E-Book, Deutsch, Band 1, 3200 Seiten
Reihe: Mythor-Paket
Walker / Hoffmann / Wolf Mythor-Paket 1
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9946-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Mythor-Heftromane 1 bis 49
E-Book, Deutsch, Band 1, 3200 Seiten
Reihe: Mythor-Paket
ISBN: 978-3-8453-9946-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
MYTHOR-Paket 1 MYTHOR-Heftromane 1 bis 49 Wie von Dämonen gehetzt, werfen sich die gewaltigen gepanzerten Yarls über den Rand der Klippen in das tobende Meer der Spinnen. Mit ihnen zerbricht die Nomadenstadt Churkuuhl, vor Jahrhunderten auf den Rücken der Yarls erbaut. Der junge Krieger Mythor verliert die einzige Heimat, die er je kannte. Mit den wenigen Überlebenden der Katastrophe nimmt er den Kampf gegen die Soldaten des Landes Tainnia auf - und findet schließlich die Wahrheit über sich selbst heraus: Mythor ist der Sohn des Kometen. Seine Odyssee durch die Weiten seiner Heimatwelt beginnt. Er muss zahlreiche Gefahren überstehen und sich mit übermenschlichen Gegnern messen. Er kämpft gegen Zauberer und Monster, Dämonenkrieger und Drachen, Amazonen und Hexen - ihm zur Seite stehen immer wieder treue Freunde, die sich für ihn und seine Mission einsetzen ... MYTHOR erschien erstmals in den 80er-Jahren. Es war die erfolgreichste Fantasy-Serie im deutschsprachigen Raum; insgesamt wurden 192 Heftromane publiziert. Dazu kamen einige Geschichten, die außerhalb der Heftromanserie veröffentlicht wurden, und weitere Romane. Mit dabei waren die besten deutschen Fantasy-Autoren: unter anderem Hugh Walker, dessen 'Magira'-Serie sogar in den USA erschien, Hans Kneifel, der zu einem bekannten Autor historischer Romane wurde, und Ernst Vlcek, der Schöpfer der Horror-Serie 'Dämonenkiller' sowie Autor zahlreicher PERRY RHODAN-Romane.
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2.
Mythor war einer der letzten, der die Versammlung der Verschworenen verlassen hatte. Der Morgen begann bereits zu grauen, als er aus Gorgins Haus stieg. Mehr denn zuvor spürte er die Gefahr. Er schüttelte sich unwillkürlich. Er hätte nicht so lange warten dürfen. Das schwierigste stand noch bevor: seine Familie zu überzeugen, Churkuuhl zu verlassen. Aber es war auch nicht leicht gewesen, den Freunden klarzumachen, dass sie auf eigene Faust handeln mussten, wenn die Gefahr da war, die er spürte. Dass er nicht zu sagen vermochte, was geschehen würde und woher seine Ahnung kam, stellte ihr Vertrauen auf eine harte Probe. Aber sie hatten zu viele Dinge gemeinsam gemacht, die der Tradition der Marn zuwiderliefen, sie waren eine verschworene Gemeinschaft, die Verschworenen, wie sie sich nannten. Und so wie der Stamm der Marn einen Führer hatte, Etro, den Ersten Bürger von Churkuuhl, so war Mythor ihr Führer, dieser junge Fremde, mit dem sie aufgewachsen waren. In solchen Augenblicken, da er sie für etwas zu begeistern oder überzeugen suchte, spürte er immer am deutlichsten, dass er anders war; nicht nur vom Äußeren – sein Haar war glatt und dunkelbraun, ihres schwarz und kraus, seine Haut war heller als ihre, wenn auch nicht so weiß wie die der Bewohner Tainnias, sein Gesicht länglicher und kantiger –, mehr noch vom Wesen. Was er an ihnen so sehr vermisste, war der Tatendrang. Sie besaßen zuviel Phantasie, mit der sie ihn ersetzten. Wenn er fragte: Was mag wohl hinter jenen Hügeln liegen?, so konnten sie ihm wundervolle Geschichten erzählen, von Dingen, die dort sein mochten, von denen sie träumten. Und begnügten sich damit! Was wirklich dort sein mochte, war nicht etwas, das einen Marn interessierte. Seine Welt war seine Stadt, der Weg, den die Yarls nahmen. Und was das Schicksal ihnen bescheren wollte, musste es ihnen schon in den Weg legen, sonst zogen sie blind daran vorbei. Aber die Jahre an Mythors Seite waren an ihnen nicht ohne Spuren geblieben. Da war noch immer die eingefleischte Furcht, Churkuuhl zu verlassen. Doch an seiner Seite vergaßen sie sie oft. Sie waren etwa gleichen Alters, um die zwanzig Sommer, Jungen und Mädchen. Unter ihnen Taka aus Elkrins Familie, deren Augen selten von ihm ließen, wenn sich die Gruppe traf, und deren Sinnlichkeit ihn oft in die Träume verfolgte – ihre Lippen, wenn sie ihm zulächelte, ihr Körper, wenn sie sich bewegte. Er spürte, dass sie ihn begehrte und darauf wartete, dass er den ersten Schritt tat, wie es der Brauch war. Aber trotz seiner leidenschaftlichen Träume vermochte er sich nicht dazu durchzuringen. Denn wenn ihre Leidenschaft fruchtbar war, würde er einen großen Schritt in die Richtung ihrer Art zu leben tun müssen. Sie würden ihm ein Haus geben, und Mythor würde Haupt einer Familie sein. In Takas Armen würde er ein Marn sein müssen. Aber er hatte auch noch andere Träume, die aus Churkuuhl hinausführten. Und würde Takas Leidenschaft groß genug sein, dass sie ihn begleitete? Als Mythor den Panzerrand erreichte und sich daran machte, die Strickleiter auf den Boden hinabzusteigen, sah er eine dunkle Gestalt am Boden auf ihn warten. »Myth!« So nannten sie ihn in ihrem Kreis. Es war Takas Stimme. Er spürte, wie sein Herz heftiger schlug. Gleichzeitig spürte er die Drohung, die über ihnen allen lag, stärker als je zuvor. Ein Schatten war über ihnen, über Churkuuhl. Mythor war es, als wiche alles Licht aus seinen Gedanken. Er stieg hastig hinab und nahm sie an den Armen. »Taka, wo ist dein Bruder?« Sie erschrak über seine düstere Miene. »Ist es soweit?«, fragte sie. »Ich ...« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Aber es war nie näher als in diesem Augenblick.« »Ich habe allein auf dich gewartet. Mein Bruder ist bereits im Haus. Du weißt, warum ich auf dich gewartet habe, Myth? Nicht wahr, Myth?« »Ich begleite dich, wenn du es möchtest. Komm. Ich glaube, es ist nicht mehr viel Zeit ...« Sie kam in seine Arme und hielt ihn am Nacken umschlungen. Sie schloss die Augen und murmelte: »Du hast recht, wir haben nicht mehr viel Zeit.« Trotz ihrer geschlossenen Augen fand sie seinen zögernden Mund mit ihren hungrigen Lippen und seufzte erleichtert, als er sich entspannte und ihre Zärtlichkeiten erwiderte. Ihre Küsse wurden jäh unterbrochen, als in der Nähe der Klippen der erste Yarl erwachte und sich aufrichtete, als wollte er springen. Gebäude krachten und Schmerzens- und Entsetzensschreie schallten schrill durch die Morgendämmerung. Als die beiden erschrocken voneinander abließen, sahen sie am fernen Ende der Stadt Türme und Häuser schwanken und einstürzen. Ringsum wurde die Stadt lebendig. Gesichter erschienen in den dunklen Öffnungen der Häuser. Mythor kletterte hastig die Strickleiter hoch. »Warte auf mich ... bitte!« Er griff nach ihrer Hand und zog sie hoch. Er spürte, dass sie zitterte. Er fröstelte. Das Mädchen klammerte sich an seinen Arm, und er war dankbar für die Wärme ihres Körpers. Er lauschte den berstenden Geräuschen und den Schreien. »Ist es das, was du erwartet hast?«, fragte Taka. Er hob stumm die Schultern und ließ sie wieder sinken. Von ihrem tiefen Standpunkt aus konnten sie nicht viel erkennen. Doch der Tumult schien sich zu entfernen. Dann erschütterte ein schier nicht enden wollendes Brüllen die Dämmerung, das die Yarls ringsum aus ihrer Leblosigkeit weckte. Ihre mächtigen Schädel schoben sich aus den Panzern. »Die Yarls ...!«, entfuhr es dem Mädchen. »Wir müssen herunter!«, rief Mythor. »Wenn sie zu laufen beginnen, ist es zu spät! Du weißt, was zu tun ist, Taka«, sagte er eindringlich. »Wir haben es heute Nacht besprochen. Zwischen den Felsen ist die einzige Sicherheit ...« Ein schrilles Wiehern von Pferden ließ ihn innehalten. Es kam aus der Richtung der tainnianischen Reiter. »Auch vor ihnen. Für eine Weile wenigstens ...« »Und dann?« »Dann werden wir kämpfen und es ihnen wenigstens nicht zu leicht machen. Beeil dich, Taka.« »Und du?« Erneutes Krachen kam von den Klippen her. Ein weiterer Teil der Stadt setzte sich schwankend in Bewegung, begleitet von panischen Schreien. »Sie stürzen ins Meer!«, schrie jemand von einem Turm. »Großer Quyl, sie stürzen ins Meer! Wir sind alle verloren ...!« Mythor sah in Takas bleiches Gesicht. »Meine Eltern ..., ich will versuchen, sie in Sicherheit zu bringen.« Taka nickte. »Ich komme mit dir, Myth.« Er schüttelte hastig den Kopf. »Nein! Sie können jeden Augenblick losstürmen.« Er deutete auf die Yarls. Als gelte es, die Wahrheit der Worte zu beweisen, brüllte eines der Tiere am jenseitigen Rand der Herde und schob sich mit einem gewaltigen Ruck vorwärts. Die Häuser auf seinem Rücken rissen aus ihren Verankerungen und fielen zusammen. Schreie verhallten und verstummten, während sich die Ruinen mit zunehmender Geschwindigkeit vorwärts schoben und mit donnernden Geräuschen verschwanden. »Weshalb tun sie das?«, fragte Taka tonlos. Mythor starrte auf den emporgereckten Schädel des Yarls, auf dem sie standen. »Es ist, als ob sie nur auf ein Zeichen warteten ...« In der Mitte Churkuuhls neigten sich die Türme. Überall schienen die Yarls in Bewegung zu kommen, rasten in solche, die noch ruhig standen. Die Geräusche dieser gewaltigen Zerstörung und des Sterbens waren unbeschreiblich. »Aus den Häusern! Verlasst die Yarls!« Mythor sah ein, wie nutzlos sein Rufen war. Niemand vermochte ihn zu hören. So rüttelte er an Türen, die verschlossen waren. Aber selbst in Häusern, in die er eindringen konnte, hörte niemand auf ihn. Er ahnte, dass es fast unmöglich sein würde, die Herde zu durchqueren und durch die Trümmer zum Haus Curos', seines Vaters, zu gelangen. Aber er war entschlossen, es zu versuchen. Wie die meisten Marn würden sie ihr Haus nicht verlassen. Sie hatten es ihm gesagt: wenn es Quyls Wille war, dass sie hier starben, dann wollten sie es innerhalb der Wände tun, wo sie immer Schutz gefunden hatten. Aber Quyls Wille war etwas, mit dem sich Mythor nie abgefunden hatte. Als er die Nutzlosigkeit seiner Versuche einsah, die Menschen von den Yarls zu treiben, arbeitete er sich zielstrebig auf die Mitte der Herde vor. Manchmal standen die Yarls so dicht, dass er von Panzer zu Panzer springen konnte, doch meist musste er den mühseligen Weg die Strickleitern hinab und wieder hinauf nehmen. Die Erde bebte unter den donnernden Beinen und scharrenden Panzern der Yarls. Nach einer Weile wurde Mythor bewusst, dass Taka beharrlich hinter ihm blieb. Er hielt an. Die Sonne ging auf und enthüllte mit aller Klarheit, dass die Stadt auch hinter ihnen bereits in Bewegung war. Der Weg zurück war so mörderisch wie der nach vorn. Er war plötzlich froh, nicht allein zu sein in diesem Chaos. Er drückte sie flüchtig an sich. Ihre Lippen bewegten sich, aber er verstand nicht, was sie sagte. Bisher hatten sie Glück gehabt. Die Yarls auf ihrem Weg waren alle ruhig gewesen. Doch gleich darauf stießen sie auf die Zerstörung. Taka unterdrückte nur mühsam einen Aufschrei. Mythor ballte die Fäuste. Der Boden war übersät mit Trümmern, die einst Häuser gewesen waren. Tote lagen dazwischen, verstümmelt und halb begraben. Wie ein breiter Pfad durch einen Dschungel führte der Weg der Zerstörung durch die Stadt, über andere Yarls hinweg, deren Panzer ebensolche Ruinenfelder waren, bis hin zu den fernen Klippen. Sie kletterten hinab zu den stillen Körpern. Sie waren alle tot. Krinans Familie. Coren und seine Brüder. Die kleine Cana. Der Boden...