E-Book, Deutsch, 89 Seiten
Vogelmann Propaganda, Desinformation, Verschwörung
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7344-0611-9
Verlag: Wochenschau Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Journal für politische Bildung 4/2017
E-Book, Deutsch, 89 Seiten
Reihe: Journal für politische Bildung
ISBN: 978-3-7344-0611-9
Verlag: Wochenschau Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
"Aktuelle Umfragen belegen: Die Verschwörungstheorie, einst eine Denkfigur der Selbstisolation, ein Exerziersport von Spinnern an der Peripherie, breitet sich aus. Sie wandert von den Rändern in Richtung Zentrum und wird diskursmächtig – und zwar zur Rechten wie zur Linken“ – so diagnostizierte der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen im Frühjahr 2017 die gegenwärtige „Zeit des großen Verdachts“. In der Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien muss man zuvorderst anerkennen, dass Verschwörungen real existieren. Die Geschichte ist voller Beispiele, wie Menschen sich im Geheimen zusammengeschlossen haben, um ihre Macht zu sichern und auszubauen. Es ist also nicht von vornherein abwegig, Ereignisse darauf zu prüfen, ob sie das Ergebnis einer Verschwörung waren oder sind. Problematisch wird dieser Vorgang jedoch, wenn der Verdacht einer Verschwörung nicht fallengelassen wird, sobald er sich als falsch erwiesen hat. Diese versuchen Zufälle oder Ereignisse, auf die Menschen im Allgemeinen keinen direkten Einfluss ausüben können, durch den Plan einer großen Weltverschwörung zu erklären. Doch wie können komplexe Sachlagen verständlich erklärt werden? Durch das Internet wird zunehmend deutlich, wie weit Verschwörungsideologien in der Gesellschaft verbreitet sind. Dies liegt an der Demokratisierung des Netzes, also der Möglichkeit für alle, ihre Meinung zu veröffentlichen. Was früher nur in einzelnen Studien als Einstellungen der Menschen zutage trat, wird heute täglich von den Menschen in die Öffentlichkeit gesendet. In den sozialen Medien zeigt sich, dass Verschwörungsideologien, Fake News und Propaganda nicht nur von vermeintlichen gesellschaftlichen Randpersonen verbreitet und geglaubt werden. Der oftmals skandalisierende Ton, das Zusammenspiel von einfachen Erklärungen und der Benennung von Schuldigen ist für die breite Masse attraktiv; und dies vollkommen unabhängig von Geschlecht, Alter oder Bildung. Doch wie erkennt man derartige Unwahrheiten im Zwiegespräch, an Stammtischen und in den Medien? „Verschwörungstheorien haben Konjunktur in Zeiten des Umbruchs“, schreibt der Philosoph Karl Hepfer in seinem Werk „Verschwörungstheorien: Eine philosophische Kritik der Unvernunft“ von 2015. „Sie haben immer dann besonderen Zulauf, wenn traditionelle Deutungsmuster nicht mehr greifen. Kriege, politische, wirtschaftliche oder ideologische Umwälzungen [...] sind der Boden, auf dem sie gedeihen.“ So bringen Verschwörungstheorien Ordnung in diese verwirrende Welt, in der die Menschen mit Informationen überflutet werden, sich Armut und Reichtum immer mehr konzentrieren und in der Terrorgefahren allgegenwärtig sind. Die Konjunktur von Desinformation und Verschwörung ist zudem Ausdruck einer Krise zwischen den Bürger/-innen und den Eliten eines Landes, spiegeln sie doch das Misstrauen in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Medien wider. Wie kann hier Vertrauen wiederhergestellt werden? Durch die Konfrontation mit Propaganda, Desinformation und Verschwörung als Angstfigur des rationalen Austauschs von Argumenten wird eines unabweisbar deutlich: Aufklärung und Diskurs brauchen heute neue Formen. Es reicht nicht mehr, einfach nur Positionen auszutauschen, weil in der „Zeit des großen Verdachts“ die gemeinsame Gesprächsgrundlage zwischen vielen Menschen weggebrochen ist. Man muss deutlich machen, was überhaupt als Beweis taugt, welche Quellen man verwendet, wie man zu den eigenen Ansichten und Gewissheiten gelangt ist, denn Demokratie lebt – trotz vieler erschreckender Gegenbeispiele – von der Idee der Mündigkeit. Diesen und den oben ausgeworfenen Fragestellungen der politischen Bildung im Kontext von „Propaganda – Desinformation – Verschwörung“ widmet sich diese Ausgabe.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
VorGänge
ZeitZeugen
Alian: Für mehr wertschätzenden Austausch
SchwerPunkt
Propaganda, Desinformation, Verschwörung
Frieder Vogelmann
Demokratische Wahrheit statt postfaktischer Politik
Juliane Wetzel
Verschwörungstheorien als Ersatzreligion? Eine historische Herleitung
Johannes Baldauf, Jan Rathje
Antisemitismus und Verschwörungserzählungen heute.
Zur Aktualität des Mythos der „jüdischen Weltverschwörung”
Manfred Pappenberger
Falschmeldungen, Hasskommentare, Social Bots.
Die Rolle von Staat und Medien
Claus Leggewie
Wissenschaftsfreiheit in „postfaktischen” Zeiten
Benno Hafeneger
Aufklärung, Wissen und Reflexion vs. Fake News, Mythen und Legenden.
Herausforderung für die politische Bildung
BildungsPraxis
Aktueller Antisemitismus – Eine lohnende Auseinandersetzung mit Verschwörugs-ideologien im Netz.
Projektskizze von Verena Haug
Jette Stockhausen, Alexander Wohnig
Ausgewählte Bildungsmaterialien zu Verschwörungstheorien
E-Learning-Kurs „Sind denn alle verrückt hier?! Verschwörungstheorien erkennen“
MitDenken
Thomas Gill
Werthaltungen vermitteln? Politische Bildung im Kontext von Zuwanderung
ÜberGrenzen
Rainer Gries
Von der „Nord-Süd-Kommission” zum „Marshallplan”: Krisenkontinent Afrika
LeseZeichen
Politische Bildung mit Marx? / Wieviel Konsens braucht die politische Bildung? / „Den" Terrorismus gibt es nicht / Ältere Menschen und politische Bildung / Kompendien für
die Bildungs- und Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus
AusBlick
Diverses / Personen und OrganisationenVeranstaltungen