E-Book, Deutsch, 159 Seiten
Träger Zitieren 2.0
3. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8006-6769-7
Verlag: Franz Vahlen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Elektronische Quellen und Projektmaterialien richtig zitieren
E-Book, Deutsch, 159 Seiten
ISBN: 978-3-8006-6769-7
Verlag: Franz Vahlen
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Internet und elektronische Medien sind selbstverständlicher Alltag für Wissenschaftler, Dozenten und Studierende. Es ist nur konsequent, dass sich die neuen Medien und die Möglichkeiten ihrer Nutzung auch in wissenschaftlichen Arbeiten niederschlagen. Die Grundregeln der wissenschaftlichen Quellenarbeit orientieren sich noch immer am Papier. Viele Fragen zur Arbeit mit Internet und elektronischen Quellen sind noch nicht durch einheitliche Standards beantwortet.
Duale Studiengänge stellen mit ihren projektorientierten Abschlussarbeiten eine neue, dritte Form wissenschaftlicher Arbeiten neben reiner theoretischer Literaturarbeit und empirischer Forschungsarbeit dar. Allerdings sind die Grundregeln der Quellenarbeit nie für Publikationen von Unternehmen oder gar für firmeninterne Dokumente entwickelt worden. Auch hier besteht eine Lücke zwischen gewachsenen Regeln und Praxis dualer Abschlussarbeiten.
In diesem Buch wird Ihnen die wissenschaftliche Quellenarbeit unter besonderer Berücksichtigung von Internet, elektronischen und firmeninternen Quellen präsentiert. Zahlreiche Zitierbeispiele zeigen Ihnen ganz konkret, wie unterschiedliche Quellen genutzt werden. Prof. Dr. Thomas Träger lehrt Organisation und Personalwesen an der Steinbeis-Hochschule Berlin, SHB. Darüber hinaus ist er selbstständiger Unternehmensberater und berät mittelständische Unternehmen in den Bereichen Organisation und Personal sowie zu Fragen des praktischen Wissens- und Qualitätsmanagements.
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23C. Die korrekte Zitierweise wählen
Es gibt viele verschiedene Zitierweisen. Sie unterscheiden sich teilweise erheblich voneinander, indem sie gänzlich anders festlegen, wo der Beleg zu einem Zitat in der Arbeit einzubauen ist und wie der Beleg selbst gestaltet werden soll. Teilweise sind es dagegen nur Satzzeichen, die den Unterschied zwischen zwei Zitierweisen ausmachen.
Für Studierende entsteht so ein Wahlproblem, wie die korrekte Zitierweise für die eigene wissenschaftliche Arbeit bestimmt werden soll. In diesem Kapitel erfahren Sie, an welchen Richtlinien Sie sich orientieren sollten und wann Sie Ihre Wahlfreiheiten nutzen können.
I. Systematik und Priorisierung der Zitierweisen
Konzentriert man sich bei den Zitierweisen auf die „großen“ Unterschiede zwischen ihnen, so sind es zwei Kriterien, die zu einer Systematisierung herangezogen werden können:
Das erste Kriterium betrachtet die Position der Belege in einer wissenschaftlichen Arbeit. Die Frage lautet: „Wo befinden sich die Belege zu einer zitierpflichtigen Stelle?“ Sie können im Text stehen (sog. Harvard-Stil) oder sie können in Fuß- bzw. Endnoten verlagert sein (sog. Chicago-Stil).
Das zweite Kriterium betrachtet den Informationsumfang eines Beleges: „Wie sind die Belege gestaltet?“ Belege können entweder direkt die gesamten Quelleninformation nennen (sog. Vollbeleg) oder sich minimalistisch auf die Information beschränken, die eine Identifikation der Quelle über ein zusätzlich zu nutzendes Literatur- und Quellenverzeichnis erlaubt (sog. Kurzbeleg, auch als „Autor-Jahr-System“ bezeichnet), oder drittens den Kurzbeleg um ein Stichwort zum Titel der zitierten Quelle ergänzen, damit so die Leserfreundlichkeit erhöht wird (sog. erweiterter Kurzbeleg).
Die beiden Kriterien können teilweise kombinatorisch sinnvoll ergänzt werden, so dass sich beispielsweise eine Zitierweise „Chicago-Stil mit Kurzbeleg“ ergibt. Bestimmte Kombinationen sind dagegen absolut unsinnig wie z. B. die Kombination „Harvard-Stil mit Vollbeleg“: Bei einem solchen Konstrukt würde bei einer zitierpflichtigen Stelle ein unter Umständen mehrzeiliger Einschub zur Quelle erfolgen, der den Lesefluss und die klare Argumentation jeder wissenschaftlichen Arbeit nachhaltig stören würde.
24Die wenigen resultierenden Grundformen ergeben jedoch eine fast unüberschaubare Anzahl von Zitierweisen, wenn man zusätzlich noch Feinheiten wie z. B. die Art des Belegankers (Fußnotenzeichen) oder formale Vorgaben (Trennzeichen zwischen den Namen mehrerer Autoren) mit einbezieht.
Wissenschaftsverbände, Lehrende, Hochschulen, Fakultäten bis hin zu Dozenten haben daher zur Vereinfachung Zitierstile gebildet, indem bewährte Zitiermöglichkeiten und deren Feinheiten zusammengefasst wurden. Die so entstandenen Zitierstile tragen oftmals die Namen der herausgebenden Institution (z. B. Modern Language Assoziation, kurz: MLA) und stellen einen „terminus technicus“ dar, der die schnelle Kommunikation zu Zitierstilen unter Fachleuten erlaubt.
In dieser Vielfalt werden Grundregeln zum Umgang mit den Möglichkeiten benötigt. Zwei Grundregeln gelten immer und werden im Folgenden erläutert:
1. Grundregel: Vorrang von Dozent, Lehrstuhl, Fakultät und Hochschule.
2. Grundregel: Einheitlichkeit.
1. Grundregel: Vorrang von Dozent, Lehrstuhl, Fakultät und Hochschule
Eventuell hat Ihr Dozent oder wissenschaftlicher Betreuer Vorgaben zur korrekten Zitation erlassen oder der Lehrstuhl, an dem Sie Ihre Arbeit einreichen, hat bereits „Richtlinien“, einen „Leitfaden“ oder „Hinweise zum Zitieren“ veröffentlicht. In diesen Fällen gilt stets:
Oberste Priorität haben die Zitiervorgaben des Dozenten bzw. wissenschaftlichen Betreuers, bei dem Sie Ihre wissenschaftliche Arbeit einreichen. Denken Sie hier bitte „kundenorientiert“: Wer sind die wichtigsten Leser Ihrer Arbeit? In jedem Fall die Gutachter, denn von diesen Personen erhalten Sie die Benotung Ihrer Arbeit. Es ist nur naheliegend, gemachte Zitiervorgaben genauestens zu beachten. Die Anwendung der Vorgaben erwarten die Gutachter bei der Korrektur. Somit erleichtern Vorgaben übrigens Studierenden wie auch Gutachtern die Korrektur, da individuell zu prüfende und damit in ihrer Richtigkeit komplex zu beurteilende Zitierweisen vermieden werden.
Tipp
Durchsuchen Sie die Internetseiten Ihres Dozenten bzw. wissenschaftlichen Betreuers sowie Aushänge vor dessen Büro auf Vorgaben zu Zitierweisen. Falls Sie nichts finden, nutzen Sie die Sprechstunde und fragen Sie explizit, ob es Vorgaben zum Zitieren und der Formatierung 25von Zitaten gibt. Gibt es welche, halten Sie sich daran und weichen Sie nicht eigenmächtig ab.
Spezialfälle, wie sie in diesem Buch behandelt werden, sind in vielen Zitiervorgaben (noch) nicht berücksichtigt. Unterbreiten Sie in der Sprechstunde Vorschläge, wie Sie diese Sonderfälle mit Ihrem Wissen aus diesem Buch lösen wollen. Die Vorgaben oder individuellen Entscheidungen Ihres Dozenten haben jedoch immer Vorrang.
Zweithöchste Priorität haben Zitiervorgaben des Lehrstuhls bzw. des Instituts, an dem Sie Ihre Arbeit einreichen. Mitarbeiter dieser Einrichtung werden die Korrektur und Begutachtung von Arbeiten stets nach den veröffentlichten Richtlinien vornehmen.
Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Dozenten und Lehrstühle keine eigenen Zitiervorgaben veröffentlichen: Neben dem nicht zu unterschätzenden Arbeitsaufwand, den die Formulierung und Pflege eines solchen Dokumentes bedeutet, schaffen fakultäts- oder hochschulweite Zitierstandards eine bessere Vergleichbarkeit der studentischen Leistungen und lassen die geschriebenen Arbeiten allesamt formal „aus einem Guss“ wirken.
Mit der nächsten abgestuften, also der dritthöchsten Priorität, sollten Sie daher nach Zitiervorgaben der Fakultät oder der Hochschule fahnden. Informationsquellen sind zunächst die Internetseiten der Fakultät sowie Veröffentlichungen des Dekanats oder des Prüfungssekretariats der Hochschule.
Grundregel
Zitiervorgaben des Dozenten sind am wichtigsten und unbedingt zu befolgen. Danach kommen in der Reihenfolge abnehmender Wichtigkeit Zitiervorgaben des Lehrstuhls, der Fakultät oder der Hochschule.
Wenn Sie keine Vorgaben finden oder explizit die Freiheit eingeräumt bekommen, eine Zitierweise selbst zu bestimmen, dann sollten Sie aus den etablierten Zitierstilen wählen.
2. Grundregel: Einheitlichkeit
Gerade wenn Sie Wahlmöglichkeiten hinsichtlich der Gestaltung von Zitaten, aber auch der Formatierung Ihrer Arbeit haben, ist es wichtig, dass Sie einmal getroffene Entscheidungen konsequent in der Arbeit umsetzen. Dies gilt für große Entscheidungen (z. B. welchen Zitierstil Sie einsetzen) wie für scheinbar nebensächliche Entscheidungen (z. B. ob Sie einen Punkt am Ende eines Beleges setzen) gleichermaßen.
26Grundregel
Die Einheitlichkeit einer Arbeit wird gewährleistet, indem eine einmal getroffene Entscheidung zur Systematik von Zitaten und deren Formatierung konsequent und ohne Ausnahme in der gesamten Arbeit durchgehalten wird.
Gehen Sie davon aus, dass ein erfahrener Korrektor Unterschiede in den Zitaten sofort wahrnimmt. Die Wichtigkeit dieser Grundregel wird daher in vielen Werken zum wissenschaftlichen Arbeiten betont.16
II. Wahlentscheidungen beim Zitieren
Die folgenden Unterpunkte gehen detailliert auf Wahlmöglichkeiten beim Zitieren ein, die sich Ihnen dann eröffnen, wenn Sie keine Vorgaben hinsichtlich der Zitierweisen erhalten haben.
1. Vollbeleg, Kurzbeleg und erweiterter Kurzbeleg
Die Quelle einer zitierpflichtigen Stelle wird mit einem Beleg angegeben. Je nach Umfang der im Beleg enthaltenen Information unterscheidet man drei Belegarten:
- Vollbeleg,
- Kurzbeleg,
- erweiterter Kurzbeleg.
Vollbeleg
Ein Vollbeleg liegt vor, wenn in ihm bereits alle Informationen enthalten sind, um die Quelle und die dort referenzierte Stelle, also zum Beispiel eine bestimmte Seite, eindeutig identifizieren zu können. Die Informationen sind damit so umfassend, dass auf ihrer Grundlage die Quelle beschafft werden kann.
Der Vollbeleg enthält damit mindestens Angaben zu dem oder den Autoren bzw. Herausgebern, zu Titel und ggf. Untertitel der zitierten Quelle. Je nach zitierter Werksart (Buch, Zeitschrift etc.) kommen weitere Angaben hinzu:
- Bücher, d. h. eigenständige Werke (Monografien), werden zusätzlich durch Angaben zu Ort und Jahr der Veröffentlichung gekennzeichnet. 27Sofern die zitierte Ausgabe nicht die Erstauflage ist, wird auch die Auflagennummer angegeben. Die Nennung des Verlages ist in jedem Fall eine Serviceleistung für den Leser.