E-Book, Deutsch, Band 2692, 64 Seiten
Reihe: Fürsten-Roman
Thanneck Fürsten-Roman 2692
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7517-5731-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Geheime Reise
E-Book, Deutsch, Band 2692, 64 Seiten
Reihe: Fürsten-Roman
ISBN: 978-3-7517-5731-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Seit ihr Mann vor zwei Jahren bei einem Autounfall mit einer seiner Geliebten starb, ist Leonora Fürstin von Battenberg allein für ihren Sohn Linus verantwortlich. Ihre Schwiegermutter Gloria gibt ihr noch immer die Schuld an der Untreue des verstorbenen Fürsten. Das Verhältnis ist seit jeher angespannt, und Leonora fühlt sich wie eine Fremde in dem riesigen Palast. Einzig ihr kleiner Sohn lässt sie so manche bittere Stunde vergessen. Mittlerweile fünf Jahre alt, ist er ein richtiger Wildfang, der frischen Wind in die altehrwürdigen Schlossmauern bringt.
Als Linus nur knapp einem Giftanschlag entgeht, ist Leonora klar: Jemand trachtet ihrem kleinen Sohn nach dem Leben. Ihr bleibt nur eine Möglichkeit - die Flucht an einen geheimen Ort ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Geheime Reise
Wohin verschwand Fürstin Leonora?
Von Caroline von Thanneck
Seit ihr Mann vor zwei Jahren bei einem Autounfall mit einer seiner Geliebten starb, ist Leonora Fürstin von Battenberg allein für ihren Sohn Linus verantwortlich. Ihre Schwiegermutter Gloria gibt ihr noch immer die Schuld an der Untreue des verstorbenen Fürsten. Das Verhältnis ist seit jeher angespannt, und Leonora fühlt sich wie eine Fremde in dem riesigen Palast. Einzig ihr kleiner Sohn lässt sie so manche bittere Stunde vergessen. Mittlerweile fünf Jahre alt, ist er ein richtiger Wildfang, der frischen Wind in die altehrwürdigen Schlossmauern bringt.
Als Linus nur knapp einem Giftanschlag entgeht, ist Leonora klar: Jemand trachtet ihrem kleinen Sohn nach dem Leben. Ihr bleibt nur eine Möglichkeit – die Flucht an einen geheimen Ort ...
»Diese Hochzeit macht mich fix und fertig. All diese Entscheidungen, die zu treffen sind und von denen das Gelingen der ganzen Feier abhängen könnte.« Indra von Battenberg blies die Wangen auf und ließ die Luft hörbar entweichen.
»Es geht doch nur um die Auswahl der Schleier für die Brautjungfern, Liebes«, begütigte ihre Mutter.
»Nur?« Indra stöhnte. »Ihr habt ja keine Ahnung, wie schwierig das ist. Alle haben prophezeit, ich würde mich vor der Hochzeit in Bridezilla verwandeln und allen das Leben schwermachen, aber sie haben sich getäuscht.« Sie schwenkte zwei duftige grüne Schleier, als würde sie damit einen unhörbaren Walzer dirigieren. »Ich bin die unkomplizierteste Braut, die man je gesehen hat, hab ich recht?« Sie ließ ein helles Lachen hören, das wie das Zwitschern eines Vogels klang und die nachfolgende Stille umso lauter machte. »Was ist los?«, fügte sie nach einem Moment hinzu, und ihr Lächeln schrumpfte. »Ihr haltet mich doch nicht wirklich für eine furchtbare Braut, oder?«
Leonora machte einen Schritt auf sie zu, aber bevor sie etwas sagen konnte, fing sie einen schneidenden Blick ihrer Schwiegermutter auf.
Gloria von Battenberg sah sie unter der ausladenden Krempe ihres Hutes finster an. Kein falsches Wort, warnte sie stumm.
Leonora widerstand dem Impuls, die Augen zu verdrehen. Schließlich hatte sie keineswegs vor, ihre Schwägerin zu verletzen. Sie erinnerte sich noch sehr gut an die Nervosität vor ihrer eigenen Hochzeit. Damals war sie so angespannt gewesen, dass die kleinste falsche Berührung sie hätte zerspringen lassen wie Glas.
Indra mochte die Nerven aller strapazieren, weil sie seit Monaten genaue Pläne für ihren großen Tag schmiedete und die nach weniger als vierundzwanzig Stunden wieder umwarf. Doch als Schwester des Fürsten von Calavien würden die Augen der ganzen Welt auf sie und ihren Bräutigam gerichtet sein, daher verstand Leonora sie.
»Also?« Ihr Schwägerin drehte sich zu den vier jungen Frauen um, die sie zu ihren Brautjungfern auserkoren hatte, und hob die Schleier. »Welchen wollt ihr?«
In dem Brautmodengeschäft breitete sich erneut Schweigen aus. Lediglich gedämpfte Musik aus verborgenen Lautsprechern war zu vernehmen – eine romantische Filmmusik, von einem Pianisten interpretiert. Sie schien die hohen Räume wie sanftes Plätschern zu erfüllen und milderte die betretene Stille.
Beide Schleier waren ein absoluter Albtraum. Die grüne Farbe erinnerte an eine Giftpflanze, einen giftigen Efeu vielleicht. Sie unterschieden sich nur in der Länge voneinander.
Die Brautjungfern wechselten unsichere Blicke.
Leonora war heilfroh, dass sie der Hochzeit nur als Gast beiwohnen würde und frei war in der Wahl ihres Outfits. Ein neues Kleid hatte es allerdings sein müssen. Indra hatte ihr vorgehalten, dass ihre Kleider allesamt altmodisch wären und sie darin unmöglich auf ihrer Hochzeit erscheinen könnte. Der Ausdruck ›altmodisch‹ war übertrieben, aber Leonora musste zugeben, dass sie sich seit dem Tod ihres Mannes nichts Neues mehr gekauft hatte. Es war an der Zeit, das zu ändern.
Sie hatte sich für ein meerblaues Kleid entschieden, das die Farbe ihrer Augen gut zur Geltung bringen würde. Es war maßgeschneidert und passte somit wie angegossen. Inzwischen freute sie sich darauf, es bald anziehen zu können.
Sie bat darum, es einpacken und zum Schloss schicken zu lassen. Eilfertige Hände nahmen das Kleid nach der Anprobe von ihr entgegen, und Leonora sank erschöpft in einen der bequemen Sessel.
Ihre kleine Gruppe würde den Laden nicht ohne die Schleier für die Brautjungfern verlassen, und die Klärung dieser Frage schien noch einige Zeit in Anspruch zu nehmen. Also ließ sie den Blick durch das Geschäft schweifen. Hier ließ sich der Eindruck gewinnen, sich im Inneren einer Hochzeitstorte zu befinden. Man war umgeben von kostbaren weißen Spitzen aus Brüssel, von exklusiven Brautkleidern und von Teppichen, in denen man bei jedem Schritt beinahe versank.
Das Geschäft gehörte Madame Lisette, einer ebenso tüchtigen wie flinken Französin, die gerade eine schützende Hülle über das Kleid der Braut streifte. Es war die letzte Anprobe vor dem großen Tag. Indra würde in einem Traum aus weißer Seide heiraten, die mit winzigen Diamanten bestickt war und bei jeder Bewegung funkelte und gleißte. Sie sah darin beinahe überirdisch schön aus – ganz so, als könnte sie jeden Moment ihren Zauberstab hervorholen und ein Wunder bewirken.
Was auch dringend Not tat. Die Kleider für die Brautjungfern hätten durchaus ein Wunder gebrauchen können. Sie waren ebenfalls aus Seide gefertigt. Der Stoff war wunderbar leicht und schimmerte sanft. Die grüne Farbe jedoch ließ jede Frau so fahl aussehen, als hätte sie sich eine Woche lang übergeben.
»Marita?« Indra wandte sich um. »Was sagst du?«
Ihre Schwester saß in einem Sessel, während ihr rechtes Bein erhöht auf einem Hocker ruhte. Sie war vor zwei Jahren bei einem Autounfall verletzt worden. Es hatte mehrere Operationen gebraucht, bis sie wieder gehen konnte. Ein leichtes Humpeln war jedoch geblieben. Nun ließ sie das Buch sinken, in dem sie gerade las.
»Entscheide du. Es ist dein großer Tag. Ich werde anziehen, was du willst.«
Indra zog eine formschöne Augenbraue hoch. Während sich ihre Schwester gern leger kleidete und an diesem Tag einen bunt geringelten Strickrock zu einem senffarbenen Shirt und Sneaker trug, sah man Indra nie anders als elegant gekleidet. Ihre Pumps hatten exakt denselben blassroten Farbton wie ihr Etuikleid. Sie trat neben ihre Schwester, nahm ihr das Buch aus der Hand und studierte den Titel.
»Schnecken und ihre Bedeutung für die Natur? Im Ernst?«
»Das ist hochinteressant. Wusstet ihr beispielsweise, dass Schnecken bei Gefahr ...« Marita kam nicht dazu, ihre Erkenntnisse auszuführen.
»Ihr müsst einen Schleier auswählen«, forderte die Braut energisch.
Während der nachfolgenden Debatte, die verriet, dass es Marita herzlich egal war, welcher Schleier ihren braunen Pagenkopf zieren würde, schaute sich Leonora nach ihrem Sohn um.
Für Linus war die Anprobe ungefähr so spannend gewesen, wie dem Rasen im Schlosspark beim Wachsen zuzuschauen. Er war eingeschlafen – in einem der weichen Sessel versunken, den Kopf angelehnt und die Stupsnase leicht gekräuselt. Ein Krümel von den Keksen, mit denen Madame Lisette ihn gefüttert hatte, hing noch an seinem Kinn. Behutsam strich Leonora ihn weg. Die blonden Haare ihres Sohnes waren zerzaust, und sie verstrubbelte sie nun noch ein wenig mehr, als sie ihm über den Kopf strich. Ihr Herz wurde von Liebe überschwemmt. Ihr Sohn war ihr Ein und Alles. Jäh riss ein lautes Scheppern sie aus ihren Gedanken.
Ihre Schwiegermutter hatte ein Champagnerglas zu heftig auf dem Silbertablett abgestellt. Nun zog sie hörbar den Atem ein und flüsterte: »Also das ist doch unerhört!«
Missmutig blickte sie der blonden Frau entgegen, die soeben mit einem Kleinkind auf dem Arm über den cremefarbenen Teppich stöckelte. Ihr kurzes Kleid ließ viel von ihren langen Beinen sehen und war der winterlichen Jahreszeit kaum angemessen. Sie steuerte geradewegs auf die Frauengruppe zu – und ihrem vorgereckten Kinn nach zu urteilen, war sie offenbar zu allem entschlossen.
Leonora sah ihre Schwiegermutter an. »Wer ist sie?«
»Ich kenne sie nicht, aber ich kenne Frauen wie sie.« Gloria warf einen Blick zu ihrem Leibwächter. »Picket, halten Sie sich bereit.«
Der bärtige Hüne, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, straffte sich.
Gloria von Battenberg trat der Unbekannten entgegen.
»Sie sollten nicht hier sein«, sagte sie anstelle einer Begrüßung.
»Ich muss mit Ihnen reden.«
»Nicht hier und nicht jetzt. Das ist ein privater Termin. Das Geschäft ist für diesen Nachmittag für alle anderen Kunden geschlossen. Wie sind Sie überhaupt hier hereingekommen?«
Diese Frage war berechtigt. Vor dem Laden hatten mehrere Security Position bezogen. Sie hatten strikte Anweisung, niemanden hereinzulassen, der nicht zur fürstlichen Familie...




