Thanneck | Familie mit Herz 207 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 207, 64 Seiten

Reihe: Familie mit Herz

Thanneck Familie mit Herz 207

Licht in meiner Welt
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8152-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Licht in meiner Welt

E-Book, Deutsch, Band 207, 64 Seiten

Reihe: Familie mit Herz

ISBN: 978-3-7517-8152-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Friederike ist blind. Und Mutter. Für viele Menschen scheint das ein Widerspruch zu sein - ein Leben, das allein kaum zu bewältigen ist. Doch Friederike kämpft. Gegen Vorurteile, gegen mitleidige Blicke und gegen das hartnäckige Bild, dass eine blinde Frau kein Kind großziehen und kein selbstbestimmtes Leben führen kann. Mit feinem Gespür, unerschütterlicher Liebe zu ihrer Tochter Leni und der Hilfe ihrer Hündin Suki meistert sie den Alltag und stößt doch immer wieder an Grenzen, die andere ihr setzen. Wenn Nachbarn an ihren Fähigkeiten zweifeln, andere Mütter hinter vorgehaltener Hand tuscheln oder Unterstützung mit Bevormundung verwechselt wird. Gerade als sie glaubt, dass niemand wirklich sieht, wer sie ist, begegnet sie einem Mann, hinter dessen Hilfsbereitschaft vielleicht mehr steckt, als sie zunächst vermutet ...

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Licht in meiner Welt

Über die außergewöhnliche Stärke einer blinden Mutter

Von Caroline Thanneck

Friederike ist blind. Und Mutter. Für viele Menschen scheint das ein Widerspruch zu sein – ein Leben, das allein kaum zu bewältigen ist. Doch Friederike kämpft. Gegen Vorurteile, gegen mitleidige Blicke und gegen das hartnäckige Bild, dass eine blinde Frau kein Kind großziehen und kein selbstbestimmtes Leben führen kann.

Mit feinem Gespür, unerschütterlicher Liebe zu ihrer Tochter Leni und der Hilfe ihrer Hündin Suki meistert sie den Alltag und stößt doch immer wieder an Grenzen, die andere ihr setzen. Wenn Nachbarn an ihren Fähigkeiten zweifeln, andere Mütter hinter vorgehaltener Hand tuscheln oder Unterstützung mit Bevormundung verwechselt wird.

Gerade als sie glaubt, dass niemand wirklich sieht, wer sie ist, begegnet sie einem Mann, hinter dessen Hilfsbereitschaft vielleicht doch mehr steckt, als sie zunächst vermutet ...

»Was um alles in der Welt ist denn das?«

Friederike hob den Kopf und schnupperte. Ein beißender Geruch stieg ihr in die Nase. Vertraut und ... alarmierend.

Doch niemand sonst schien ihn wahrzunehmen. Rings um sie herrschte das angeregte Summen zahlreicher Stimmen. Freudige Erwartung lag in der Luft wie das Summen wilder Hummeln, die ein Feld mit Lavendel entdeckt hatten. Die Turnhalle der Albert-Schweitzer-Grundschule war voller Menschen. Auf den Sitzreihen aus Bänken war kein einziger Platz mehr frei.

Friederike saß am Rand, weil sie ihren Hund Suki links neben sich hatte. Sie war umgeben von Menschen, die das Leben in den vergangenen Wochen in ihr Leben gespült hatte und von denen einige ihre Freunde geworden waren und andere ... Nun, darüber würde sie sich erst noch klar werden müssen.

Doch zuvor musste sie herausfinden, wo der merkwürdige Gestank herkam, von dem sich ihr nun die Nackenhärchen aufstellten. Suki hatte ihn auch gerochen, denn sie hob den Kopf und wurde sichtlich unruhiger.

»Du riechst es auch, nicht wahr?«

Friederike hörte das Lachen der Kinder, die sich auf die bevorstehende Veranstaltung freuten. Rund einhundert Kinder zwischen sechs und zehn Jahren waren es, zusammen mit ihren Eltern und den Lehrern. Niemand schien etwas von dem aufziehenden Unheil zu ahnen.

Friederike jedoch spürte, wie eine kalte Klaue nach ihrem Herzen zu greifen schien. Ihr wurde flau, als sich der Gedanke nicht länger aussperren ließ. Er veränderte einfach alles.

Sie sprang von ihrem Platz auf. So hastig, dass ihr weißer Taststock mit der Kugelspitze herunterrutschte und auf den Parkettboden der Turnhalle polterte. Jemand in ihrer Nähe sagte etwas, aber es ging unter in dem panischen Rauschen, das sich in ihrem Kopf breitmachte und jedes andere Geräusch übertönte.

»Da ist Rauch!« Sie wusste nicht, ob sie es flüsterte oder brüllte. »Rauch! Es brennt! Wir müssen die Kinder hier rausschaffen!«

???

Vier Wochen vorher

»Haben Sie das schon gesehen, Doktor Thomsen?« Schwester Birgit deutete durch das geschlossene Fenster über die Straße.

»Was soll ich gesehen haben?« Hendrik Thomsen streifte sich gerade einen frischen Kittel über. Sein letzter Patient hatte nicht nur nach ihm geschnappt, sondern auch einen Schwall Erbrochenes über ihm ausgeschüttet, was einen Kleiderwechsel unumgänglich gemacht hatte.

»Die Fenster am alten Leuchtturm. Sie stehen offen. Das bedeutet, es ist wieder jemand eingezogen.«

Hendrik wandte sich hinter dem metallenen Behandlungstisch um und warf einen Blick zu dem Leuchtturm, der auf der anderen Straßenseite in den blauen Himmel ragte. Das Bauwerk wurde im Dorf liebevoll der Lange Storch genannt. Der Name rührte von seinen Farben her – oben weiß und unten leuchtend rot.

»In der Tat«, murmelte er. »Vor ein paar Tagen stand in aller Frühe ein Umzugswagen vor dem Langen Storch.«

»Ich frage mich, wer da eingezogen ist. Haben Sie eine Idee?«

»Leider nicht, aber es war wirklich an der Zeit, dass dort wieder jemand einzieht. Es müssen inzwischen fünf Monate vergangen sein, seitdem Hauke von uns gegangen ist. Und es ist kaum noch mitanzusehen, wie sein Garten verfällt. Das Gras steht inzwischen so hoch, dass man ihm vermutlich nur noch mit einer Machete beikommen kann.«

»Ich wusste gar nicht, dass das Grün Sie so stört, Chef.« Seine Helferin warf ihm einen verblüfften Blick zu.

»Nicht das Grün. Nur der Zustand des Gartens. Er war Haukes Steckenpferd. Als es ihm noch gut ging, hat er jeden Tag dort gewerkelt. Das war sein Fleckchen Paradies. Nun zuzusehen, wie alles zuwuchert, gefällt mir nicht.«

Hendrik hatte den alten Leuchtturmwärter gemocht. Hauke mochte ein wortkarger Eigenbrötler gewesen sein, aber er hatte das Herz am rechten Fleck gehabt. Hin und wieder hatte er ein verletztes oder krankes Tier in Hendriks Praxis gebracht, das er gefunden hatte und um das sich sonst niemand kümmerte. Hauke hatte sich gekümmert. Bis sein Herz eines Tages nicht mehr mitgemacht hatte.

Der Leuchtturm war schon seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb. Nicht, seit ein hochmoderner Leuchtturm am Ende der Landzunge gebaut worden war. Vollautomatisch, sodass kein Mensch mehr für seine Bedienung notwendig war. Hauke hatte ihm erklärt, dass bei dem neuen Leuchtturm nur einmal im Jahr jemand die Schrauben nachziehen musste und das war´s. Dabei hatte seine Stimme stets ein wenig bitter geklungen.

»Ich bin auch froh, dass der Leuchtturm wieder bewohnt ist«, meinte Schwester Birgit. »Es hätte Hauke großen Kummer bereitet, ihn verfallen zu sehen.«

»Da sagen Sie was ... Oh, diese verflixten Biester.«

»Wen meinen Sie?«

»Die Mücken! Letzte Nacht ist eine ganze Armee von ihnen in mein Schlafzimmer eingefallen.« Hendrik schabte sich den zerstochenen Arm.

Seine Helferin lachte leise. »Sollten Sie als Tierarzt nicht alle Tiere lieben – egal, ob groß oder auch sehr klein?«

»Schon, aber wenn sie mich stechen, hört die Liebe auf«, brummte er.

Er war in Hamburg aufgewachsen und hatte auch dort studiert, aber für ihn hatte immer festgestanden, dass er eines Tages aufs Land ziehen würde. Und so hatte er nach seinem Abschluss einige Jahre praktische Erfahrungen gesammelt und schließlich zugegriffen, als sich die Gelegenheit bot, die Tierarzt-Praxis in Westerhörn zu übernehmen.

Sein Vorgänger hatte sich zur Ruhe gesetzt und ihm alles überlassen. Die Praxis befand sich nur einen Steinwurf von den Dünen in einem alten Fischerhaus. Hendrik hatte die Räumlichkeiten renoviert und einiges an moderner Ausrüstung angeschafft. Sogar ein kleines Labor und einen Röntgenraum gab es. Zu seinen Patienten zählten Hunde, Katzen, aber auch Möwen und hin und wieder eine Robbe.

Eine Bewegung auf der anderen Straßenseite zog seinen Blick auf sich. Ein kleines Mädchen wirbelte vor dem Leuchtturm durchs Gras, während ein Labrador um sie herumsprang. Es war schwer zu sagen, wer mit wem Fangen spielte. Kind und Hund sausten umher, und ihr fröhliches Lachen drang selbst durch die geschlossenen Fenster.

Eine junge Frau stand am Fenster und goss die Kräuter auf der Fensterbank. Sie hielt den Kopf gesenkt, sodass er nur ihre blonden Locken bemerkte, die ihr bis zu den Schultern reichten und bei jeder Bewegung lebhaft schwangen. Sie war zierlich und trug ein zitronengelbes Sommerkleid mit Spaghettiträgern.

Als das Mädchen sich nun jauchzend auf den Hund stürzte und ihn mit Streicheleinheiten überschüttete, blickte die Frau auf – und etwas in Hendrik wurde weit und warm. Sie war bildhübsch mit ihrem herzförmigen Gesicht und dem offenen Lächeln, zu dem sich ihre Lippen nun verzogen. Hendrik ertappte sich selbst dabei, sie mit offenem Mund anzustarren. Ihr Lächeln ... Himmel! Es ging ihm direkt unter die Haut.

Doch etwas an ihr ... war anders. Er konnte nur nicht genau benennen, was es war.

Ihren Mann konnte er nirgendwo entdecken. Vielleicht war er drinnen. Nach einem Umzug gab es sicherlich eine Menge Arbeit, bis alles fertig eingerichtet war.

Hendrik wollte sich gerade vom Fenster lösen und seinen nächsten Patienten hereinbitten, als sie an einen der Kräutertöpfe stieß. Er fiel um – und sie tastete danach, um ihn zu nehmen und wieder aufzurichten.

Da dämmerte es ihm, was anders an ihr war: Sie war blind!

Ohne lange zu überlegen, verließ er seine Praxis, überquerte die Straße und näherte sich dem Leuchtturm. Sie suchte noch immer nach dem Kräutertopf. Er war ins Gras gefallen. Hendrik suchte ihn, hob ihn auf und hielt ihn ihr hin, bis ihm dämmerte, dass sie das wohl nicht sehen würde.

»Hallo«, machte er sich bemerkbar.

»Hallo«, sagte sie und klang überrascht. Sie drehte den Kopf zu ihm, aber ihr Blick schien ihn ganz knapp zu verfehlen.

»Ich bin Hendrik Thomsen, Ihr Nachbar.«

»Ah, es freut mich, Sie kennenzulernen. Mein Name ist Friederike. Friederike Peisler....



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