E-Book, Deutsch, Band 3191, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Thurner Perry Rhodan 3191: Im Chaofaktenhort
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8453-6191-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Chaotarchen"
E-Book, Deutsch, Band 3191, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6191-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5659 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. Mit an Bord ist Anzu Gotjian, die Transmitterspezialistin, Mutantin und Heldin wider Willen. Drei der fünf Quintarchen sind mittlerweile gestorben, der vierte, Farbaud, ist im Gewahrsam der Galaktiker. Nun greift Addanc, der Taucher, als letzter amtierender Quintarch nach der Macht und den tödlichen Möglichkeiten FENERIKS: Diese findet er IM CHAOFAKTENHORT ...
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1. Vorgeplänkel Ich war schon in schlimmeren Situationen, ganz gewiss. Aber ich denke, dass meine derzeitige Lage in den Top Fünf meiner »Es ist ganz schön kompliziert«-Liste einzureihen ist. Ich sitze in einem Roten Stern, also einem der Schiffe, die man auch Chaos-Baken nennt, und verfolge, wie der Chaoporter FENERIK in einem leicht schlingernden Kurs entlang einer hypergravitativen Trasse auf die Yodor-Sphäre zustürzt. FENERIK bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwas mehr als 900 Lichtjahren pro Tag, nachdem er eine Ladung Anti-PEW aufgenommen hat. Bis zur Ankunft bei der Yodor-Sphäre bleiben bei diesem Tempo zwölf Tage. Und dann? Dann droht mächtiges Unheil. Etwas, wofür kein Präzedenzfall bekannt ist. Ich wäre in meiner Bestimmung der Lage gerne präziser. Ich verfüge zwar über viele Informationen, aber nicht über die entscheidenden. In FENERIK weiß man nicht, was die Yodor-Sphäre eigentlich ist und wie sie funktioniert. Ihr Gefahrenpotenzial ist unbekannt, also können sich die Bewohner, die Benutzer und die Reisenden des Chaoporters nicht auf die Kollision vorbereiten. Immerhin hat diese Kollision mit der LEUCHTKRAFT erhebliche Auswirkungen auf den Chaoporter selbst gehabt. Er ist nicht nur nicht vollkommen einsatztauglich, sondern höchst ... nennen wir es: instabil. Unkontrollierbar. Was wird mit ihm und dem galaktischen Umfeld geschehen, wenn er auf ein vermeintlich hochkomplexes, aber noch nicht funktionstüchtiges Werkzeug der Kosmokraten trifft? Zumal der Chaoporter in einem schlechteren Zustand ist als jemals zuvor. In Sziento-Phase Eins – nur ein einziger Quintarch, Addanc, befindet sich in FENERIK. Er allein kann versuchen, ein Unglück abzuwenden. Aber wird er allein genügen – und wird er es überhaupt tun? In zwölf Tagen drohen apokalyptische Zustände. Ich muss meine Phantasie zügeln. Vor meinem inneren Auge laufen immer wieder Filme ab, die das Zusammentreffen von Kosmokraten- und Chaotarchentechnik zeigen. Dies würde das Ende von Millionen Sonnen in der Eastside bedeuten, vielleicht sogar den Untergang der Milchstraße. Ich denke erneut über meine »Es ist ganz schön kompliziert«-Liste nach und reihe die derzeitige Lage in meine Top Drei ein. * Ich habe einen hochmodernen und effektiven Schutzanzug zur Verfügung gestellt bekommen. Er wurde mir von Ash'sharal auf den Leib geschneidert. Er erfüllt in etwa die Funktionen eines modernen SERUNS und mag in einigen Bereichen sogar besser ausgestaltet sein als ein Schutzanzug terranischer Fertigung. Ich fliege also in einem nagelneuen Kleidungsstück in den Tod, hurra! Und ich habe Gesellschaft an Bord des Roten Sterns. Die Terranerin Mieke Meideina hilft tatkräftig mit, das Schiff zu steuern. Sie gibt meine Anweisungen an die Ash'sharal weiter. Da sie in einer Art Symbiose mit einem der Schneckenabkömmlinge lebt, kann sie meine Befehle in die nonverbale Sprache der Ash'sharal übersetzen. Auch interpretiert sie deren Gedanken und Ansichten. Die Gastropoden gehören zu einer der sonderbarsten Spezies, die ich jemals kennengelernt habe. Höchstens die Nakken könnten sie schlagen ... »Ich möchte mit Zebuchor sprechen«, sage ich zu Meideina. »Schon wieder? Wir hatten erst vor einer Stunde Kontakt.« »Ja, schon wieder. Es kann sich in der Zwischenzeit viel geändert haben.« Meideina betrachtet mich zweifelnd und tut dann, was ich von ihr verlange. Sie bewegt sich, sie gestikuliert, sie zieht Grimassen. Die Kommunikation mit einer Ash'sharal bleibt rätselhaft. Nach wenigen Sekunden baut sich vor mir eine Holoprojektion auf. Anfänglich wird sie von symbolischen Darstellungen dominiert, bald erscheint das Abbild eines Munuam: ein vage menschenähnliches Wesen, dessen Kopf von den sogenannten Schulterfäden fächerförmig umkränzt wird. Zwei große Linsenaugen glubschen mich an. »Du störst«, sagt Zebuchor unfreundlich. »Wobei?« »Es gibt viel zu tun für einen Flottenkommandanten«, sagt Zebuchor. »Trikuben, Gharsenraumer und Scherbenschiffe der Arynnen müssen koordiniert werden. Mittlerweile unterstehen mir mehr als dreißigtausend Schiffe, und immer noch kommen neue hinzu.« »Es werden weiterhin Schiffe aus der Kluft entlassen?« »Du hast Augen, Terraner, und du hast eine kompetente Schiffsbesatzung. Um diese Frage beantwortet zu bekommen, ist es nicht notwendig, mich zu kontaktieren. Was willst du also wirklich, Reginald Bull?« »Ich bin ein künftiger Quintarch. Ich darf fragen, was und wen ich möchte.« »Die Betonung liegt auf künftig. Ich bin nicht verpflichtet, mit jemandem dieses Status zu sprechen.« »Du wirst es aber dennoch tun.« Ich rede rasch weiter, bevor mir der Munuam ins Wort fallen kann. »Was gibt es Neues aufseiten der Lemurischen Allianz?« »Deren Flottenverbände wachsen ebenfalls an. Es handelt sich hauptsächlich um terranische und tefrodische Einheiten.« »... und damit um technisch bestausgestattete Schiffe mit hoch motivierten Besatzungsmitgliedern. Ich vermute, dass sie weiterhin von Liga-Admiral Cascard Holonder angeführt werden? Und vermutlich stehen ihm einige Hundert Posbi-Einheiten zur Verfügung?« »Warum stellst du Fragen, wenn du ohnedies alles zu wissen glaubst?« »Weil ich Gewissheit brauche, verdammt!« Ich zügle meinen Ärger und fahre etwas ruhiger fort: »Ich will nicht, dass die Lage eskaliert. Das ist nicht in FENERIKS Sinn.« »Wir sind bereit für den Kampf. Wir werden alle Gegner des Chaoporters vernichten, wenn es denn sein soll. Das ist eine unserer Aufgaben.« »Das ist lediglich deine Auslegung. Es geht um den Schutz FENERIKS.« »Natürlich, aber ...« »Erzähl mir mehr über das Flottenaufgebot der Milchstraßenvölker!« Zebuchor, der von den Angehörigen seines Volkes der Unerbittliche genannt wird, lässt die Schulterfäden abrupt fallen. Ein Zeichen mühsam unterdrückten Zornes. »Cascard Holonder sitzt an Bord der THORA«, sagte er. »Er befehligt die Schiffe der Liga. Die tefrodischen Einheiten werden von der DIENBACER angeführt. Kommandantin ist Admiralin ...« »Admiralin Laia Atturmen. Ich weiß. Weiter.« »Mittlerweile sind Schiffe der Kristallrepublik unter dem Zweisonnenträger Keon'athor Mayec Peragum hinzugekommen. Er fliegt mit der TRANTAGOSSA, einem Kriegskelch der GAUMAROL-Klasse. Weiterhin zählen wir zehntausend Einheiten der Herrlichkeit von Gatas. Sie verhalten sich passiver als die Schiffe der anderen Milchstraßenvölker. Der Verband bezeichnet sich als Schirmer der Herrlichkeit, sein Kommandant heißt Suy Veyed.« »Sobald alle Einheiten versammelt sind, dürften wir es mit gut und gerne zwanzigtausend Einheiten zu tun haben, die sich FENERIK entgegenstellen.« »Und?« »Das ergibt insgesamt fünfzigtausend Schiffe, die sich gegenüberstehen, einander umkreisen und einander provozieren. Es genügt ein Funke, um eine Explosion herbeizuführen.« »Wir sind es gewohnt, mit derartigen Situationen umzugehen.« Überheblichkeit ist stets ein schlechter Ratgeber. Zebuchor mag ein ausgezeichneter Kommandant sein, aber er strahlt nicht die Souveränität eines Atlan aus. Er glaubt, die Allmacht eines Chaoporters hinter sich zu wissen. »Gibt es von der Yodor-Sphäre etwas Neues?«, frage ich. »Unseren Informationen nach haben sich zweitausend Kobraschiffe der Yodoren versammelt. Sie fliegen Patrouille. Die Kommandantin Arym Immittag sitzt an Bord des Äonenraumers RAUTNO und bleibt unzugänglich, auch für die Galaktiker.« Drei der Schulterfäden richten sich auf, wohl, um das Gefühl der Ratlosigkeit zu dokumentieren. »Für diese Informationen gibt es keine Gewähr. Sie stammen von großteils unzuverlässigen Mittelsleuten.« »Von Spionen FENERIKS, nicht wahr?« Zebuchor antwortet nicht. »Achte darauf, dass sich deine Leute zurückhalten. Ihr dürft euch nicht provozieren lassen.« »Ich informiere dich über die Vorgänge rings um FENERIK, Reginald Bull. Aber du wirst mir nicht vorschreiben, was ich zu tun habe. Ich wiederhole: Du bist noch kein Quintarch. Und jetzt stör mich nicht länger!« Das Holo fällt in sich zusammen. Ich schiebe meinen Ärger über die Schroffheit des Munuam beiseite. Man misstraut mir. Solange ich meine Position als Quintarch nicht angetreten habe, behandelt man mich mit widerwilligem Respekt. »In einer Stunde verbindest du mich erneut mit ihm«, sage ich zu Meideina. »Wir müssen stets im Bilde über den aktuellen Stand sein.« »Du machst dir Zebuchor zum Feind, Reginald.« »Das ist mir wurscht. Außerdem bin nicht ich derjenige, der provoziert.« »Wie soll ich das verstehen?« »Es wäre für ihn ein Leichtes, mir alle Daten zur Verfügung zu stellen. Aber wir sind nicht ins Informationsnetz von FENERIKS Streitmacht integriert. Also stelle ich mir die Frage: Warum nicht? Was hat Zebuchor zu verbergen?« * Leider reichen die Mittel der Chaos-Bake nicht aus, um mir selbst einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Ich bin auf Fremdauswertungen angewiesen. Kein Wunder angesichts von mehreren Milliarden Entscheidungen und Veränderungen im großen Tanz der Flotten, die rings um FENERIK in jeder Millisekunde geschehen. »Mag sein, dass sich dort ein Brandherd entwickelt, der sich weit ausbreiten könnte.« Meideina deutet auf ein Holo. Auf einen Wink hin vergrößert sich das Bild. Mir ist, als würde ich in einen Raumsektor mit ungewöhnlicher Raumschiffsdichte gezogen...