Templeton | Wer die Toten weckt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 409 Seiten

Reihe: Ein Fall für Marjory Fleming

Templeton Wer die Toten weckt

Kriminalroman | »Aline Templeton ist die Krimi-Königin von Schottland!«, sagt Val McDermid
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96148-869-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman | »Aline Templeton ist die Krimi-Königin von Schottland!«, sagt Val McDermid

E-Book, Deutsch, Band 1, 409 Seiten

Reihe: Ein Fall für Marjory Fleming

ISBN: 978-3-96148-869-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wenn eine Idylle ein düsteres Geheimnis hütet: Der fesselnde Kriminalroman »Wer die Toten weckt« von Aline Templeton jetzt als eBook bei dotbooks. Sie läuft um ihr Leben, doch es gibt kein Entkommen ... 15 Jahre später: Ein kleines Dorf im schottischen Galloway wird durch einen grausigen Fund erschüttert. Bei Grabungsarbeiten auf einer Viehweide wird die Leiche der jungen Diana Harvey gefunden, die vor Jahren spurlos verschwand. Als DI Marjory Fleming die Ermittlungen übernimmt, stößt sie in der Idylle der schottischen Lowlands auf eine Mauer des Schweigens. Gemeinsam mit Laura Harvey, die ihrer toten Schwester zum Verwechseln ähnlich sieht, versucht DI Fleming, das Geheimnis um den Mord zu lösen - doch die beiden Frauen merken nicht, wie sie mit jedem Schritt Richtung Wahrheit immer mehr in die Fänge des Mörders stolpern ... »Aline Templeton ist die Krimi-Königin von Schottland!« Bestsellerautorin Val McDermid Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der düstere Kriminalroman »Wer die Toten weckt« von Aline Templeton - der erste Fall für Marjory Fleming. Die Romane der Serie können unabhängig voneinander gelesen werden. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Aline Templeton wurde in einem Fischerdorf an der schottischen Ostküste geboren. Sie studierte in Cambridge Literaturwissenschaft und arbeitete später in der Erwachsenenbildung und beim Rundfunk. Ihre Kriminalromane wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Aline Templeton lebt mit ihrer Familie in Edinburgh. Von Aline Templeton erschienen bei dotbooks die beiden Marjory-Fleming-Kriminalromane »Wer die Toten weckt« und »Wo der Tod lauert« Die beiden Romane sind auch in dem Sammelband »Die Toten von Schottland« erschienen.
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Kapitel 2


»Oh, meine Liebe, sie wird mir so schrecklich fehlen! Sie hat sich immer die Zeit genommen, um zuzuhören ...«

»Ich weiß nicht, wo der Chor jetzt eine solche Pianistin finden will!«

»Gab es jemals eine bessere Nachbarin?«

Die Damen mit ihren weichen, rosigen, zerknitterten Gesichtern und den pastellfarbenen Tweedkostümen drängten sich wie ein Schwarm summender Bienen um sie. Laura, die viel zu dünn wirkte in ihrem schwarzen Wollkleid, lächelte unermüdlich und drückte die runzeligen, gichtigen Hände. Sie tätschelten sie bekümmert, stellten schließlich ihre Sherrygläser vorsichtig auf die Untersetzer, die die polierte Tischplatte schonen sollten, und verschwanden nach und nach. Noch während sie im grauen Nieselregen den Weg entlanggingen, murmelten sie einander ihre sanften Klagen zu.

Die Frau, die als einzige noch blieb, hatte schärfere Gesichtszüge; ihre lange Nase bebte leicht beim Sprechen, und ihre Augen hinter der goldgeränderten Brille blickten aufmerksam und neugierig. Sie wies auf ein Foto, das auf dem Flügel stand, den Schnappschuß einer lachenden jungen Frau, die im Profil mit ihrer Stupsnase und dem blonden Haar Laura sehr ähnlich sah.

»Es ist so schade, daß deine Schwester nie zurückgekommen ist – na ja, deine Halbschwester, sollte ich wohl besser sagen, aber das ist ja sowieso gleich, oder?« Man konnte ihr Zahnfleisch sehen, wenn sie lächelte.

»Ja«, sagte Laura.

»Es hätte der armen Jane so viel bedeutet. Du hörst wahrscheinlich auch nie von ihr, oder?«

»Nein.« Laura spürte, wie die Frau jeden Millimeter ihres Gesichtes musterte. Die tiefen Ringe unter ihren graublauen Augen und die aufgequollenen Lider vom vielen Weinen entgingen ihr sicher nicht. Entschlossen streckte sie in einer kalkulierten Geste die Hand aus. »Es war so lieb von Ihnen zu kommen, Mrs. Martin.«

Der Frau blieb gar nichts anderes übrig, als sich verabschieden zu lassen; es hatte doch auch seine praktischen Seiten, wenn man Psychologin war. Zögernd stellte Mrs. Martin ihr Sherryglas direkt auf die Rosenholzfläche des Klaviers, und dann ging auch sie.

Laura hatte Kopfschmerzen. Sie schloß die Tür hinter sich, dankbar dafür, daß die Anstrengung der Beerdigung vorbei war, als sie jedoch in das leere Wohnzimmer zurückkehrte, kam es ihr ohne das Summen der leisen Stimmen bedrückend still vor. In der Diele tickte die Standuhr, im Kamin knisterte das Feuer, das sie in einem vergeblichen Versuch, den Anlaß freundlicher zu gestalten, angezündet hatte. Lustlos räumte sie die Sherrygläser weg. Ihr eigenes war unberührt; sie hatte keinen Schluck von dem Zeug zu sich genommen, seit ihrem achten Lebensjahr nicht, als Dizzy eine Flasche aus dem Barschrank entwendet und ihr zwei Gläser voll zu trinken gegeben hatte. Laura war so schlecht geworden, daß ihre Mutter den Arzt kommen ließ, aber selbst da hatte sie nichts verraten. Sie hatte Dizzys Geheimnisse immer für sich behalten.

Die Küche war ordentlich aufgeräumt, so wie ihre Mutter sie hinterlassen hatte. Sie spülte die zarten Kristallgläser vorsichtig, trocknete sie ab und trug sie wieder ins Wohnzimmer, um sie an ihren angestammten Platz im Schrank zu stellen, ganz so, als wenn die nächste Person, die sie benutzen würde, nicht der Händler wäre, der das Haus ausräumen sollte.

Ticktack, ticktack. Sekunden, Minuten, Stunden, Jahre. Vergeudete Jahre. Laura saß im viktorianischen Lieblingssessel ihrer Mutter und blickte sich im Wohnzimmer um, in dem alles von einem ruhigen, friedlichen Leben mit Freundschaften und Hobbys sprach – das Klavier, der Stickrahmen, die Einladungskarten, die am Spiegel über dem Kamin steckten. Sie wußte, daß dies alles nur ein Trugbild war. Ihre kultivierte, elegante Mutter war von einer Verzweiflung erfüllt gewesen, die ebenso quälend war wie die der verzweifelten Frauen in New York, die zu Laura in die Therapie kamen.

Das Schlimmste in all diesen Jahren war das Nichtwissen gewesen. Laura sah sich selbst noch, eine magere Elfjährige mit staksigen Beinen, die niedergeschlagen auf der Treppe hockte, die Arme um die knochigen Knie geschlungen und angestrengt lauschend, weil ihre Eltern im Wohnzimmer mit einem fremden Mann redeten, der Dizzy finden sollte. Es tat so weh, daß ihre Schwester ihr nicht gesagt hatte, wohin sie gegangen war; sie wußte doch, daß sie Laura vertrauen konnte. Sie hätte sie nicht verraten.

Sie hatte Dizzy vergöttert. Dizzy – Diana – war neun Jahre älter als Laura, wunderschön, witzig und gelegentlich liebevoll zu ihrer kleinen Halbschwester. Ihr Vater hatte Frau und Kind verlassen und sich kurz darauf zu Tode gesoffen. Dizzy war so sehr seine Tochter, daß auch auf ihr Konto einige Dinge gingen, die ihre Mutter und Lauras Vater, der Anwalt war, in ein Wechselbad von Zorn und Sorge tauchten und Laura so zum Lachen brachten, daß ihr die Tränen über die Wangen liefen.

Dizzy hatte all die exotischen Dinge getan, nach denen Laura sich insgeheim sehnte, auch wenn sie es nie wagen würde, sie in die Tat umzusetzen. Ausgestattet mit einem Sekretärinnendiplom und der Fähigkeit, ein Spiegelei zu braten, war Dizzy mit dem Rucksack auf dem Rücken auf Weltreise gegangen und hatte sich auf australischen Rinderfarmen und südamerikanischen Ranches Arbeit gesucht. Sie war mit den Delphinen geschwommen und mit den Stieren in Pamplona um die Wette gelaufen. Eine Zeitlang hatte sie sich sogar einem Zirkus angeschlossen, bis die Absichten des Zirkusdirektors ihr zu ernsthaft wurden – Männer machten ihr immer den Hof. Nach Hause kam sie nur, wenn ihr mal wieder das Geld ausgegangen war.

Es war für alle nicht leicht gewesen, mit der erwachsenen und äußerst unabhängigen Dizzy unter einem Dach zu leben. Und eines Tages schließlich hatte es den ultimativen Streit gegeben, mit Brüllen und Türenschlagen und Tränen der Wut. Laura hatte sich herausgehalten und darauf gewartet, daß der Sturm sich verzog; sie konnte sich zwar nicht erinnern, jemals eine so schlimme Auseinandersetzung erlebt zu haben, aber irgendwann würden sich alle schon wieder beruhigen. Selbst als Laura entdeckt hatte, daß Dizzy gegangen war und lediglich eine Notiz zurückgelassen hatte, sie würde jetzt ihr eigenes Leben leben, hatte sie sich noch keine wirklichen Sorgen gemacht – und ihre Eltern wahrscheinlich auch nicht. Drei Wochen später hatte sie angerufen, ganz kurz nur, um zu sagen, es ginge ihr gut und sie habe einen Job, dann legte sie auf, ohne ihrer Mutter Gelegenheit zu geben, mehr als »Liebling ...« von sich zu geben.

Es war das letzte Wort, das sie mit ihr sprach. Jane Harvey war gestorben, nachdem sie fünfzehn Jahre lang mit der schrecklichen Alternative gelebt hatte, daß ihre Tochter entweder tot war oder für ihre Mutter so wenig übrig hatte, daß sie sie in dieser qualvollen Ungewißheit ließ.

Und es gab noch etwas Schlimmeres. Sechs Monate nach Dizzys Verschwinden hatte Laura auf der Treppe gesessen und belauscht, wie ihre Eltern mit einem fremden Mann über sie gesprochen hatten. Sie war damals alt genug, um zu wissen, daß er Privatdetektiv war. Die Polizei hatte kein Interesse an einer Zwanzigjährigen, die sich mit ihren Eltern gestritten und von zu Hause weggelaufen war. Sie hörte, wie er fragte, ob er ein Foto haben könne, und ihre Mutter antwortete, sie würde ihm eins holen. Schuldbewußt floh Laura eine Treppe höher, als die Tür aufging und ihre Mutter ins Arbeitszimmer trat, wo die Fotoalben aufbewahrt wurden.

Dann hörte Laura den Mann sagen: »Solange Ihre Frau weg ist, nur unter uns – Sie haben doch versucht, sie anzufassen, oder?«

Laura konnte ihren Vater zwar nicht sehen, aber als sie jetzt daran dachte, hatte sie Geoffrey Harveys Gesicht so deutlich vor Augen, als sei sie dabeigewesen – sein asketisches, kluges Gesicht, das er schockiert verzog. Er riß die Augen hinter seiner Hornbrille weit auf und fragte: »Ich, Mr. Wilkinson?«

Wilkinson wies mit dem Kopf auf das gerahmte Foto auf dem Flügel. »Sie war schon ein ganz schöner Schuß, was? Ich kann es Ihnen nicht verdenken ...« Laura erinnerte sich noch gut an den häßlichen Tonfall des Mannes, bevor Sekundenbruchteile darauf ihr Vater ein uncharakteristisches Wutgebrüll ausstieß.

»Verschwinden Sie sofort aus meinem Haus! Ich lasse mich doch nicht von Ihren gemeinen Unterstellungen beleidigen ...«

»Wie Sie wollen«, hörte Laura den Mann sagen, und als sie sich über das Geländer beugte, sah sie, wie er höhnisch grinsend ohne jede Eile aus dem Wohnzimmer schlenderte. Und sie sah, daß ihre Mutter wie erstarrt in der Tür des Arbeitszimmers stand, und da wußte sie, daß sie ebenfalls alles gehört hatte.

Ihr Vater knallte die Haustür hinter dem Besucher zu, dann drehte er sich um und erblickte seine Frau. Immer noch mit vor Zorn hochroten Wangen sagte er: »Es tut mir Leid, meine Liebe. Ich fand ihn sehr unangenehm. Du wirst jemand anderen engagieren müssen, wenn du es für nötig hältst.«

»Ja, natürlich«, erwiderte ihre Mutter, deren Stimme ein wenig bebte. »Ich ... ich fand ihn auch nicht gerade vertrauenerweckend.« Sie gingen wieder ins Wohnzimmer und schlossen die Tür; Laura vermutete, daß sie den Vorfall nie wieder erwähnten.

Rückblickend jedoch begann danach ihre Ehe – die in Lauras kindlicher Wahrnehmung glücklich war – langsam, fast unmerklich schlechter zu werden. Ihre Mutter brachte es anscheinend nicht mehr über sich, die kleinen intimen Gesten zu vollbringen, die jede Ehe zusammenhalten. Und so lebten sie fast wie Fremde unter demselben Dach, bis ihr Vater acht Jahre später starb, traurig und ohne das Verhalten seiner Frau jemals verstanden zu haben.

Laura hatte die Anschuldigung damals nicht geglaubt, und auch heute,...



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