Vareille | Manchmal ist es schön, dass du mich liebst | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Vareille Manchmal ist es schön, dass du mich liebst

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-641-21069-4
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-641-21069-4
Verlag: Penguin
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zwei Freundinnen, ein kleines Dorf in Frankreich und ein halbes Jahr, das alles verändert.
Die Freundinnen Chloé und Constance sind so unterschiedlich, wie sie nur sein könnten. Doch in einem sind sie sich einig: Es muss sich endlich etwas ändern in ihrem Leben. Für die nächsten sechs Monate schließen sie einen Pakt - während die schüchterne Constance in Paris versucht, die Liebe zu finden, will Chloé in einem kleinen Dorf im Bordeaux einen Roman schreiben und sich um ihre kranke Großmutter kümmern. Und endlich ihren Exfreund vergessen! Aber die idyllischen Weinberge halten so manche Überraschung für Chloé bereit. Denn manchmal muss man nur aufhören zu suchen, um endlich das Glück zu finden ...

Marie Vareille wurde 1985 in Montbard, einer Kleinstadt im Burgund, geboren. Sie hat in New York und Paris Management studiert und für ein kleines Start-up-Unternehmen gearbeitet. In Frankreich zählt sie inzwischen zu einer der beliebtesten und erfolgreichsten Unterhaltungsautorinnen und führt neben dem Schreiben auch einen Blog über romantische Komödien. Nach 'Manchmal ist es schön, dass du mich liebst', 'Vielleicht ist es ja Liebe' und 'Inselküsse unter Palmen' ist 'Wir sehen uns morgen in Paris' ihr neuer Roman bei Penguin.
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Chloé

Ich klingele nun zum dritten Mal in der Hoffnung, den Lärm in der Wohnung zu übertönen, und endlich öffnet sich die Tür. Charlotte und ich tauschen Küsschen aus, ihr Bauch ist noch runder als letzte Woche.

»Chloé, ich dachte, du hättest heute keine Zeit.«

»Das Meeting ist vertagt worden«, sage ich und trete ein.

Das ist natürlich gelogen, aber ich wollte sichergehen, dass Guillaume da sein würde, denn zusammen werden wir nirgends mehr eingeladen.

Sie schließt die Tür hinter mir.

»Deine Freundin Constance hat gerade angerufen, sie kann doch nicht kommen.«

»Ja, das hat sie mir auch gesagt.«

Ich gehe durch den Flur ins Wohnzimmer, wo ich die mitgebrachte Flasche J&B Whisky auf dem Buffet abstelle. Einen Augenblick lang bin ich sprachlos vor Bewunderung. War ich bei meinem letzten Geburtstag stolz auf den mit achtundzwanzig Kerzen gespickten Industrie-Marmorkuchen, so war mein Werk im Vergleich zu dem von Charlotte geradezu lächerlich. Im achten Monat schwanger zu sein, hat sie nicht daran gehindert, Servietten in komplizierte Origamiformen zu falten und eine bunte Vielfalt von Rohkostspießchen und Quiches mit Tomaten und Feta für den dreißigsten Geburtstag ihres Ehemannes herzustellen.

Sie ist mir ins Wohnzimmer gefolgt, und noch bevor ich ihr zu dem tollen Buffet gratulieren kann, beglückwünscht sie mich zu meiner neuen Frisur und beginnt sogleich, von ihren Terminen in der Entbindungsklinik zu erzählen. Jetzt hält sie mir das Foto ihrer letzten Ultraschalluntersuchung vor die Nase. Ich persönlich fand die Manie aller werdenden Mütter, ständig ihren Uterus als Panoramaaufnahme herumzuzeigen, schon immer sonderbar, wenn nicht sogar abwegig. Um ihr eine Freude zu machen, untersuche ich die krumme Bohne auf dem Bild eingehend, bevor ich verlauten lasse:

»Man kann sogar schon ein Profil erkennen. Er hat eine hohe Stirn und wird sicher sehr intelligent.«

Ihre Miene hellt sich auf, und sie scheint sich ihr Baby bereits als Nobelpreisträger vorzustellen. Ich frage ganz nebenbei:

»Kommt Guillaume nicht?«

Sie hebt ihre rechte Augenbraue, sodass sie drei Zentimeter höher steht als die linke, und ihr Lächeln erstirbt.

»Doch, er kommt«, sagt sie widerwillig und fügt hinzu: »Du tust dir doch nur weh!«

Ich zucke die Achseln. Charlotte kennt mich durch und durch. Ich halte ihrem fragenden Blick stand, aber ich ahne, sie weiß ganz genau, dass alles für ihn ist – der gleich nach Büroschluss frisch vom Frisör geschnittene Pony, der bis zu den Augen reicht, die Stilettos, die so wehtun, dass ich mir am liebsten beide Füße abhacken würde, und die enge Slim-Jeans, die aussehen soll, als käme ich direkt von der Arbeit. Bin ich nicht eine supercoole Frau? Wir sind schon so lange Freundinnen, dass ich Charlotte mit derartigen Tricks nicht hinters Licht führen kann – weder mit einem vertagten Meeting noch mit einer Jeans. Vermutlich errät sie auch meine neue, extra für diese Gelegenheit gekaufte Aubade-Spitzenunterwäsche. So ist es nun einmal, der Zufall begünstigt vor allem diejenigen, die gut vorbereitet sind.

Sie weiß alles, aber sie sagt nichts und fällt auch kein Urteil. Sie ist nur in Sorge um mich.

»Und ich wollte dir jemanden vorstellen«, seufzt sie, »einen Anwalt, der mit Greg arbeitet. Er ist dreißig, richtig nett und witzig, und er …«

Ich höre nicht mehr zu: Gerade ist Guillaume mit seinem ruhigen Lächeln eingetroffen. Er zieht die Hand aus der Tasche seines dunkelgrauen Anzugs und reicht sie Greg, Charlottes Mann, der kurz aus der Küche schaut, um Guillaume zu begrüßen. Sie klopfen sich gegenseitig auf die Schultern, und ich lese auf ihren Lippen: »Na, mein Alter, wie geht’s?«

Mir ist es übrigens zu verdanken, dass Guillaume so geworden ist, wie er jetzt ist. Ich habe ihm die gerade Haltung beigebracht, habe ihm die Haare geschnitten, dafür gesorgt, dass er sich Anzüge in seiner Größe kauft und die Brille gegen Kontaktlinsen tauscht. Ich war der Grund für dieses ewige Lächeln auf seinen Lippen, das seine Praktikantinnen so verlegen macht. Ich habe ihm Selbstvertrauen gegeben. Und dabei habe ich ihn auch so geliebt, wie er vorher war, mit seinen schlecht sitzenden Anzügen, seiner Intellektuellenbrille, dem zu langen Haar und seiner schüchternen Art. Ich habe ihn geliebt, als er noch scheu durch das Büro geschlichen ist und ihn die anderen Mädels überhaupt nicht wahrgenommen haben.

Charlotte reißt mich aus meinen Gedanken, als sie mich fragt, was ich trinken will. Ich antworte, dass ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank hole. Guillaumes Blick vermeide ich tunlichst. Allen schenke ich ein Lächeln, nur ihm nicht, alle schauen mich an, nur er nicht. Ich fühle mich selten dämlich. In der Küche treffe ich Greg an, der gerade eine hausgemachte Pizza aufschneidet.

»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Greg!«

Er hebt den Kopf, schwingt voller Enthusiasmus ein Messer und spritzt schwungvoll Tomatensauce auf sein himmelblaues Hemd.

»Chloé, freut mich, dich zu sehen. Charlotte hat gesagt, du hast keine Zeit.«

»Doch, ich konnte mich freimachen, und ich habe dir, nicht gerade originell, wie jedes Jahr eine Flasche J&B mitgebracht.«

Er gibt mir ein Küsschen auf die Wange.

»Das war doch nicht nötig.«

Ich mag Greg. Er und Charlotte sind ein Bilderbuchpärchen, wie es sie heute kaum noch gibt – bis dass der Tod sie scheide. Seit zehn Jahren kennen sie sich nun, und auch wenn sie ständig streiten, lieben sie sich wie am ersten Tag. Würde ich – bleiben wir sachlich, das dürfte ausgeschlossen sein – morgen den Mann meines Lebens treffen, so könnte ich eine Beziehung wie ihre frühestens zustande bringen, wenn ich in den Wechseljahren bin.

Greg sieht mich etwas verschämt an, sodass er Marshall von How I Met Your Mother ähnelt, und sagt nach einem Räuspern:

»Chloé, es tut mir ja so leid, aber ich dachte, du kommst nicht, und … da habe ich Guillaume eingeladen.«

Hinter mir steht Charlotte und antwortet an meiner Stelle. Auch wenn ich ihr den Rücken kehre, weiß sie genau, dass ich die Augen verdrehe.

»Mach dir nichts draus, Schatz! Das stört Chloé nicht. Ganz im Gegenteil.«

Sie stützt die Hände in die Hüften und fährt fort: »Auf jeden Fall haben mich schon zwei Freunde von Greg gefragt, wer du bist. Falls dich das interessiert …«

Ich stopfe mir die Hälfte eines Stücks Pizza in den Mund. »Das interessiert mich brennend.«

Sie betrachtet mich voll Erstaunen, und ein Funke Hoffnung schimmert in ihren Augen. »Tatsächlich?«

»Ja, wirklich«, sage ich und schlucke den letzten Bissen herunter.

»Wie machst du das nur, so viel zu essen und dabei eine solche Linie zu behalten?«, fragt Charlotte seufzend.

»Ich treibe viel Sport«, antworte ich mit vollem Mund, »jogge, habe Sex mit Unbekannten und ernähre mich extrem gesund, in erster Linie von hellem Bier.«

Sie zieht mich lachend aus der Küche. Er ist nicht übel, ihr Rechtsanwalt. Charlotte kennt meinen Geschmack. Seit zehn Jahren stellt sie mir alle Freunde, Kollegen, Vettern, Kollegen von Freunden und die Freunde der Vettern der Kollegen von Greg vor. Mag ich auch ein hoffnungsloser Fall sein, sie wird mich nie aufgeben – zumindest so lange nicht, bis ich verheiratet bin und Mutter von vier Kindern. Sie wacht über mich.

Ich unterhalte mich ein bisschen mit dem Anwalt und erkläre ihm meinen Job als Strategy-Consultant in einer großen Kanzlei. Er scheint beeindruckt. Ich hole eine Zigarette raus und hätte gern Feuer. Er lächelt, nähert sich, um sie anzuzünden, schaut mir tief in die Augen, und ich lege die Hand auf seine, um das Feuerzeug zu führen. Etwas ängstlich fragt er, ob man hier denn rauchen darf, und ich reiche ihm meine brennende Zigarette mit dem Lippenstift am Filter und lasse ihn einmal ziehen. Er ist sexy, wenn er raucht, aber das ist jetzt nebensächlich. Guillaume kommt gerade mit leicht verkrampftem Grinsen auf uns zu. Nur das Datum von Neujahr ist auf dieser Welt noch leichter vorherzusagen als die Reaktion eines Mannes.

»Chloé?«

»Hallo, Guillaume! Ich habe dich gar nicht gesehen.«

Er fingert an seinem Krawattenknoten herum, seine blauen Augen tief in meine versenkt.

»Wie geht’s? Kann ich mit dir sprechen?«

Der Anwalt hat begriffen, dass er stört, und geht, während ich vage Gewissensbisse hege, weil ich ihn angemacht habe.

»Neue Frisur?«

»Ja. Hat José gemacht, unter unserem Büro.«

Er entspannt sich, seine Augen funkeln und verengen sich ein wenig, wenn er lacht. Wir sprechen nicht lange miteinander. Zehn Minuten. Über das neue iPhone, das er sich geleistet hat. Es ist ausgesprochen schwer, mit jemandem über Banalitäten zu plauschen, wenn man jahrelang alles geteilt hat. Noch schlimmer, als überhaupt kein Wort mehr zu wechseln. Mein Körper hat die alten Reflexe bewahrt. Zum Beispiel den, zwei Finger in seinen Krawattenknoten zu schieben, um ihn zu lösen, meinen Kopf auf seine Schulter zu legen und mit seinen Locken im Nacken zu spielen. Das ist jetzt vorbei, ich darf es nicht mehr. Also halte ich mich zurück – meinen Kopf, meine Hände und mein Lächeln. Nach zehn weiteren Minuten sage ich seufzend:

»Komm, wir können hier nicht den ganzen Abend verplaudern, sonst denken die anderen noch, wir wären zusammen …«

Er lächelt mit seinen blauen Augen, doch ein trauriger Zug umspielt seine Lippen.

»Die Hälfte aller Männer hier wendet keinen Blick von dir, da dürftest...


Vareille, Marie
Marie Vareille wurde 1985 in Montbard, einer Kleinstadt im Burgund, geboren. Sie hat in New York und Paris Management studiert und für ein kleines Start-up-Unternehmen gearbeitet. In Frankreich zählt sie inzwischen zu einer der beliebtesten und erfolgreichsten Unterhaltungsautorinnen und führt neben dem Schreiben auch einen Blog über romantische Komödien. Nach »Manchmal ist es schön, dass du mich liebst«, »Vielleicht ist es ja Liebe« und »Inselküsse unter Palmen« ist »Wir sehen uns morgen in Paris« ihr neuer Roman bei Penguin.



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