Vandis / Kay | Dorian Hunter 171 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 171, 64 Seiten

Reihe: Dorian Hunter - Horror-Serie

Vandis / Kay Dorian Hunter 171

Ein Engel erwacht
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-7875-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Engel erwacht

E-Book, Deutsch, Band 171, 64 Seiten

Reihe: Dorian Hunter - Horror-Serie

ISBN: 978-3-7517-7875-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Das träge Dahingleiten in einem unendlichen Strom von Finsternis, über Jahrtausende hinweg. Das Versinken in einem bodenlosen Sumpf, ohne Aussicht auf Halt, immer tiefer hinab in die Schlünde der Ewigkeit. Einsamkeit. Äonenlange Nacht war mein Zuhause. Fernab jeglichen Lebens. Irgendwann, Epochen mussten vergangen sein, spürte ich einen fast körperlichen Schmerz. Die Pein holte mich aus dem tiefen Brunnen des Vergessens zurück, und das erste Mal seit Äonen war ich in der Lage, einen wirklich klaren Gedanken zu fassen. Es beginnt. Mein Erwachen ... Während Luguri und Rebecca sich auf ihr scheinbar unausweichliches Duell vorbereiten, erwacht eine gewaltige Gefahr für die Schwarze Familie - und auch für die Menschheit!

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2. Kapitel
Später Abend Eine zwielichtige Gestalt schlich durch das immer noch recht belebte Zentrum der Donau-Metropole. Sie lief die Fußgängerzone der berühmten Kärntner Straße entlang und erreichte an ihrem nördlichen Ende den Stephansplatz. Die Uhr schlug elf, und obwohl die Nacht längst über Wien hereingebrochen war, tummelten sich auch jetzt noch zahlreiche Menschen in den gemütlichen Gassen nahe den großen Einkaufsstraßen. Es herrschten recht angenehme Temperaturen, und eine leichte Brise wehte. Der nächtliche Wanderer steckte in einem schwarzen, eng anliegenden Stoffmantel und hohen ledernen Stiefeln. Er besaß einen recht schmächtigen Körperbau. Auf dem Kopf trug er einen tief in die Stirn gezogenen Hut, und die Hände hatte er tief in die Manteltaschen vergraben. Das im Schatten der Hutkrempe verborgene Gesicht trug die missratenen Züge eines Griesgrams, die auf Rücksichtslosigkeit, Gefühlskälte und einen gewissen Mangel an Lebensfreude hindeuteten. Doch wie tückisch solche oberflächlichen Schlüsse sein können, bewies die Tatsache, dass zumindest die letzte Charaktereigenschaft Jean-Luc Batigne mehr als fremd war. Er liebte das Leben, und er liebte die Frauen. Nicht eine einzige Nacht verging, da er nicht unruhig durch die Straßen der österreichischen Hauptstadt stromerte, immer auf der Suche nach einem weiblichen Körper, der ihm die letzten Stunden bis zum nahenden Morgengrauen versüßen würde. Trotz seiner abstoßenden Gesichtszüge war er ein mit allen Wassern gewaschener Charmeur, dem es gelang, fremde Menschen in Sekundenschnelle für sich einzunehmen. Auch Coco Zamis hatte er auf diese Weise einzuwickeln versucht, als er ihr vor mehreren Monaten in der Ratmannsdorfgasse begegnet war. Allerdings war er bei ihr damit auf taube Ohren gestoßen, aber diese Niederlage hatte er längst verwunden und sich inzwischen bei unzähligen anderen Frauen getröstet. Mit finsterer Miene überquerte er den Donaukanal, einen einst schiffbaren Seitenarm der Donau, der nach der großen Flussbettregulierung im neunzehnten Jahrhundert zu einem kleinen Wasserlauf verkümmert war. Hinter der Marienbrücke wandte er sich nach rechts und spazierte am Nordufer des Kanals entlang in Richtung Prater. Das Licht des abnehmenden Mondes spiegelte sich auf dem ruhigen Wasser. Der Straßenasphalt, tagsüber stark befahren, sah der Wasseroberfläche des Kanals im Dunkeln zum Verwechseln ähnlich, und Jean-Luc genoss die Ruhe, die ihn umgab, und das Gefühl, zwischen zwei sanft dahinrauschenden Flüssen entlangzuschreiten. Er hatte kein bestimmtes Ziel vor Augen, sondern ließ sich einfach treiben. Er liebte die Nacht und die Dunkelheit, die einsamen Stunden im Licht des Mondes, wenn selbst eine Großstadt wie Wien einmal halbwegs zur Ruhe kam und ihn ungestört seine Streifzüge unternehmen ließ. Nachdem er die Eisenbahnbrücke unterquert hatte, wechselte er die Straßenseite und bog links in die Laufbergergasse ein, die direkt zum Prater führte. Die Wiesen würden vermutlich wie ausgestorben daliegen, aber Jean-Luc fürchtete sich nicht davor, ihn zu betreten. Im Grunde genommen waren gerade Gestalten wie er eigentlich dafür verantwortlich, dass die einsamen Straßen der Großstädte nachts von den meisten Menschen gemieden wurden. Als er schon die ersten Ausläufer des Parks erblickte, ertönte hinter ihm das Motorengeräusch eines Wagens, der, von der Hauptstraße aus kommend, in die kleine Gasse einbog. Jean-Luc dachte sich nichts dabei und spazierte weiter. Doch plötzlich nahm der Fahrer den Fuß vom Gaspedal. Das Auto verlor an Fahrt und rollte schließlich in Schrittgeschwindigkeit neben dem Franzosen her. Jean-Luc Batigne fühlte eine dunkle Erregung in sich aufsteigen. Was wollten die Insassen des Wagens von ihm? Er ging weiter und warf unter der vorgezogenen Hutkrempe einen vorsichtigen Blick zur Seite. Seinen Kopf hielt er stur nach vorn gerichtet. Ein Streifenwagen?, schoss es ihm durch den Kopf. Er musste sich wundern. Hielten die Beamten ihn vielleicht für einen betrunkenen Stadtstreicher? Gerade als er des Spieles überdrüssig wurde und entnervt einen Blick ins Innere des Autos werfen wollte, trat der Fahrer aufs Gaspedal, und der Wagen machte einen kurzen Satz nach vorn, bis er etwa fünfzehn Meter vor Jean-Luc zum Stehen kam. Der Motor erstarb. Jetzt wurde es interessant. Der Franzose würde sich schon zu verteidigen wissen; auch gegen einen Polizisten. Die Fahrertür öffnete sich, und ein ausgesprochen hagerer Mann in Uniform stieg aus. Er blickte Jean-Luc an und tippte sich an die Mütze, als der Franzose zu ihm aufgeschlossen hatte. Der Beifahrersitz war leer. Um so besser – für den Fall, dass die Situation eskalierte. »Entschuldigen Sie, mein Herr, aber ich möchte nur eine Routinekontrolle durchführen. Das ist halb so schlimm, wie es aussieht. Können Sie sich ausweisen?« Jean-Luc nickte. Er griff in seine Manteltasche und förderte ein schmales Portemonnaie zutage. »Eine Routinekontrolle? Um diese Zeit?«, fragte er misstrauisch. »Sehr richtig«, erwiderte der Beamte lächelnd, »immer im Dienst, wie man so schön sagt. Glauben Sie mir, ich würde jetzt auch lieber neben meiner Frau im warmen Bett liegen. Aber es soll halt nicht sein.« Der Polizist nahm den Ausweis entgegen. Er hatte den Wagen direkt unter einer Straßenlaterne gestoppt, sodass er die Einträge ohne Probleme lesen konnte. »Suchen Sie jemanden? Ist etwas Besonderes vorgefallen?« »Nein, nein, Sie brauchen Sie keine Sorgen zu machen. Wie das Wort schon sagt: reine Routine. Auch solche Arbeit muss gemacht werden.« Der Polizist lächelte zuvorkommend. »Natürlich«, nickte Jean. Ihm war immer noch nicht ganz wohl bei der Sache. »Jean-Luc Batigne«, las der Beamte langsam vor. »Eine französische Adresse. Sie stammen gar nicht aus Wien, Herr Batigne?« »Nein, ich bin Franzose.« Ein kurzes Nicken war die Folge, das auf Batigne wie eine Beileidsbekundung wirkte. Er gab dem Franzosen, der die Redseligkeit des Polizisten nicht recht zu deuten wusste, den Ausweis zurück. »Das war fast schon alles. Ich muss Sie noch zum Wagen bitten, damit Sie eine Alkoholprobe machen können.« »Eine Alkoholprobe? Warum denn das?«, begehrte Jean auf. Sein Misstrauen flammte erneut auf – und zwar stärker als zuvor. »Es tut mir wirklich leid, aber dabei handelt es sich ebenfalls um eine ganz normale Überprüfung. Es wird in diesen Tagen eine Großraumkontrolle durchgeführt, um endlich einmal harte Daten über die Verkehrsgefährdung durch betrunkene Personen zu bekommen. Fragen Sie mich nicht, wie die Informationen nachher ausgewertet werden. Damit habe ich dann zum Glück nichts mehr zu tun. Aber natürlich müssen dafür auch Fußgänger überprüft werden. Das werden Sie sicher einsehen.« »Ja, schon, aber ...« »Es dauert wirklich nur einen winzigen Augenblick. Wenn Sie mir bitte folgen möchten ...« Der Beamte drehte sich um und ging zu seinem Dienstwagen. Jean-Luc blieb gar nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, wenn er sich nicht verdächtig machen wollte. Der Polizist öffnete die linke Hintertür und bot ihm an, im Fond des Wagens Platz zu nehmen. »Muss ich dafür einsteigen?« »Sie müssen nicht, aber es wäre bequemer.« »Bequemer? Weshalb?« Er warf einen vorsichtigen Blick in das Innere des Wagens und sah zu seiner Überraschung eine weitere Person auf der Rückbank sitzen. Es handelte sich um eine recht junge, durchschnittlich aussehende Frau Ende zwanzig. Etwas zu füllig für seinen Geschmack, wie er mit einem kurzen Blick feststellte. Sie hockte bewegungslos auf dem Sitz und hatte den Kopf stur geradeaus gerichtet, als ob sie sich nicht im mindesten für ihre Umwelt interessiere. Die Scheiben waren leicht abgedunkelt, sodass ihr Gesicht im Schatten lag, aber er hatte ohnehin nicht das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben. »Wer ist das? Auch eine Testperson?«, fragte er verwirrt. Die Situation kam ihm immer grotesker vor. Er wollte sich wieder an den Beamten wenden und ihn zur Rede zu stellen, doch da erhielt er schon einen unsanften Stoß in den Rücken und plumpste unbeholfen auf den Wagenrücksitz, direkt neben die Frau, die noch immer unbeteiligt auf die Frontscheibe starrte. »Was soll das?«, schrie er erbost, und seine Instinkte regten sich augenblicklich, wollten sich Platz schaffen und die Maske des harmlosen Wiener Bürgers Jean-Luc Batigne verdrängen. Aber er bemerkte entsetzt, dass seine magischen Fähigkeiten völlig blockiert waren. Man schien über seine Andersartigkeit informiert zu sein! Kalter Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn. Er wollte sich mit den Händen abstützen, um den Oberkörper aus dem Fond des Wagens zu ziehen, aber in diesem Augenblick ergriff der hinter ihm lauernde Polizist seine Beine und stieß ihn vollends in das Wageninnere. In die wie erstarrt...



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