Tadday | Alvin Lucier | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 180 / 181, 202 Seiten

Reihe: Musik-Konzepte

Tadday Alvin Lucier


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-86916-678-0
Verlag: edition text+kritik
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 180 / 181, 202 Seiten

Reihe: Musik-Konzepte

ISBN: 978-3-86916-678-0
Verlag: edition text+kritik
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Alvin Luciers populärste Arbeit 'I Am Sitting in a Room' aus dem Jahr 1969 gilt als eine der bedeutendsten experimentellen Kompositionen des 20. Jahrhunderts überhaupt. Der Komponist Alvin Lucier (*1931) ist ein wichtiger Vertreter der amerikanischen Musik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ob während der Phase der Live-Elektronik in den 1960er und 1970er Jahren mittels Verbalpartituren oder seit den frühen 1980er Jahren anhand traditionell notierter Instrumentalstücke: Lucier fokussiert entsprechend konsequent akustische und akustisch generierte Phänomene wie minutiös geplante Schwebungen oder Raumresonanzen. Verstanden als ästhetische Reflexionen verweisen diese ebenso minimalistischen wie abwechslungsreichen Werke neben der Phänomenalität des Klangs stets auch auf die Wahrnehmung der Wahrnehmung selbst. Das gewöhnlich Unhörbare wird hörbar, aber auch Hörbares wird auf ungewöhnliche Weise sichtbar.

Ulrich Tadday, geb. 1963, Studium der Musikpädagogik und Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Dortmund und Bochum; Staatsexamina, Promotion und Habilitation; seit 2002 Professor für Historische Musikwissenschaft an der Universität Bremen; seit 2004 Herausgeber der Neuen Folge der 'Musik-Konzepte'.
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Weitere Infos & Material


- Vorwort
- Bernhard Rietbrock: Alvin Lucier und das Reale. Eine Ästhetik der minimalen Differenz
- Volker Straebel: Musikalische Repräsentation geometrischer Objekte in Alvin Luciers Kammermusik
- Sabine Sanio: Musik als Raumkunst. Zur Ästhetik von Alvin Lucier
- Tobias Gerber: Technologie als Landschaft als Klangraum. Alvin Luciers "Bird and Person Dyning"
- Jan Thoben: Look at the Natural World. Klang und Licht bei Alvin Lucier
- Dieter Mersch: Von Wissenschaft zur Kunst. Alvin Luciers kompositorisches Werk als Kunstforschung
- Jörn Peter Hiekel: "Öffnen statt Schließen". Zu Kontexten und zum historischen Ort der Musik Alvin Luciers
- Helga de la Motte: No Ideas But In Things. Das kompositorisches Denken von Alvin Lucier im Kontext amerikanischer Ästhetik
- Martin Supper: Der Raum als Instrument. Bemerkungen zu "I Am Sitting in a Room" for voice and electromagnetic tape (1969)
- Abstracts
- Bibliografische Hinweise
- Zeittafel
- Autorinnen und Autoren


Volker Straebel

Musikalische Repräsentation geometrischer Objekte in Alvin Luciers Kammermusik


Well, shall we think or listen? Is there a sound addressed not wholly to the ear?

William Carlos Williams (The Orchestra, 1954)

Mit seiner Music for Solo Performer für extrem verstärkte Gehirnwellen und Perkussion hatte sich Alvin Lucier 1965 vom Paradigma der Konzertmusik verabschiedet. Das Stück verzichtet, wie die überwiegende Zahl der Kompositionen der folgenden Jahre, auf das traditionelle Modell von Partitur und eindeutig wiederholbarer Aufführung. Stattdessen entwarf Lucier Klanginstallationen oder mediale Settings, in denen Performer und Rezipienten akustische Phänomene erkunden. Diese radikal experimentelle Musik hat lange Zeit die Wahrnehmung Luciers Œuvre bestimmt. So eröffnete 1988 James Tenney ein Gespräch mit Alvin Lucier mit der Bemerkung, er habe nur Publikationen über Luciers Kompositionen bis etwa 1981 finden können – eine Feststellung, die von wenigen Ausnahmen abgesehen bis heute zu gelten scheint. Daraufhin berichtete Alvin Lucier von seiner Hinwendung zur Instrumentalmusik. Diese sei unter anderem durch den Besuch der Sammlung des Percy Grainger Museums 1984 in Melbourne befördert worden, bei dem Lucier realisierte, dass Graingers Kompositionen für individuell entwickelte, inzwischen obsolet gewordene Musikinstrumente kaum noch aufgeführt werden könnten.1 An anderer Stelle betonte Lucier, dass er seine Musik im Gegensatz dazu eigentlich immer im Mainstream des musikalischen Lebens hatte sehen wollen.2

Seit den frühen 1980er Jahren3 entstanden über 40 Instrumentalwerke, in denen akustische Instrumente zueinander oder in Bezug zu Sinusschwingungen in sich langsam ändernde mikrotonale Intervalle gebracht und so kontinuierlich sich verändernde Schwebungen ausgeprägt werden (Abb. 1). Sie stehen im Kontext von Klanginstallationen, die mittels langsam glissandierender Sinusschwingungen Schwebungen erzeugen (Seesaw, 1983; Spinner, 1984)4, und elektroakustischen Performances, in denen die räumliche Distribution von Klang erforscht wird (Outlines of Persons and Things, 1975; Directions of Sounds from the Bridge, 1978; Reflections of Sound from the Wall, 1981)5.

Titel

Jahr

Instrumentation

Sinus-Glissando,
statische Instrumente

Statische Sinustöne,
glissandie-
rende Instrumente

Statische Sinustöne,
mikrotonale Instrumente

Statische Instru-
mente,

glissandie-
rende Instrumente

Repräsen-
tation außer-
musikalischer Gegenstände

Still and Moving Lines of Silence in Families of Hyperbolas

19722013

twelve pieces for instruments or voice with pure wave oscillators, including pieces for clarinet, female voice, flute, horn, mallet instruments, violin solo and duet, viola, and cello

x

(x)

Crossings

198284

for small orchestra and slow-sweep pure wave oscillator

x

In Memoriam Jon Higgins

1984

for clarinet and slow-sweep pure wave oscillator

x

A Tribute to James Tenney

1986

for double bass and pure wave oscillators

x

Fideliotrio

1987

for viola, cello and piano

x

Kettles

1987

for five timpani and two slow-sweep, pure wave oscillators

x

(x)

Music for Piano

1992

with slow sweep pure wave oscillators

x

Music for Accordion

1993

with slow sweep pure wave oscillators

x

(x)

Music for Baritone

1993

with slow sweep pure wave oscillators

x

Music for Soprano

1993

with slow sweep pure wave oscillators

x

x

Panorama

1993

for trombone and piano

x

x

...



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