Voskuil | Und auch Wehmütigkeit | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 1200 Seiten

Reihe: Das Büro

Voskuil Und auch Wehmütigkeit

Das Büro 5

E-Book, Deutsch, Band 5, 1200 Seiten

Reihe: Das Büro

ISBN: 978-3-95732-211-1
Verlag: Verbrecher Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



In den Jahren 1979 bis 1982, in denen dieser Band spielt, prägen Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise das Leben in den Niederlanden. Obwohl man in Maarten Konings Amsterdamer Büro gut zu tun hat, spürt man die Zeichen der Zeit: Das Ministerium schickt einen Fragebogen zur 'Selbstevaluierung', um Einsparpotenziale zu ermitteln, und benutzt darin ein Wort, das die Kollegen im Wörterbuch nachschlagen müssen: 'Output'. Doch wenigstens ein Gutes hat das Ganze: In der Not steht man zusammen, um den Angriff der feindlichen Außenwelt abzuwehren, und es herrscht fast schon so etwas wie Harmonie zwischen den Abteilungen - wenn da nicht der Vorschlag einer politisch engagierten Mitarbeiterin Maartens wäre, im Kaffeeraum statt des konventionellen fortan nur noch fair gehandelten Kaffee ausschenken zu lassen ... J. J. Voskuils siebenbändiger Roman 'Das Büro' ('Het Bureau') wurde in den Niederlanden mit über 400.000 verkauften Exemplaren ein Bestseller. Auch hierzulande hat sich bereits eine Fangemeinde gebildet. Alle weiteren Bände werden halbjährlich im Verbrecher Verlag veröffentlicht.

Johannes Jacobus Voskuil??, geboren 1926 in Den Haag, war ein niederländischer Volkskundler. Bereits 1963 veröffentlichte er seinen ersten Roman, doch zur Berühmtheit der niederländischen Literatur wurde er erst mit dem Romanwerk 'Das Büro', dessen erster Teil 1996 und dessen letzter 2000 erschien. Er wurde 1997 mit dem Ferdinand Bordewijk Prijs und 1998 mit dem Libris Prize ausgezeichnet. 2008 starb Voskuil in Amsterdam.
Voskuil Und auch Wehmütigkeit jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


»Ich bin gerade mit dem Manuskript für das nächste Heft beschäftigt«, sagte Maarten, »und mir ist aufgefallen, dass bei den Ankündigungen nichts von Musik dabei ist. Bedeutet das, dass in den Mappen von Richard nichts war?« »Ich glaube schon«, antwortete Ad. »Aber das ist doch sehr unwahrscheinlich.« »Ziemlich.« Maarten stand auf, um ihn sehen zu können. »Wie erklärst du dir das dann?« Ad sah auf. Auf seinem Gesicht lag ein kleines Lächeln, zwischen Schuldgefühl und Schadenfreude. »Ich glaube, dass Rie nichts gefunden hat, was sie der Mühe wert fand.« »Aber das sollte Jaring doch kontrollieren?« »Ich weiß nur, dass sie am nächsten Tag alles nach unten gebracht hat.« »Aber das geht doch nicht!« »Ja, das finde ich auch.« Maarten setzte sich wieder. Dass Ad dieses Wissen für sich behalten hatte, hatte etwas Bedrohliches. Es erinnerte ihn daran, dass er in den Augen seiner Leute der einzig Verantwortliche war und sie keinen Finger krumm machen würden, wenn er auf die Nase fiel. Wie eine Klasse Schulkinder. Er blätterte mechanisch durch das Manuskript, sah sich die von Joost und Ad angebrachten Korrekturen an, las hier und da noch einmal eine Passage, ohne deren Bedeutung in sich aufzunehmen. »Wie läuft es jetzt mit dem Korrekturlesen?«, fragte er. Seine Stimme klang fremd, als käme sie von einem anderen. »Ich wollte dich gerade fragen, ob du nicht mal jemand anderen damit beauftragen könntest.« Ads Stimme war heiser. Nach dem Vorhergehenden war diese Bitte ein herber Schlag. Er antwortete nicht sofort. »Wer soll das dann machen?«, fragte er und hob den Kopf. »Vielleicht Gert oder Lien?« »Ob die das können?« »Das weiß ich natürlich nicht.« »Ich denke, dass ich es dann besser selbst mache.« Ad gab darauf keine Antwort. »Welchen Anteil hat Joost eigentlich daran?«, fragte Maarten. »Das kannst du vergessen.« Den Eindruck hatte er auch. Die einzigen Spuren, die Joost im Manuskript hinterlassen hatte, waren hier und da mit hellblauer oder grüner Tinte angebrachte Satzzeichen. Er dachte nach. »Ich glaube nicht, dass Gert oder Lien genügend Autorität besitzen, um Sien und Tjitske davon zu überzeugen, dass das Niederländische nicht ihre stärkste Seite ist«, sagte er schließlich mit unverhohlener Ironie. »Das ist auch der Grund, warum ich es allmählich loswerden möchte.« »Ich werde mal darüber nachdenken«, er stand auf, »aber jetzt gehe ich erst Kaffee trinken.« »Ich wollte jetzt gleich zur Bibliothek.« Maarten blieb an Ads Schreibtisch stehen. »Kommst du wieder?« »Das weiß ich noch nicht.« »Gut«, er wandte sich ab, »das sehe ich dann ja. Viel Spaß.« Er verließ den Raum und blieb stehen, um die Tür hinter sich zu schließen. Hans Wiegersma kam gerade die Treppe herunter. »Tag, Hans«, sagte er. Er wartete auf ihn. »Ha«, sagte Hans. »Ich wollte dich gerade etwas fragen.« Er lachte nervös, wobei sein Kopf ein wenig wackelte. »Frag nur.« »Ihr benutzt noch immer drei Schubfächer von mir. Könntet ihr für die Karten nicht einen anderen Platz suchen, denn ich brauche den eigentlich.« »Das ist ein Problem«, sagte Maarten nachdenklich, »denn wir haben keinen eigenen Kartenschrank.« Er trat einen Schritt zur Seite, da sich hinter ihm die Tür seines Zimmers öffnete. Ad trat auf den Flur. »Na, dann gehe ich mal«, sagte er. Er hatte seine Jacke bereits an und die Tasche in der Hand. »Auf Wiedersehen«, sagte Maarten mechanisch. Er sah wieder Hans an, während Ad die Treppe hinunterstieg. »Kann Volkssprache nicht ein paar Schubfächer freiräumen, denn die haben einen eigenen Kartenschrank. Oder Volksnamen?« »Ich brauche sie gerade für Volkssprache.« Die Mitteilung weckte Maartens Wut. Er fand es derart ungerecht, dass er dem Expansionsdrang von Volkssprache weichen sollte und Hans ihn dagegen nicht verteidigt hatte, dass er einige Sekunden lang keine Worte fand. »Ich werde sie leer räumen«, sagte er dann kurz angebunden. Er drehte sich abrupt um und ging in den Besucherraum. »Tag, Sien.« Er ging um das Bücherregal herum, das als halbe Trennwand zwischen der Vorder- und der Rückseite des Raums stand. »Gert, könntest du mir mal helfen?« Gert stand auf. Maarten ging vor ihm her aus dem Raum, die Treppe hinauf in Hans’ Zimmer. Dort standen zwei Kartenschränke, einer an der Seitenwand und einer an der Rückwand. Er ging zu dem Schrank, in dem seine Abteilung drei Schub­fächer belegte und zog das oberste der drei heraus. »Was soll hier passieren?«, fragte Gert. »Hans will diese Fächer für Volkssprache haben.« Er betrachtete die Aufschriften auf den anderen Schubfächern und zählte sie. Von den restlichen siebzehn Fächern hatte Volkssprache zwölf und Volksnamen fünf. Die Ungerechtigkeit war so groß, dass nur wenig gefehlt hätte, und ihm wären die Tränen in die Augen gestiegen. Gert betrachtete neugierig den Inhalt des Faches, das Maarten herausgezogen hatte. Es lagen Probekarten darin. »Wo willst du die lassen?«, fragte er. »Vorläufig erst einmal auf dem Sitzungstisch in meinem Raum.« Sie mussten dreimal laufen, um die Karten und Zeichnungen nach unten zu bringen, und sie stapelten sie auf den Tisch. »Und jetzt?«, fragte Gert, während Maarten die Tür hinter sich schloss. Maarten sah sich um. Er ging in den Besucherraum und maß den Platz mit seinem Blick. »Darf ich etwas vorschlagen?«, fragte Gert. »Gern.« »Wenn man nun zwischen Tjitske und mir zwei von diesen Schränkchen hinstellt, wie bei euch, und breite Bretter hineinlegt, dicht übereinander, dann hätte man einen Kartenschrank.« »Das ist eine gute Idee«, sagte Maarten beifällig. Er trat einen Schritt vor und prüfte auf den Vorschlag hin den Platz zwischen den Schreibtischen. »Das ist sogar eine verdammt gute Idee.« Er wandte sich ab. »Ich bespreche es sofort mit Bavelaar.« Er verließ den Raum durch die Flurtür, ging über den Flur und stieg die Treppe hinunter. Von der Halle aus sah er durch das Glas der Schwingtür Hans neben Jaring sitzen. »Tag, Herr de Vries«, sagte er zu de Vries, der reglos in der Pförtnerloge saß. »Tag, Mijnheer«, sagte de Vries mit einer kleinen Verbeugung seines Kopfes und des Oberkörpers. Bavelaar und Panday saßen an ihren Schreibtischen. Die Wintersonne schien durch die Fenster und warf einen sich verbreiternden Lichtstreifen auf den Boden. »Tag, Herr Panday. Tag, Jantje.« Er setzte sich auf den Stuhl ihr gegenüber. »Ich wollte dich gerade sprechen.« Sie tippte die Asche von ihrer Zigarette und sah Panday an. »Ach, kannst du nicht kurz Kaffee trinken gehen?«, fragte sie nicht besonders freundlich. Panday stand träge auf und verließ den Raum. »Es ist wirklich nicht nötig, dass er überall seine Nase mit hineinsteckt«, sagte sie zu Maarten. »Wie läuft es jetzt mit ihm?« »Er ist nicht zu gebrauchen. Alles, was er macht, muss man kontrollieren, und wenn man nicht ständig hinter ihm her ist, tut er gar nichts.« Sie tippte erneut die Asche von der Zigarette, wirkte gehetzt und hatte die Augen von ihm abgewandt. Sie war nachlässig geschminkt, das Gesicht wirkte eingefallen, und ihre Haut hatte etwas Gläsernes. »Worüber wolltest du mit mir sprechen?«, fragte er und sah sie aufmerksam an. »Über Richard. ’t Hooft hat angerufen, dass sie die Hälfte seiner Stelle aus dem Haushalt streichen, weil die jetzt schon anderthalb Jahre nicht besetzt ist. Ich habe dagegen protestiert, aber ich weiß nicht, ob wir das durchhalten können.« »Das ist ärgerlich.« »Warum nimmt der Junge bloß keine volle Stelle?« »Weil er sein Studium noch nicht abgeschlossen hat.« »Aber wann ist er denn endlich mit seinem Studium fertig? Denn demnächst streichen sie die Planstelle auch noch.« »Er hätte längst mit dem Studium fertig sein müssen.« Er dachte nach. »Das Blöde ist, dass er ständig krank ist.« »Ich habe ihn übrigens letzte Woche Samstag bei mir im Viertel Fahrrad fahren sehen, als ob gar nichts wäre.« »Manche Leute sind nur in der Woche krank.« »Aber wie soll das denn weitergehen?« »Ich werde mal mit ihm reden.« »Aber mach schnell, denn ich fürchte, dass wir sonst die Hälfte seiner Stelle los sind.« Er nickte. »Wer ist eigentlich dieser ’t Hooft?« »Das ist der Nachfolger von Uitdenhaag.« »Die wechseln da aber auch fast täglich.« Sie schüttelte mitfühlend den Kopf. »Wie sie dem jungen Mann das Leben schwer...


Johannes Jacobus Voskuil??, geboren 1926 in Den Haag, war ein niederländischer Volkskundler. Bereits 1963 veröffentlichte er seinen ersten Roman, doch zur Berühmtheit der niederländischen Literatur wurde er erst mit dem Romanwerk "Das Büro", dessen erster Teil 1996 und dessen letzter 2000 erschien. Er wurde 1997 mit dem Ferdinand Bordewijk Prijs und 1998 mit dem Libris Prize ausgezeichnet. 2008 starb Voskuil in Amsterdam.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.