E-Book, Deutsch, 136 Seiten
Waadt / Nachtigall Neue Wege gehen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-456-76357-6
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mit ACT und PEP zu einem selbstbestimmten und erfüllten Leben
E-Book, Deutsch, 136 Seiten
ISBN: 978-3-456-76357-6
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
ACT mit PEP! Dein Weg zu mehr Lebensqualität
und echter Zufriedenheit beginnt hier!
Entdecke einen kreativen Weg, um trotz belastender Gedanken und Gefühle ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu führen. Dieses Selbsthilfebuch vereint die transformative Kraft der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) mit den Klopftechniken der Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie (PEP).
In einer Welt, in der Stress und emotionale Belastungen zunehmen, bietet ACT einen revolutionären Ansatz, der die Handlungsfähigkeit des Einzelnen in den Mittelpunkt rückt. Lerne, deine inneren Stressoren zu akzeptieren und mit ihnen zu arbeiten, anstatt gegen sie anzukämpfen. Mit Achtsamkeit und effektiven Tools stärkst du Autonomie und Selbstwirksamkeit und startest in ein sinnerfülltes, glückliches Leben.
PEP ergänzt diesen Ansatz, indem es körperbasierte
Methoden nutzt, um emotionale Blockaden zu lösen und dysfunktionale Muster zu verändern. Michael Bohne hat die Klopftechniken wissenschaftlich fundiert und praktikabel gemacht, sodass du schnell und nachhaltig Fortschritte erzielst.
„Neue Wege gehen“ ist weit mehr als nur ein Selbsthilfebuch –
es ist dein Begleiter auf dem Weg zu mehr Glück, Selbst-bewusst-sein und innerer Stärke. Tauche ein in diese beiden effektiven Therapieansätze und entdecke, wie du trotz aller Herausforderungen die Kontrolle über dein Leben zurückgewinnst.
Zielgruppe
Menschen, die mit schwierigen Gefühlen oder Gedanken ringen, Psycholog*innen, Psychotherapeut*innen, psychologische Therapeut*innen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
172 Einführung
In diesem Kapitel lernst du die beiden diesem Buch zugrundeliegenden Verfahren ACT (Akzeptanz- und Commitment-Therapie) und PEP (Prozess- und Embodimentfokussierte Psychologie) kennen. Außerdem stellen wir dir mit dem Choice-Point-Modell ein praktisches Handwerkszeug vor, das beide Verfahren elegant zusammenführt und dich durch dieses Buch begleiten wird.
2.1 Was ist ACT?
ACT steht als Abkürzung für Akzeptanz- und Commitment-Therapie und bezeichnet ein Psychotherapieverfahren in der Tradition der kognitiven Verhaltenstherapie. ACT ist aber insofern ein komisches Therapieverfahren, als es nichts therapieren möchte. Es geht nicht darum, eine Depression, einen Burn-out, eine Angststörung oder sonst irgendeine andere Störung wegzumachen. ACT verfolgt einen radikal anderen Weg: Es geht darum, Menschen dabei zu unterstützen, ihr Leben so zu leben, dass sie mit ganzem Herzen Ja dazu sagen können. Ziel ist ein insgesamt gelingendes, sinnerfülltes Leben, ein Leben in Übereinstimmung mit dem, was uns von tiefstem Herzen wichtig ist. Das Überraschende ist, dass ACT trotzdem als Therapieverfahren im klassischen Sinne funktioniert. ACT ist in hohem Maße evidenzbasiert, und es gibt inzwischen eine überwältigende Fülle von Wirksamkeitsstudien, die zeigen, dass ACT bei allen Problemen, mit denen wir es in der psychotherapeutischen Praxis zu tun haben, wirksam ist (Gloster, Walder, Levin, Twohig & Karekla, 2020).
Aber wie kann ACT uns dabei helfen, unseren ganz eigenen Weg zu finden und zu gehen? Oder anders gefragt: Warum leben wir denn nicht automatisch unser Leben in Übereinstimmung mit dem, was uns wichtig ist? Genau darum geht es in diesem Buch. Ein entscheidender Grund, warum wir unser eigentliches Leben verfehlen können, liegt darin, dass wir zu sehr damit beschäftigt sind, gegen un18angenehme Gefühle zu kämpfen, und von diesem Kampf gegen uns selbst vollkommen absorbiert sind. Ein anderer Grund ist, dass wir manchmal in Gedanken oder Regeln verstrickt sind, die bestimmte Verhaltensweisen als alternativlos erscheinen lassen, obwohl gerade sie uns immer mehr von unserem Weg abbringen und häufig selbst zum Problem werden. Ein dritter wichtiger Grund ist, dass wir uns darüber täuschen können, was für ein Leben wir uns wirklich wünschen. Manchmal leben wir einfach das, was uns von unserer Familie, den Freunden, der Gesellschaft als wünschenswert vorgegeben wird. Oder wir glauben, ein bestimmtes Ziel sei uns wichtig, verfolgen es aber nur, um Angst oder ein schlechtes Gewissen zu vermeiden. ACT hilft, eine klare Orientierung zu bewahren und unseren Weg trotz aller Widrigkeiten zu verfolgen.
2.2 Was hat es mit dem Klopfen auf sich?
Vielleicht kennst du das: Manchmal fassen wir uns in Situationen, in denen wir nervös oder angespannt sind, unwillkürlich ins Gesicht. Das sieht vielleicht etwas uncool aus, ist aber nachgewiesenermaßen ein wirksames Mittel zur Stressreduktion (Pfeiffer, 2023). Klopfen im Rahmen von Coaching oder Psychotherapie funktioniert ganz ähnlich, nur eben nicht unwillkürlich, sondern absichtlich und in einer strukturierten Form.
Wann dieses Klopfen in der Psychotherapie erstmals systematisch als Technik im Umgang mit schwierigen Emotionen angewendet wurde, ist gar nicht so leicht zu sagen. Da die gängigen Klopftechniken alle mit klassischen Akupunktur- bzw. Akupressurpunkten arbeiten, gründen sie letztendlich in der traditionellen chinesischen Medizin.
Wir wollen hier aber nicht en détail die Geschichte des Klopfens nachzeichnen, sondern nur ein paar besonders prägnante Entwicklungsschritte festhalten. Wer dabei nicht fehlen darf, ist Roger Callahan. Callahan, eigentlich kognitiver Verhaltenstherapeut, hatte einen Akupunktur-Kurs besucht und wollte das dann für seine therapeutische Arbeit nutzen. Sein „Versuchskaninchen“ war dabei eine bis dahin therapieresistente Patientin mit einer schweren Wasserphobie. Das heißt, sie konnte weder Wasser sehen, berühren oder auch nur daran denken, ohne heftige Angst und sogar richtige Panikattacken zu bekommen. Callahan bat sie, an Wasser zu denken – was unmittelbar heftige Emotionen in ihr hervorrief – und gleichzeitig einen bestimmten Akupunkturpunkt im Gesicht zu beklopfen. Was er dann erlebte, war eine Art Wunderheilung: Durch einmalige Intervention verschwand die Phobie komplett und tauchte nie wieder auf. Das war der Startpunkt 19für die Entstehung der sogenannten Thought Field Therapy (TFT), deren Kern eben die Verbindung imaginativer Exposition – also die intensive Vorstellung dessen, was die belastende Emotion auslöst – mit verschiedenen Klopfabfolgen ist.
Das war in den 1980er-Jahren. Etwa zehn Jahre später trat dann ein anderer Akteur auf den Plan, und das war Gary Craig, der nicht aus dem therapeutischen Bereich kam, sondern gelernter Ingenieur, Coach und NLP-Praktiker war. Craig hatte einen TFT-Kurs bei Callahan besucht, war schwer beeindruckt, fand das Ganze aber zu kompliziert und reduzierte deshalb die Dutzenden unterschiedlichen Klopfabfolgen von Callahan auf eine standardisierte Klopfsequenz. Damit war die Emotional Freedom Technique, kurz EFT, geboren.
Die EFT ist bis heute eine der bekanntesten Klopftechniken, die in Therapie und Coaching eingesetzt werden. Genauso wie die Thought Field Therapy von Callahan gilt sie allerdings als unwissenschaftlich, obwohl es inzwischen eine ganze Reihe von Studien gibt, die eindrucksvoll belegen, dass das Klopfen insbesondere bei Angststörungen gut funktioniert. Für den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit gibt es jedoch zwei nachvollziehbare Gründe. Der erste liegt in der zugrunde gelegten Wirkhypothese: Sowohl TFT als auch EFT begründen das, was sie tun, analog der chinesischen Medizin mit ominösen Energieflüssen im Körper. Danach beeinflusst das Klopfen das körpereigene Meridiansystem, sodass die Lebensenergie wieder frei fließen kann. Leider lässt sich diese Wirkhypothese wissenschaftlich nicht nachvollziehen – ganz im Gegenteil: Studien legen eher nahe, dass sie schlichtweg falsch ist (Pfeiffer, 2023).
Der zweite Grund ist ein allumfassendes Heilsversprechen der beiden Therapieformen:
Laut Craig ist die „Ursache für alle negativen Emotionen … eine Störung im Energiesystem des Körpers“ (zitiert nach Pfeiffer, 2023, S. 20). Und Callahan behauptet, dass jede psychiatrische Erkrankung und jedes psychische Problem durch ein Ungleichgewicht im Energiesystem hervorgerufen wird und deshalb auch mit seiner Methode behandelt werden kann. Nach Meinung vieler wissenschaftlich orientierter Psychotherapeuten haben sich beide damit ins esoterische Abseits begeben.
Warum das Klopfen funktioniert, ist tatsächlich immer noch nicht abschließend geklärt. Es gibt aber eine Reihe von Wirkhypothesen, die gut mit dem neuesten Stand der Neurowissenschaften vereinbar sind. Eine schöne Zusammenfassung (auch über die Geschichte der Klopftechniken und die aktuelle Studienlage) gibt das Buch „Emotionale Erinnerung – Klopfen als Schlüssel für Lösungen“ von Antonia Pfeiffer (2023).
Die Voraussetzung dafür, dass das Klopfen inzwischen in den Kanon der wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren aufgenommen worden ist, 20hat im Wesentlichen Michael Bohne mit der Entwicklung seiner Prozess- und Embodimentfokussierten Psychologie (PEP) geschaffen.
2.3 Was ist PEP?
Michael Bohne, der vor seinem Medizinstudium eine Ausbildung zum Physiotherapeuten gemacht hatte, war von Anfang an sensibilisiert für den engen Zusammenhang zwischen körperlichen Berührungen und emotionalen Veränderungen. In seiner späteren Arbeit als Psychiater und Psychotherapeut setzte er sie dann immer wieder erfolgreich ein. Er erlebte also die Wirksamkeit tagtäglich und unmittelbar, und deshalb war es ihm ein Anliegen, das Klopfen aus der Esoterik-Ecke herauszuholen. „Zu Beginn“, so Bohne, „war es mir lediglich wichtig, die Klopf-Techniken zu entmystifizieren und der wissenschaftlichen Untersuchbarkeit zuzuführen, hatte ich doch beobachtet, dass viele psychotherapeutisch arbeitende Kolleginnen und vor allem...