E-Book, Deutsch, Band 3, 352 Seiten
Reihe: Mass Effect Andromeda
Valente Mass Effect Andromeda, Band 3
Neuauflage 2019
ISBN: 978-3-7367-9963-9
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Vernichtung
E-Book, Deutsch, Band 3, 352 Seiten
Reihe: Mass Effect Andromeda
ISBN: 978-3-7367-9963-9
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die schönen neuen Welten, die die Andromeda- Inititative ihren Siedlern versprochen hat, entpuppen sich als brandgefährliches Terrain. Schon der Weg dahin erweist sich als äußerst gefährlich als ein pathogenes Virus auf einem Kolonieschiff freigesetzt wird... Band 3 der actiongeladenen Romanserie zum neuesten großen Sci-Fi-Gamehit von Bioware/Electronic Arts!
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PROLOG Hephaestus-Station: Caleston-Rift Der Tech-Spezialist zweiter Klasse Oliver Barthes betrachtete den dunstigen, glänzenden Wirbel der Galaxie, die sich tief unter ihm ausbreitete. Sterne und rotorangene Wolken aus Sternenstaub spiegelten sich auf der glatten, polierten Oberfläche seines Universalwerkzeuges. Es war spät – 0300 –, er war noch nicht fertig mit seiner Arbeit, und für ein Stück echtes Fleisch oder ein Glas echten Gin hätte er seinen besten Freund ermordet. Wenn er einen besten Freund gehabt hätte. Oder ein Glas. Eine weitere Kalibrierungsreihe befand sich noch zwischen ihm und seinem wohlverdienten Schlaf. Doch Oliver stand einfach nur da, auf seiner winzigen silbernen Zugangsplattform und starrte die Sterne an, wie ein dummer Grünschnabel, der zum ersten Mal im Orbit war. Sein Unterarm befand sich über einem Abschnitt des galaktischen Arms, ein schwarzer, ganz und gar unhimmlischer Umriss vor dem roten Glühen – wie ein sehniger Muskel. Oder eine Narbe. Natürlich war das nicht sein erstes Mal. Mitnichten. Wenn er seine grauen Zellen richtig anstrengte, konnte Oliver Barthes sich gerade so noch an eine Zeit erinnern, als sein Leben nicht nur aus Shuttles, Kreuzern, Raumstationen, Formularen, Verträgen, Programmiercode und winzigen Bullaugen in endlosen grauen Metallwänden bestanden hatte. Eine Zeit, als sein Leben voller Grün und Wärme und Güte gewesen war; als er noch echte Erde unter seinen Fingernägeln gehabt hatte und jede Nacht in einem echten Bett eingeschlafen war. Aber das war früher gewesen, auf Eden Prime. Jetzt war jetzt, auf der Hephaestus-Station. Selbst um 0300 herrschte auf den Werften der Hephaestus noch rege Aktivität. Für all die Techniker war dies die Geisterstunde, wenn Maschinenführer und Ingenieure und Frachtverlader und neugierige Passagiere alle in ihre bevorzugten Bars oder Kojen verschwunden waren und sie sich endlich an die eigentliche Arbeit machen konnten. Nicht, dass irgendjemand sonst Olivers Ansicht teilte. Sie sahen den Plastahl, der sie vom Vakuum des Alls trennte; die Energie der biotischen Stöße, die besagten Plastahl innerhalb eines Wimpernschlages zerfetzen könnten. Aber den Code, der all das möglich machte, den sahen sie nicht. Denn der Code war unsichtbar und somit unbedeutsam. Und Codeschreiber waren sogar noch unsichtbarer und unbedeutsamer. Sie waren ersetzbar, übersehbar und in tragischem Maße unterbezahlt. Heutzutage konnten Kinder schon programmieren, bevor sie gehen konnten, also warum Geld für etwas ausgeben, was im Prinzip so selbstverständlich wie essen und trinken war? So dachten die großen Tiere – bis etwas schiefging. Zugangsplattformen hingen am titanischen Rumpf der Keelah Si’yah wie kleine Krebse am Bug alter Segelschiffe, jede an einen offenen Systemport geheftet, von wo aus sie direkt auf die Speicherbänke zugriffen. Eine sicherere Methode gab es nicht. Oliver wies sein Universalwerkzeug an, ihm seine letzte Dosis zu injizieren. Die Stims fluteten in seine Adern, entspannten ihn, und er vergaß die Sterne, die sich in seinem Universalwerkzeug widerspiegelten, das echte Fleisch und den echten Gin und die grünen Felder, die er einst bepflanzt hatte. Nun war er wieder ganz Tech-Spezialist zweiter Klasse, und er streckte die Arme nach oben aus, zur Außenhülle des quarianischen Tiefraumschiffes hin, als wollte er es umarmen. Anschließend aktivierte er die Gravitationsflexoren an seinem Anzug, und nachdem er mit eingeübter, beinahe akrobatischer Anmut auf das Schiff zugeglitten war, berührten seine Hände tatsächlich den glänzenden Plastahl. Eine ruhige, künstliche Stimme in seinem Innenohr informierte ihn über den Status seiner Anzugsysteme. Handflächenflexoren: Kontakt hergestellt. Sohlenflexoren: aktiv. Knieflexoren: hochgefahren und bereit. Sie können mit Ihrer Außenbordaktivität beginnen, Specialist Barthes. Seine Füße und Knie hefteten sich mit einem vertrauten, befriedigenden Klacken an der Schiffshülle fest. „Danke, Helen“, sagte er mit einem Grinsen. Nicht, dass Helen sich darum scherte, wie er sie nannte. Sie war keine voll ausgereifte VI – sie war ebenso wenig zu eigenem Denken imstande wie eine Bratpfanne. Sie war nicht mal eine Sie. Aber diese kühle, gefasste, zufallsgenerierte Stimme war während dieser langen Schichten seine einzige Freundin, und man ignorierte seine einzige Freundin nicht, nur weil sie ein Universalwerkzeug war. Oliver konnte sich glücklich schätzen, dass er diesen Job bekommen hatte, und das wusste er auch. Die Initiative zahlte besser als sonst irgendjemand, sogar besser als die Allianz, und was noch wichtiger war: Sie zahlten pünktlich. Das war notwendig. Oliver brauchte das Geld, und er brauchte es regelmäßig. Sein Blick wanderte erneut nach unten zu den dunstigen Sternen auf Helens glänzender Oberfläche. Einer von ihnen war Sahrabarik, und irgendwo in der Nähe von Sahrabarik befand sich die Omega-Station. Und irgendwo auf der Omega-Station befand sich eine Asari namens Aria T’Loak. Ihr schickte Oliver jeden Credit, den er nicht unbedingt brauchte, um seinen Körper und seine Seele bei Kräften zu halten. Er schauderte, als er an ihre kalten blauen Augen dachte, an ihr kaltes blaues Lächeln. An den Ausdruck auf dem Gesicht seines Vaters, als Aria verkündet hatte, dass sie seinen einzigen Sohn an eine mobile Arbeitseinheit in Sigurds Cradle verkauft hatte. Es war keine beispiellose Tragödie; tatsächlich geschah so etwas jeden Tag. Tausende Flüchtlinge, die dem Angriff auf Eden Prime entkommen waren (oder dem auf Noveria, Virmire oder einen der zahllosen anderen), fanden sich in einer solchen Situation wieder: heimatlos und bankrott, gekauft und verkauft. Das Einzige, was Oliver Barthes’ Fall besonders machte, war die Tatsache, dass seine Arbeitseinheit von einem halbwegs gnädigen Elcor namens Lumm geleitet worden war, und Lumm erlaubte es seinen Arbeitern, sich ihre Freiheit zurückzukaufen. Oliver glaubte aber, dass die wenigsten dieses Angebot tatsächlich in Anspruch nahmen; die meisten gaben ihre mickrigen Löhne für batarianischen Scherbenwein oder Mädchen oder Quasar oder – falls sie verzweifelt genug waren – für Roten Sand aus. Aber nicht Oliver. Er hatte gespart und gehungert. Er hatte sich die Mädchen nicht einmal angesehen, auch wenn sie ihn oft ansahen – auch, wenn er gern hinsehen wollte. Er hatte Wasser getrunken und nur dann einen Fuß in eine Bar gesetzt, wenn Lumm ihn hinschickte, um einen defekten Quasar-Automaten zu reparieren, der zu oft Gewinne ausspuckte. Oliver war gut darin, zu sparen und zu hungern. Er hatte ein Talent dafür, beinahe ebenso groß wie sein Talent für das Programmieren von Raumschiffen. Und als Lumm Oliver das Angebot gemacht hatte, ihm seine Freiheit zurückzugeben, hatte er seinen Preis gezahlt und sich eine Quittung ausstellen lassen. Denn Oliver arbeitete und hungerte nicht länger für sich selbst. Zumindest nicht nur. Nein, er war dabei, seinen Eltern die Freiheit zu erkaufen, und er durfte keine Rate verpassen. Er bezahlte Aria, damit sie die beiden nicht zu schwerer körperlicher Arbeit einteilte, und er bezahlte sie, damit sie seine Eltern eines Tages gehen lassen würde. Es war nicht leicht, die Raten zusammenzukratzen. Codieraufträge waren in der Regel zeitlich befristet, und man wusste nie, wo sich eine neue Gelegenheit ergeben würde oder wann. Dies war der längste Job, den er je ergattert hatte. Seine Arbeit für die Initiative war größtenteils simpel und minimalistisch: die Systeme eines Langstreckenkreuzers an die Passagiere anpassen – Asari oder Menschen oder Turianer oder Salarianer –, damit diese sechshundert Jahre in Tiefschlaf versetzt werden konnten, um dann in der Andromeda-Galaxie wieder aufzutauen, wo viel bessere Einrichtungen und ein gesundes, ausgewogenes Frühstück auf sie warteten. Schnell, effizient, sauber. Aber das hier war ein quarianisches Schiff, und Quarianer hatten immer Sonderwünsche. Sie würden niemals mit einem Kreuzer reisen, der einfach nur gebaut war, um von Punkt A nach Punkt B zu fliegen. Ihre gesamte Spezies lebte in einer Flotte, die von System zu System zog, während die Quarianer darauf warteten, dass die Geth von ihrer Heimatwelt verschwanden – ein Ort, den die meisten von ihnen noch nie auch nur gesehen hatten. Schiffe waren ihre Mütter und ihre Kinder. Schiffe waren ihr Zuhause. Und sie würden kein Schiff betreten, es sei denn, sie konnten sicher sein, dass sie im Notfall für alle Zeit darin leben könnten. Dementsprechend war die Liste der angeforderten Änderungen so lang wie der Rift selbst. Und sie wurde beständig länger, seit die vogelartigen Quarianer auf Drängen der Initiative zugestimmt hatten, andere Spezies an dieser Reise teilnehmen zu lassen, die sich über sechshundert Lichtjahre erstreckte. Folglich mussten die Bedingungen auf diesem Schiff für alle Wesen akzeptabel sein, die sich einen Platz an Bord erkauft oder erhandelt hatten, seien es nun reptilische Drell, elefantenartige Elcor, wasserbewohnende Hanar, ammoniakatmende Volus oder vieräugige Batarianer – alles in allem zwanzigtausend Seelen, zusammengedrängt in dieser Blechkiste wie Schrauben in einem Werkzeugkasten. Und sie hatten sogar ihren eigenen Namen für das Schiff, eine Abänderung von Keelah Se’lai, jenem alten, quarianischen Spruch, der so viel bedeutete wie „Bei der Heimatwelt, die ich eines Tages zu sehen hoffe“. Sie nannten es Keelah Si’yah. „Bei der Heimatwelt, die ich eines Tages zu finden hoffe.“ Oliver Barthes fuhr mit den Fingern über den...