Tauber | Bammel - Keine Angst vor bösen Geistern | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Tauber Bammel - Keine Angst vor bösen Geistern

Spannendes Mystery-Abenteuer für Jungen und Mädchen ab 11 Jahren
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-96129-407-7
Verlag: KARIBU
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Spannendes Mystery-Abenteuer für Jungen und Mädchen ab 11 Jahren

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-96129-407-7
Verlag: KARIBU
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Drei außergewöhnliche Helden, die man einfach lieben muss. Soro, Emrah und Maya treffen sich zufällig beim Sankt-Martin-Laternenumzug ihrer kleinen Geschwister - für drei 13-Jährige eigentlich eine komplett langweilige Veranstaltung. Doch dieses Jahr ist alles irgendwie anders. Im Wald hängt tiefer Nebel, und sobald ihnen eine blau leuchtende Gestalt erscheint, ist klar: Hier geht was nicht mit rechten Dingen zu. Als dann auch noch eine seltsame Macht die anderen Menschen zu Zombies werden lässt, müssen die drei handeln. Auf ihrer rasanten Flucht durch den Wald sind Actionstunts, Verrückte Erfindung und Gänsehaut garantiert, und dabei müssen sie nicht nur die Welt vor der Herrschaft der Geister bewahren, sondern werden nebenbei noch waschechte Freunde.

Christopher Tauber wurde im Jahr 1979 in Frankfurt am Main geboren. Das ist schon ziemlich lange her, in der Zwischenzeit ist viel passiert. Unter anderem, dass er als Zeichner und Autor für Comics arbeitet, zum Beispiel für Die drei ???.  Er lässt sich gerne gruseln, allerdings besser von Büchern und Filmen als vom echten Leben. Das kann auch gruselig sein, findet er dann aber nicht ganz so gut.
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Soro Bratmöller hatte keine Angst. Sie hatte keine Angst, wenn eine Klassenarbeit in Deutsch anstand, für die sie mal wieder versäumt hatte zu lernen. Sie hatte keine Angst, als sie mit Freunden zusammen heimlich den Film mit dem bösen Clown im Gulli guckte. Sie spürte keine Furcht, wenn die Eltern sie in den Keller zum Getränkeholen schickten, sie bekam keine weichen Knie, wenn die Tage kürzer und der Weg zur Schule immer dunkler wurde, und sie hatte keinen Bammel, wenn nachts seltsame Geräusche in den Wänden knackten und sie noch mal aufs Klo musste. Soro, die eigentlich Sofie Rosine hieß, war sich ziemlich sicher, dass sie noch nie in ihrem Leben Angst gehabt hatte. Schon gar nicht vor bösen Geistern. Denn um diese zu fürchten, müsste man ja logischerweise erst mal deren Existenz anerkennen, was ihr blödsinnig vorkam. Aber selbst, wenn sie sich irren würde, und Geister, Gespenster oder welcher Spuk auch immer wären tatsächlich real, dann, so dachte sie, müsste man ihnen vielleicht auch einen Vertrauensvorschuss geben und sie nicht gleich als böse brandmarken. Schließlich hatte noch niemand nachhaltig und unumstößlich das Dasein von Geistern beweisen können, wie beispielsweise das von Zebras oder Giraffen. Deshalb konnte auch niemand davon ausgehen, dass diese stets Böses im Schilde führten.

Angst hatte sie nicht, so viel stand fest. Aber Soro war genervt. Und zwar davon, heute ihr gemütlich unordentliches Zimmer verlassen und mit ihrer Familie raus in die Kälte zu müssen. Nur weil diese, so wie die meisten Familien in Buxstein auch, heute, am St.-Martins-Tag, unbedingt etwas gegen diese bösen Geister tun wollten. Die ganze Veranstaltung erschien ihr krude zusammengewürfelt. Klar, früher wollte man mit Lichtern die bösen Geister der länger werdenden Nächte des Herbsts vertreiben. Aber wie kam da der St. Martin, nach dem der Laterne-Tag schließlich benannt worden war, ins Spiel? Der war ja schließlich nun kein Ghostbuster gewesen, sondern ein ach so großzügiger, reicher Mann, der dem Bettler dann, na vielen Dank, seinen halben Umhang abgab. Wie diese Origin-Story mit der Geisteraustreiberei vereinbar sein sollte, war ihr schleierhaft und vermutlich auch nur ein Vorwand, die bockigen Kleinen an die frische Luft zu locken.

Dazu kam, dass Soro gerade dreizehn (13!) Jahre alt geworden und somit nun offiziell zu alt für so einen Kinderkram war. Theo, ihr Bruder, hingegen war dummerweise sechs und unübersehbar so was von immer noch ein Kind. Vermutlich, dachte Soro, würde er auch auf alle Zeiten eins bleiben.

Theo saß neben ihr auf der Rückbank der bratmöllerschen Familienkutsche. Wie immer vertieft in seiner eigenen Welt, schaltete er ein kleines elektrisches Teelicht an und aus und an und wieder aus, an, aus. Offene Flammen waren bei der heutigen Veranstaltung streng verboten. Wer kein eigenes E-Teelicht dabeihatte, würde vor Ort versorgt werden. Theo war versorgt. An und aus und an und aus. Sein kleiner Kopf ragte gerade so aus der hellblauen Daunenjacke hervor. Die Jacke hatte mal Soro gehört, und sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie darin auch wie eine falsch angemalte Schildkröte ausgesehen hatte. In der Hand hielt Theo bereits seine Laterne, die er erwartungsvoll anschaute. Soro wusste, dass ihre Eltern den Lampionumzug liebten, so wie sie sich eigentlich in alle Feste, die es zu feiern gab, über alle Maßen hineinsteigerten. Wer hatte die aufwendigste Außendeko in der Vorweihnachtszeit? Familie Bratmöller. Wer organisierte an Ostern das Große Eiersuchen, das sich über mehrere Ortschaften erstreckte und ohne GPS schier unlösbar war? Soros Eltern. Wer schickte an Halloween alle Kinder mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus? Graf und Gräfin Bratula. Und wer musste an St. Martin natürlich die seltsamsten und auffälligsten Lampions basteln? Na, wer wohl.

Theos Laterne sah aus wie ein mopsiger Hund, dem schlabbernd die Zunge aus der Schnauze ragte. Vermutlich sollte es auch einer sein. Theo hatte seine Laterne, im Gegensatz zu ihr, freiwillig gebastelt. Tapfer hatte sie die Bastelei zunächst verweigert, aber das hatte ihr nur traurige Blicke ihrer bastelwütigen Mutter eingebracht. Papa hatte einen Kronleuchter und Mama einen Abguss ihres eigenen Kopfes, den sie sonst für Halloween benutzte, zur Lampe-am-Stock umfunktioniert. Mama war von ihrer Kopf-Idee so begeistert, dass sie Soro geradezu bekniet hatte, ebenfalls ein Lampion-Selbstporträt zu erschaffen. Soro hatte sich zwar erweichen lassen, aber dann doch weitaus weniger Mühe gegeben als ihre Mutter. Sie hatte einfach einen hohlen Klumpen aus Küchenrolle und Kleister geformt, diesen lustlos bepinselt und ein paar Wollknäuel als Haarersatz mit der Heißklebepistole befestigt: fertig! Mama war dennoch zufrieden. Eine tolle Mutter-Tochter-Aktion, fand sie.

Als Soro selbst noch klein gewesen war, hatte sie gar nicht begriffen, dass ihre Eltern die einzigen Erwachsenen waren, die auch Lampions vor sich hertrugen, und sich nichts dabei gedacht. Irgendwann fiel ihr auf, wie seltsam das aussah, und ab da wurde ihr das Verhalten ihrer Eltern hochpeinlich. Trotzdem hatte sie brav den Pappmaschee-Ball, der ihr Gesicht darstellen sollte, fertig gepfriemelt. Aber dass sie als Mitglied der Familie auch dazu verdonnert werden würde, am Kinder-Umzug tatsächlich teilzunehmen, damit hatte sie nicht gerechnet. Alles Argumentieren, Diskutieren, Schimpfen, Meckern, Türenknallen hatte nichts geholfen – wenn Soro ihre Eltern und ihren kleinen Bruder nicht für die Zeit zwischen St. Martin und Nikolaus zu beleidigten Nahverwandten machen wollte, musste sie sich dem Zwang ihrer Herkunft beugen. Sie musste sich für einen Abend zum Affen machen und, während alle Rabimmel, rabammel, rabumm sangen, den Mund halbwegs synchron auf- und zumachen – kurz: Sie musste laternegehen. Sie hoffte nur, dass niemand aus ihrer Klasse ein kleines Geschwisterkind in der Kita hatte, damit sie möglichst unbemerkt diese Schmach über sich ergehen lassen konnte. Nicht, dass sie wirklich Angst davor gehabt hätte, von ihren Kumpels und Kumpelinen beim Umzug gesehen zu werden. Denn Angsthaben, das sagte sie sich immer wieder selbst, war einfach nichts für sie. Aber Laternegehen mit dreizehn Jahren erst recht nicht.

Diese Ansicht teilte auch Emrah Aydin, der mit seiner Familie ebenfalls auf dem Weg zum Parkplatz bei der Letzten Wurst war. Er war schon zwölf, also offensichtlich auch zu alt für ein Kindergartenfest, aber das war nicht der Grund, warum seine Stimmung im Keller war. Er fand es einfach nur grundlegend blödsinnig, dass seine Eltern ihn und seine beiden kleinen Schwestern Dilek und Hatti dorthin karrten. Sie waren erst vor zwei Monaten nach Buxstein gezogen, weil seine Mutter dort einen neuen Job angenommen hatte. Sein Vater konnte von überall aus arbeiten, dem war der Ortswechsel egal, er verließ sowieso kaum das Haus und klebte immer am Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer fest. Die sechsjährige Dilek und Hatice, die mit acht Jahren in der Mitte hing, waren eh unzertrennlich und sich gegenseitig die besten Freundinnen. Außerdem hatten sie nie Probleme, irgendwo neue Freundschaften zu schließen. Für Emrah ein absolutes Rätsel. Schon im Kindergarten war er ein Einzelgänger gewesen, in der Schule in Hannover hatte es zwei Jahre gedauert, bis er endlich Anschluss gefunden hatte. Bei dem Gedanken an diese zwei Jahre wurde ihm immer direkt übel. Er hatte viel ertragen müssen, und warum, verstand er bis heute nicht. Kinder konnten echt grausam sein, und die Eltern hatten keinen Schimmer davon, wie viel in der Schule tatsächlich gemobbt wurde. Innerhalb von zwei Monaten an einem neuen Ort so mir nichts, dir nichts neue Freunde finden war nicht so leicht, wie sie sich das dachten. Und schon gar nicht, wenn er, anstatt mit einem der vielen Antons und Emils aus der Schule Playstation zu spielen, auf eine dumme Kindergartenparade gehen musste. Was hatten denn er oder seine Familie mit diesem heiligen St. Irgendwas am Hut? Er wusste ganz genau, dass weder seine Eltern noch seine Schwestern an böse Geister glaubten. Der Angsthase in der Familie war schließlich er. Aber auch wenn er die Existenz von Gespenstern oder übernatürlichen Wesen nicht ausschließen wollte, schien ihm die Idee, diesen mit Papierlampen und einem funzeligen Licht zu begegnen, ziemlich aussichtslos. Da mussten doch ganz andere Mittel her. Gruselige Kostüme zum Beispiel, wie an Halloween. Da blieb den wahren Monstern doch die Spucke weg. Oder die Raketen, Böller und Feuerwerke, die an Silvester abgefeuert wurden, damit die bösen Geister aus dem alten Jahr sich noch mal für ein paar Monate in ihre Zwischenwelt verkrochen. Er wusste zwar nicht, ob diese Maßnahmen wirklich etwas gegen echte dunkle Mächte aus anderen Dimensionen ausrichten konnten, aber auf der anderen Seite war er eben auch nicht darauf erpicht, herausfinden zu müssen, was da wirklich helfen würde.

Die schmale Asphaltstraße zum Waldkindergarten schlängelte sich bergauf, vorbei an kleinen Gärten und unbefestigten Wegen, die links und rechts in den düsteren Wald führten. Weißer Dunst stand zwischen den dicht stehenden Bäumen.

»Guck mal, die Wolken. So tief hab ich die noch nie gesehen«, sagte Dilek, die Nase am Fenster platt gedrückt. Ein gutes Stichwort für Baba Aydin, um seine Kinder mal wieder mit wertvollem Wissen zu desillusionieren. Doch während er begann, alles über Kondensation und Aggregatszustände zu vermitteln, zeichnete Dilek bereits Grinsegesichter in die von ihrem Atem beschlagene Scheibe. Hatice hatte ihr »Ich finde alles prima, träume aber vor mich hin«-Gesicht aufgesetzt, und Emrah, der den Wolken-Monolog seines Vaters schon vorgetragen bekommen hatte, als es...



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