Theunert | Gewalt in den Medien, Gewalt in der Realität. Gesellschaftliche Zusammenhänge und pädagogisches Handeln | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 261 Seiten

Theunert Gewalt in den Medien, Gewalt in der Realität. Gesellschaftliche Zusammenhänge und pädagogisches Handeln


3. Auflage 2000
ISBN: 978-3-929061-18-5
Verlag: kopaed
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 261 Seiten

ISBN: 978-3-929061-18-5
Verlag: kopaed
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Mediale Gewalt ist nur aus dem Zusammenhang realer Gewalt zu verstehen. Diese Thematik wird in dieser Untersuchung unter einem explizit pädagogischen Blickwinkel betrachtet. Das Buch will pädagogisches Handeln theoretisch fundieren und schildert dazu praktische Modelle für den Umgang mit medialer Gewalt. 

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1;Inhalt;6
2;Anmerkungen aus der Distanz - Vorwort zur 2. Auflage;10
3;Vorwort zur 1. Auflage;26
4;Kapitel 1 Die pädagogische Folgenlosigkeit der Gewaltwirkungsforschung;30
4.1;1.1 Exemplarische Diskussion einer Untersuchung zur Wirkung medialer Gewalt: Die Lernexperimente Banduras;35
4.2;1.2 Die Defizite der Gewaltwirkungsforschung und ihre Folgen für pädagogische Zusammenhänge;42
4.2.1;1.2.1 Unzulängliche Bestimmung des Gewaltbegriffes;43
4.2.2;1.2.2 Reduktionistisches Gewaltverständnis;44
4.2.3;1.2.3 Methodenproblematik;49
4.3;1.3 Kriterien für einen pädagogischen Zugang zum Problem Gewalt in den Medien;54
5;Kapitel 2 Zur Entwicklung und Begründung eines umfassenden Gewaltverständnisses;60
5.1;2.1 Die Definition von Gewalt und ihre zentralen Bestimmungen;60
5.2;2.2 Der Zusammenhang von Gewalt: Macht und Herrschaft;63
5.2.1;2.2.1 Situative Machtverhältnisse und ihr Gewaltpotential;65
5.2.2;2.2.2 Generelle Machtverhältnisse und ihr Gewaltpotential;66
5.2.3;2.2.3 Herrschaft als Besonderung genereller Machtverhältnisse;68
5.2.4;2.2.4 Die historische Dimension von Gewalt;71
5.3;2.3 ‘Schädigung’ und ‘Leiden’ als Ansatzpunkte für die Wahrnehmung und Analyse von Gewalt;75
5.3.1;2.3.1 Die Problematik des aktionistischen Gewaltverständnisses;76
5.3.2;2.3.2 Die zentralen Bestimmungen des opferorientierten Zugangs zu Gewalt;79
5.3.3;2.3.3 Die Behinderung der Erkenntnis des Gewalterleidens;81
5.4;2.4 Die Dimensionen von Gewalt;85
5.4.1;2.4.1 Personale Gewalt;87
5.4.2;2.4.2 Strukturelle Gewalt;92
5.5;2.5 Gewalt: Ein zu bewertendes Phänomen;105
6;Kapitel 3 Gewalt in den und durch die Medien;108
6.1;3.1 Gesellschaftliche Zusammenhänge und Funktionen von Massenmedien;108
6.2;3.2 Medienspezifische Umgangsweisen mit Gewalt am Beispiel des Fernsehens;113
6.3;3.3 Gewalt im Fernsehen: Eine qualitative Programmanalyse;117
6.3.1;3.3.1 Ausgangspunkt und Zielsetzung der Programmanalyse;117
6.3.2;3.3.2 Der inhaltliche Zugriff: Fragestellungen und Kategorien der Programmanalyse;119
6.4;3.4 Darstellung und Vermittlung von Gewalt im Fernsehen - Die Ergebnisse der Programmanalyse;127
6.5;3.5 Zusammenfassende Einschätzung der Ergebnisse der Programmanalyse - Pädagogische Folgerungen;138
7;Kapitel 4 Gewalt in der Sicht von Jugendlichen;142
7.1;4.1 Wissenschaftliches versus alltägliches Gewaltverständnis;144
7.2;4.2 Das Gewaltverständnis Jugendlicher als Gegenstand eines qualitativen Forschungsprozesses;147
7.2.1;4.2.1 Die Prinzipien qualitativer Sozialforschung als Rahmenbedingungen für den Forschungsprozeß;149
7.2.2;4.2.2 Die Prämissen für den Forschungsprozeß mit Jugendlichen;155
7.3;4.3 Der forschungspraktische Ansatz des Projektes MOPÄD: Die Arbeit mit Jugendlichen;157
7.3.1;4.3.1 Zielsetzungen und Fragestellungen für die Arbeit mit Jugendlichen;158
7.3.2;4.3.2 Die Forschungssubjekte: soziokulturell unterschiedliche Gruppen Jugendlicher, und die Forschungssituation: außerschulische Jugendarbeit;160
7.3.3;4.3.3 Die Konzeption des Forschungsprozesses als Lernprozeß für die Jugendlichen: Das praktische Vorgehen;163
7.3.4;4.3.4 Teilnehmende Beobachtung als forschungsbegleitende Methode;182
7.4;4.4 Das Gewaltverständnis Jugendlicher und ihre Auseinandersetzungsformen mit Gewalt in medialen und realen Zusammenhängen - Die Ergebnisse des Projektes;184
7.5;4.5 Zusammenfassende Einschätzung der Ergebnisse der Arbeit mit Jugendlichen - Pädagogische Folgerungen;195
8;Kapitel 5 Der Gegenstandsbereich Gewalt in Lernprozessen - Schlußfolgerungen für pädagogische Konzeptionen;202
8.1;5.1 Die pädagogischen Prämissen für Lernprozesse zum Gegenstandsbereich Gewalt;204
8.2;5.2 Die Zieldimensionen pädagogischer Prozesse;208
8.3;5.3 Die Vermittlungsprinzipien in pädagogischen Prozessen;212
9;Zusammenfassung und Ausblick;226
10;Anmerkungen;232
11;Literatur;236
12;Anhang;248
12.1;I. Analyseunterlagen;248
12.2;II. Analyseeinheit;250


Kapitel 2
Zur Entwicklung und Begründung eines umfassenden Gewaltverständnisses (S. 59-60)

Die Diskussion der Ansätze und Ergebnisse der Gewaltwirkungsforschung hat auf die Notwendigkeit einer umfassenden Neubestimmung des Gewaltbegriffes verwiesen. Eine solche Neubestimmung muß nach den formulierten Kriterien (vgl. 1.3) die vielfältigen und qualitativ unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gewalt in den Medien und in der Realität berücksichtigen, ihre Quellen und Ursachen thematisieren, sie in ihrem gesellschaftlichen Kontext betrachten und sie in pädagogischen Zusammenhängen der Analyse zugänglich machen. In diesem Sinne wurde im Projekt MOPÄD der Gewaltbegriff neu bestimmt.

Orientierungen für diese Neubestimmung bot vor allem der Ansatz von Galtung (1971), der eine systematische Differenzierung von personalen Gewaltverhältnissen beinhaltet und mit der Kategorie der strukturellen Gewalt auf gesellschaftliche Gewaltverhältnisse verweist, die nicht primär in personaler Verschuldung und Verantwortung liegen. Orientierungen boten weiterhin Ansätze psychoanalytisch ausgerichteter Aggressionstheorien, die in der Folge von Marcuse (1968) und Mitscherlich (1969) die gesellschaftlichen Bedingungen individuellen Gewalthandelns thematisieren, und damit die deterministische Sichtweise früherer Aggressionstheorien überwinden (z.B. Horn 1974, 1978; Volmerg 1977a,b). Anhaltspunkte boten schließlich eher philosophische und politologische Auseinandersetzungen mit Gewalt, die die historisch-gesellschaftlichen Konstitutionsbedingungen und Zusammenhänge thematisieren (z.B. Narr 1974, 1980; Rammstedt 1974, 1978; Saner 1978).

2.1 Die Definition von Gewalt und ihre zentralen Bestimmungen

Gewalt ist in dem hier zu diskutierendem Ansatz definiert als „die Manifestation von Macht und/oder Herrschaft, mit der Folge und/oder dem Ziel der Schädigung von einzelnen oder Gruppen von Menschen." (Schorb, Theunert 1982, S. 323 ) Nach dieser Definition liegt Gewalt immer dann vor, wenn als Folge der Ausübung von Macht oder von Herrschaft oder von beidem, oder als Folge der Existenz von Macht- und Herrschaftsverhältnissen Menschen geschädigt werden.

Ein erstes Bestimmungskriterium für Gewalt ist hiernach die bei dem oder den Betroffenen feststellbare Folge, die durch Gewalt bewirkte Schädigung. Diese ist prinzipiell - jedoch nicht zwangsläufig - von den Betroffenen als subjektives ‘Leiden’ erfahrbar. Das Ziel der Gewaltausübung tritt gegenüber der Folge in den Hintergrund, es ist sekundäres Bestimmungskriterium: Auch wenn kein Ziel erkennbar ist, aber eine Folge sichtbar, liegt Gewalt vor. Ziele und Absichten geben Aufschluß über mögliche Gründe für Gewalt, sie sind jedoch keine notwendigen Voraussetzungen für ihr Vorhandensein. Damit wird die in klassischen Theorien zentrale Kategorie der ‘Intention’, die das Augenmerk primär auf den ‘Täter’ lenkt, relativiert. Der Blick ist auf das ‘Opfer’ von Gewalt gerichtet. Die bei ihm bewirkten Schädigungen treten sichtbar zutage und sind damit der Beobachtung zugänglich. Über die Folgen wird mithin die Wahrnehmung und Analyse unterschiedlicher Erscheinungsformen von Gewalt und ihrer Hintergründe möglich (vgl. ausführlich 2.3).



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