E-Book, Deutsch, Band 3228, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Thurner Perry Rhodan 3228: Die Nacht der Anuupi
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8453-6228-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Fragmente"
E-Book, Deutsch, Band 3228, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-6228-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis - das Geisteswesen scheint in ungezählte Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Diese Refugien zu finden und die Fragmente wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. In der Zwischenzeit macht auf Terra eine mysteriöse Vereinigung von sich reden: Was der Club der Lichtträger erreichen will, bleibt im Dunkeln. Dann kommt DIE NACHT DER ANUUPI ...
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1. Böse ist gut Nording Gollokai lachte, obwohl ihm überhaupt nicht danach zumute war. Die Nachrichtensender betätigten sich in marktschreierischer Laune mit dem tagespolitischen Geschehen. Kleine Affären wurden künstlich aufgebauscht, andere unter den Tisch gekehrt. Der Einfluss von nimmermüden Robot-Lobbyisten auf den Bau einer neuen, leistungsfähigen Transmittertrasse innerhalb des Solsystems war deutlich zu erkennen, wenn man das schmückende Beiwerk einer Pressemitteilung beiseiteschob. Es war alles wie immer – aber nichts so, wie es sein sollte. Nun, er hatte längst anderes auf der Agenda. Er war im Club der Lichtträger mit Themen beschäftigt, die den Lauf der Dinge grundlegend verändern sollten. Gollokai wischte mit der Hand durch die Luft, die angenehm modulierte Stimme des Sprechers verstummte. Stattdessen war wieder das leise Brummen schlecht gedämmter Energiekonverter zu hören. Bewohner dieses Teils von Terrania City mochten diesen Ton kaum mehr wahrnehmen. Er schon. Er hatte große Teile seines Lebens auf Luna verbracht und war eine völlig andere Lärmkulisse gewöhnt. Auch die Schwerkraft bereitete ihm manchmal Probleme, obwohl er, wann immer es ihm möglich war, kreislauf- und muskelfördernde Übungen einlegte. »Guten Morgen.« Uvid Toxner betrat den Raum. Zwei Meter groß, breitschultrig, muskulös, mit einem markanten, stets von Schweißtropfen besprenkelten Kahlkopf. »Guten Morgen. Du bist spät.« »Nein. Du bist zu früh dran, Nording. Wie immer.« Toxner, ein Gen-Kompositum, stand Gollokai seit der Vernichtung des Ylanten Pasch zur Seite. Er platzierte sich neben einem der Interpretationsgeräte, um die sich seit Tagen alles drehte, und erweckte seinen Arbeitsplatz zum Leben. Die auf Toxner zugeschnittene Positronik aktivierte sich, einige Filmameisen setzten sich in Bewegung und ließen sich unmittelbar neben ihrer Arbeitsstätte nieder. Die Winzmaschinen gaben als Zeichen ihrer Einsatzbereitschaft einen leisen Summton von sich. Gollokai bewunderte die Geschmeidigkeit und die Selbstverständlichkeit, mit der sich Toxner bewegte. Er trug Genmaterial von Oxtornern und Báalols in sich und vereinte damit Eigenschaften, die Gollokai in den nächsten Tagen gute Dienste leisten würden. Er hatte die physische Stärke und das Gemüt eines Oxtorners, der sich unter widrigsten Bedingungen behaupten konnte. Und er verfügte über die Gabe der Individualaufladung, mit deren Hilfe er Schutzschirme deutlich verstärken konnte. Seine hypnosuggestiven Fähigkeiten waren zu Gollokais Bedauern nicht so stark ausgeprägt wie von ihm erhofft. Einen Gegner mit starker Moral würde er nicht manipulieren können. Die wichtigste Tugend aber, die Uvid Toxner aufwies, war, dass er Gollokai – trotz mancher Respektlosigkeit – bedingungslos gehorchte. Ohne Wenn und Aber. Er war ein willfähriges Werkzeug, mit dem man außerordentlich gut arbeiten konnte. »Womit möchtest du dich heute beschäftigen?«, fragte Toxner, nachdem er eine Halblitertasse brühend heißen Tees in sich hineingeschüttet hatte. »Mit Van Moders Aussagen.« Gollokai öffnete einige Holos, die sich zum Teil überlappten. »Schon wieder? Ich dachte, wir wären durch damit?« »Wir haben uns einen groben Überblick verschafft, aber wir sind längst nicht in jedes Detail gegangen.« »Wenn ich mich recht erinnere, haben wir die diversen Aussagen Van Moders aus den Wanderer-Akten insgesamt viermal durchgearbeitet.« »Dann wird es heute eben ein fünftes Mal werden.« »Selbstverständlich, Nording. Gibt es etwas, worauf ich besonders achten soll?« »Wir kümmern uns um dieses Wesen namens Stätter, dem er begegnet ist.« Gollokai wandte sich seinen eigenen Bildaufzeichnungen zu. Sie zeigten den Robotiker Van Moders aus mehreren Perspektiven. Dazu gab es getrennte Audiospuren und schriftliche Protokolle. Die Aufnahmen waren darüber hinaus in Tausende Einzelbilder zerlegt worden. Die Filmameisen würden sich damit beschäftigen und nach Fehlern in den uralten Darstellungen suchen. Sie waren darauf geschult, winzige Details aufzunehmen und zu analysieren. Mit ihrer Hilfe würde Gollokai Schnittfehlern auf die Spur kommen. In manchen Dateien der Wanderer-Akten hatten sie bereits geringfügige Manipulationen entdeckt. Passagen, manchmal bloß zwei bis drei Sekunden lang, waren herausgeschnitten worden. Vielleicht ein Seufzer, ein Räuspern, eine unflätige Bemerkung. In Bereichen der Unterhaltung eines gewissen Ruediger Bonfire mit der Mutantin Anne Sloane fehlte, wenn die Anzeichen richtig gedeutet wurden, mehr als eine halbe Stunde Unterhaltung. Gollokai konzentrierte sich auf seine Arbeit. Er hatte sich eingehend mit Van Moders beschäftigt. Der vierschrötige Mann hatte sich immer wieder über sein unrasiertes Kinn gerieben, wenn ihm unbehaglich zumute gewesen war – und in dieser einen, ganz besonderen Filmszene war er mehr als unruhig gewesen. Gollokai schloss die Augen und ließ die kräftige Stimme Van Moders' auf sich wirken. Der begann in den uralten Aufzeichnungen zu erzählen: »Das Wesen namens Stätter sagte also: Die Maschinenstadt ist in gewisser Weise perforiert. Das gehört zur Verteidigungsstrategie. Sicher ist Ihnen, Moders, auch schon aufgefallen, dass es Dinge gibt, die zu klein sind, um zu zerbrechen. Selbst bei einem Sturz aus großer Höhe. Oder etwas in der Art.« »Stopp!«, befahl Gollokai seiner Arbeitspositronik. »Diese Passage nochmals. Nebengeräusche verstärken! Wie hat der Interviewer auf Van Moders' Worte reagiert? War er erstaunt, hat er die Luft angehalten? Gab es Brüche in der Erzählung?« Die Positronik bestätigte und spielte dieselbe Bild- und Tonspur nochmals vor. Und nochmals und nochmals und nochmals. Worte verloren ihren Sinn. Die Stimmlage veränderte sich scheinbar, der monotone Klangteppich wirkte einschläfernd. »Noch einmal!«, befahl Gollokai. Er achtete auf die Augen Van Moders'. Auf ein Zwinkern, auf hastig weggeblinzelte Tränenflüssigkeit, ein Stirnrunzeln. »Noch einmal!« Das Wort perforiert war entscheidend. Van Moders sprach es aus, als hätte er es niemals zuvor verwendet. Er hörte sich überrascht an und wirkte angewidert. So, als hätte er es nicht hören wollen. Als hätte er niemals erfahren wollen, dass irgendetwas in der Maschinenstadt Ambur-Karbush nicht perfekt funktionierte. »Stopp!« sagte Gollokai und rieb sich die Augen. »Ich mache eine Pause.« Toxner ihm gegenüber blickte ihn überrascht an. »Jetzt schon? Wir haben erst vor zwei Stunden begonnen.« »Hast du etwas Neues entdeckt?« »Ich höre mir so wie du dieselbe Tonspur wieder und wieder an. Es gibt einige Unreinheiten und einen Schnitt von etwa einer Sekunde. Unmittelbar, nachdem Van Moders über Stätter berichtet hat.« Das war ihm entgangen – und auch seiner Positronik. Gollokai fühlte einen Anflug von Eifersucht. Er lehnte sich zurück. »Es stellt sich die Frage, wer oder was Stätter war. Warum hat er diese eine besondere Information an Van Moders weitergegeben? Die Robotwesen in Ambur-Karbush waren niemals redselig. Stätter muss eine bestimmte Aufgabe gehabt haben. Er hat etwas weitergegeben, das für die Menschheit relevant war – oder noch immer ist.« Toxner pustete kräftig über die Folie vor ihm. Die winzigen Filmameisen versammelten sich daraufhin in einer Ecke des Blattes und erstarrten. »Dieser Ruediger Bonfire sprach in einer seiner Analysen davon, dass die Zellaktivatorträger so etwas wie Informationsträger einer vertikal-temporalen Botschaft wären ...« »Daran dachte ich soeben, ja. Aber wenn dem so war, sind die meisten dieser Botschafter mittlerweile verstummt. Die Unsterblichen, die aus dieser Zeit stammen und noch leben, lassen sich an einer Hand abzählen. Noch weniger von ihnen sind derzeit verfügbar.« Toxner nickte. »Unsere Gedanken drehen sich im Kreis.« »Und deshalb müssen wir unseren eigentlichen Plan weiterverfolgen. Ob wir nun wollen oder nicht. Um an Homer G. Adams heranzukommen.« »Ist es die Sache denn wert?« Gollokai lächelte müde. »Adams könnte sich an viele Details dieser Befragungen erinnern. Er könnte dieses Filmmaterial analysieren und uns weitere Erkenntnisse liefern. Wir müssen erfahren, was es mit der Perforation der Maschinenstadt auf sich hat. Hier geht es um eine möglicherweise entscheidende Schwäche der Superintelligenz ES, die bis in die Gegenwart relevant sein könnte.« »Und damit wären wir beim Daseinszweck des Clubs der Lichtträger.« »Womöglich.« Gollokai streckte seine Arme weit von sich und gähnte. »Ich möchte nichts vorwegnehmen. Vorerst kümmern wir uns weiter um die Detailanalyse des gestohlenen Materials. Ich bin mir sicher, dass wir noch mehr wertvolle Informationen ausgraben, wenn wir uns nur intensiv genug damit beschäftigen.« Toxner nickte, zögerte sichtbar und fragte dann: »Hast du denn niemals Gewissensbisse, Nording?« »Nein.« »Wir zerstören. Wir töten. Wir bekämpfen ein System. Unschuldige verlieren ihr Leben.« »Es gibt keine Unschuld. Wer das bestehende System unterstützt, hat sie längst verloren.« Toxner wirkte so, als wollte er noch etwas sagen, schwieg dann aber und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit. Seine Filmameisen setzten sich in Bewegung, der Genmanipulierte kümmerte sich erneut um das Bildmaterial. Gut so. Gollokai wollte diese Diskussionen nicht auswalzen. Toxner war kein Eingeweihter. Er wusste nur wenig von dem, worum es den Spitzen des Clubs der Lichtträger...