Treuberg | Familie mit Herz 44 - Familienroman | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 44, 64 Seiten

Reihe: Familie mit Herz

Treuberg Familie mit Herz 44 - Familienroman

Wo Tränen verboten sind
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-7886-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wo Tränen verboten sind

E-Book, Deutsch, Band 44, 64 Seiten

Reihe: Familie mit Herz

ISBN: 978-3-7325-7886-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wo Tränen verboten sind
Alle kannten nur das strahlende Lächeln des Kinderstars
Von Maria Treuberg

Wenn man die kleine Bea so ganz versunken am Klavier spielen sieht, dann ist man überzeugt, dass sie ein 'Wunderkind' ist. Es scheint sie nicht die geringste Mühe zu kosten, auch die schwierigsten Melodien zu spielen. Fabian Martens ist stolz auf sein Töchterchen, und er treibt sie zu immer größeren Leistungen an. Konzerte soll sie geben, die Welt in atemloses Staunen versetzen.
Die Einzige, die auch die Gefahren dieser Entwicklung sieht, ist Beas Mutter. Zu gern würde sie verhindern, dass die Kleine um ihre Kindheit gebracht wird, weil sie, statt fröhlich mit anderen Kindern zu spielen, immer mehrere Stunden pro Tag üben muss.
Aber Anja Martens kann sich gegen ihren Mann und seine ehrgeizigen Pläne nicht durchsetzen. Und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf ...
Liebe Leserinnen und Leser, permanenter Druck und ein hohes Leistungsniveau sind die lauernden Gefahren im Musikbusiness. Die kleinen Künstler haben ihre Seelen bald leer gespielt, fühlen sich ausgelaugt und ausgehöhlt.
Über die Schattenseiten von Ruhm und Erfolg erzählt Ihnen Maria Treuberg in diesem ergreifenden Roman.

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Wo Tränen verboten sind

Alle kannten nur das strahlende Lächeln des Kinderstars

Von Maria Treuberg

Wenn man die kleine Bea so ganz versunken am Klavier spielen sieht, dann ist man überzeugt, dass sie ein „Wunderkind“ ist. Es scheint sie nicht die geringste Mühe zu kosten, auch die schwierigsten Melodien zu spielen. Fabian Martens ist stolz auf sein Töchterchen, und er treibt sie zu immer größeren Leistungen an. Konzerte soll sie geben, die Welt in atemloses Staunen versetzen.

Die Einzige, die auch die Gefahren dieser Entwicklung sieht, ist Beas Mutter. Zu gern würde sie verhindern, dass die Kleine um ihre Kindheit gebracht wird, weil sie, statt fröhlich mit anderen Kindern zu spielen, immer mehrere Stunden pro Tag üben muss.

Aber Anja Martens kann sich gegen ihren Mann und seine ehrgeizigen Pläne nicht durchsetzen. Und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf …

Auf der Dachrinne über dem Fenster zankte sich eine Horde Spatzen. Das wütende Schimpfen schallte bis in das Zimmer, in dem Bea noch selig schlief. Sie wachte erst auf, als sich der Kampf der frechen Bande auf dem Fensterbrett fortsetzte. Und schlagartig fiel ihr ein: Heute habe ich Geburtstag!

Mit einem Satz sprang Bea aus dem Bett. Sie lief auf ihren dünnen Kinderbeinen zum Fenster und riss den Vorhang beiseite. Helle Sonne lag schon über der kleinen Stadt, auf deren Dächer Bea hinunterschauen konnte. Auf dem Kirchturm blitzte der goldene Hahn, und jetzt schlug auch die Glocke siebenmal.

Wie der Wind war Bea aus ihrem Zimmer hinaus und an der Tür des Elternschlafzimmers.

„Mama, Mama! Wir müssen aufstehen! Es ist ja schon sieben!“

Eine verschlafene Stimme rief von drinnen: „Aber Schatz, heute ist doch Sonntag! Nicht nur dein Geburtstag!“

Bea lachte. „Ach ja! Das habe ich ganz vergessen! Darf ich reinkommen?“

„Natürlich. Ich bin schon lange wach. Die Spatzen machen seit dem Morgengrauen einen Spektakel, dass man nicht mehr einschlafen kann.“

„Mich haben sie auch aufgeweckt“, erklärte Bea. Sie war leise ins Schlafzimmer geschlichen und in das Bett ihrer Mutter gekrochen. „Papa schläft wohl noch. Oder tut er nur so?“, flüsterte sie.

Anja Martens deckte Bea sorgfältig zu. „Du hast wieder Eisfüße. So warm ist es noch nicht, dass man barfuß im Haus herumlaufen kann.“

„Immer musst du mit mir schimpfen“, beklagte sich Bea.

„Das nennst du schimpfen, wenn ich besorgt um dich bin?“ Anja Martens zog die Tochter näher zu sich heran, und Bea kuschelte sich in ihren Arm.

„Ich weiß ja, Mami, dass du es nicht böse meinst. Aber ab heute bin ich kein kleines Kind mehr.“

„Tatsächlich, ich habe ja ganz vergessen, dass du schon zehn Jahre alt bist! Das ist natürlich ein ganz besonderer Meilenstein im Leben eines Kindes. Zwischen zehn und zwanzig entwickelt man sich zum Erwachsenen. Viele einschneidende Erlebnisse spielen sich in den kommenden zehn Jahren ab. Und darum wünsche ich dir für diesen Zeitabschnitt auch alles erdenkliche Gute, mein Herz. Dass du gesund bleibst, dass du dir deine Fröhlichkeit bewahrst und noch lange unser lieber Schatz bleibst. Denn eines Tages wird jemand kommen, der dich uns wegnimmt.“

Bea gab der Mutter einen Kuss. „Ich weiß, was du meinst, Mama. Aber ich werde ganz bestimmt nicht heiraten, ich werde immer bei dir bleiben.“

Anja Martens lachte. „Wenn ich mich nicht irre, habe ich das auch einmal zu meiner Mutter gesagt. Was davon übrig geblieben ist, siehst du ja selbst. Es liegt neben uns und schnarcht noch immer, obwohl wir ja wirklich nicht gerade leise sind.“

Bea nahm das Kuschelkissen unter ihrem Kopf weg und warf es ihrem Vater aufs Gesicht.

„Aufwachen, Papi! Heute habe ich Geburtstag! Willst du mir nicht endlich gratulieren?“

Fabian Martens wischte das Kissen von seinem Gesicht und hob verschlafen den Kopf. Sein Haar war so sehr verstrubbelt, dass Bea vor Vergnügen in die Hände klatschte.

„Weißt du, wie du aussiehst, Papa? Wie der Hund von Tante Jutta!“

„Danke für den Vergleich“, tat Fabian Martens beleidigt. „Soll ich jetzt vielleicht auch noch auf allen vieren herumkriechen und wau, wau machen?“

Bea krabbelte über die Mutter hinweg und fiel ihrem Vater um den Hals.

„Du weißt, wie süß Tante Juttas Hund ist. Trotzdem gefällst du mir noch viel, viel besser. Was kriege ich heute geschenkt? Wollt ihr nicht endlich aufstehen? Ich bin schon soooo neugierig.“

Fabian seufzte. „Nicht mal sonntags darf man länger im Bett liegen. Geburtstage müssten abgeschafft werden. In unseren Jahren will man sowieso nicht gern daran erinnert werden, dass man wieder älter geworden ist. Und bei Kindern wird das Feiern viel zu sehr übertrieben. Bei uns zu Hause gab es …“

„Hör auf!“ Bea hielt ihm den Mund zu. „Die alten Geschichten kenne ich. Oma hat aber erzählt, dass du und Onkel Michael auch immer schöne Sachen bekommen habt.“

„Ja, das stimmt, aber es waren meistens praktische Sachen. Zum Anziehen oder für die Schule. Gefreut haben wir uns aber trotzdem. So, mein Goldkind. Jetzt aber endlich meine herzlichste Gratulation. Ich wünsche dir, dass alles Schöne in deinem Leben in Erfüllung geht. Und dann wünsche ich dir auch weiter viel Spaß an der Musik, die ja nicht nur dir, sondern auch uns große Freude bereitet.“

„Danke, Paps. Aber jetzt ziehen wir uns doch an, ja?“

Anja war schon aufgestanden. Sie zog sich den Morgenmantel über, um als Erste ins Bad zu gehen.

„Kriech noch einen Augenblick in dein Bett, Bea. Ich rufe dich, wenn es so weit ist.“

Bea gehorchte. Sie rannte über den Flur in ihr Zimmer zurück. Die Spatzenschar hatte sich inzwischen beruhigt und war davongeflogen. Durch das Fenster fiel ein breiter Sonnenstrahl auf den Fußboden. Der Himmel leuchtete blau, aber eine Unzahl von Lämmerwölkchen breitete sich im Westen aus. Bea dachte: Hoffentlich regnet es nicht. Im Garten kann man viel besser Geburtstag feiern als im Haus.

Auch die längste Wartezeit nimmt einmal ein Ende. Und Bea konnte endlich ins Wohnzimmer eintreten, in dem die Mutter einen schönen Geburtstagstisch aufgebaut hatte. In der Mitte brannte ein Kranz von zehn rosaroten Kerzen und einer großen Lebenskerze. Rundherum lagen die Geschenke. Bea schlug vor Freude die Hände zusammen, als sie viele ihrer Wünsche erfüllt fand. Etwas ganz Besonderes schien aber doch noch zu fehlen.

„Na“, fragte Fabian lächelnd, „noch nicht genug?“

„O ja, doch … es ist überhaupt viel zu viel. Das schöne Kleid, die neuen Buntstifte für die Schule. Bücher, Schokolade. Ach, und auch Noten! Super! Da kann ich dann gleich mal probieren. Und eine Kette! Und ein süßes Kuscheltier. Warum kann ich nicht eine lebendige Katze haben?“

„Darüber haben wir doch schon gesprochen, Bea. Aber ich glaube, du vermisst noch etwas.“

„Ja“, sagte Bea traurig, „ein neues Fahrrad. Auf dem alten Kinderrad habe ich doch keinen Platz mehr.“

„Dann komm mal mit.“

Das ersehnte Fahrrad stand im Garten. Jubelnd probierte es Bea sofort aus. Sie raste über die plattierten Wege, dass die Eltern es mit der Angst bekamen.

„Nicht so wild, Bea! Oder willst du deinen Geburtstag mit einem Gipsbein feiern?“

Bea bremste dicht vor ihren Füßen.

„Ich falle schon nicht hin. Das Rad ist toll! Vielen, vielen Dank für alles.“

Fabian und Anja bekamen jeder einen dicken Kuss, dann hüpfte Bea ins Haus zurück. Die Eltern folgten ihr und sahen sich strahlend an. Beide dachten wohl in diesem Augenblick an dasselbe.

Als Anja Martens vor zehn Jahren von ihrem Mann ins Krankenhaus gebracht wurde, war Fabian aufgeregter als seine Frau gewesen. Er bangte nicht nur um Anja, sondern er wünschte sich ja auch sehnlich einen Sohn, der wie sein Vater, sein Großvater und der Urgroßvater die alte, traditionsreiche Mohren-Apotheke weiterführen sollte. Fabians Bruder Michael war bisher unverheiratet geblieben. Er machte auch jetzt noch keine Anstalten, zu heiraten und für Nachwuchs zu sorgen. Michael war ein Sonderling, der bei der Mutter wohnte und sich von ihr verwöhnen ließ. Aber nicht nur wegen der Apotheke wollte Fabian einen Sohn haben. Ihm schwebte ein Vater-Sohn-Verhältnis vor, bei dem die Freundschaft an erster Stelle stehen sollte. Er dachte, in dem Sohn sich selbst wiederzuerkennen und bei ihm all das verwirklicht zu sehen, was er heute bei sich selbst vermisste. Ja, ein Sohn musste es werden! Fabian dachte mit keiner Silbe daran, wie seiner Frau angesichts dieser Forderung zumute war.

Dann kam der Augenblick, den Fabian ersehnt und gefürchtet hatte. Eine Schwester trat auf ihn zu und sagte: „Sie haben eine hübsche, gesunde Tochter, Herr Martens. Mutter und Kind geht es ausgezeichnet. Sie dürfen Ihre Frau besuchen.“

Hatte ihm Anja wirklich etwas ängstlich entgegengesehen, als er das Krankenzimmer betrat? Damals gab er sich einen Ruck:

„Anja, Liebste, ich freue mich, dass du so frisch...



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