Turjman | Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Turjman Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt

Wie ich gelernt habe, die Heimat in mir zu finden
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7017-4684-2
Verlag: Residenz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie ich gelernt habe, die Heimat in mir zu finden

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-7017-4684-2
Verlag: Residenz
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Folgebuch des Bestsellers "Wenn der Jasmin auswandert" trifft zielgenau mitten ins Herz.

Jad Turjman erzählt, wie es ihm erging, nachdem seine Flucht aus Syrien gelang und er in Österreich eine neue Heimat fand. In seiner Reflexion über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Kulturen erzählt Jad Turjman, in welche Fettnäpfchen ein Syrer durch den Mangel an Sprachkenntnissen treten kann und mit welchen Rassismen er konfrontiert ist. Turjman fragt, wie ein Mensch traumatische Ereignisse verarbeiten kann, und beschreibt seine persönlichen Therapieerlebnisse. Das Folgebuch von "Wenn der Jasmin auswandert" ist vielschichtig, humorvoll und tiefgehend. Nach einem tödlichen Unfall des Autors ist das vorliegend Buch als sein Vermächtnis zu lesen.

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Der Jasmin ist fortgegangen
Der Autor Jad Turjman ist nicht mehr, wird nie wieder schreiben. Der Mensch Jad Turjman ist nicht mehr, wird nie wieder Flüchtling sein, wird nie wieder Ski fahren, wird nie wieder als Stand-up-Comedian, als »Flüchtling Ihres Vertrauens« auf der Bühne stehen, wird nie wieder als der gut integrierte Syrer mit österreichischem Pass auftreten. Jad Turjman ist am 29. Juli 2022 bei einer Bergwanderung in den Bayerischen Alpen tödlich verunglückt. Er war allein unterwegs, kam vom Weg ab und rutschte im Dunkeln und im Regen auf einem Steilhang aus, wenige Wochen vor Erscheinen dieses Buches. Deshalb soll es in diesem Vorwort nicht um sein Buch gehen, sondern um ihn selbst, diesen syrischen Hansdampf in allen Gassen, der nach seiner Flucht aus Damaskus 2015 zufällig in Österreich landete. Damals ahnte noch niemand, was für eine Bereicherung dieser junge Flüchtling für das Land sein würde: Österreich, Salzburg, seine Freunde, sie alle haben ein Stück Reichtum verloren, das ihnen vor sieben Jahren zufällig geschenkt wurde, weil jemand in seiner ursprünglichen Heimat keinen Platz mehr hatte. Ich hatte das Glück, seinen Weg zu kreuzen, erstmals im November 2018, als wir zu einer Schülerfortbildung im Land Salzburg eingeladen waren. Ich sollte erzählen, warum Menschen flüchten. Er berichtete in schon damals unglaublich gutem Deutsch von seiner Flucht. Mich beeindruckte, wie intensiv, wie emphatisch, wie sensibel und gleichzeitig klar er das tat und wie sehr ihm die Schüler an den Lippen hingen. Ich hatte keinen Zweifel, dass dieser junge Syrer in Österreich noch über Salzburg hinaus prominent werden würde. Diese Begegnung war der Beginn einer Freundschaft. Bei einem längeren Gespräch in einem Gasthaus namens »Alter Fuchs« in Salzburg, erzählte er mir, dass er gerade an seinem ersten Buch arbeite. Es trug den Titel: »Wenn der Jasmin auswandert: Die Geschichte meiner Flucht«. Nur drei Jahre nach seiner Ankunft schrieb er ein Buch auf Deutsch. Darin wurde nicht über Flüchtlinge gesprochen, sondern einer von ihnen ergriff selbst das Wort. Nachdem wir unser Schnitzel zu Ende gegessen hatten, bot ich Jad spontan an, das Vorwort für sein Buch zu schreiben. Später traten wir gemeinsam auf, etwa bei der Erstpräsentation seines Buches. Das war, bevor er zwei weitere Bücher schrieb, bevor er als Stand-up-Comedian auf der Bühne stand, bevor er allen möglichen österreichischen Zeitungen Interviews gab oder für sie Gastbeiträge schrieb, bevor er im ORF-»Kulturmontag« porträtiert wurde. Jad hatte in Österreich in so wenigen Jahren so viel angepackt. Er war nicht zu bremsen. Wir hielten Kontakt, trafen uns gelegentlich in Österreich, meist aber schickten wir uns Nachrichten über unsere Handys, er in Salzburg, ich in Kairo. Auf diesem Weg hat er mit mir seine tiefen Gedanken und seine verrückten Ideen ausgetauscht. Dieser Austausch ermöglicht vielleicht einen Blick in das Innere dieses komplexen Menschen. Es begann mit dem Antwortschreiben der österreichischen Botschaft in Beirut, das er mir wütend übermittelte. Er hatte die verwegene Idee gehabt, dass seine in Damaskus lebende Mutter der Präsentation seines ersten Buches in Österreich beiwohnen könnte. Ein Anliegen, das die österreichischen Behörden als »unglaubwürdig« einstuften. Der Antrag wurde abgelehnt. Kurz darauf, im Januar 2019, schickte er mir ein Video von seinem ersten, recht passablen Versuch, Schi zufahren. Dann folgte ein Selfie von ihm in einem österreichischen Zug. Das Entscheidende an dem Foto war der Mann hinter ihm, der eine bekannte kleinformatige Zeitung aufgeschlagen hatte mit der Schlagzeile: »Asylbewerber kam mit dem Messer ins Amt«. Jad selbst blickte unbeteiligt in die Kamera. Dazu schrieb er mir wie so oft in Form einer kleinen Geschichte: »Herr Flüchtling hat die belästigt, jene erstochen und das geklaut«, lese ich in der Zeitung. Aber warum hat der Täter da denselben Namen wie ich? Ich fühle mich verdächtig und laufe schnell zum Amt der Namen. Die Frau am Schalter fragt: ›Wie kann ich Ihnen helfen, Herr Flüchtling?‹ Ich lasse meinen Kopf hängen … ›Ich will meinen Namen zu »Herr Mensch« ändern‹«. Oft schickte er mir seine Zeitungsinterviews mit der Frage, wie er sich darin geschlagen habe. Er wurde mit jedem Monat besser. »Du bist inzwischen ein richtiger Profi, der so viele wichtige Dinge zu sagen hat«, antwortete ich ihm. Er schickte mir ein Foto von sich. Darauf trägt er ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift: »Herr Flüchtling«. Und fragte: »Gefällt es dir, mein Freund?« Es ärgerte ihn immer wieder, wenn er nur in der Kategorie »Flüchtling« wahrgenommen wurde. Im Oktober 2019 fragte ich ihn, wie es ihm gehe. Seine Antwort war typisch: »Wunderbar, ich habe ziemlich viele Lesungen und im März starte ich an der Uni Wien einen Lehrgang über Migrationsmanagement.« Seine Energie kannte keine Grenzen. Aber er philosophierte auch über seinen Erfolg: »Du bist jetzt eine kleine Berühmtheit und kein Flüchtling mehr«, zitierte er einen Fernsehredakteur. »Die Frage bedrückte mich. Ich will mich nicht von den Menschen abheben, die dasselbe Schicksal mit mir teilen und die dafür deklassiert werden.« Manche seiner Botschaften unterzeichnete er mit »Al-Hamdullilah – Gott sein Dank, alles ist gut – mein Bruder«. Oft blinkte auch ein Stück Heimweh auf meinem Handy auf. Ein Video: Jad schneidet in Mattsee, dem kleinen Dorf in der Nähe Salzburgs, in dem er lebte, eine selbstgemachte Kunafa, eine typische syrische Süßigkeit, an. Diesmal lächelt er etwas traurig in die Kamera. Kurz darauf schickte er ein Video seines Bruders aus Damaskus. Der hatte einfach den einstigen Weg Jads von seiner damaligen Familienwohnung zu seinem Arbeitsplatz gefilmt und ihm geschickt. Jad muss sich dieses Video oft angesehen haben. »An jeder dieser Ecken auf diesem Weg lebt eine Erinnerung«, schrieb er dazu. Einmal fragte er mich, welchen Titel er seinem neuen Stand-up-Comedy-Programm geben solle. »Deutschunterricht für Einheimische« oder »Kulturschock des Grauens«? Am Ende wählte er den ebenfalls vom ihm vorgeschlagenen »Flüchtling Ihres Vertrauens«. Dann schickte er eine wunderbare Szene aus seinem Programm. »Um Klartext zu reden«, sagt er, während er da im weißen Hemd mit Mikrofon in der Hand ganz allein auf der Bühne steht, »ich bin nicht gekommen, weil es Krieg, Bombardierungen und Verfolgung gab. Das kann doch jeder. Ich bin geflüchtet, damit ich den Österreichern die Arbeit wegnehme.« Das Publikum lachte. Auch sein zweites Buch hat er mir angekündigt. Dieses sei ein Roman, rein fiktiv, mit dem Titel »Der Geruch der Seele«. Es sei keine Fortsetzung seines ersten Buches. Es gehe um Liebe und Terror in Zeiten des Krieges, erklärte er mir. Da hatte er schon längst einen weiteren Plan. »Wenn ich mit diesem Roman fertig bin, beginne ich mit der Fortsetzung meines ersten Buches.« Einen Titel dafür hatte er auch schon: »Wenn der Jasmin eine neue Heimat findet.« Daraus wurde schließlich dieses Buch, mit dem Titel »Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt«. Jads Schreibwut war nicht zu bremsen. Bald danach schickte er mir eine Kolumne, die in einem österreichischen Magazin erschienen war. »In meiner neuen Umgebung habe ich mehr zu mir selbst gefunden und mich besser kennengelernt«, schreibt er dort. »Ich habe das Privileg, von zwei verschiedenen Kulturen zu profitieren. Denn genau diese Unterschiede machen das Leben bunt und bereichernd. Je mehr Menschen ich kennenlerne, die anders sind als ich, umso schärfer wird mein Blick auf die Wirklichkeit.« Wie immer brillant, hatte er einfach kurz mal auch meine eigene Wirklichkeit zusammengefasst und die so vieler anderer, die unter dem Unwort »mit Migrationshintergrund« zusammengefasst werden. Im Februar 2021 schickte er mir ein Video, das ihn beim Langlaufen durch einen verschneiten Wald zeigt. Sein Kommentar dazu: »Schifahren ist abgehakt, her mit der Staatsbürgerschaft.« Vier Monate später schickte er die eingescannte Urkunde von der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft mit dem für ihn so typischen ironischen Zusatz: »Ich habe die österreichische Staatsbürgerschaft entwertet.« Jad wäre nicht Jad gewesen, wenn er dazu nicht auch gleich einen Artikel im »Biber« – dem »Magazin für neue Österreicher« – geschrieben hätte, mit dem Titel: »Ich bin jetzt Österreicher! Aber mit schlechtem Gewissen«. Er wisse nicht, wie er sich als Österreicher fühlen solle. Er sei immer noch derselbe Mensch, aber er habe...


Jad Turjman geboren 1989, verstorben im Juli 2022, lebte bis zu seiner Flucht aus Syrien in Damaskus. Seit 2015 lebte Turjman in Salzburg. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller, Stand-up-Comedian und Workshop-Leiter studierte er an der Paris Lodron Universität Salzburg Psychotherapie. Sein erstes Buch "Wenn der Jasmin auswandert - Die Geschichte meiner Flucht", erschienen 2019, wurde zu einem Bestseller. Sein Comedy-Soloprogramm, mit dem er seit 2020 auftrat, trägt den Titel "Der Flüchtling Ihres Vertrauens". Im August 2021 veröffentlichte er seinen Debütroman "Der Geruch der Seele". "Wenn der Jasmin Wurzeln schlägt - Wie ich gelernt habe, die Heimat in mir zu finden" erschien nach einem tödlichen Unfall posthum.



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