Taylor | Star Trek - Voyager: Schicksalspfade | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 0 Seiten

Taylor Star Trek - Voyager: Schicksalspfade

Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11577-7
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

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ISBN: 978-3-641-11577-7
Verlag: Heyne
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Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was führte die Crew auf die Voyager?

Auf einer Erkundungsmission gerät ein Teil der Voyager-Besatzung in ein Kriegsgefangenenlager der aggressiven Subu. Um ihre Moral und Entschlossenheit aufrechtzuerhalten, erzählen Chakotay, Tom Paris, Tuvok, Neelix und einige andere von den Pfaden des Schicksals, die sie auf die Voyager führten. Das abendliche Erzählen wird zum lebensrettendem Ritual in der aussichtslosen Situation. Währenddessen versucht Captain Janeway, ihrer Besatzung zu helfen. Zwar hat sie militärisch den Subu nichts entgegenzusetzen - doch sie hat noch ein paar Tricks im Ärmel ...

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Kapitel 1


Tom Paris wusste, dass es einfach war, einen Shuttle in die Atmosphäre eines Planeten zu steuern, wenn man sich dabei an die übliche Prozedur hielt. Zur Herausforderung – und interessant – wurden die Dinge erst, wenn man sich von der streng regulierten Starfleet-Prozedur abwandte.

Er hatte verschiedene Möglichkeiten entwickelt, die Routine zu umgehen, aber nur das so genannte Yeager-Manöver gab ihm das, was er sich wünschte: prickelnde Aufregung, von Gefahr begleitet. Der Name ging auf einen berühmten Piloten des zwanzigsten Jahrhunderts zurück und jetzt bekam er Gelegenheit, das Manöver noch einmal zu versuchen.

Captain Janeway hatte die Landegruppe, zu der auch die Führungsoffiziere der Voyager gehörten, auf einem unbewohnten Planeten der Klasse M abgesetzt. Er bot die Chance, den Proviant des Schiffes zu erneuern und sich ein wenig zu entspannen. Nach dem Transfer der Gruppe hatte die Voyager den Flug fortgesetzt, um in einem nahen Sonnensystem mit einer diplomatischen Mission zu beginnen. Dabei ging es um die sichere Passage durch ein als sehr gefährlich geltendes Raumgebiet.

Tom hatte für die Zeit des Außeneinsatzes um Shuttle-Zeit gebeten. Ein solches Anliegen war keineswegs ungewöhnlich. Jeder Pilot musste trainieren, damit sein Geschick nicht nachließ. Der Erste Offizier Chakotay hatte nicht gezögert, auf Tom Paris' Bitte einzugehen und ihm Gelegenheit zu geben, den Außeneinsatz für Trainingsflüge zu nutzen.

Die Anfrage war durchaus legitim gewesen und Tom spürte in dieser Hinsicht keine Gewissensbisse, auch wenn es ihm um mehr ging. Das eine schloss das andere nicht aus und er hielt es nicht für falsch, beides miteinander zu verbinden.

Er saß an den Kontrollen des Shuttles Harris und beobachtete, wie der Planet vor ihm immer mehr anschwoll. Ozeane reflektierten das Licht der Sonne. Die blauweiße Kugel ähnelte der Erde und Tom fühlte einen Hauch Nostalgie, was ihn erstaunte: In seiner Heimat war er nicht so glücklich gewesen wie hier im Delta-Quadranten. Er schob diese Empfindungen beiseite und traf die notwendigen Vorbereitungen für den Eintritt in die Atmosphäre, der nach den Anzeigen der Instrumente etwa dreißig Kilometer über der Oberfläche des Planeten beginnen würde.

Zuerst kam die Mesosphäre mit einer dünnen, porösen molekularen Struktur. Sie ging in die Stratosphäre über, wo der atmosphärische Druck zunahm und die Reibung zu einem echten Problem wurde. Es folgte der Flug durch die eigentliche Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre und dann die Landung. Das Yeager-Manöver wollte Tom beim Übergang von der Mesosphäre in die Stratosphäre durchführen.

Flüge in Atmosphären fanden immer mit Hilfe von Düsentriebwerken statt, so wie vor Beginn des Warp-Zeitalters. Natürlich gab es heutzutage Sicherheitsmechanismen, die früher nicht existiert hatten, aber solche Sicherheitssysteme konnten deaktiviert werden. Tom nahm entsprechende Schaltungen vor, als der Planet immer größer wurde und das ganze Fenster füllte.

Als sich die Gravitation spürbar auf den Shuttle auszuwirken begann, zog der Pilot den Bug nach oben und deaktivierte das Triebwerk – mit dem Heck voran und antriebslos fiel das kleine Raumschiff dem Planeten entgegen.

An dieser Stelle setzte bei Tom Paris eine automatische Reaktion des Körpers ein. Das Herz schlug schneller und der Blutdruck stieg, als es zu einem Adrenalinschub kam. Diese Reaktionen waren biochemischer Natur und so alt wie die Menschheit. Sie hoben Toms Bewusstsein auf eine neue, fast sakrale Ebene und schärften alle seine Sinne. Endorphine beeinflussten sein Fühlen, schufen eine sonderbare, geheimnisvolle Mischung aus Furcht und Vergnügen.

Er warf einen kurzen Blick auf den schwarzen Himmel, der bald seine Farbe verändern würde. Mit zunehmender Dichte der Atmosphäre würde ein immer intensiveres Blau erscheinen. Von jetzt an musste er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Anzeigen der Instrumente konzentrieren. Er erwartete bald ein heftiges Trudeln des Shuttles, und wenn er dann aus dem Fenster sah, musste er mit einem Schwindelanfall rechnen. Dazu durfte es nicht kommen. Wenn er die Orientierung verlor, drohte eine Katastrophe.

Um die Düsen zu reaktivieren, musste sich der Bug des Shuttles nach unten neigen, sodass Luft in die Ansaugstutzen strömte und eine Drehung der Magnaturbinen bewirkte. Anschließend vermischte sich der atmosphärische Sauerstoff in der Ultraschall-Brennkammer mit Treibstoff aus den Shuttletanks und lieferte Energie für das Düsentriebwerk.

Das kleine Raumschiff begann zu rotieren, drehte sich wie ein Windrad um seinen Schwerpunkt. Die Zentrifugalkraft presste Tom in den Sessel.

Dies war der Moment, auf den er gewartet hatte.

Er konnte den Shuttle wieder unter Kontrolle bringen, wenn er sich genau richtig verhielt. Dazu brauchte er sein ganzes geistiges Potenzial und jeden einzelnen Instinkt. Die Furcht half ihm, alle seine mentalen Kräfte zu mobilisieren und das Bewusstsein zu erweitern, damit er die Aufgabe bewältigen und sich retten konnte.

Es kam vor allem aufs Timing an. Mit einer Kombination aus Geschick, Erfahrung und Glück musste er den richtigen Zeitpunkt für das Senken des Bugs finden. Geschah dies zu früh, dann kam es zu einer Rotation um die waagerechte Achse, die sich fast nicht mehr kontrollieren ließ. Griff er zu spät ein, war die Atmosphäre bereits so dicht, dass sie ein Absenken des Bugs verhinderte. In dem Fall trudelte das kleine Raumschiff weiterhin der Oberfläche des Planeten entgegen und verglühte schließlich aufgrund der Reibungshitze.

Immer stärkte presste die Zentrifugalkraft Tom Paris in den Sessel und gleichzeitig stieg ihm das Blut in den Kopf. Er zwang sich, die Augen offen zu halten und auf die Anzeigen zu blicken. Der Shuttle fiel mit einer Geschwindigkeit von fünfzig Metern pro Sekunde, dreitausend Meter in der Minute. Tom schätzte, dass er das Bremsfeld in einer Höhe von dreißigtausend Metern aktivieren musste, und dieser kritischen Distanz näherte er sich schnell.

Bei einer Höhe von einunddreißigtausend Metern begriff Tom Paris, dass er in Schwierigkeiten war. Sein Blickfeld trübte sich immer mehr, und zwischen den Schläfen pochte es schmerzhaft. Er sollte das Feld besser schon jetzt aktivieren … Aber er wusste, dass es noch zu früh war. Wenn er den Bug jetzt absenkte, kam es zu einer Folge von Saltos – bis sich der Shuttle aufgrund der enormen Reibungshitze in einen Feuerball verwandelte.

Er musste warten, bis er den richtigen Zeitpunkt für gekommen hielt. Aber konnte er sich unter den gegenwärtigen Umständen noch auf seine Instinkte verlassen? Die Zentrifugalkraft presste ihn nicht nur in den Sessel, sondern drückte ihm auch das Blut in den Kopf, was vielleicht sein Urteilsvermögen beeinträchtigte. Na los, ertönte eine Stimme in ihm. Du bist der richtigen Höhe nahe genug. Aktiviere das Bremsfeld. Mit geübtem Geschick glitten seine Finger über die Kontrollen.

Nein!, heulte es durch sein Bewusstsein und die Finger reagierten, verharrten über den Schaltflächen und weigerten sich, sie zu berühren. Inzwischen befand sich der Shuttle tiefer als dreißigtausend Meter. Fiel er nun einem gefährlich turbulenten Bereich der Atmosphäre entgegen?

Warten … warten … warten …

Um Tom herum schien es immer dunkler zu werden, und die Konsole bestand nur noch aus einigen matten Lichtern vor ihm. Wenn er noch länger wartete, verlor er vielleicht das Bewusstsein, und dann konnte er das Bremsfeld nicht aktivieren. Halte durch, Tom, halte noch etwas länger durch …

Plötzlich entstand ein Bild vor seinem inneren Auge, mit überraschender Klarheit, und erinnerte ihn an eine andere Gelegenheit, in der er gezwungen gewesen war, zu warten und zu warten. Ein Schrei löste sich von seinen Lippen. Er hatte geglaubt, jenen Schrecken überwunden zu haben, aber er lauerte noch immer in ihm und präsentierte viel zu deutliche Details, in den Farben des Feuers und des Todes …

Die Erinnerung löste in ihm einen solchen Schock aus, dass er plötzlich wieder klar sehen konnte. Die Höhe, so stellte er fest, betrug jetzt weniger als neunundzwanzigtausend Meter.

Jetzt.

Toms Finger glitten über die Kontrollen, und das Bremsfeld wurde aktiv. Wenige Sekunden später fühlte er ein sanftes Zerren, als das Trudeln nachließ. Er schnappte nach Luft, als Schwindel und Benommenheit ihn erfassten. Hatte er kurz zum Fenster gesehen? Nein, bestimmt nicht. Aber trotzdem regte sich Übelkeit in ihm. Warum neigte sich der Bug nicht nach unten? Hatte er die falschen Schaltflächen berührt? Die aufsteigende Panik knisterte wie Plasma durch seinen Körper.

Nein, er musste sich beherrschen, durfte auf keinen Fall in Panik geraten. Nachdenken. Warum neigte sich der Bug nicht nach unten? Nachdenken …

Er hatte gerade geschworen, sich nie wieder auf so etwas einzulassen, wenn er diese Sache überlebte, als er spürte, wie sich der Shuttle in die richtige Position drehte. Von einem Augenblick zum anderen wurde ihm klar, dass alles in Ordnung gewesen war. Die biologischen Reaktionen hatten sich auf sein Zeitempfinden ausgewirkt und ihm vorgegaukelt, dass mehr Sekunden verstrichen waren.

In Wirklichkeit lief alles wie geplant.

Luft strömte in die Ansaugstutzen und das Triebwerk feuerte. Tom brachte das kleine Raumschiff unter Kontrolle, leitete einen normalen Sinkflug ein und sah dann zum blauen Himmel des Planeten, der verlockend vertraut wirkte. Kurze Zeit später näherte er sich der Oberfläche, hielt nach einem geeigneten Landeplatz Ausschau und dachte dabei, dass er sich nicht an den Schwur zu halten...


Brandhorst, Andreas
Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, hat mit Romanen wie »Äon«, »Das Erwachen« oder »Das Schiff« die deutsche Science-Fiction-Literatur der letzten Jahre entscheidend geprägt. Spektakuläre Zukunftsvisionen verbunden mit einem atemberaubenden Thriller-Plot sind zu seinem Markenzeichen geworden und verschaffen ihm regelmäßig Bestsellerplatzierungen. Zuletzt sind bei Heyne seine Thriller »Der Riss« und »Messias« erschienen. Andreas Brandhorst lebt im Emsland.



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