Zeugnisse eines Engagements
Buch, Deutsch, 112 Seiten, Format (B × H): 132 mm x 211 mm, Gewicht: 182 g
ISBN: 978-3-7725-1828-7
Verlag: Freies Geistesleben GmbH
Hintergru¨nde eines Meisterwerks
Im Leben Jakob Wassermanns (1873-1934) ist der 1908 erschienene Roman "Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens" ein Schlu¨sselwerk. Mit keinem anderen Stoff hat er sich so eingehend und anhaltend beschäftigt, weit u¨ber die Vollendung des Romans hinaus. Im "heimatlichen Mythos" des geheimnisvollen Außenseiters, dem Unverständnis und Misstrauen entgegenschlägt und der schließlich eines gewaltsamen Todes stirbt, fand der unter dem Antisemitismus seiner Umwelt leidende deutsche Jude ein Bild der eigenen Existenz. Und er war fest u¨berzeugt davon, dass Kaspar Hauser tatsächlich der badische Erbprinz war. All dies belegen eindru¨cklich die hier versammelten Studien und Selbstzeugnisse sowie der Briefwechsel mit Hermann Pies (1888-1983), der durch Wassermanns Roman zu seinen bahnbrechenden Kaspar-Hauser-Forschungen angeregt wurde.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Der Schatten Caspar Hausers | Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Caspar-Hauser-Roman | Der Kriminalist Feuerbach | Aus: Mein Weg als Deutscher und Jude | Briefwechsel mit Hermann Pies
Die Gestalt Caspar Hausers war ein entscheidendes Jugenderlebnis fu¨r mich gewesen, eine Vision seit dem Erwachen des Bewusstseins beinah. Ich lebte in seiner Landschaft, alte Leute erzählten mit Ergriffenheit von ihm, mein Großvater hatte ihn noch gekannt und gesprochen, der Schauplatz seiner Leiden und seines Todes war der meiner eigenen Entwicklung. Wenn man uns Kindern den Vestnerturm auf der Burg zeigte, wussten wir, dass das du¨stere Gemäuer sein erster Aufenthalt unter Menschen gewesen war. An vielen Orten in Franken ist es heute noch so, wie es vor vierzig, vor achtzig Jahren war: fragt man auf dem Dorf einen alten Bauer oder in der Stadt einen alten Handwerksmeister nach Caspar Hauser, so geht ein undefinierbares Leuchten u¨ber sein Gesicht, und man hat das Gefu¨hl, als spräche man von einer heiligen Person. Da ist kein Misstrauen, kein Verdacht, durch drei Generationen hindurch ist das Bild noch unvergessen.