Utzschneider / Oswald / Gesundheit | Exodus 16-40 | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 404 Seiten

Utzschneider / Oswald / Gesundheit Exodus 16-40

E-Book, Deutsch, 404 Seiten

ISBN: 978-3-17-042578-1
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Kommentar umfasst den zweiten Teil des Exodusbuches, Ex 15,22-40,38. Er legt den überlieferten hebräischen Text in synchroner Perspektive literarisch und theologisch aus. In Ex 15-18 wird das Gottesverhältnis Israels als Konflikt und Bewährung beschrieben. Am Sinai kommt JHWH seinem Volk in der Tora und im Heiligtum so nahe, dass er sich in seinem Gnadenwillen selbst überwindet.
Diachron werden die Vorgänger-Kompositionen rekonstruiert. Die älteste Erzählung handelt von der Konstitution Israels als Republik mit Dekalog und Bundesbuch als Verfassung. Die Deuteronomisten passen diese Erzählung ihren Gesetzen an, die Priester-Komposition entwirft ein vom Volk gestiftetes Heiligtum. Am Ende erscheint Israel als differenziertes Gemeinwesen, das auf den Säulen Gesetz und Heiligtum ruht. Synthesen reflektieren jeweils das Verhältnis der beiden Auslegungsweisen.
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Einleitung zur siebten Erzählphase: Wanderungserzählung (Ex 15,22 – 18,27)
A.  Einleitung zur synchronen Auslegung
Gliederung und Kontexte
Der Weg der Israeliten vom Schilfmeer durch die Wüste zum Gottesberg wird in fünf Episoden erzählt, die jeweils mit einem Schauplatz verbunden sind: Episode 1: 15,22–26: Wasser und Gebote in Mara Episode 2: 15,27: Reichlich Wasser in der Oase Elim Episode 3: 16,1–36: Manna und Sabbat in der Wüste Sin Episode 4: 17,1–16: Gottes-Probe in Refidim Episode 5: 18,1–27: Jitros Bekenntnis und Rat am Gottesberg ItinerarnotizenDie Schauplätze werden in den Episoden – mit Ausnahme der Episode 5 – markant eingeführt durch die sogenannten Itinerarnotizen. Diese stehen wie literarische Ortstafeln am Beginn der jeweiligen Episode und nennen noch einmal die Wegstation, von der die Israeliten aufgebrochen sind. Meist wird dies mit dem Verbum ??? formuliert (Ex 15,22; 16,1; 17,1), dessen wörtliche Bedeutung man mit „die Zeltpflöcke herausziehen, um weiterzuziehen“1 umschreiben kann. Dann wird der Schauplatz der bevorstehenden Episode eingeführt, an dem das Volk ankommt (???, 15,23.27; 16,1) bzw. sich lagert (???, 15,27; 17,1). Mit der Ankunft in der „Wüste Sin“ kommen sie bereits in die Nähe des Gottesberges (16,1), des Schauplatzes der Sinaiperikope (19,1f.). Eher andeutend ist auch in 17,6 vom Gottesberg die Rede, ausdrücklich dann in Ex 18,5. Exkurs: Zur Gattungsgeschichte der Itinerarnotizen Die Itinerarnotizen der biblischen Wanderungserzählung sind integraler Bestandteil eben dieser Erzählung, d. h. auch, dass sie nicht auf eine Quelle außerhalb der Erzählung zurückgehen. Sie haben vielmehr eine eigenständige Gattungsgeschichte, die sich aus Texten der Umwelt des Alten Testaments rekonstruieren lässt. „Sitze im Leben“ dieser Itinerare sind unterschiedliche militärische, wirtschaftliche oder zivile administrative Kontexte, sie können als Berichte abgefasst sein, Informationen vermitteln oder fürs Archiv aufgezeichnet sein.2 Solche Itinerare oder nach dem Modell von Itineraren gestaltete Elemente konnten in erzählende Texte integriert werden, d. h. die Reise- oder Wegbeschreibungen wurden in jeweils neue, literarische Kontexte aufgenommen und dabei kreativ „wiederverwendet“3. Die Itinerarnotizen und ihre Folge haben in den Wüstentexten ihre eigene, narrativ-theologische Funktion (s. u.). Itinerar und ErzählungAuch für das Verhältnis der Erzählphase zu den Kontexten sind die Itinerarnotizen aufschlussreich. Sie setzen bereits in den Erzählungen von Auszug (Ex 12,37) und Meerwunder (13,20) ein und begleiten in sehr unterschiedlich dichter Folge die Wanderung der Israeliten durch die Wüste über diese Erzählphase hinaus bis in die „Ebenen von Moab, jenseits des Jordan bei Jericho“ (Num 22,1),4 also bis an die Grenze des verheißenen Landes. Im Buch Josua werden sie dann noch einmal aufgenommen (Jos 3,1) und enden in Jos 4,19 bzw. Jos 5,10 mit der Station Gilgal. Dort feiern die Israeliten das erste Päsach im Land. Mit der Kette der Itinerarnotizen schlägt die Erzählung also einen großen Bogen vom „Päsach in Ägypten“ bis zur Feier des Päsach im verheißenen Land. Die Dauer der Wegzeiten und der Aufenthalte beziffern die Itinerarnotizen bisweilen, indem sie die Zeitangaben auf den Auszug (Ex 12) und das Meerwunder (Ex 14) beziehen. An ihrer ersten Station, in der Wüste Schur, kommen die Israeliten nach einem Marsch „von drei Tagen“ (15,22) an, vom Tag des Meerwunders an gerechnet also „übermorgen“. An der nächsten Station, der Wüste Sin, kommt die Gemeinde der Israeliten „am 15. Tag des zweiten Monats nach dem Auszug“ (16,1) an, d. h. genau einen Monat nach dem Auszug und dem „ägyptischen Päsach“ (vgl. Ex 12,1.6). In der Wüste Sinai kommen sie dann „im dritten Monat nach dem Auszug“ an (19,1). Die Datierung nach der „Freiheitsära“5 setzt sich fort in Ex 40,(1.)17 und schließlich in Num 10,11. Itinerar und SinaiDas narrative Verhältnis der Wanderungserzählungen zu den Sinaitexten bestimmen die Itinerarnotizen dadurch, dass sie von Ex 19,1 bis Num 10,11 nicht erscheinen. So kann sich der Erzählfluss gleichsam verlangsamen und verbreitern und den Rede- und Gebotstexten der Sinaiperikope Raum geben. Nach dem Aufenthalt am Sinai greift die Erzählung auf die vorsinaitische Wanderung zurück. Teils werden einzelne der Erzählungen in modifizierter Gestalt wiedererzählt, teils werden einzelne Motive wieder aufgenommen.6 Literarische Eigenarten der Wanderungserzählungen
DoppelstrukturenDie Episoden der Wanderungserzählung bilden Doppelstrukturen auf zweierlei Weise. Die kurzen Episoden 1 und 2 sind durch das Motiv des Wassers einander zugeordnet. In „Mara“, dem Schauplatz von Episode 1, herrscht Wassernot, die erst durch ein Wunder behoben wird. Die nächste Station, Elim, wird als Oase mit zwölf Brunnen und siebzig Palmen, also als ein veritabler „locus amoenus“, geschildert. DiptychenDie ungleich umfangreicheren Episoden 3 (Ex 16), 4 (Ex 17) und 5 (Ex 18) erzählen jeweils zwei thematisch zu unterscheidende Teilepisoden, sie bilden also jeweils ein narratives Diptychon. Dabei sind beide Teile durch übereinstimmende Merkmale miteinander verbunden und aufeinander bezogen, wie die mehr oder weniger identischen dramatis personae. Zusätzlich dazu sind die Episoden in Ex 16 und 17 gerahmt von „Auftaktszenen“7, die auf jeweils eine der beiden Teilepisoden verweisen, und von Schlussbemerkungen, in denen von Reliquien oder Denkmalen die Rede ist, die die erzählten Ereignisse in Erinnerung halten sollen. Plot und Themen der Wanderungserzählung
Der Plot: Die Idee des Weges Weg in der FreiheitDer übergreifende Plot der Wanderungserzählungen erwächst aus der Reihe der Stationen: die „Idee des Weges“. Bis zum Schilfmeer waren die Israeliten auf dem Weg in die Freiheit, aber in Reichweite der ägyptischen Macht. Erst mit der Wüstenwanderung beginnt ihr Weg in der Freiheit.8 Die Idee des Weges selbst knüpft an die „liminalen“ Motive der Grenzerfahrungen und Grenzüberschreitungen an, denen wir bereits in der Exoduserzählung Ex 1–15 begegnet sind.9 Mit dem Exodus hat Israel die Existenz in der Knechtschaft hinter sich gelassen, die Vorstellung des Raums der Freiheit hat sozial, rechtlich oder theologisch aber noch nicht Gestalt gewonnen. Dies geschieht erst im Gefolge der Erscheinungen Gottes am Sinai mit der Verkündung der rechtlichen, sozialen und kultischen Ordnungen. Doch auch dies ist nur eine notwendige Zwischenstation zum eigentlichen Ziel und im Blick auf dieses hin: das verheißene Land. In diesem weiten Geschehensbogen markiert der Weg durch die Wüste mit seinen Entbehrungen und Gefahren eine Phase des Übergangs, in dem sich das Verhältnis zwischen Gott, Volk und den Mittlerpersonen Mose und Aaron dynamisch und voller Spannungen zu entfalten beginnt. Dies findet dann auch Ausdruck in den theologischen Themen, die für die Wanderungserzählungen charakteristisch sind: dem Murren des Volkes über die Entbehrungen in der Wüste, das sich dann auch gegen Gott, Mose und Aaron richtet, sowie den Versuchungen, durch die sich Gott und Volk wechselseitig erproben. OrtsnamenIn den Namen einzelner Orte spiegeln sich diese Motive wider. „Mara“ (???, 15,23) bezieht sich auf das untrinkbare, „bittere“ Wasser, das das „Murren“ der Israeliten hervorruft, und das durch ein von Mose auf göttliches Geheiß bewirktes Wunder „süß“, also genießbar gemacht wird. „Massa“ (?????) ist auch als ein Nomen lesbar, das von dem Verbum ??? abgeleitet ist und „Prüfung“ , „Erprobung“ oder „Versuchung“ bedeutet. „Meriba“ (????????) steht für das Motiv des „Murrens“ der Israeliten, das in der siebten Erzählphase in zwei Verben zum Ausdruck kommt, dem Verbum ??? Ni./Hi. „murren“ (15,24; 16,2.7.8; 17,3)10 und dem Verbum ??? „hadern/streiten“. Das „Murren“ Narrative Anlässe des „Murrens“ sind Entbehrungen und Gefahren: Wassermangel und Durst (15,22–25; 17,1–7), Nahrungsmangel und Hunger (Ex 16), Begegnungen mit Wüstenbewohnern, die fremd und feindlich (17,8–14) sein können. Sobald die Israeliten die Knechtschaft verlassen haben und sich mit Durst und Hunger oder Angriffen durch fremde Völker konfrontiert sehen, geht ihr Blick nach Ägypten zurück. In verklärender Rückschau scheint ihnen das Leben dort komfortabel. Da steigt Furcht und Unmut in ihnen auf und sie wenden sich „murrend“ an Mose und Aaron, erstmals am Schilfmeer.11 In dieser Notsituation „schreien“ (???) sie zu Jhwh und verleihen ihrer Furcht in einer als Frage formulierten Klage Ausdruck: „Gab es denn keine Gräber in Ägypten? Du hast uns mitgenommen, damit wir in der Wüste sterben.“ (14,11). In den Wanderungserzählungen nimmt die Stelle des Klagerufs (???) der Israeliten, der in der Exoduserzählung von Jhwh positiv beantwortet wird (3,8), das „Murren“ (???) des Volkes ein. Zunächst „murren“ die Israeliten noch...


Prof. em. Dr. Helmut Utzschneider lehrte Altes Testament an der Augustana Hochschule Neuendettelsau. Prof. Dr. Wolfgang Oswald lehrt Altes Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.


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