Taylor | Wie Star Wars das Universum eroberte | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 768 Seiten

Taylor Wie Star Wars das Universum eroberte


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-16884-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 768 Seiten

ISBN: 978-3-641-16884-1
Verlag: Heyne
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Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der ultimative Guide durch das Universum von STAR WARS!
Ein junger Filmemacher namens George Lucas machte sich 1973 ein paar Notizen für einen bunten Weltraum-Film. Vier Jahrzehnte später sind aus diesen Notizen eine siebenteilige Filmreihe, ein Popkulturphänomen und ein milliardenschweres Merchandising- Unternehmen geworden - es gibt heute mehr Star-Wars-Produkte als Menschen auf dem Globus! Wie es dazu kam und was Star Wars aus unserer Kultur gemacht hat, das erzählt der Journalist Chris Taylor auf so packende wie unterhaltsame Weise. Ein Muss für jeden Fan - und alle, die es diesen Winter noch werden!

Chris Taylor studierte an der Oxford University und an der Columbia Graduate School of Journalism. Danach arbeitete er zwanzig Jahre lang als Journalist für die verschiedensten Zeitungen und Magazine, darunter für die Time, Business 2.0, Fortune Small Business und Fast Company. Inzwischen ist er der Herausgeber des Social-Media-Online-Magazins Mashable. Er lebt in Berkeley, Kalifornien.
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EINFÜHRUNG

EINE NAVAJO-HOFFNUNG

George James senior war achtundachtzig Jahre alt, als ich ihm im Juli 2013 begegnete, doch im purpurnen Schein der untergehenden Wüstensonne machte er einen beinahe zeitlosen Eindruck. Er hatte ledrige Haut, eine schmale Statur, tief liegende kohlschwarze Augen und trug einen weißen Stetson; wegen des Granatsplitters, der seit 1945 in seinem Rücken saß, ging er ein wenig gebeugt. James ist ein Tohtsohnnii, die zum Großen Wasserklan vom Volk der Navajos gehören, und wurde dort geboren, wo er heute noch lebt: in den Bergen unweit Tsaile, Arizona.

Mit siebzehn wurde James eingezogen und zu einem der außergewöhnlichsten Veteranen im Zweiten Weltkrieg – einem Code Talker. Er war einer von fünf Code Talkern, die den Strand von Iwo Jima stürmten und in ihrer Eingeborenensprache mehr als achthundert lebenswichtige Nachrichten zwischen der Insel und dem Befehlsstand vor der Küste hin- und herschickten. Ihr Code war praktisch nicht entschlüsselbar, weil es damals außerhalb des Stammes auf der ganzen Welt nicht einmal dreißig Menschen gab, die die Navajo-Sprache beherrschten. Darüber hinaus half der 83 Kilo schwere James auch noch, einem bewusstlosen anderen Gefreiten das Leben zu retten, indem er dessen 100 Kilo schweren Körper über den schwarzen Sand von Iwo mitten in einen Fuchsbau schleppte. Die Ruhe, die er unter Beschuss wahrte, bestimmte den Ausgang der schrecklichen Schlacht und wohl auch des Krieges mit. »Ohne die Navajos«, sagte ein Major in Georges Division, »hätten die Marines Iwo Jima niemals einnehmen können.«

James’ Erzählung vom Krieg genügte schon, dass mir die Kinnlade herunterfiel, als ich ihm begegnete. Doch da war noch etwas, was ihn beinahe ebenso unglaublich machte. George James war die erste Person, die mir nach einjähriger Suche untergekommen war, die offenbar keinen blassen Schimmer von dem Spielfilm zu haben schien, den wir uns ansehen wollten: etwas, das sich Star Wars nannte.

»Als ich den Titel hörte, dachte ich: ›Die Sterne führen Krieg?‹«, meinte James und zuckte mit den Achseln. »Ich gehe nicht ins Kino.«

Es gab keine Lichtspielhäuser hier in Window Rock, Arizona, der sonnengebleichten Metropole der Navajo-Nation, seit das letzte 2005 schloss. Window Rock ist ein Kaff mit einem McDonald’s, einem Einkaufsladen, ein paar Hotels, dem natürlichen Sandsteinbogen, dem es seinen Namen verdankt, und einer Statue zu Ehren der Code Talker. Es gibt hier jede Menge Bildschirme, aber die sind privat: Teens blättern auf Parkplätzen in ihren Smartphones; es gibt iPads, Fernseher und WLAN in Window Rock, wie in jeder anderen Westernstadt des 21. Jahrhunderts auch. Doch es gibt keine große öffentliche Leinwand, vor der die Leute – sie werden Diné, Navajo oder einfach nur Leute genannt – zusammenkommen und sich gemeinsam an einem projizierten Traum erfreuen können.

Aber 2013 änderte sich das für eine Nacht. Am 3. Juli wurde der erste in einer amerikanischen Eingeborenensprache synchronisierte Kinofilm im Rodeogelände auf eine gewaltige Leinwand projiziert, die mit der Seite eines Zehn-Tonnen-Trucks verschraubt war. Nicht weit vor der Stadt, auf dem Highway 49, hing das einzige Plakat, das dieses historische Ereignis bewarb, auf einer Reklametafel mitten in der Wildnis, die für diese Zeit zur heißesten Attraktion am Straßenrand an der Grenze zwischen Arizona und New Mexico wurde: »Star Wars Episode IV: A New Hope, übersetzt in die Sprache der Navajo«, war dort neben einem Kinoplakat von 1977 zu lesen.

Ich muss dieses Star Wars-Plakat wohl schon eine Million Mal gesehen haben, doch von Gallup kommend, auf dieser von mit Sträuchern bedeckten Tafelbergen umgebenen Landstraße, gelang es mir beinahe, es mit einem frischen Blick zu sehen. Der Junge im weißen Gewand streckt anscheinend eine Art Stablampe in den Himmel; eine junge Frau mit eigenartigen Haarknoten posiert neben ihm mit einer Pistole. Hinter ihnen erhebt sich ein riesiges Gasmaskengesicht mit toten Augen und einem Samurai-Helm. Was für ein seltsamer Traum dieser Film sein musste.

Gleich hinter dem Ortseingang befindet sich das Navajo Nation Museum, das die letzten drei Jahre damit verbrachte, LucasArts von einer Zusammenarbeit bezüglich dieser Star Wars-Version zu überzeugen. Ich fragte mich, warum sie so lange nicht locker ließen und sich nicht einfach ein anderes Übersetzungsprojekt suchten – und dann betrat ich das Büro des Museumsdirektors Manuelito Wheeler und sah ein Regal voller Boba-Fett-Figuren, die dort stolz ihren Platz behaupteten. Manny, wie er genannt wird, ist ein Bär von einem Mann mit regloser Miene und silbernen Flecken in seinem schwarzen Pferdeschwanz. Einen entspannteren und unprätentiöseren Museumsdirektor kann man sich nicht vorstellen. Seit unserem Telefonat nennt er mich »Kumpel«. Er sagte mir, dass er die Original-Trilogie liebte, seit er sie als Endzwanziger zum ersten Mal auf VHS gesehen hatte. Beim traditionellen Austausch von Star Wars-Zitaten anlässlich der Begrüßung zwischen Nerds schlug er sich mehr als wacker. (Als ich mich zu einem Anschlusstreffen mit ihm verspätete, schickten wir einander einen Dialog aus dem Flug durch die Todesstern-Gräben: »Halte auf das Ziel zu.« »Ich kann nicht mehr manövrieren!« »Halte auf das Ziel zu.«)

Wheeler konnte über den Zweck der Aufführung, die das Museum sich zur Förderung und Bewahrung der Navajo-Sprache ausgedacht hatte, ins Schwärmen geraten, doch er verstand auch, dass diese Gründe, wenn die Kampagne wirklich erfolgreich sein wollte, auf die gleiche Weise angegangen werden musste wie Star Wars selbst: voll Überschwang und Leichtigkeit.

Nicht dass es nicht eine große Notwendigkeit darstellen würde, die Navajo-Sprache zu erhalten. Die Muttersprache dieser Menschen, ebenfalls als Diné bekannt, liegt im Sterben. Nicht einmal die Hälfte der dreihunderttausend Angehörigen der Nation können sie überhaupt noch sprechen, davon weniger als einhunderttausend fließend. Nur einer von zehn kann Diné lesen. Zu George James’ Zeiten brachte man den Kindern in den Reservatsschulen Englisch bei, Diné sprachen sie zu Hause. Heutzutage wird Diné zwar an den Schulen unterrichtet, aber die Kinder des 21. Jahrhunderts haben keine große Lust, es zu lernen, wo doch auf ihren Smartphones, Tablets und Fernsehern alles auf Englisch abläuft? »Wir sind jetzt Klugscheißer«, seufzte Wheeler. »Wir müssen uns selbst neu erfinden.«

Was die nächste Generation der Diné braucht, findet er, sei genau das, was George Lucas für die Jugend der 1970er vorgeschwebt hatte: Abenteuer, Nervenkitzel, Gut gegen Böse, ein Märchen, in Raum und Zeit vom Hier und Jetzt völlig losgelöst und doch in vertrauten Themen und Mythen verwurzelt. Die Geschichte, an der Lucas jahrelang gearbeitet hatte, war in vieler Hinsicht ein Produkt seiner Zeit und der Epochen, die ihr vorausgegangen waren, doch der Traum, den er auf Zelluloid einfing, stellte sich als absolut geschmeidig und übertragbar heraus. Star Wars besaß vielleicht die Macht, Diné wieder cool zu machen.

Aber ist das nicht einfach eine Art von amerikanischem Kulturimperialismus, bei dem ein Eingeborenenvolk sich der Macht Hollywoods unterwirft? Wheeler hat für diesen Gedanken drei Worte parat: »Also echt, Kumpel.« Star Wars ist nicht Hollywood. Es ist das geistige Produkt eines überzeugten unabhängigen Filmemachers aus Marin County, der Hollywood hasste und einen Haufen Spezialeffekte-Freaks aus der noch jungen Gegenkultur rekrutierte und in einer Van-Nuys-Lagerhalle zusammenbrachte. Der Schurke dieser Geschichte, das Imperium, war vom amerikanischen Militär in Vietnam inspiriert, die Ewoks vom Vietcong, der Imperator von Präsident Nixon. Das Märchen war bezaubernderweise gnädig genug, diese Tatsache zu verschleiern, und jetzt finden sich alle Kulturen auf der ganzen Welt in der Rebellenallianz wieder. Doch die subversive Geschichte gab es bereits von dem Augenblick an, als Lucas sich zum ersten Entwurf niedersetzte. »Star Wars weist einen sehr ausgeklügelten sozialen, emotionalen und politischen Kontext auf, in dem es fest verankert ist«, sagte Lucas im Jahr 2012. »Aber dessen war sich natürlich niemand bewusst.«

Und es gibt noch einen Grund für die Navajo, Star Wars mehr als die meisten Kulturen bereitwillig anzunehmen. »Es hat etwas Spirituelles an sich«, meint Wheeler. Er weist darauf hin, dass Joseph Campbell, der Gigant der weltweiten Mythologie, sich auf die Navajo-Kultur stürzte. Das war das Thema von Campbells erstem Buch Where the Two Came to Their Father (1943), das drei Jahre vor Der Heros in tausend Gestalten erschien. Wenn dieses Buch George Lucas so sehr beeinflusste, wie er behauptet, sagt Manny, »dann schließt sich durch Star Wars in Navajo-Sprache der Kreis«.

Ich fragte Wheeler, was denn die Älteren – Senioren werden in der Diné-Kultur hoch geschätzt – von dem Film hielten. Er hob einen Finger, zog sein iPhone heraus und zeigte mir Aufnahmen von der Premiere vor der Belegschaft, einer Privatvorführung, zu der er einhundert Ältere eingeladen hatte. Er blätterte rasch durch Bilder...


Taylor, Chris
Chris Taylor studierte an der Oxford University und an der Columbia Graduate School of Journalism. Danach arbeitete er zwanzig Jahre lang als Journalist für die verschiedensten Zeitungen und Magazine, darunter für die Time, Business 2.0, Fortune Small Business und Fast Company. Inzwischen ist er der Herausgeber des Social-Media-Online-Magazins Mashable. Er lebt in Berkeley, Kalifornien.



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