E-Book, Deutsch, 168 Seiten
Voß Ini (Sci-Fi-Klassiker)
1. Auflage 2016
ISBN: 978-80-268-6963-4
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert: Erster deutschsprachiger Sci-Fi-Roman
E-Book, Deutsch, 168 Seiten
ISBN: 978-80-268-6963-4
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieses eBook: 'Ini (Sci-Fi-Klassiker)' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Julius von Voß (1768-1832) war ein deutscher Schriftsteller. Ini-Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert gilt als erster deutschsprachiger Science-Fiction. Aus dem Buch: 'Ich Unglücklicher soll dich meiden, rief Guido wehmüthig. Wozu die Klage, entgegnete Ini. Mögen dich rüstige Adler zum Pol tragen, magst du dich in die Tiefen des Ozeans senken, mein Bild bleibt dir nahe. Frei durchfliegt der Gedanke des Liebenden die Ferne, und die Region der Phantasie ist eine wirkliche. Auch wäre daheim dein Ziel nicht zu umarmen. Das Anschaun der Welt, die Uebung der Kraft in Thaten, müssen jene Bildung der Schönheit vollenden, deren Lohn meine Gegenliebe sein wird. Darum scheide männlich! Guido war ein Jüngling von etwa zwanzig Jahren. Seine Herkunft blieb ihm noch immer geheim. Die Sage machte ihn zum Fündling, und als solchen, wollten die Gesetze, daß die Landespflege ihn erziehen ließ. Früh hatte man ihn in das große Knabenhaus gebracht, das am Meerstrande unweit Palermo angelegt war, und wo die sinnigen Vorsteher, bis zum zwölften Jahre, für die Entwicklung des Körpers durch Laufen, Ringen, Schwimmen und für die Stärkung des Denkvermögens durch Gimnastik des Kalküls Sorge trugen. In vergangenen Jahrhunderten würde auch der tiefsinnigste Geometer nicht geahnt haben, was im Felde der Rechnung junge Knaben hier schon vermogten. Allein es war überhaupt so weit damit gekommen, (zudem die mechanischen und optischen Handwerke so leicht durch Maschinen, so einfach durch neue Entdeckungen, so allgemein bekannt durch Schulen), daß Hirten, welche die Sternkunde gleich ihren Altvätern wieder trieben, sich bei Tage Teleskope fertigten, zur Nacht den Himmel beobachteten, und die Finsternisse der vielen neugewahrten Planeten und ihrer Trabanten ausmittelten...'
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Zweites Büchlein. Die Reise.
Inhaltsverzeichnis Gelino bemühte sich während dieser Meerfahrt den Zögling in mancherlei ihm noch unbekannten Dingen zu unterrichten. Das Vergnügen der Bequemlichkeiten mancher Art, die Zerstreuungen durch Musik und Bühne, wurden ihm sparsam zugemessen; er mußte dagegen häufig im Kristallthurm weilen, und die Natur unter der Wogenfläche beobachten. Mit diesem Thurme hatte es folgende Bewandniß. Er war nur so groß, daß etwa drei oder vier Personen, ein scheidekünstlerischer Apparat und mancherlei Beobachtungsinstrumente darin Raum fanden. Von starken Bohlen viereckig gebaut, mit Seitenfenstern von sehr dickem aber vollkommen durchsichtigem Kristall. Der Boden überaus fest, um bei einem Stoße an Klippen nicht in Trümmern zu fallen. Die Decke an einen dicken, hohlen Metalltau gebunden, der ins Innre lief. Zudem vollkommen gegen den Eindrang der Fluthen gesichert. Dieser Thurm ward nun ins Meer gelassen, indem er in der Gegend des Steuerruders befestigt blieb. Durch seine Schwere ging er unter. Die Höhlung des Taues setzte die unten befindlichen Personen in den Stand, mittelst eines Sprachrohrs verlangen zu können, ob sie tiefer hinab gesenkt, oder höher hinauf gezogen sein wollten. Die Chemie hatte lange schon die Mittel entdeckt, eine verschlossene Luft durch Reinigen und Erzeugen von Sauerstoff athembar zu erhalten. War das Meer nun nicht in zu lebhafter Bewegung, so konnte man durch die Fenster alles weit um sich entdecken, ja man bediente sich einer Art Lampen vor Hohlspiegeln, um die Tiefe nöthigenfalls noch mehr zu erhellen. Welche Entdeckungen hatte die Naturkunde seit dieser Erfindung gemacht! Die Welt im Ozean, von der Ehedem so wenig bekannt war, lag nun dem Auge des Forschers offen da. Furchtbar schien es dem Neuling, im tiefen Gebiet der Nereiden und Tritonen zu hausen, auch nahten manche schlimme Gefahren. Die Meerungeheuer, ergrimmt über den seltsamen Besuch, wütheten bisweilen gegen des Thurmes Fenster und suchten sie zu zerstören. Allein es mangelte auch nicht an Vorkehrungen. Stacheln an den Ecken empfingen sie unfreundlich, so daß sie sich bald auf die Flucht begaben. Auch gab es Fallen mit einem künstlichen Mechanismus, die hie und da einen Seelöwen, einen Haifisch, einen Delphin und andere erst seit dieser Erfindung bekannt gewordene Thiere umklammerten, die denn als eine Beute für die Schiffsküche oder für eine Sammlung von Seltenheiten mit empor gebracht wurden. Bisweilen fanden sich aber zu große Thiere ein, und wenn der Thurm nicht eilig genug zur Höhe gewunden ward, ging er mit seinen Bewohnern verloren. Neue Steinarten auf dem Meergrunde, Fossilien, andere Gattungen von Perlen und Korallen waren eben sowohl in großer Menge entdeckt worden, als man die Ichtiologie bereichert hatte. Hier blieb Guido halbe Tage lang, übte den kaltblütigen Sinn in Lebensgefahr und ärntete merkwürdige Kenntnisse. Von dem was er sah und lernte, hielt er ein Tagebuch, brachte das Vorzüglichere davon in einen Auszug und sandte ihn durch mitgenommene Tauben an Ini. Man gelangte in den Archipelagus. Die meisten Eilande wurden besucht. Sie waren jetzt zum Theil von Hirten bewohnt, die ein dem alten arkadischen ähnliches Leben führten, denn Unschuld und fromme Sitte hatte man einheimisch gemacht; zum Theil aber sahe der Reisende vortreffliche Anstalten zur Bildung von Seeleuten und zum Schiffbau, wozu die Lage einlud. Guido gesellte sich bisweilen zu den Jünglingen und Mädchen unter den Hirten. Jene trugen gemeinhin an einem Bande ein Sehrohr auf dem Rücken weil sie in klaren Nächten die Beschäftigung ihrer Urväter trieben und die Sternkunde bereicherten. Daneben fertigten sie eine liebliche Art Flöten und begleiteten den Gesang froher Mädchen, deren Hand zugleich ungemein wohltönende Citharen rührte. Wie weit auch diese Musik der Zephirharmonika nachstand, mit welcher Ini ihn bezaubert hatte, fühlte Guido dennoch die Rührung einfacher und tief empfundener Melodien. Natur und harmlose Lebenssitte hatten auch diese Menschen so poetisch gemacht, daß auf Verlangen oder aus eignem Drang, Hirten und Hirtinnen Lied und Harmonien auf der Stelle erfanden und vortrugen, was die Hörer in die Zeiten der Amphion und Homer versetzte. Guido entwarf davon eine anziehende Schilderung und sandte sie Ini. Das Verlangen Athen bald zu sehen, regte sich nun lebhafter, denn zu viel hatte ihm Gelino davon gesagt. Es wurde auch in kurzem gestillt, man erblickte das alte Vorland Sunium, die Berggipfel Parnes und Brilessus, und lag bald darauf im Hafen Piräus vor Anker. Gelino unterrichtete ihn im Voraus über die Erscheinungen, welche ihn auf diesem merkwürdigen Erdfleck belehren sollten. Im achtzehnten Jahrhundert, hub er an, ereignete sich in der Provinz Frankreich jene bekannte Staatsveränderung, welche das Schicksal bestimmt hatte, nach und nach allen Reichen am Erdboden eine neue Gestalt zu geben. Nach langen blutigen Kriegen, die bis tief ins neunzehnte Jahrhundert geführt wurden, kam der größte Theil von Europa unter eine Obergewalt, welche aber die Unterregierung mehrerer Könige feststellte. Man nannte dies Reich, das erneute römisch-abendländische und Rom wurde, wie es jetzt noch ist, der Wohnsitz des Kaisers. Der schwerste Kampf war gegen die Albionen, damals in Schiffahrt und Seekrieg berühmt, welche ungeheure, wenn gleich meistens eingebildete, Reichthümer gehäuft und den gigantischen Entwurf gemacht hatten, die Handlung des ganzen Erdballs an sich zu bringen. Doch nach einer gelungenen Landung flohen die Vornehmen mit ihren klingenden Schätzen nach dem Indien am Ganges, und Calcutta ward die Hauptstadt ihres neuen Reichs. Das Volk blieb verarmt zurück und mußte unter fremder Regierung seinem Kunstfleiß eine andere Richtung geben. Doch bildete sich neben dem abendländischen Kaiserthume auch ein neues morgenländisches. Einen Cäsar an der Spitze, der sich den griechischen nannte, drangen die Völker des Nordens hervor, mit eisernen Armen, in alt scithischer wilder Kraft und dennoch mit den Künsten der vorhandenen Kultur vertraut. Den Boden des ehemaligen Griechenlands hatten damals die Ottomannen inne, ein kräftig Volk, voll Religion und warmer Phantasie, doch weit zurückgeblieben in den Wissenschaften. Sie mußten bald aus Europa weichen, wo ihr Sultan, durch mehrere Jahrhunderte, auf Constantins Thron gesessen hatte. Allein ihr reizend Gebiet in Europa ward der Zankapfel zwischen den beiden Großmonarchien. Neu-Griechen und Neu-Römer machten ihre Ansprüche darauf mit dem Schwerdte gültig. Eine verheerende Fehde folgte der andern, die Menschheit blutete. Man sah in den lachenden Gegenden nur Ruinen, entvölkerte Wohnplätze, verwüstete Auen. Umsonst mahnte Philosophie der blutenden Menschheit zu schonen. Zu gewaltig fühlten sich die Streitkräfte, zu entflammt waren die ehrgeizigen Gemüther, stolzer gemacht durch bedeutende Erfolge und immer weiter strebend in ungemessenen Entwürfen. Zuletzt veranstalteten beide Kaiser eine Unterredung zu Constantinopel. Mein muß Europa gehören, sagte der Occidentale, die Natur seiner Gränzen weist mich darauf an, ich ende den Kampf darum nicht und sollte das lebende Geschlecht darin untergehn. Doch nimm dir vom alten Morgenland Roms, das herrliche Klein-Asien, Sirien, dringe zum Euphrat vor, ja bemächtige dich aller Lande, denen einst Cirus gebot. Ich will dir in deinen Eroberungen treulich beistehn. Schon ist dein Asien dem Umfange nach, größer als mein Gebiet, wie viel reichere fruchtbarere Provinzen kannst du ihm noch zugesellen. Die Kühnheit des Plans gefiel dem Monarchen aus dem Hause Romanow. Da kamen von den Strömen Obi, Lena, Jenisei, von den Seen Aral, Telegul, Baikal, von den Altanischen und Sajanischen Gebirgen streitbare Krieger. Turalinzen, Kirgisen, Teleuten, Abinzen, Tschulimische und Werchotomekische Tatarn strömten über den Kaukasus, Hülfsvölker aus den stolzen Spaniern, den ehrgeizigen Franken, den markigten Germanen, den feurigen Polen, den schlauen Italiern und andern Nationen zusammen gebracht, drangen über die Meerenge von Constantinopel vor oder landeten an den Küsten von Sirien. Tapfer vertheidigten sich die Anhänger der Religion Muhameds. Doch Uneinigkeit theilte ihre Kraft, sie waren der überlegenen Kunst nicht gewachsen. Zwar kostete es Jahre, mühevoller Anstrengung und das Leben von Hunderttausenden, endlich aber wurden bis zu Mesopotamien hin alle alt-türkischen Besitzungen überschwemmt. Der Schach von Persien kam den Glaubensverwandten zu Hülfe, ward so in die Kriege verflochten und erlag am Ende des neunzehnten Jahrhunderts auch. Nun ward Ispahan des neuen ungeheuren Staates Mittelpunkt. Man bemühte sich mit Weisheit die Völker zu gewinnen, indem ihnen nach und nach die Wohlthaten der Kultur einleuchtend gemacht, und die verschiedenen Religionen in einen, von Wahn gereinigten, und durch allgemeine Moral veredelten, Kultus vereint wurden. Bald aber sahe man sich genöthigt neue Kriege im Ost zu beginnen. Die Albionen in Indien waren mächtig geworden. Sie trieben nicht nur in allen Gewässern zwischen Madagaskar und Japan ihr altes Spiel, sondern hatten auch zu Lande ihre Herrschaft bis über Tibet hinaus verbreitet, befehdeten den Khan von Sina, und gaben den Neu-Persern (so nannten sich jetzt die vormaligen Moskowier) zu vielen Klagen Anlaß. Die Waffen mußten entscheiden, ein hartnäckiger Kampf durch mehrere Jahrzehende folgte. Doch ein Monarch, Cirus Alexander genannt, drang zuletzt an den Ganges vor, nahm Calcutta ein und die Albionen sahen sich abermal gezwungen ihr Reich übers Meer zu verlegen. Sie wählten Neu-Holland, da Cirus Alexander ihnen auch die Inselgruppe von Borneo wegnahm. Doch jenes große Eiland, das nunmehr den Namen Süd-Brittania...