E-Book, Deutsch, 100 Seiten
Walden Going Under
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-86552-750-9
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz
Ein Dark Romance-Thriller
E-Book, Deutsch, 100 Seiten
ISBN: 978-3-86552-750-9
Verlag: Festa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz
Als sie an ihrer neuen High School einem geheimen Sexclub auf die Spur kommt, wittert Brooke endlich ihre Chance, sich von einer Schuld zu befreien, die schwer auf ihr lastet.
Brooke erfährt, dass die Mitglieder des Schwimmteams an einer ›Fantasy Slut League‹ teilnehmen. Sie erhalten Punkte, indem sie ahnungslose Mädchen zum Sex verführen – oder zwingen, wie Brooke weiß, denn sie kennt einen von ihnen. Er ist schuld am Tod ihrer besten Freundin.
Dafür soll er jetzt büßen. Auch wenn das bedeutet, dass Brooke dasselbe durchmachen muss wie ihre Freundin.
Doch sie unterschätzt, wie weit die Jungs gehen, um ihren perversen Club geheim zu halten.
nosegraze.com: »Intensiv und herzzerreißend. Ich musste weinen und lachen, was ich nicht erwartet hatte. Going Under ist eine Geschichte, die dich wirklich beeindrucken wird.«
Autoren/Hrsg.
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1 »Dieses Kleid ist scheiße«, sagte ich und betrachtete mich in dem langen Spiegel an der Tür des Kleiderschranks. Ich steckte in einem plumpen schwarzen Etuikleid, das mir bis zu den Knien reichte und zwei Nummern zu groß war. Ich hatte es bei TK Maxx in der Abteilung »Activewear für Frauen« gekauft. Eigentlich wusste ich es besser. Aber ich wusste auch, dass ich in der Jugendabteilung nichts Passendes finden würde. Nicht für diesen Anlass. Also war ich direkt an den trendigen bauchfreien Tops und Designerjeans vorbeimarschiert und auf eine Gruppe Mittvierzigerinnen zugesteuert, die sich um eine runde Stange mit heruntergesetzten Kleidern versammelt hatten. Perfekt, dachte ich und begann sofort zu stöbern, aus Angst, eine von ihnen könnte mir das Kleid vor der Nase wegschnappen. Ich erntete ein paar schiefe Blicke, die sich in offene Feindseligkeit verwandelten, als ich mein Ziel anvisierte und ein triumphierendes »Ja, verdammt!« ausstieß. Es hätte nicht perfekter sein können. Ein grauenvolles Kleid für einen grauenvollen Anlass. Jetzt wanderte mein Blick zu den schwarzen Pumps hinunter, die ich mir von meiner Mom geliehen hatte. An einer 35-jährigen Erfolgsanwältin sahen sie todschick aus, ich dagegen war gerade mal 18 und im letzten Jahr der High School. Vielleicht würden sie einen total falschen Eindruck vermitteln, schließlich schrien sie förmlich: »Ich bin absolut unglaublich!« Irgendwie sollte man so was nicht in einer Kirche tragen. War Bescheidenheit in einem Gotteshaus nicht eher angemessen? Oder zumindest der Anschein von Bescheidenheit? Aber ich selbst besaß nun mal leider keine geschlossenen Pumps. Keine Ahnung, wie ich es ohne überhaupt geschafft hatte, das 18. Lebensjahr zu erreichen, vor allem weil ich mich selbst für eine waschechte Fashionista hielt. Aber so war es nun mal. Ich war der Gnade von Mutters Schuhen hilflos ausgeliefert. »Diese Schuhe sind scheiße«, grummelte ich und verzog frustriert das Gesicht. Ich drehte mich zur Seite und begutachtete mein langes, glattes blondes Haar, das ich im Nacken zu einem unordentlichen Knoten zusammengebunden hatte. Einzelne Strähnen hingen lose heraus, aber nicht aus Stilgründen. Ich hatte sie nicht absichtlich aus dem Knoten gezogen, damit sie mein Gesicht umrahmten. Nein, sie waren ganz von allein herausgefallen, nur weil ich kurz zum Briefkasten rausgegangen war. Der Wind war furchtbar heute und ich spielte mit dem Gedanken, mir einen französischen Zopf zu machen, obwohl ich damit wie eine Zehnjährige aussehen würde. »Mein Haar ist scheiße.« Ich starrte mich an und stellte mir vor, wie Beth mich auslachte. »Wo hast du bloß dieses scheußliche Kleid her, Brooke?«, hätte sie gefragt. »Furchtbar, oder? Ich hatte keine Zeit mehr, und keine Wahl«, würde ich antworten. »Und diese Schuhe?«, hätte sie gefragt. »Ich hab zigmal versucht, dich dazu zu bringen, dir ordentliche Pumps zu kaufen, aber du hast dich immer geweigert. Und jetzt schau dir an, was du anziehen musst.« »Ich weiß, Beth. Wie schon gesagt: Ich hatte keine Wahl.« »Nein, nein. Man hat immer eine Wahl. Finde was anderes. Ich kann mich nicht mit dir in der Öffentlichkeit zeigen, wenn du so aussiehst«, würde Beth erwidern. »Ich hab keine Zeit mehr, Beth. Mir läuft die Zeit davon.« »Dafür ist immer Zeit, Brooke. Man hat immer Zeit, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.« »Nein, Beth. Es bleibt keine Zeit mehr«, sagte ich laut und erstickte beinahe an den Worten. Vor meinen Augen verschwamm alles. Und dann sank ich auf den Boden und weinte das ganze dämliche Make-up weg, das ich gerade erst aufgetragen hatte – die dämliche Mascara auf meinen dämlichen Wimpern und das dämliche Rouge auf meinen dämlichen Wangen. Ich weinte wegen der dämlichen Nadeln, die so straff in meinem Haar steckten, dass meine Kopfhaut spannte. Ich weinte wegen all der Dinge, die ich heute hätte tun sollen. Ich weinte, weil ich woanders hätte sein sollen. Ich weinte wegen meines traurigen Outfits und meines traurigen Herzens, das perfekt dazu passte. Aber vor allem weinte ich um Beth. Ich weinte um Beth. Ich stand neben der Tür zum Altarraum der Kirche und konnte mich einfach nicht überwinden hineinzugehen. Ich konnte niemanden ertragen. Meine Augen waren vom ununterbrochenen Heulen ganz verquollen, mein Körper von der irren Hitze draußen richtig aufgedunsen. Und mein Haar war wegen des Windes eine einzige zerzauste Katastrophe. Ich schämte mich. Ich konnte für Beth noch nicht mal hübsch aussehen. »Wir müssen jetzt reingehen, Schatz«, hörte ich meine Mutter sagen. Sie nahm meine Hand und drückte sie sanft. Ich wusste, dass es eine Geste der Ermutigung sein sollte, aber stattdessen versetzte sie mich in Panik. Mein Puls begann zu rasen und ich war mir sicher, dass mein Herz explodieren würde. Ich wollte Beth nicht sehen. Was, wenn es ein offener Sarg war? Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, sie so zu sehen. Ich war das Letzte. Ich brachte es noch nicht mal fertig, mich für sie zusammenzureißen. Nein, ich würde ihr das nicht antun. Sie sollte nicht denken, dass sie mir nicht wichtig genug war. »Ich brauche noch eine Minute. Ich muss meine Haare wieder hochstecken.« Mom nickte. »Ich warte.« Ich stakste auf den Absatzschuhen zur Toilette, stieß die Tür auf und stürzte mich auf das erstbeste Waschbecken. Das Porzellan mit beiden Händen fest umklammernd hängte ich den Kopf hinein und verspürte den Drang, mich zu übergeben. Mein Mund füllte sich sofort mit Speichel und ich begann zu würgen. Aber ich wusste, dass nichts hochkommen würde. Meine letzte Mahlzeit war drei Tage her. Meine Beine zitterten heftig und mir wurde klar, dass ich niemals Absätze hätte tragen dürfen. Ich war so schwach, dass ich fürchtete, flach aufs Gesicht zu knallen. Erneut würgte ich und diesmal stieg ein wenig Galle tief aus meinem Magen auf und bahnte sich flammend den Weg nach oben. Ich drehte den Hahn auf, hielt eine hohle Hand unter das fließende Wasser und führte sie an meine Lippen. Das Wasser linderte das Brennen in der Kehle ein wenig, konnte den widerlichen Geschmack in meinem Mund aber nicht auslöschen. Ich richtete mich wieder auf, fasste mit einer zitternden Hand in meine Clutch und wühlte nach dem Döschen mit Pfefferminzbonbons. Schließlich fand ich es und steckte mir eins in den Mund. Dann machte ich mich daran, mein Augen-Make-up wieder aufzufrischen. Ich war immerhin so schlau gewesen, alles Nötige in meine Handtasche zu werfen. Ich umrandete die Lider mit schwarzem Eyeliner und fuhr mit einem Finger über die Linien, um sie zu verteilen und weicher zu machen. Dann trug ich frische Wimperntusche auf und bemalte meine Lippen mit dunklem Lipgloss. Als mein zerzaustes Haar an der Reihe war, stieß ich ein tiefes Seufzen aus, während ich einen breiten Kamm aus meiner Handtasche holte. Dann zog ich sämtliche Haarnadeln heraus und sofort fühlte ich mich besser. Ein paar Sekunden lang massierte ich die kribbelnde Kopfhaut, bevor ich mit dem Kamm durch meine zerzausten Locken fuhr. Es tat weh und dauerte ewig. Am Ende fasste ich mein Haar zu einem tief sitzenden Pferdeschwanz zusammen. Es war zu spät, um es wieder hochzustecken. Ich konnte Beths wohlwollendes Nicken beinah vor mir sehen, als ich endlich wieder präsentabel aussah. Ich warf noch einen letzten Blick in den Spiegel und sah, wie die falsche Goldkette im Licht der Deckenlampe auf meinem blassen Hals aufblitzte. Ich zog den Anhänger unter meinem Kleid hervor: ein halbes Herz mit gezackter Bruchstelle, auf dem untereinander ›Be Fri‹ stand. Ich stellte mir Beths Hälfte mit der Inschrift ›st ends‹ vor und lächelte bei der Erinnerung an meinen achten Geburtstag. Sie hatte mir die eine Hälfte des Glücksbringers geschenkt und mir das Versprechen abgenommen, ihn immer zu tragen. Und das hatte ich auch getan, bis sich das Metall grün verfärbt hatte und wir älter geworden waren. Jahre später hatten wir festgestellt, dass wir beide keinen Schmuck mehr tragen wollten, den wir uns gegenseitig geschenkt hatten. Wir wollten Schmuck tragen, den Jungs uns geschenkt hatten. Ich spürte einen Stich im Herz, als ich mich daran erinnerte, wie ich die Halskette damals abgelegt hatte. Bis jetzt. Ich eilte aus der Toilette, bog um die Ecke zur Eingangshalle und prallte mit solcher Wucht mit ihm zusammen, dass ich rückwärtstaumelte und beinahe auf den Hintern gefallen wäre, wenn er nicht seine Hand ausgestreckt hätte. Ich griff danach, um nicht zu Boden zu gehen, wackelte auf meinen zu hohen Absätzen hin und her und klammerte mich an ihm fest, während ich versuchte, das Gleichgewicht wiederzuerlangen. »Gott, tut mir so leid!«, rief er. Erst da schaute ich ihm ins Gesicht und war nicht darauf vorbereitet, etwas so Schönes zu sehen. Gut möglich, dass ich sogar nach Luft schnappte. Und dann wandte ich vor lauter Verlegenheit hastig den Blick wieder ab. »Ich sollte wirklich besser aufpassen, wo ich hinlaufe«, fügte er hinzu. Er hielt noch immer meine Hand, und ich ließ es zu. Ich wusste nicht mehr, wer ich war oder wohin ich eigentlich wollte. Ich wusste nicht mehr, wo ich gerade herkam. Ich wusste nur, dass ein richtig süßer Typ … Nein, er war mehr als süß. Er war wunderschön. Und dieser wirklich wunderschöne Junge hielt meine Hand, und ich konnte nur noch an eines denken. Ich wollte, dass unser Händchenhalten intimer wurde....




