Traue / Bischoff | Kopfschmerzen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band Band 22, 127 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

Traue / Bischoff Kopfschmerzen


1. Auflage 2004
ISBN: 978-3-8409-1623-6
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, Band Band 22, 127 Seiten

Reihe: Fortschritte der Psychotherapie

ISBN: 978-3-8409-1623-6
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Kopfschmerzen zählen zu den häufigsten Erkrankungen. Oft beginnen sie bereits im Kindesalter und beeinträchtigen das Alltags- und Arbeitsleben erheblich. Das Chronifizierungsrisiko ist hoch, besonders wenn andere psychische Störungen vorliegen und eine psychologische Behandlung nicht rechtzeitig erfolgt. Der Band behandelt ausführlich die Differenzialdiagnose von Migräne, Kopfschmerzen vom Spannungstyp und von Kopfschmerzen bei Medikamentenübergebrauch.

Für diese Kopfschmerzen werden komplexe Störungstheorien und –modelle vorgestellt. Das Vorgehen bei der Schmerzklassifikation und –anamnese wird ausführlich erläutert. Die dafür notwendigen diagnostischen Methoden werden praxisgerecht beschrieben. Verschiedene Formen der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung von Kopfschmerzen, insbesondere psychologisch-schmerztherapeutische Verfahren werden aufgezeigt. Mit Hilfe des Bandes kann der Schmerztherapeut erfolgreich Kopfschmerzen mit Entspannung, Biofeedback und kognitiv-behavioraler Therapie behandeln.   

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Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Danksagung;12
3;1 Beschreibung der Störungsbilder bei Kopfschmerzen;13
3.1;1.1 Klassifikation von Kopfschmerz nach IHS- und ICD-10-Kriterien;14
3.1.1;1.1.1 Migräne;18
3.1.2;1.1.2 Kopfschmerz vom Spannungstyp (Spannungskopfschmerz);19
3.1.3;1.1.3 Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch;21
3.1.4;1.1.4 Clusterkopfschmerz und andere trigeminoautonome Kopfschmerzerkrankungen;22
3.1.5;1.1.5 Chronischer posttraumatischer Kopfschmerz;23
3.1.6;1.1.6 Zervikogener Kopfschmerz;24
3.2;1.2 Differenzialdiagnostische Probleme;24
3.2.1;1.2.1 Differenzialdiagnose von Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp;24
3.2.2;1.2.2 Differenzial- und Komorbiditätsdiagnostik bei Kopfschmerzen;26
3.3;1.3 Epidemiologie;30
4;2 Störungstheorien und Modelle;31
4.1;2.1 Psychobiologische Annahmen zum Kopfschmerz;33
4.1.1;2.1.1 Psychodynamische Annahmen;33
4.1.2;2.1.2 Psychische Dispositionen für Kopfschmerz;34
4.1.3;2.1.3 Kognitiv-behaviorale Annahmen;35
4.2;2.2 Migräne;37
4.2.1;2.2.1 Pathopsychologie der Migräne;37
4.2.2;2.2.2 Auslöser von Migräne;38
4.2.3;2.2.3 Pathophysiologie der Migräne;39
4.3;2.3 Kopfschmerzen vom Spannungstyp (KST);41
4.3.1;2.3.1 Pathopsychologie des KST;42
4.3.2;2.3.2 Auslöser von KST;43
4.3.3;2.3.3 Pathophysiologie des KST;44
4.4;2.4 Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch;46
4.5;2.5 Kopfschmerz zurückzuführen auf psychiatrische Störungen;47
4.6;2.6 Clusterkopfschmerz;48
4.7;2.7 Genetische Faktoren beim Kopfschmerz;48
5;3 Diagnostische Verfahren und Dokumentationshilfen;49
5.1;3.1 Die Kopfschmerzanamnese;50
5.1.1;3.1.1 Empfehlungen zur interaktiven Gestaltung der Kopfschmerzanamnese;52
5.1.2;3.1.2 Die Themen der Kopfschmerzanamnese;55
5.2;3.2 Diagnostik nach IHS (International Headache Society)-Kriterien;62
5.3;3.3 Schmerzskalen;63
5.4;3.4 Multiaxiale Schmerzklassifikation – MASK;66
5.5;3.5 Das Schmerztagebuch;68
5.6;3.6 Psychophysiologische Diagnostik;71
5.7;3.7 Unspezifische psychometrische Verfahren;74
6;4 Behandlung;76
6.1;4.1 Vorbemerkung;76
6.2;4.2 Indikation und Kontraindikation verhaltensmedizinischer Maßnahmen;77
6.3;4.3 Medikamentöse Therapie;79
6.3.1;4.3.1 Migräne;79
6.3.2;4.3.2 Kopfschmerz vom Spannungstyp;81
6.4;4.4 Medikamentenabusus, Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch und Entzugsbehandlung;82
6.5;4.5 Entspannungsverfahren und Biofeedback;85
6.5.1;4.5.1 Entspannung;85
6.5.2;4.5.2 Allgemeine Merkmale einer Biofeedbacktherapie;86
6.5.3;4.5.3 Biofeedbacktherapie bei Migräne;87
6.5.4;4.5.4 Biofeedbacktherapie bei Kopfschmerz vom Spannungstyp;88
6.6;4.6 Behandlung von operant konditioniertem Schmerzverhalten;89
6.7;4.7 Multimodale Programme;91
6.7.1;4.7.1 Ausgangspunkte;91
6.7.2;4.7.2 Die Konkordanztherapie;92
6.7.3;4.7.3 Die Grenzen der manualgesteuerten Therapie;98
6.8;4.8 Diagnostik und Behandlung von Kopfschmerz bei Kindern;99
6.8.1;4.8.1 Problemanalyse und Kopfschmerzkalender bei kindlichen Kopfschmerzen;100
6.8.2;4.8.2 Ernährungsoptimierung;101
6.8.3;4.8.3 Verhaltenstherapie;101
6.8.4;4.8.4 Welche Kinder mit Kopfschmerzen können teilnehmen?;103
6.9;4.9 Empirische Evidenzen;103
6.10;4.10 Was Frau D. geholfen hat;106
7;5 Literatur;108
8;6 Anhang;113
8.1;Kopfschmerz im Internet;113
8.2;Vertrag zur Verminderung des Schmerzmittelverbrauchs;116
8.3;Multiaxiale Schmerzklassifikation – Psychosoziale Dimension (MASK-P): Ratingbogen;117
8.4;Multiaxiale Schmerzklassifikation – Psychosoziale Dimension (MASK-P): Diagnose- und Befundbogen;121
8.5;Weiterer Klartextbefund und Bemerkungen;122
8.6;Kopfschmerzanamnese und Diagnostikempfehlungen;125


(S. 38-39)

Kopfschmerzpatienten gelten im Hinblick auf psychologische Diagnosen und Behandlungen als schwierig in der Interaktion, weil sie oftmals für psychosomatische Zusammenhänge wenig aufgeschlossen sind. Ursächlich sind dafür meistens langjährige organisch orientierte Diagnosen und medikamentöse Therapieversuche bei Hausärzten und Fachärzten; übrigens meist ganz im Sinne des Patienten, der – wie wir alle – dazu neigt, bei körperlichen Symptomen nach körperlichen Ursachen zu suchen und eine somatisch basierte Behandlung zu erwarten. Wenn die Kopfschmerzen jedoch nicht nachlassen, kommt es nicht selten zum frustrierten Abbruch der therapeutischen Beziehung oder der Arzt führt die Möglichkeit ins Feld, dass der Schmerz psychisch bedingt ist. Wenn Patienten und wir als Schmerzpsychotherapeuten in dieser Ausgangssituation das erste Mal aufeinander treffen, befinden sich beide Parteien in der Defensive: der Patient, weil er uns unterstellt, dass wir ihm die Schmerzen nicht abnehmen und glauben, er sei seelisch gestört; und wir als Psychotherapeuten, weil wir uns gedrängt sehen, psychologische Ätiologieannahmen zu rechtfertigen. Wenn die Kasse oder der Rentenversicherer eine Rehabilitationsmaßnahme in einer psychosomatischen Rehabilitationsklinik veranlasst, notfalls auch gegen den erklärten Willen des Patienten – dann haben wir den worst case, in dem eine psychologische Schmerztherapie ihren Ausgang nehmen soll.

Von Anfang an ist deshalb ein Vorgehen wichtig, bei welchem dem Patienten möglichst frühzeitig ein ganzheitlicher verhaltensmedizinischer Ansatz nahe gebracht wird, bei dem parallel und interdisziplinär nach möglichen körperlichen und möglichen psychosozialen Faktoren der Schmerzauslösung und -verursachung geforscht wird und das Behandlungsangebot sich individuell an der Bedeutung ausrichtet, die diesen Faktoren im Einzelnen zukommen. Verwirklicht wird ein solcher verhaltensmedizinischer Ansatz am ehesten in Schmerzambulanzen und in psychosomatischen Fachkliniken.

Das erste Ziel der Schmerzdiagnostik ist die angemessene Deskription eines Schmerzgeschehens und damit die Zuordnung zu einer Schmerzkrankheit im Sinne der Klassifikation der Internationalen Kopfschmerzgesellschaft (IHS).

Während aber im klassisch medizinischen Krankheitsmodell nach dieser Zuordnung der Blick dem nun folgenden Medikamentenschema gilt, benötigt die psychologische Schmerztherapie weitergehende Information über die physikalischen und psychosozialen Auslöser und die lerntheoretischen aufrechterhaltenden Bedingungen der Schmerzstörung. Der psychologische Schmerztherapeut muss erfahren, wie die Schmerzen verarbeitet werden und wie der Patient mit Belastungen umgeht. Es ist notwendig zu erfahren, wie der Patient bislang seine Schmerzen behandelt hat und welche Erwartungen er diesbezüglich an die Therapie stellt. Eine ergänzende Anamnese über Familie und Partnerschaft, das soziale Netzwerk um den Patienten und seine berufliche Situation ermöglicht dem TherapeutenWechselwirkungen zwischen der Lebenssituation, Auslösung und Aufrechterhaltung aufzuspüren. Wo die medizinische Diagnostik aufhört, beginnt also die psychologische Diagnostik, mit deren Hilfe ein Therapieplan erstellt werden kann.Wesentlich ist hierbei, dass der diagnostische Prozess mit dem Aufbau einer therapeutischen Beziehung einhergeht und die diagnostischen Schritte nicht vollständig vor dem Einleiten der Therapie abgeschlossen sein müssen, sondern sich teilweise aus dem Verlauf der Therapie ergeben.

Die diagnostischen Verfahren lassen sich grob in störungsspezifische und -unspezifische Verfahren gliedern. Die störungsspezifischen diagnostischen Methoden gliedern sich in die schmerzbezogenen Themen der Anamnese, psychometrische Schmerzskalen und Checklisten, Schmerztagebücher, Leitfäden und psychophysiologische und physiodiagnostische Messungen. Spezifisch für Kopfschmerzen, die auf psychiatrische Störungen zurückzuführen sind, und relevant als ergänzende diagnostische Instrumente wären diagnostische Zuordnungen nach ICD-10, DSM-IV, Persönlichkeitstests und andere klinische Skalen zu nennen, die zum Verständnis der Ätiologie, der Aufrechterhaltung und für die Therapieindikation benötigt werden. Anstelle einer vollständigen Darstellung (siehe dazu z. B. Basler et al., 1999) sollen hier die wichtigsten diagnostischen Verfahren dargestellt werden.



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