Buch, Deutsch, Band 4, 256 Seiten, GB, Format (B × H): 140 mm x 215 mm, Gewicht: 385 g
Buch, Deutsch, Band 4, 256 Seiten, GB, Format (B × H): 140 mm x 215 mm, Gewicht: 385 g
Reihe: Baltische Bibliothek im BaltArt Verlag
ISBN: 978-3-9523109-3-9
Verlag: BaltArt Verlag
'Im Sog von Riga' ist eine Geschichte über das Treiben der Künstlerbohème der Stadt zu Anfang des 21. Jahrhunderts. Einblicke – oft mit einem schelmischen Lächeln – in das pulsierende Leben der baltischen Metropole. Hippe Leute in einer hippen Stadt. Clubs, Sex und Schönheitsoperationen – dies und noch vieles mehr bringt uns der schnelle Roman der jungen lettischen Autorin näher. Und macht Lust auf Riga von heute, 10 Jahre später.
Zielgruppe
Das Buch richtet sich an Leserinnen und Leser, die sich für das Baltikum, Lettland, den modernen Kunstbetrieb interessieren. Auch an Spannung mangelt es nicht!
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
'Wirst du oft gefragt, warum du hier lebst? Du könntest dir doch auch eine elegante Bleibe an jedem anderen Ort leisten.' Ernests' leuchtende Augen und seine flatternde Stimme verrieten, dass er wieder einmal eine Erleuchtung erlangt hatte. Sie saßen auf dem großen Sofa in Adelaides Wohnzimmer und knabberten Nüsse. Adelaide schloss für einen Moment die Augen und glättete mit einer unwillkürlichen Geste wie von Geisterhand die Falten der mokkafarbenen Organza-Bluse.
'Natürlich werde ich das. Ich habe mich das auch schon gefragt. Eine Antwort habe ich. Mir graut vor dem Reisen – alles, was man in einer fremden Stadt sieht, sind Häuser, Menschen und Essen. Alles ist genau wie hier, es sieht nur anders aus. Warum also wegziehen, wenn sich dadurch nichts ändert? Die Einsamkeit vertreibt es auf keinen Fall. Und darum ist es egal, wo man lebt. Ich weiß auch, dass ich früher oder später zurückkehren würde. Da ist dieser besondere Sog von Riga, diese Wärme, in der ich mich wohl fühle, alle kennen einander, alle sind miteinander verbunden. Eine Art Sicherheitsnetz.'
'Auch ich denke darüber nach. Weißt du, Riga ist weder das Hinterland der Welt noch ein Symbol der Peripherie, es ist Zentrale oder Terminal, in dem sich die von anderen Großstädten verschmähten Abenteurer versammeln, die gescheiterten Welteroberer und die besiegten Träumer. So lautet die Regel: Alle, die einst voller Wünsche, Ambitionen und Pläne auf der Suche nach Glück, Ruhm und Geld in fremde Lande aufgebrochen sind, kehren nach vielen Jahren zurück, um wieder in denselben Kneipen zu sitzen und zu trinken. Was bleibt ihnen denn anderes übrig? So viel Schnaps, wie diese Zurückgewiesenen kann man gar nicht trinken. Sie haben nur diesen Ausweg. Von einer großen Bühne in London, Amsterdam oder Stockholm abgewiesen, fehlt dir die Kraft und Motivation, in der Geburtsstadt alles noch einmal von vorne anzufangen. Die Statistik würde sicher belegen, dass Rigas Partyleben zum größten Teil aus hoffnungslosen Losern besteht. Aus einer ganz besonderen Gattung von Losern, deren einst so hohen Ziele und Hoffnungen dermaßen gründlich zerstört wurden, dass sie jetzt nur noch giftige Bemerkungen machen und niemandem mehr glauben.
Zugleich ist die Selbstmord- und Alkoholüberdosierungsrate gar nicht so groß – das Rigaer Grau wartet fürsorglich auf die Rückkehr seiner verlorenen Söhne und nimmt sie taktvoll, so als wäre nichts geschehen, wieder in ihre alte Kneipenrunde auf. Ohne überflüssige Fragen zu stellen, ohne sie in eine peinliche Lage zu versetzen. Wohin auch sonst sollte dieser ambitiöse Abfall gehen? Da macht es nichts, wenn wir alle vor Einsamkeit den Verstand verlieren.'




