Valentine | Two Sides to Every Murder | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Valentine Two Sides to Every Murder

Thriller - Der New York Times Bestseller endlich auf Deutsch - Lesen auf eigene Gefahr! - Traust du dich?
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-33315-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller - Der New York Times Bestseller endlich auf Deutsch - Lesen auf eigene Gefahr! - Traust du dich?

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-641-33315-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das einsam an einem See in den Wäldern gelegene Camp Lost Lake wurde vor siebzehn Jahren zum Schauplatz einer schrecklichen Mordnacht, in der drei Menschen grausam starben. Seitdem traut sich niemand mehr, das ehemalige Ferienlager zu betreten. Doch bevor es abgerissen wird, fasst die junge Olivia sich ein Herz und sucht auf dem unheimlichen Gelände nach Hinweisen auf ihren leiblichen Vater. Dort trifft sie auf Reagan, deren Mutter bis heute im ganzen Land für die Camp Lost Lake Morde gesucht wird. Regan glaubt nicht an die Schuld ihrer Mutter und sucht nach Beweisen. Gemeinsam tauchen die jungen Frauen ein in die Vergangenheit – und werden dabei selbst zur Zielscheibe …

Danielle Valentine liebt gruselige Bücher und hat bereits mehrere Romane geschrieben, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Von ihr stammt zudem die Vorlage für die zwölfte Staffel der Serie »American Horror Story« mit Emma Roberts und Kim Kardashian in den Hauptrollen. »Two Sides to Every Murder« ist ihr atemberaubender neuer Thriller für junge Erwachsene und schaffte auf Anhieb den Sprung auf die New-York-Times-Bestsellerliste. Danielle Valentine lebt mit ihrem Mann, ihren zwei Töchtern und zwei grumpy Cats außerhalb von New York City.
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2
Reagan


Ich drücke das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Es geht mir nicht einmal darum, schneller zu fahren, ich will einfach den Adrenalinschub spüren, den es mir verschafft, bei voller Geschwindigkeit an einem Stoppschild vorbeizurasen, den Wald hinter mir zu lassen und auf den staubigen einspurigen Highway einzubiegen, der in Richtung Süden führt.

Ich liebe es, mich in diese Himmelrichtung fortzubewegen, denn Süden bedeutet Stadt, Zivilisation, Menschen. Und ich vermisse Menschen.

Ich bin noch nicht lange unterwegs, als ich einen Typen mit gehobenem Daumen am Straßenrand stehen sehe. Er ist groß, von asiatischer Abstammung und hat schwarzes Haar mit Mittelscheitel, das ihm bis zu den Ohren reicht wie bei einem Teenie-Idol aus den Neunzigern. Er trägt ein offenes, rot-schwarz kariertes Flanellhemd über einem grauen T-Shirt und einer locker sitzenden Jeans.

Ich bremse und fahre rechts ran. »Hey! Wohin willst du?«

Kurz sieht der Typ mich schweigend an. »Kommt drauf an«, sagt er schließlich mit leiser Stimme. »Wohin fährst du denn?«

»Nach Camp Lost Lake.«

»Weißt du denn nicht, dass dieser Ort verflucht ist? Jeder, der diesen Wald betritt, begegnet der Hexe von Lost Lake. Du solltest umkehren und nach Hause fahren, kleines Mädchen.«

Als ich die letzten beiden Wörter höre, hält mich nichts mehr auf dem Sitz. Ich stoße die Tür auf und springe aus dem Wagen.

Die Augen des Typen weiten sich, und er hebt schützend die Hände, als rechne er damit, dass ich ihn schlagen werde.

Stattdessen schließe ich ihn in eine feste Umarmung.

»Whoa!«, stößt er hervor, wobei seine Stimme von meinem Jackenärmel gedämpft wird. »Du umarmst mittlerweile Leute?«

»Nur dieses eine Mal.« Ich drücke ihn ein wenig fester. »Damit musst du jetzt klarkommen.«

»Ich glaub, du bist gewachsen.«

»Oder du bist geschrumpft. Auf jeden Fall wirkst du kleiner.«

»Jetzt, wo du’s sagst – ich hab mich heute Morgen nach dem Aufwachen irgendwie kleiner gefühlt, das muss es also sein.«

Als er ebenfalls seine Arme um mich schlingt, bin ich plötzlich von weichem Flanell und festen Muskeln umgeben, die man nur von körperlicher Arbeit bekommt.

Ich löse mich von ihm, kurz bevor die Umarmung von freundschaftlich zu mehr wird, und versetze ihm so fest ich kann einen Schlag auf den Arm, nur um zu beweisen, dass ich noch immer ganz die Alte bin.

Er zuckt übertrieben heftig zusammen und reibt sich die Stelle. » Verdammt, Reagan, für jemanden, der so klein ist, kannst du verdammt gut zuschlagen.«

»Danke, dass du dir Zeit genommen hast«, sage ich aufrichtig dankbar zu Jack. Er und seine Familie werden in ein paar Tagen nach Peking fliegen, um Verwandte zu besuchen, daher war heute der einzige Tag, an dem wir beide herkommen konnten. »Ich glaube nicht, dass ich das allein gepackt hätte.«

»Schon in Ordnung.« Als er lächelt, kommen all seine Zähne zum Vorschein. »Ich wollte schon immer einen Mordfall lösen.«

»Drei Mordfälle«, korrigiere ich ihn. »Streng genommen lösen wir drei.«

Mein Handy – ein uraltes Nokia im Ziegelsteinformat, das ich letztes Jahr im Secondhandshop der Heilsarmee gefunden habe – vibriert im Getränkehalter, nachdem wir in den Truck gestiegen und losgefahren sind.

Ich werfe einen raschen Blick auf das Display: .

Das Herz rutscht mir in die Hose. Als ich los bin, hat sie geschlafen, doch wahrscheinlich war es eine unrealistische Hoffnung, dass mir eine weitere Stunde vergönnt sein würde, ehe sie bemerkt, dass ich nicht zu Hause bin.

»Du musst drangehen«, sagt Jack. Er und seine Mom stehen sich nahe, obwohl sie nichts gemeinsam haben. Sie erschafft Kunst mit politischen Statements, er begeistert sich genau wie sein Dad für Sport und die Natur. Dennoch erzählt er ihr alles. Ihm würde niemals in den Sinn kommen, einen Anruf von ihr zu ignorieren.

Der Gedanke versetzt mir einen Stich, denn zwischen meiner Mom und mir war es früher genauso.

»Was soll sie schon machen?«, fragt er und hält mir mein Handy hin. »Ihr habt doch kein zweites Auto, richtig? Und die Cops wird sie wohl kaum rufen. Erzähl ihr einfach die Wahrheit.«

Ich schaue ihn an. Wahrheiten sind ihm generell wichtig. Das ist einer der Gründe, warum er sich bereit erklärt hat, mich zu begleiten. Er versteht mein Bedürfnis, den damaligen Geschehnissen auf den Grund zu gehen.

Mit einem Mal mutiger nehme ich den Anruf entgegen und halte mir das Telefon ans Ohr. »Hi Mom. Was gibt’s?«

Obwohl sie angeblich eine flüchtige Mörderin und legendäre Verbrecherin ist, wird meine Mom Lori Knight, die Hexe von Lost Lake, nie wirklich wütend und nur sehr selten laut. Diesmal muss ich sie allerdings richtig verärgert haben, denn noch in der Sekunde, in der ich mich melde, beginnt sie, mich so heftig anzuschreien, dass ich zusammenzucke und das Handy ein Stück von meinem Ohr weghalte.

»Reagan Eleanor, bist du etwa mit dem Truck unterwegs? Was hast du dir nur dabei gedacht? Kehr sofort um …«

»Du weißt, dass ich das nicht tun werde«, erwidere ich. »Ich hab versucht, mit dir darüber zu reden, aber …«

»Und ich habe dir gesagt, dass es darüber keine Diskussion geben wird«, fällt sie mir ins Wort. »Ich bin die Mutter, du bist das Kind. treffe die Entscheidungen.«

»Und wo hat das hingeführt?«, schreie ich zurück. Ich erhebe sonst nie die Stimme gegen meine Mom, und mir wird sofort bewusst, dass ich zu weit gegangen bin.

Am anderen Ende der Leitung entsteht eine bedeutungsschwere Stille, die eine Million Mal schlimmer ist als das Brüllen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Jack das Gesicht verzieht, als wollte er sagen: .

Ich stoße die Luft aus. »Aber ich brauche den Wagen doch nur für ein paar Stunden. Danach komme ich auf direktem Weg zurück, das schwöre ich.«

»In zwanzig Minuten fährt ein Bus nach Lost Lake, New York, ab.« Natürlich hat sie sich längst zusammengereimt, wohin ich unterwegs bin. »Wenn du nicht sofort umkehrst, komme ich dir persönlich hinterher.«

Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie bereit wäre, in einen Bus zu steigen. In den letzten Jahren hat sie ziemlich schlimme Arthritis in den Händen bekommen, sodass ihr simple Dinge, wie ihren Rucksack auf- und abzusetzen oder ihre Schnürsenkel zu binden, häufig schwerfallen.

Obwohl es mir in der Seele wehtut, beende ich das Telefonat, denn nichts an ihren Worten ändert etwas an meinem Vorhaben. Es bedeutet lediglich, dass ich mich beeilen muss. Ich habe meine Mom ungefähr zwei Stunden nördlich von meinem aktuellen Standort in einem Wurfzelt zurückgelassen. Wenn sie tatsächlich den Bus nimmt, könnte sie in sechs Stunden in Camp Lost Lake sein. Sogar früher, falls es sich um einen Expressbus handelt.

Ich glaube nicht, dass ich jemals zuvor aufgelegt habe, ohne mich von meiner Mom zu verabschieden. Wir haben eine so widerlich enge Bindung, wie man sie normalerweise nur aus herzerwärmenden Sitcoms kennt. Abgesehen von der Tatsache, dass die Mütter in diesen Serien keine gesuchten Mörderinnen sind.

Im letzten Jahr habe ich viel Zeit damit verbracht, mich zu fragen, warum ich bis vor Kurzem keine Ahnung hatte, dass meine Mom wegen Mordes an drei Menschen gesucht wird. Zu meiner Verteidigung sei erwähnt, dass den Großteil meines Lebens nicht viel über die Camp Lost Lake-Morde bekannt war. Sie bekamen erst so viel Aufmerksamkeit, als ein Amateur-Podcast mit dem Titel eine ganze Staffel darüber ausstrahlte. Ich habe den Podcast nicht sofort gehört, als er erschienen ist, denn ich stand nicht auf True Crime, und dann habe ich mich aus Prinzip geweigert. Doch das spielte keine Rolle, denn innerhalb von einem Jahr schienen plötzlich alle die Geschichte zu kennen.

Vor dem Podcast war ich eine normale Fünfzehnjährige. Ich mochte gebratenes Hühnchen und schlechte Science-Fiction-Filme. Ich liebte es zu zeichnen und war so gut darin, dass ich darüber nachdachte, mich beim Pratt Institute für das Grafikdesign- und Illustrationsprogramm zu bewerben. Ich war im Schwimmteam der Schule, und ja, okay, vielleicht war ich nicht für die Olympischen Spiele bestimmt, aber ich war gut. So gut, dass meine Trainerin glaubte, ich hätte es schon in der Schule in ein Uniteam schaffen können, was fast auf niemanden sonst zutraf. Ich hatte ein Fahrrad, ein Bett und schon seit dem Kindergarten die drei gleichen besten Freundinnen: Hallie, Liza und Sam. Wir vier waren wie eine Familie. Zumindest glaubte ich das.

Hätte mir damals jemand erzählt, dass meine Mom – die Frau, die die streunende Katze aus unserem Garten gesund gepflegt hatte, die mir abends zum Einschlafen »Blackbird« von den Beatles vorgesungen und mir zum Geburtstag kunstvolle Kuchen in Form meiner Lieblings-Disney-Charaktere gebacken hatte – in Wahrheit auf der Flucht war, weil sie angeblich ihre Familie ermordet hatte, hätte ich es niemals geglaubt.

Doch dann ging der Podcast viral und unser Leben den Bach hinunter. Auf einmal sprachen alle, die wir kannten, über die Morde von Camp Lost Lake. Nein, sie nicht nur von ihnen, sondern sie lasen Artikel über sie, studierten sie, suchten im Internet nach Fotos von Lori Knight, machten Witze darüber, dass sie meiner Mom ähnlich sah, die zu dem Zeitpunkt unter dem Namen Lauren Karl lebte, und, haha, war das nicht total merkwürdig?

Ich kann mich nicht mehr an den genauen Zeitpunkt...


Valentine, Danielle
Danielle Valentine liebt gruselige Bücher und hat bereits mehrere Romane geschrieben, die in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Von ihr stammt zudem die Vorlage für die zwölfte Staffel der Serie »American Horror Story« mit Emma Roberts und Kim Kardashian in den Hauptrollen. »Two Sides to Every Murder« ist ihr atemberaubender neuer Thriller für junge Erwachsene und schaffte auf Anhieb den Sprung auf die New-York-Times-Bestsellerliste. Danielle Valentine lebt mit ihrem Mann, ihren zwei Töchtern und zwei grumpy Cats außerhalb von New York City.

Hengesbach, Bettina
Bettina Hengesbach lebt in Oslo und übersetzt seit vielen Jahren Romane unterschiedlicher Genres aus dem Englischen. Zudem ist sie als freie Lektorin tätig.



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