkundigte sich Natalie besorgt. Corinne holte tief Luft. „Ich habe mich endlich für einen Beruf entschieden.“ Natalie lächelte. „Ich verstehe, dass es für dich wichtig ist, einen Entschluss zu fassen, aber du musst dich deswegen nicht so unter Druck setzen.“ Corinne sah auf den weißen Briefumschlag mit ihrem Namen darauf. Sie hatte die Selbstzweifel, die sie ihr ganzes Leben hindurch geplagt hatten, satt. „Ihr wusstet von klein auf, was ihr machen wolltet. Ich habe in vier Jahren sechsmal den Job gewechselt. Das ist bestimmt ein Fall fürs Guinness-Buch der Rekorde.“ „Wer sagt, dass jeder so sein muss wie Sierra oder ich?“, fragte Natalie. „Und wer sagt, dass wir ewig denselben Beruf ausüben werden?“ Sierra musterte Corinne über den Rand ihrer Brille. „Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen unserer Altersgruppe drei- bis viermal im Leben ihre Berufsrichtung ändern müssen. Du wirst viel besser darauf vorbereitet sein als Natalie oder ich.“ Corinne konnte sich auf den Beistand ihrer Schwestern immer verlassen, doch das änderte nichts an ihrem mangelnden Selbstbewusstsein. Ihr Blick fiel wieder auf den Umschlag. „Ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, wenn ich mich wie ihr mehr auf einen bestimmten Beruf konzentriert hätte, wäre Harry eher nach Hause zurückgekehrt. Ich wette, Mom hatte Angst, dass ich Dad nacheifern würde, wenn er wieder Teil unseres Lebens geworden wäre.“ „Du darfst dir keine Vorwürfe machen wegen einer Entscheidung, die unsere Eltern getroffen haben“, meinte Natalie. „Keiner von uns ist dafür verantwortlich.“ Sie hob ihr Martiniglas. „Zum Teufel mit den Schuldgefühlen.“ Corinne und Sierra stießen mit ihr an, und dann tranken sie alle einen Schluck. „Also dann.“ Corinne nahm den Brief ihres Vaters, öffnete den Umschlag und faltete den Papierbogen auseinander. Corinne, meine kleine Draufgängerin, deine Mutter und ich waren beide sechsundzwanzig, als ihr drei Mädchen zur Welt kamt. Daher haben wir beschlossen, dass du diesen Brief an deinem sechsundzwanzigsten Geburtstag lesen darfst, falls ich nicht in der Lage sein sollte, persönlich mit dir zu sprechen. Erinnerst du dich, wie du klein warst und ich dir riet, dass du dich immer auf dein Glück verlassen solltest? Nun, damals war dieser Rat verfrüht. Deine Mutter hat mir das immer vorgehalten. Sie hatte Angst, dass ich eines Tages zu viel riskieren würde, und weil du so impulsiv warst, machte sie sich auch um dich Sorgen. Ich denke aber, heute verstehst du, was ich meine. Vertrau voll und ganz auf dein Glück – und hilf ihm notfalls etwas nach. Hab Mut zum Risiko. Nur wer...