Swallow Star Trek - The Fall 4: Der Giftbecher
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86425-743-8
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 4, 380 Seiten
Reihe: Star Trek - The Fall
ISBN: 978-3-86425-743-8
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Serien THE NEXT GENERATION, TITAN und DEEP SPACE NINE vereint! Die Lage der Vereinigten Föderation der Planeten wird immer hoffnungsloser. Das Geheimnis um den schrecklichen Terroranschlag erschüttert die Föderation bis ins Mark. Zurück zur Erde beordert, findet sich William Riker von der USS Titan unzähligen Gerüchten und Halbwahrheiten ausgesetzt und gerät in ein politisches Intrigenspiel, bei dem selbst befreundete Sternenflottenoffiziere auf Wunsch der Oberen verhaftet werden. Wem kann man trauen, wenn das Gesetz schweigt und Gerechtigkeit zu Rachedurst verkommt? Die Antwort darauf wird für die Besatzung der USS Titan zu einem Kampf um die Ideale der Föderation.
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EINS
Schwache Strahlungsvorboten zerrissen das Schwarz. Aus einem leuchtenden Wirbel entstieg ein Schiff, dem Schein vertrauter Sterne entgegen.
Glatt und makellos präsentierten sich die eisgraue Hülle und die Warpgondeln der U.S.S. Titan, die soeben den Marsorbit passierte, dem fernen Glanz der Erdensonne. Impulsdüsen leuchteten vor orangefarbenem Feuer, als die Titan schnell auf den dritten Planeten zuhielt und dabei die Schiffsrouten kommerzieller Frachter kreuzte.
In einer anderen Zeit und unter anderen Umständen hätte die Heimkehr dieses fortschrittlichen Forschungsschiffs zu Feierlichkeiten geführt; heute jedoch nicht. Denn es lag ein tiefer Schatten über der Vereinigten Föderation der Planeten. Jeder Bürger dieses großen Bündnisses schien den Atem anzuhalten und zu warten, was als Nächstes geschah.
Captain William Riker verschränkte die Arme vor der Brust. Ernst und nachdenklich sah er zum Hauptbildschirm, über den die Sterne zogen. Die Umstände seiner überhasteten Rückkehr ins Sol-System beschäftigten ihn sehr. Eigentlich bestand die Mission der Titan in der Erforschung unbekannter Regionen des Gum-Nebels im Beta-Quadranten, nun aber war sie erneut von einem dringenden Ruf des Sternenflottenkommandos unterbrochen worden. Beim ersten Mal war der Grund eine gewaltige, invasionswütige Borg-Flotte gewesen. Und auch dieses Mal beruhte die Heimkehr der Titan sehr zu Rikers Missfallen auf einem Akt brutaler Gewalt.
Wie so oft in den vergangenen Tagen ließ er die Ereignisse in seinem Geist Revue passieren, betrachtete sie von allen Seiten, suchte nach dem Sinn.
Nanietta Bacco ist tot. Die Präsidentin der Vereinigten Föderation der Planeten hatte die Föderation durch einige ihrer schrecklichsten Prüfungen gelenkt, nur um durch die Hand eines Mörders zu fallen. Sie war auf der neu errichteten Station Deep Space 9 nahe Bajor erschossen worden, mitten während der Einweihungszeremonie. Die von den anwesenden Reportern gesammelten Bilder hatten sich tief in Rikers Erinnerungen gegraben. Ein Schuss, der durch die Galaxis hallte, so hatten sie geschrieben. Ein einziger Akt, ein Fingerzucken an einem Abzug, und im Nu waren die Sorgen und Nöte der VFP dunkler und bedrohlicher geworden.
Riker hatte nie die Ehre gehabt, Bacco persönlich zu treffen. Doch nach der Borg-Krise hatte sie die Titan kontaktiert und ein Lob ausgesprochen. Die Ehrenplakette mit ihren Worten hing inzwischen an der Wand der Hauptmesse, einige Decks unter Riker. Seine Bewunderung für die unverblümt-direkte Bacco war nur gestiegen, als sie erklärt hatte, man solle sich »all den Formalitätenunfug sparen«, und ihm völlig ironiefrei verkündet hatte, jedes einzelne seiner Besatzungsmitglieder sei jederzeit im Präsidentenbüro zu einem Glas mit ihr willkommen.
»Kommen Sie nur bitte nicht alle auf einmal«, hatte sie lächelnd geendet. Riker bedauerte, die Einladung nun nie annehmen zu können.
»Meldung von Earth Space Central.« Commander Christine Vale, sein Erster Offizier, hob an der Konsole rechts von ihm den Kopf. »Wir können rein. McKinley ist bereit für uns, Sir.«
Riker quittierte den Bericht mit einem knappen Nicken. Vale gab den Befehl an die Lieutenants Aili Lavena und Sariel Rager an Steuer- und Ops-Konsole weiter. Zum ersten Mal bemerkte er die weiß gefärbte Strähne im Haar seiner Stellvertreterin. Dies, entsann er sich, war ein Zeichen der Trauer unter den Bewohnern der Izar-Kolonien.
Auf der Brücke blieb es ungewöhnlich still, als Riker sich umsah. Rager und Lavena befanden sich vor ihm, Vale rechts von ihm. Sein zweiter Offizier Commander Tuvok bemannte hinter ihm die Taktik, gleich neben dem Sicherheitsschef Ranul Keru. Tuvoks vulkanische Miene war stoisch-reserviert wie eh und je. Keru, der cardassianische Wissenschaftsoffizier Zurin Dakal sowie Karen McCreedy vom Ingenieurteam schienen vor lauter Arbeit alles andere vergessen zu haben.
Der Captain der Titan pochte nicht über Gebühr auf Disziplin, und seine Offiziere waren so professionell, dies nicht als Einladung misszuverstehen. Entsprechend blieb die Atmosphäre an Bord stets entspannt, aber nicht zügellos. Doch diese Lockerheit fehlte nun. Niemandem stand der Sinn nach Geplauder.
Riker spannte die Muskeln an und widerstand dem Drang, sich aus seinem Kommandosessel zu erheben. Damit würde er die Anspannung, die auf seinen Besatzungsmitgliedern lastete, auch nicht auflockern. Er hatte nicht weniger viele Fragen als seine Offiziere, und es störte ihn gewaltig, ihnen keinen besseren Halt bieten zu können.
Baccos Tod und der Nebel aus Halbwahrheiten und Ungewissem, der ihn umgab, drohten die Moral der Föderation zu untergraben, ihr mehr zu schaden als die schreckliche Tat selbst. Während der Heimreise der Titan hatten die Berichte nicht nachgelassen – bruchstückhafte, widersprüchliche Nachrichten über einen Zwischenfall im andorianischen System. Riker wusste nur, dass einige Sternenflottenmitglieder verhaftet worden waren – darunter Personen, mit denen er befreundet war – und auf Ermittlungen auf höchster Ebene warteten.
Es hieß, die genetische Krise um die Andorianer und ihren komplexen Fortpflanzungsprozess sei beendet. Andere Quellen sagten, sie sei in totale Anarchie übergegangen. Die andorianischen Besatzungsmitglieder der Titan, die nach dem Zwischenfall mit dem Raumschiff Therin ins Fadenkreuz ihres eigenen Volkes geraten waren, warteten momentan angsterfüllt auf neue Nachrichten von ihrem Planeten und dem Schicksal ihrer Spezies. Andors Föderationsaustritt schmerzte viele von ihnen nach wie vor, ging er doch auf die Weigerung der Sternenflotte zurück, Daten offenzulegen, mittels derer man die Fruchtbarkeitskrise hätte beenden können.
Rikers größte Sorge galt aber den Meldungen über einen bewaffneten Eingriff seitens der Vereinigten Föderation der Planeten. Das alte Sprichwort stimmte: Schneller als der Warpantrieb waren nur Gerüchte. Und laut der Gerüchteküche schoss die Sternenflotte gerade auf ihre eigenen Leute.
Captain Riker sah zur Erde, die auf dem Hauptmonitor größer wurde. Hier, im Nervenzentrum der VFP, so hoffte er, würde sich die Wahrheit zeigen.
»Wir nähern uns McKinley«, sagte Rager, als die rostrote Raumstation über dem Rand des Planeten erschien, die aufgehende Sonne in ihrem Rücken. In ihrer geschwungenen Form glich die Station einer gewaltigen Metallklaue, die nach der Titan zu greifen drohte.
Riker verscheuchte die düsteren Gedanken und räusperte sich. »Manövrierdüsen, Lieutenant. Bringen Sie uns rein.«
»Aye, Sir.« Konzentriert steuerte Rager das Schiff ins Dock. Ein leichtes Ruckeln bewies, dass Traktorstrahlen die Titan erfasst hatten und sicher zum Anleger führten.
»Wir haben Sie, Titan«, kam die Stimme des Dockleiters aus dem Komm-System. »Willkommen daheim. Ich wünschte, die Umstände wären freudiger.«
»Titan bestätigt und dankt, McKinley«, sagte Riker nickend. Als er sich umdrehte, sah er sich Vales strengem Blick gegenüber.
»Da wären wir also«, meinte sie. »Glauben Sie, wir bekommen jetzt ein paar Antworten?«
Riker zögerte. Der Befehl, der ihre Mission im Gum-Nebel unterbrochen hatte, war äußerst knapp formuliert gewesen. Die Antworten, nach denen Vale lechzte, drehten sich nicht minder um die Legitimation besagten Befehls als um die Ermordung der Präsidentin und die Konfrontation auf Andor. »Ich wünschte, ich wüsste es, Chris«, sprach er endlich aus, was ihn seit Erhalt des Befehls beschäftigte. »Eins ist sicher: Eine verfrühte Rückkehr zum Sternenflottenkommando verheißt nichts Gutes.«
Ein akustisches Konsolensignal hinderte Vale an einer Erwiderung. »Wir werden gerufen«, berichtete Tuvok und sah von seiner taktischen Konsole auf. »Die Nachricht hat oberste Prioritätsstufe und kommt direkt aus dem Büro des Sternenflottenkommandos. Admiral Leonard Akaar bittet Captain William T. Riker um seine unverzügliche Anwesenheit im Hauptquartier in San Francisco.«
»Das ging schnell«, kommentierte Vale trocken.
Der Captain stand auf, und sein Erster Offizier folgte ihm. »Sie kennen Akaar«, sagte Riker. »Der lässt nichts anbrennen. Das Schiff gehört Ihnen, Commander. Lassen Sie Lieutenant Radowksi wissen, dass ich unterwegs zu Transporterraum drei bin.«
Er strich sich das Uniformoberteil glatt und ging zum Turbolift. Vale folgte ihm ein paar Schritte. »Ein Rat gefällig?«, sagte sie leise zu ihm. »Versuchen Sie, nicht zu wirken, als schritten Sie zum Galgen.«
Riker blieb auf der Schwelle stehen und sah zu ihr. »Sagen Sie meiner Frau … ich habe so das Gefühl, ich schaff’s heute nicht zum Abendessen.«
Die hohe, gewölbte Decke der Transporterstation des Flottenhauptquartiers erschien über Riker. Dann verklang der Rest des summenden Rematerialisierungseffekts, und zum ersten Mal seit Jahren...




