Ware | The Woman in Cabin 10 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Ware The Woman in Cabin 10

Thriller | Ab Herbst 2025 bei Netflix
3. Auflage 2017
ISBN: 978-3-423-43270-2
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller | Ab Herbst 2025 bei Netflix

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-423-43270-2
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wie kann eine Frau verschwinden, die es nie gegeben hat? Was tust du, wenn du Zeugin eines Mordes wirst -  und niemand glaubt dir? Ein Luxusschiff mit Kurs auf die norwegischen Fjorde. Eine Frau, die Zeugin eines Mordes wird. Aber hat es diesen Mord wirklich gegeben? Meisterhaft erzählte Psycho-Spannung Die Reise auf einem Luxusschiff mit Kurs auf die norwegischen Fjorde: Für die Journalistin Lo Blacklock ein wahr gewordener Traum. Doch gleich in der ersten Nacht auf See erwacht sie von einem Schrei aus der Nachbarkabine. Sie hört, wie etwas ins Wasser geworfen wird - etwas Schweres, wie ein menschlicher Körper. Lo alarmiert den Sicherheitsoffizier. Aber die Nachbarkabine ist leer, ohne das geringste Anzeichen, dass hier jemand gewohnt hat. Die junge Frau aus Kabine 10, mit der Lo noch am Vortag gesprochen hat, scheint nie existiert zu haben. Wie kann eine Frau verschwinden, die es nie gegeben hat? »Ein packender Thriller, der die Leser völlig in seinen Bann schlagen wird. Vorsicht, die letzten Kapitel könnten Herzrasen verursachen.« Library Journal »Ein atmosphärischer Thriller, voller Spannung und unvorhersehbarer Wendungen.« The Washington Post Ein stilvoller Thriller mit einer fehlbaren, aber sympathischen Heldin und einem rasanten Plot.« Sunday Mirror

Ruth Ware wuchs im südenglischen Lewes auf und lebte nach ihrem Studium an der Manchester University eine Zeit lang in Paris. Sie hat als Kellnerin, Buchhändlerin, Englischlehrerin und Pressereferentin für einen großen Verlag gearbeitet und wohnt jetzt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Mit ihren raffinierten, atmosphärischen Thrillern ist sie zu einer der erfolgreichsten internationalen Bestsellerautorinnen geworden.
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2


Erst nach zwei Stunden konnte ich mich aus dem Zimmer befreien. Festnetz hatte ich keines, sodass ich niemanden anrufen konnte, und mein Schlafzimmerfenster war vergittert. Ich stocherte so lange mit meiner besten Nagelfeile am Schloss herum, bis sie abbrach, doch schließlich gelang es mir, die Tür zu öffnen, und ich wagte mich vorsichtig in den schmalen Flur hinaus. Obwohl meine Wohnung nur aus drei Räumen bestand – Küche, Schlafzimmer und ein winziges Bad – und man sie eigentlich von meiner Zimmertür aus komplett einsehen konnte, verspürte ich das dringende Bedürfnis, jeden noch so kleinen Winkel zu kontrollieren, selbst den Schrank im Flur, in dem ich meinen Staubsauger aufbewahrte. Ich musste einfach sichergehen, dass der Typ wirklich weg war.

Zitternd und mit pochendem Schädel ging ich nach draußen und stieg die Stufen zur Wohnung meiner Nachbarin hinauf. Über die Schulter spähte ich zurück auf die nächtliche Straße, während ich darauf wartete, dass Mrs Johnson öffnete. Nach meiner Schätzung musste es etwa vier Uhr morgens sein, und es dauerte eine Ewigkeit, bis mein Klopfen sie endlich weckte. Schließlich hörte ich sie murrend die Treppe herunterstapfen. Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit. In ihrer Miene spiegelte sich eine Mischung aus Schlaftrunkenheit und Furcht. Doch als sie mich im Morgenmantel auf ihrer Türschwelle erblickte, Gesicht und Hände voller Blut, riss sie die Augen auf und löste hastig die Kette von der Tür.

»Ach du liebe Zeit! Was ist denn mit Ihnen passiert?«

»Ein Einbrecher.«

Das Sprechen fiel mir schwer. Ich weiß nicht, ob es an der kühlen Herbstluft oder am Schock lag, aber auf einmal zitterte ich am ganzen Körper, und meine Zähne klapperten so sehr, dass ich Angst bekam, sie könnten mir im Mund zerbrechen. Ich schüttelte die Vorstellung ab.

»Sie bluten ja!« Sie musterte mich besorgt. »Du liebe Zeit, so kommen Sie doch rein!«

Ich folgte ihr ins Wohnzimmer ihrer Maisonettewohnung, die zwar klein, düster und völlig überheizt war, mir aber in diesem Moment als idealer Zufluchtsort erschien. Daran konnte selbst der wildgemusterte Paisley-Teppichboden nichts ändern.

»Bitte, setzen Sie sich.« Sie deutete auf ein rotes Plüschsofa, bevor sie ächzend in die Knie ging, um sich am Gasofen zu schaffen zu machen. Es knackte, die Flamme schnellte empor, und noch während Mrs Johnson sich mühsam aufrichtete, fühlte ich die Temperatur um ein Grad steigen. »Ich mache Ihnen einen schönen heißen Tee.«

»Nicht nötig, Mrs Johnson, wirklich nicht. Meinen Sie …«, setzte ich an.

Doch sie schüttelte nur streng den Kopf. »Nichts geht über heißen, süßen Tee, wenn man unter Schock steht.«

Also fügte ich mich. Die zitternden Hände fest um meine Knie gekrallt, wartete ich, während sie in der winzigen Küche hantierte und schließlich mit zwei Tassen auf einem Tablett zurückkam. Ich nahm eine, zuckte zusammen, als ich die Hitze auf der Wunde an meiner Hand spürte, und nippte am Tee. Er war so süß, dass er sogar den Blutgeschmack in meinem Mund überdeckte, was unter diesen Umständen wohl ein Segen war.

Mrs Johnson rührte ihre Tasse nicht an, sondern betrachtete mich nur mit Sorgenfalten auf der Stirn.

»Hat er …« Ihre Stimme versagte. »Hat er Ihnen etwas ?«

Es war klar, was sie damit meinte. Ich schüttelte den Kopf, aber ich musste noch einen weiteren brühheißen Schluck nehmen, bevor ich mir das Sprechen zutraute.

»Nein, er hat mich nicht angerührt. Die Platzwunde kommt daher, dass er mir die Tür ins Gesicht geknallt hat. Und dann habe ich mich in die Hand geschnitten, als ich versucht habe, mich aus meinem Zimmer zu befreien. Er hatte mich eingesperrt.«

Ein Schauer durchfuhr mich, als ich daran zurückdachte, wie ich mit Nagelfeile und Schere auf das Schloss eingehackt hatte. Judah zog mich wegen meiner Vorliebe für improvisiertes Werkzeug gerne auf – weil ich Schrauben mit einem Buttermesser rausdrehte oder einen Fahrradreifen mithilfe einer Gartenschaufel von der Felge löste. Letzte Woche erst hatte er sich über meinen Versuch lustig gemacht, den Duschkopf mit Isolierband zu reparieren, und dann den ganzen Nachmittag damit zugebracht, ihn in mühevoller Kleinarbeit mit Epoxidharz zusammenzukleben. Aber er war weit weg in der Ukraine, und ich durfte jetzt nicht an ihn denken. Sonst würde ich heulen, und wenn ich einmal damit anfing, würde ich vielleicht nie wieder aufhören.

»Ach, Sie armes Ding.«

Ich schluckte.

»Mrs Johnson, haben Sie vielen Dank für den Tee – aber eigentlich wollte ich fragen, ob ich kurz Ihr Telefon benutzen kann, um die Polizei zu rufen. Er hat nämlich mein Handy mitgenommen.«

»Aber natürlich, es steht da drüben. Aber jetzt trinken Sie erst mal Ihren Tee aus.«

Sie deutete auf ein Beistelltischchen mit Spitzendecke, auf dem sich das wohl letzte Wählscheibentelefon Londons befand, wenn man von den Vintage-Läden in Islington mal absah. Gehorsam trank ich meine Tasse aus, bevor ich zum Hörer griff. Einen Moment lang verharrte mein Finger über der Neun, aber dann überlegte ich es mir anders. Er war ja weg. Was sollten sie jetzt noch tun? Es war kein Notfall mehr.

Also wählte ich die Rufnummer für nicht akute Angelegenheiten und wartete darauf, dass jemand abnahm.

Unterdessen kreisten meine Gedanken um die Hausratversicherung, die ich nicht hatte, das Türschloss, das ich hätte verstärken lassen sollen, und die Katastrophe, zu der sich diese Nacht entwickelt hatte.

Noch Stunden später ging mir das durch den Kopf, während ich dem Mann vom Schlüsseldienst dabei zusah, wie er das dürftig angeschraubte Schnappschloss der Vordertür durch einen ordentlichen Riegel ersetzte, und mir geduldig seinen Vortrag über Einbruchschutz sowie den Zustand der Hintertür anhörte, die er als Lachnummer bezeichnete.

»Das ist bloß ’ne billige Holzfaserplatte. Ein Tritt und die ist durch. Soll ich’s Ihnen zeigen?«

»Nein«, wehrte ich hastig ab. »Nein danke. Ich lasse sie ersetzen. Sie machen nicht zufällig auch Türen, oder?«

»Nein, aber ein Kumpel von mir. Ich schreib Ihnen die Nummer auf. Und in der Zwischenzeit sagen Sie Ihrem Göttergatten, er soll ’ne ordentliche Achtzehn-Millimeter-Sperrholzplatte draufnageln. Sie wollen doch bestimmt nicht, dass sich das von gestern Nacht wiederholt.«

»Nein«, stimmte ich zu. Die Untertreibung des Jahrhunderts.

»Ich hab ’nen Kumpel bei der Polizei, von dem weiß ich, dass ein Viertel aller Einbrüche Wiederholungstaten sind. Die Täter kommen zurück, um sich mehr zu holen.«

»Na wunderbar«, erwiderte ich. Genau das, was ich jetzt hören wollte.

»Achtzehn Millimeter. Soll ich’s Ihrem Mann aufschreiben?«

»Nein danke, ich bin nicht verheiratet.« Und obwohl ich Eierstöcke habe, kann ich mir eine zweistellige Zahl gerade noch so merken.

»Ach so, verstehe. Ja dann«, brummte er, als wäre dadurch irgendetwas klarer. »Mit dem Türrahmen können Sie übrigens auch niemandem imponieren. Sie brauchen einen London-Bar. Ohne den nützt Ihnen das beste Schloss nichts – wenn die es Ihnen aus dem Rahmen treten, stehen Sie genauso blöd da. Ich hab noch einen im Wagen, der passen könnte. Sie wissen, was das ist?«

»Ja, weiß ich«, antwortete ich matt. »Eine Metallleiste, die über dem Schloss befestigt wird, oder?« Ich hatte zwar den Verdacht, dass er aus der Situation das Maximum für sich herausholen wollte, aber das war mir im Moment egal.

»Wissen Sie was?« Er stand auf und steckte sein Werkzeug in die Overalltasche. »Ich montiere Ihnen den London-Bar, und dazu mache ich Ihnen noch gratis eine Sperrholzplatte an die Hintertür. Im Wagen hab ich noch eine, die von der Größe einigermaßen passen müsste. Kopf hoch, junge Frau. Auf diesem Weg kommt er jedenfalls nicht mehr rein.«

Irgendwie fand ich seine Worte nicht besonders tröstlich.

Als er weg war, machte ich mir eine Tasse Tee und lief in der Wohnung auf und ab. Dabei kam ich mir vor wie Delilah, als ein Kater sich einmal durch die Katzenklappe Zutritt verschafft und in den Flur gepinkelt hatte – stundenlang war sie durch die Zimmer getigert, hatte sich an sämtlichen Möbelstücken gerieben und in alle Ecken gemacht, um Stück für Stück ihr Revier zurückzuerobern.

Auch wenn ich nicht so weit ging, ins Bett zu machen, hatte ich ebenfalls das Gefühl, dass jemand in mein Allerprivatestes vorgedrungen war. Genau wie Delilah hatte ich das dringende Bedürfnis, mir zurückzuholen, was der Typ geschändet hatte. ertönte eine sarkastische Stimme in meinem Innern.

Aber so empfand ich es. Meine kleine Wohnung war durch sein Eindringen beschmutzt worden und nun nicht mehr sicher. Die Aussage bei der Polizei war eine Tortur gewesen – ja, ich habe ihn gesehen, nein, beschreiben kann ich ihn nicht. Was in der Tasche war? Ach, wissen Sie, bloß mein ganzes Leben: Geld, Handy, Führerschein, meine Tabletten, im Grunde alles, was ich tagtäglich brauche, von Wimperntusche bis zur Monatskarte.

In meinem Kopf hallte der kühle, unpersönliche Tonfall des Polizisten noch nach.

»Um was für ein Mobiltelefon handelt es sich?«

»Nichts Wertvolles«, erwiderte ich matt. »Ein altes iPhone. Das Modell weiß ich gerade nicht, aber das lässt sich rausfinden.«

»Danke. Jegliche Information zu Modell und Seriennummer könnte helfen. Sie haben auch Tabletten erwähnt – welche Art von Tabletten, wenn ich fragen darf?«

Ich ging sofort in die Defensive. »Was hat denn meine...


Ochel, Stefanie
Stefanie Ochel stammt aus Bonn und übersetzt aus dem Englischen, Niederländischen und Französischen. Nach acht Jahren in England lebt und übersetzt sie seit 2017 in Berlin. Für dtv hat sie bisher mehrere Romane von Ruth Ware ins Deutsche übertragen.

Ware, Ruth
Ruth Ware wuchs im südenglischen Lewes auf und lebte nach ihrem Studium an der Manchester University eine Zeit lang in Paris. Sie hat als Kellnerin, Buchhändlerin, Englischlehrerin und Pressereferentin für einen großen Verlag gearbeitet und wohnt jetzt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Mit ihren raffinierten, atmosphärischen Thrillern ist sie zu einer der erfolgreichsten internationalen Bestsellerautorinnen geworden.

Ruth Ware wuchs im südenglischen Lewes auf und lebte nach ihrem Studium an der Manchester University eine Zeit lang in Paris. Sie hat als Kellnerin, Buchhändlerin, Englischlehrerin und Pressereferentin für einen großen Verlag gearbeitet und wohnt jetzt mit ihrer Familie in der Nähe von Brighton. Mit ihren raffinierten, atmosphärischen Thrillern ist sie zu einer der erfolgreichsten internationalen Bestsellerautorinnen geworden.



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