E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Varga Dein Leben, sein Meisterwerk
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-417-27091-4
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dankbar staunen, wie wunderbar Gott unser Leben formt
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-417-27091-4
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Andrea Varga (Jg. 1968) lebt mit ihrem Mann Serge in Weil am Rhein. Sie haben vier gemeinsame Kinder. Andreas Leidenschaft sind Menschen und das Wort Gottes. In ihrer Gemeinde ist sie Teil des Lehrteams. Sie liebt Lesen, Schreiben, Töpfern und Buchbinden.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Eins
Die Planung
Deine Persönlichkeit ist bedeutungsvoll.
Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast!
Psalm 139,14
Wünschst du dir auch manchmal, du wärst anders? Sanftmütiger oder mutiger? Offener oder stiller? Fleißiger oder entspannter? Normaler? Einfach anders?
Ich kenne diesen Wunsch sehr gut. Schon früh habe ich gemerkt, wie oft ich die Erwartungen anderer nicht erfülle. Und als ich älter wurde, wurde es nicht besser. Dabei bemühte ich mich wirklich. Am schlimmsten war es, wenn ich hinter meinen eigenen Erwartungen zurückblieb. Diese sich wiederholenden Erfahrungen entmutigten mich. Ich war mir sicher, sie würden mich disqualifizieren und aus der Gemeinschaft der wertvollen Menschen ausschließen. Das war nur eine Frage der Zeit. Ich liebte daher Neuanfänge. An einem neuen Ort mit neuen Menschen hatte ich die Chance, mich als diejenige zu präsentieren, die von allen geliebt werden würde. Doch leider nahm ich mich überallhin mit. Diese Erkenntnis war zutiefst frustrierend.
Einer dieser Momente war ein Sonntagmorgen im Jahr 2010. Mein Mann und ich waren erst vor einem Jahr Teil einer neuen Gemeinde geworden. Da es mir leichtfällt, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, schloss ich mich dem Begrüßungsteam an. Unsere Aufgabe war es, an den Türen zu stehen und die Kommenden willkommen zu heißen. Ich machte für mich ein Spiel daraus. Woche für Woche lernte ich neue Namen und versuchte, sie mir zu merken. Dazu schrieb ich sie in ein Büchlein und ergänzte sie mit wichtigen Hinweisen, die ich mir merken wollte, um die Menschen beim nächsten Mal wiederzuerkennen. Außerdem luden wir fast jeden Sonntag Menschen zu uns nach Hause ein. Nach und nach wurden aus manchen Begegnungen Freundschaften.
Mit einer Gruppe von jungen Leuten trafen wir uns gerne und regelmäßig. Ich stand also an diesem Sonntag an meinem Platz am Eingang, als ich einen von ihnen kommen sah. Es war ein junger Mann Anfang zwanzig, der in diesem Jahr seinen Bundesfreiwilligendienst in unserer Gemeinde absolvierte. Seine Eltern und Geschwister lebten zwei Stunden Autofahrt entfernt. Als ich ihn kommen sah, war er nicht allein. Ich erinnerte mich, dass er davon erzählt hatte, dass seine Familie an diesem Wochenende zu Besuch kommen würde. Ich freute mich so, ihn zu sehen und seine Familie kennenzulernen, dass ich, ohne nachzudenken, auf die kleine Gruppe zustürmte. Mit weit ausgebreiteten Armen rief ich laut seinen Namen und umarmte seine überraschten Eltern und Geschwister leidenschaftlich.
Da erst wurden mir die amüsierten Gesichter der Umstehenden bewusst. Ich schämte mich. Ich musste diese Menschen völlig überrumpelt haben, auch wenn sie sich nichts anmerken ließen. Peinlich berührt ging ich zurück an meinen Platz bei der Tür. Ich nahm mir vor, mich nach dem Gottesdienst bei ihnen zu entschuldigen. Wie sich später herausstellte, hatten sie meinen »Überfall« durchaus positiv erlebt. »Wir sind noch nie so freundlich begrüßt worden«, beteuerte die Mutter. Trotzdem blieb mein schlechtes Gewissen. Warum nur war ich immer so ungestüm?
Ebenbild des Schöpfers
Kennst du dieses Gefühl, dich nicht angemessen verhalten zu haben? Peinlich zu sein? Menschen zu überfordern oder in ihrer Gegenwart nicht aus dir herauszukommen? Und hast du dich schon mal gefragt, ob Gott dich genauso gebrauchen kann – oder ob er ebenfalls mit den Augen rollt und sich fragt, wann du endlich so sein wirst, wie er dich haben will?
Im ersten Kapitel der Bibel lesen wir, wie Gott die Menschen in seinem Bild erschafft und ihnen dann seine Wertschätzung schenkt, indem er ihnen eine Aufgabe und Verantwortung gibt. Am Ende des Schöpfungstages ist er dann nicht nur zufrieden mit seinem Werk, sondern äußerst erfreut.
Da sprach Gott: »Wir wollen Menschen schaffen nach unserem Bild, die uns ähnlich sind. Sie sollen über die Fische im Meer, die Vögel am Himmel, über alles Vieh, die wilden Tiere und über alle Kriechtiere herrschen.« So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie und gab ihnen den Auftrag: »Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz. Herrscht über die Fische im Meer, die Vögel in der Luft und über alle Tiere auf der Erde.« ... Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.
1. Mose 1,26-28.31
Was bedeutet es, dass wir Menschen Gott ähnlich sind? Betrifft das nur Adam und Eva oder gilt das auch für dich und mich heute? Und wenn Letzteres, worin sind wir ihm dann ähnlich?
Gott hat uns Aufgaben anvertraut und uns mit seinen Gaben befähigt. Wir können Verantwortung übernehmen. Bereits darin ähneln wir ihm. Wir sind kreativ, haben eigene Ideen, Wünsche und Ziele. Können Ordnung schaffen und Lebensräume ermöglichen. Und wir Menschen lieben es, Dinge wachsen zu sehen und Frucht zu ernten. Genauso wie unser Vater im Himmel.
Also ja, du bist Gott ähnlich. In allen diesen Punkten. Und er schenkt dir und mir Vertrauen. Gott übergibt uns seine neue Erde, schenkt uns Raum, sie zu bebauen und zu bewahren. Wir dürfen unsere Ideen in großer Freiheit umsetzen und uns ausbreiten. Das heißt für mich: Gott traut uns, traut dir Gutes zu. Und er begegnet uns auf Augenhöhe: Er hat uns so erschaffen, dass er mit uns kommunizieren kann. In seinem Bild geschaffen zu sein bedeutet, Gott ein Gegenüber zu sein. Damit gibt Gott uns Würde und das macht jeden von uns wertvoll und wichtig.
Wenn ich die Erzählung von der Schöpfung lese, erkenne ich noch etwas anderes: Wir sind Gott nicht nur ähnlich und schon deshalb unendlich wertvoll. Wir sind auch einzigartig. Das zeigt uns die Schöpfung und weist uns damit auf sein Wesen hin: Es gibt nicht nur eine Blumensorte, sondern unzählige. Manche Blumensorten, Dahlien zum Beispiel, gibt es in vielen verschiedenen Farben und Blütenformen. Ist das nicht ein deutlicher Hinweis darauf, dass Gott großzügig ist und sich an Unterschiedlichkeit erfreut? Wenn Gott sogar Schneeflocken einzigartig macht, warum lasse ich mich dann immer wieder entmutigen, anstatt mich an meiner Originalität zu freuen?
Könnte es daher sein, dass auch ich mit meiner Persönlichkeit das Wesen Gottes offenbare? Und wie frei würde ich leben, wenn ich das wirklich verinnerlicht hätte? Wenn ich wüsste, dass Gott mich genauso gemacht hat, wie er es wollte?
Für mich war es lange schwer, meine Stärken zu erkennen. Meistens habe ich nur meine Schwächen vor Augen gehabt und war damit beschäftigt, sie – und so mich selbst – zu verstecken. Es war Angst vor Ablehnung, weil ich nicht so bin wie andere. Ist das nicht traurig? Leider bin ich nicht allein mit dieser Angst. Im dritten Kapitel der Bibel lesen wir vom sogenannten Sündenfall. Wie kam es dazu und was hat diese Story mit mir und dir zu tun?
Die Schlange war das listigste von allen Tieren, die Gott, der Herr, erschaffen hatte. »Hat Gott wirklich gesagt«, fragte sie die Frau, »dass ihr keine Früchte von den Bäumen des Gartens essen dürft?« »Selbstverständlich dürfen wir sie essen«, entgegnete die Frau der Schlange. »Nur über die Früchte vom Baum in der Mitte des Gartens hat Gott gesagt: ›Esst sie nicht, ja berührt sie nicht einmal, sonst werdet ihr sterben.‹« »Ihr werdet nicht sterben!«, zischte die Schlange. »Gott weiß, dass eure Augen geöffnet werden, wenn ihr davon esst. Ihr werdet sein wie Gott und das Gute vom Bösen unterscheiden können.«
1. Mose 3,1-5
Die ersten Menschen leben in einem paradiesischen Garten. Sie haben alles, was sie brauchen, und erleben Freiheit und Gemeinschaft. Obwohl es ihnen an nichts fehlt, sät die Frage der Schlange Zweifel in Evas Herz. Zweifel an der Güte Gottes und Zweifel an ihrer Identität: »Gott weiß, dass eure Augen geöffnet werden, wenn ihr davon esst. Ihr werdet sein wie Gott.« Was für eine Lüge! Waren Adam und Eva nicht bereits von Anfang an im Bilde Gottes geschaffen worden? Der Zweifel bringt sie dazu, Gott zu misstrauen. Mit dem Misstrauen kommt der Ungehorsam:
Die Frau sah: Die Früchte waren so frisch, lecker und verlockend – und sie würden sie klug machen! Also nahm sie eine Frucht, biss hinein und gab auch ihrem Mann davon. Da aß auch er von der Frucht. In diesem Augenblick wurden den beiden die Augen geöffnet und sie bemerkten auf einmal, dass sie nackt waren. Deshalb flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Lendenschurze.
1. Mose 3,6-7
Der Drang, mich zu verbergen
Als Adam und Eva von der verbotenen Frucht essen, werden ihre Augen geöffnet. Was sie sehen, ist nicht mehr ihre Ähnlichkeit mit dem Schöpfer, sondern ihre – gottgewollte – Unterschiedlichkeit. Und als sie ihre Unterschiedlichkeit erkennen, verstecken sie sich. Zuerst voreinander und dann vor Gott. Bis heute ist das so: Anstatt uns mit Gott an unserer Verschiedenartigkeit zu freuen, verbergen wir sie.
Gibt es Wesenszüge deiner Persönlichkeit, die du verbirgst, weil du glaubst, sie seien ungenügend – vor allem im Vergleich mit anderen?
In meinem Leben war es die Überschwänglichkeit. Wie oft hatte ich gehört: »Sei doch bitte ruhiger. Sei doch mal normal. Du erstickst die Menschen mit deiner Liebe.« So viele Male hatte ich es versucht. Und war erfolglos geblieben.
Am Morgen nach diesem Sonntag in der Gemeinde, von dem ich zu Beginn des Kapitels erzählt habe, war ich wirklich verzweifelt. Daher bat ich Gott um Vergebung für meine...