Voehl / Silber / Vandis | Das Haus Zamis 13 - Geschwisterblut | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 13, 350 Seiten

Reihe: Das Haus Zamis

Voehl / Silber / Vandis Das Haus Zamis 13 - Geschwisterblut


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95572-213-5
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 13, 350 Seiten

Reihe: Das Haus Zamis

ISBN: 978-3-95572-213-5
Verlag: Zaubermond Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Coco Zamis befindet sich auf dem Weg von Kalkutta nach Frankreich. Im Gepäck hat sie nichts weiter als ein Blatt Papier - eine Einladung zu einem mysteriösen 'Familientreffen'. Nur dass sie sich nicht daran erinnern kann, jemals eine Familie gehabt zu haben. Wer sind ihre Geschwister? Wer ihre Eltern? Langsam dämmert ihr, dass jemand ihr Gedächtnis manipuliert haben muss. Derselbe Dämon, der sie und ihre Geschwister nach Port Blanc zu locken versucht! Coco beschließt, das Spiel mitzuspielen, obwohl sich unter den Gästen in Frankreich der Betrüger verbergen muss, den es nach frischem Blut gelüstet ... nach Geschwisterblut! Der 13. Band von 'Das Haus Zamis'. 'Okkultismus, Historie und B-Movie-Charme - ?Dorian Hunter? und sein Spin-Off ?Das Haus Zamis? vermischen all das so schamlos ambitioniert wie kein anderer Vertreter deutschsprachiger pulp fiction.' Kai Meyer enthält die Romane: 38: 'Geschwisterblut' 39: 'Das Labyrinth des Schicksals' 40: 'Die lauernde Bibliothek'

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  Geschwisterblut   von Dario Vandis   1. Kapitel
  Port Blanc, 1832 Danielle erwachte. Holte Luft. Und schrie. Sie schrie ihre Angst hinaus, die Angst, die sich mit eisigen Fingern in ihre Brust krallte, die in ihre Lunge stach, ihr Herz umkrampfte. Und die jeden Muskel unterhalb ihres Bauchnabels lähmte. Ihre Füße – wie tot. Ihre Oberschenkel – ohne Gefühl. Ja, selbst ihre Hände konnte sie nicht einen Zentimeter bewegen. Sie lag da wie festgenagelt. Nur das Gesicht und die Brust schienen zu existieren. Atme. Atme! Aber das war kein Trost, denn um sie herum herrschte Finsternis. Sie spürte, dass sie nicht in einem Bett lag. Keine Matratze, sondern hartes Holz bohrte sich in ihren Rücken. Bretter. Nicht ein einziger Lichtpunkt in der Finsternis. Nur dunkel. Dunkel. Dunkel. Es ist Nacht, sagte sie sich. Ich bin zu Hause, liege in der Scheune. Die Fenster sind hoch. Wenn man auf dem Boden liegt, kann man die Gaslaternen in der Ferne nicht sehen. Aber warum liege ich in der Scheune? Sie merkte, dass sie noch nicht ganz klar im Kopf war. Sie war nicht zu Hause. Sie war auf Reisen gewesen. Allein. Das war gefährlich für ein Mädchen von 16 Jahren, aber wenigstens nicht so gefährlich, wie sich daheim von dem Alten grün und blau schlagen zu lassen. Freiheit! Es gab kein erhabeneres Gefühl, wenn man die letzten fünf Monate in Angst zugebracht hatte – Angst davor, dass der Vater von der Liebe zu einem einfachen Bauernjungen erfuhr. Und von dem Kind, das bereits unter ihrem Herzen wuchs. Sie war zusammen mit Pierre geflohen und zunächst ziellos die Küste hinaufgewandert. Hier und da hatte ihnen eine freundliche Bauersfrau Unterschlupf gewährt – als Gegenleistung dafür, dass Pierre ein paar Klafter Holz hackte. Danielle sah ihm dabei zu, während ihr Bauch Tag um Tag weiter anschwoll. Sie war so glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben. Dann waren sie nach Port Blanc gekommen, einem kleinen Städtchen mit einem alten Leuchtturm, an den eine Herberge angeschlossen war. Danielle war jetzt im neunten Monat, und Pierre beschloss, dass es Zeit wurde, die Strohballen der Bauernhöfe gegen ein richtiges Bett einzutauschen. Danielle protestierte, aber bevor sie Pierre daran hindern konnte, hatte er die »Herberge zum Leuchtturm« betreten und seine letzten Münzen auf den Tresen gelegt. Der Herbergsvater, ein hagerer Mann, dessen Gesicht von tiefen Sorgenfalten durchzogen war, hatte sie nach längerem Zögern eingesteckt und ihnen ein Zimmer zugewiesen. Danielle konnte nicht verstehen, weshalb er sich zunächst so abweisend gezeigt hatte. Es waren doch genug Zimmer frei. So hatte sie zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Daunenbett gelegen und sich wie ein Engel gefühlt. Sie hatten sich geliebt – unbeholfen in ihrer Sorge, dem Ungeborenen nicht zu schaden, und dann war Danielle in Pierres Armen eingeschlafen. Und hier erwacht. Allein. Auf einem Untergrund, der viel härter war als eine Daunenmatratze. Wie war sie hierher gekommen? Und wo war Pierre? Sie hörte ihren Atem lauter als gewöhnlich, wie durch einen Trichter. Der Raum, in dem sie sich befand, musste klein sein. Sehr klein. Sie versuchte, den Kopf zu bewegen. Nach rechts. Nach links. Sie blinzelte in die Finsternis. Keine Orientierung. Neben ihr konnte eine Wand aufragen oder endlose Leere herrschen – sie konnte es nicht sehen. Sie konzentrierte sich auf ihre Finger. Da war ein Kribbeln, das sie spürte, irgendwo in der Ferne. Sie versuchte ihre Fingerspitzen zu bewegen. Ging nicht. Ein Kribbeln. Wenigstens. Plötzlich konnte sie den Boden unter ihren Fingern fühlen. Es war tatsächlich Holz. Ein Splitter saß in ihrem Zeigefinger, schmerzte. Sie lachte über den Schmerz, Tränen liefen über ihre Wangen. Sie lachte, weil sie ihre Finger spürte. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Sie ließ die Füße kreisen, vernahm das Knacken der Knöchel, mit dem das Vakuum aus den Gelenkkapseln entwich. Ihre Freude darüber, dass die Taubheit aus ihren Gliedern schwand, verwandelte sich in bange Erwartung. Wo war sie? In einem fremden, engen Zimmer? Sie hob den Arm. Zentimeterweise. Du schaffst es, raunte sie sich zu. Und sie schaffte es. Der Arm schwebte über ihrem Körper. Mit unmenschlicher Anstrengung gelang es ihr, ihn dort zu halten. Abwarten. Mit jeder Sekunde wurde sie stärker. Mit jeder Sekunde wurde sie sicherer. Sie strich mit der Hand über ihren Bauch. Sie wollte fühlen, dass alles in Ordnung war. Dass das Kind lebte. Mach dich nicht verrückt, sagte sie sich. Dann tastete sie über ihre Beine. Auch dort war das Gefühl zurückgekehrt. Sie hätte jauchzen können vor Glück. Aufstehen. Ein Fenster öffnen. Nachsehen, wo sie sich befand. Das war eine gute Idee. Sie zog die Beine an und streckte die Ellenbogen aus, um sich abzustützen. Die Knie trafen im selben Augenblick auf Widerstand wie ihre Ellenbogen. Sie konnte die Beine nicht vollständig anziehen. Sie konnte die Ellbogen nicht ausstrecken. Eine Panikwelle raste durch ihren Körper. Holz. Es war rechts von ihr und links von ihr. Es war oben und unten. Sie tastete die Bretter ab. Es gab keine Lücke. Kein Fenster, keinen Spalt. Die Erkenntnis war so bizarr, dass ihr Verstand sich weigerte, sie zu akzeptieren. Niemand wird lebendig begraben. Schon gar nicht jemand, der so weit vom Tod entfernt war wie sie. Sie lebte doch. Und doch war sie lebendig eingesperrt. In einem Sarg … »Hilfe! Hört mich jemand?« Sie schrie, so laut sie konnte. Ihre Trommelfelle kippten über. Sie schrie wieder und wieder. Und hätte es fast überhört. Das Geräusch zu ihrer Linken. Erde, die bewegt wurde. Rettung! Jemand kratzte an der Sargwand. »Hier bin ich!«, rief Danielle. »Hier drinnen!« Das Kratzen wurde stärker. Irgendwie … gieriger. Etwas drückte gegen die Sargwand. Gleichzeitig drang durch die Ritzen zwischen den Brettern ein süßlicher Geruch, der Danielle fast den Atem raubte. Leichengeruch. »Helft mir …«, stöhnte sie. »Wo bin ich?« Ihre Worte wurden verschluckt von einem krachenden Geräusch. Die Sargwand barst, und eine stinkende, glitschig feuchte Hand legte sich auf Danielles Bauch.   Jahre später »Johan!« Die Stimme schnitt scharf wie eine Sense durch die Herberge. Die Flamme der Öllampe in Johans rechter Hand flackerte, als er in der Eingangshalle kehrtmachte und sich die Treppe hinaufschleppte. Seine Muskeln heulten empört auf und hielten ihm jedes seiner fünfundvierzig Jahre vor. Aber er durfte sie nicht im Stich lassen. Er hatte versprochen, bei ihr zu sein, wenn es geschah. »Johan …!« Schwer atmend erreichte er die Tür am Ende des Flurs und öffnete sie. Mechanisch hatte er bereits die Luft angehalten. Trotzdem drang ihm der Gestank von Kot, Urin, Erbrochenem und etwas noch viel Schlimmerem wie der Atem der Hölle in die Nase. Die schweren Vorhänge waren zugezogen. Im Halbdunkel lag eine abgemagerte Gestalt im Bett. Spindeldürre Arme zitterten auf einem Berg von Decken aus bester Gänsefeder. Ein übergroßer, von strohigen Haaren umrahmter Kopf drehte sich langsam auf die Seite. Ein sanft geschwungener Mund und hoch angesetzte Wangenknochen verrieten, um welche Schönheit es sich bei dieser Frau einmal gehandelt hatte. Jetzt waren die Augen tief eingesunken, und ein fieberglühender Blick traf Johan, der sich auf die Bettkante setzte. »Wo warst du nur so lange, Johan?« Er hob die bauchige Emaillekanne in seiner Linken. »Ich habe Wasser geholt. Ich war sicher, du könntest eine Kühlung vertragen …« Mit einer ansatzlosen Bewegung, die er ihrem ausgemergelten Körper nicht mehr zugetraut hatte, stieß sie die Kanne fort. Der Deckel flog durch die Luft, Wasser spritzte über Johans Kleider. »Du weißt, was ich brauche, Johan! Bring es mir.« »Aber Estelle«, versuchte er zu widersprechen. »Es ist zu spät. Du hast nicht mehr die Kraft …« Er hielt inne, als er etwas Feuchtes, Glitschiges auf seinem Knie spürte. Ein unförmiges, schwarzes Ding schlängelte sich unter der Bettdecke hervor, kroch über seine Beine. Der Gestank nach Blut und Verwesung wurde übermächtig. Fast hätte er sich übergeben. »Sieh aus dem Fenster, Johan. Sieh hinaus!« Er gehorchte. Sein Blick fiel auf den Friedhof vor dem Haus. Im rechten Augenwinkel erblickte er den Leuchtturm, der der Herberge ihren Namen gab. Die meisten Gräber auf dem Friedhof waren verrottet, die Grabsteine halb eingesunken, weil sich vor ihnen tiefe Risse und Mulden aufgetan hatten – als wären die Särge in den Gräbern zusammengebrochen und die Erde in den entstehenden Hohlraum gestürzt. »Ich will leben«, krächzte Estelle, die sich halb aufgerichtet hatte. Sie versuchte einen Blick auf den Friedhof zu erhaschen. Wieder schlängelte etwas Schwarzes, Unförmiges unter der Decke hervor, züngelte auf das Fenster zu. »Das kann er nicht gemeint haben, als er mir versprach, dass er über mich wachen würde!« Johan schauderte, als sie ihn erwähnte. Er dachte ungern zurück an jenen Besucher, der eines Abends in einer schwarzen Kutsche vor der Herberge aufgetaucht war. Und sich eine Nacht lang mit Estelle vergnügt hatte. Johan hatte es geduldet. Wie er alles erduldet hatte, was Estelle das Leben angenehmer machte. Vor jener Nacht und seitdem. »Dafür ist es zu spät, Estelle«, sagte Johan rau. »Du kannst nicht mehr hinaus.« »Dann...



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