Wawrzinek Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten (Fachratgeber Klett-Cotta, Bd.)
4. Auflage 2016
ISBN: 978-3-608-10370-0
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie Sie Konflikte kreativ lösen
E-Book, Deutsch, 188 Seiten
Reihe: Fachratgeber Klett-Cotta
ISBN: 978-3-608-10370-0
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ursula Wawrzinek studierte Betriebswirtschaft und Sozialpädagogik; sie lebt in München und ist seit beinahe 20 Jahren als Beraterin, Trainerin und Coach für international aufgestellte Unternehmen tätig; im Auftrag von Firmen bildet sie Führungskräfte in allen kommunikativen Belangen aus; ihre Schwerpunkte: Konfliktmanagement und Burnout-Prophylaxe. Sie erfahren mehr unter www.konfliktberaterin.de
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Was ist ein Konflikt überhaupt?
Konflikte können schleichend entstehen und entwickeln sich oft ohne Absicht aus einer eigentlich recht belanglosen Situation, wie folgendes Beispiel zeigt:
Klaus und Sabine sind unterschiedlicher Meinung – das ist bei einem Konflikt immer der Fall. Damit haben die beiden eine erste Zutat für einen Konflikt:
1.Unterschiedliche Meinungen, Interessen, Werte, Ziele oder Bewertungen treffen aufeinander…
Etwas Unterschiedliches trifft also aufeinander. Aber haben Klaus und Sabine damit tatsächlich bereits einen Konflikt?
Nein. Nicht, solange jeder seine Unterschiedlichkeit ausleben kann, wenn also Klaus eine Fleischspeise und Sabine ein vegetarisches Gericht bekommen kann.
Nun haben wir eine zweite Zutat:
2.… und sind nicht gleichzeitig miteinander vereinbar.
Jetzt kann nicht mehr jeder seine Unterschiedlichkeit ausleben. Erste Grundvoraussetzungen für einen Konflikt sind geschaffen, doch wir brauchen noch ein paar weitere Zutaten.
Hier zeigt sich die nächste Zutat:
3.Beide fühlen sich im Recht.
Eine nächste Zutat ist erkennbar:
4.Das Thema hat für beide eine hohe persönliche Bedeutung.
Man merkt, dass die beiden nun auf ihren Standpunkten beharren. Scheinbar ist beiden das Thema wichtig. Wäre es nicht so, würde einer nachgeben und sich mit dem Vorschlag des anderen einverstanden erklären.
Eine weitere wichtige Zutat zeigt sich:
5.Es bestehen eine gegenseitige Abhängigkeit und ein Handlungsdruck.
Weil beiden der gemeinsame Abend wichtig ist, haben sie einen Handlungsdruck und müssen sich entscheiden. Sie sind dabei voneinander abhängig.
Ohne gemeinsame Zugehörigkeit kein Konflikt
Eine gegenseitige Abhängigkeit besteht immer dann, wenn zwei oder mehr Menschen zu einer Gruppe gehören. Und wenn diese Gruppe eine Zukunft hat. Nur dann wirkt sich ein eventuell entstandener Ärger auch in der Zukunft negativ aus. So teilen wir mit dem Nachbarn die Zugehörigkeit zu einer Hausgemeinschaft, mit dem Kollegen arbeiten wir zusammen in einer Firma, mit allen Verwandten bilden wir eine Familie, unsere Freunde gehören zu unserem Freundeskreis.
Hat Sabine nun einen Konflikt mit Klaus? Was meinen Sie?
Nein, immer noch nicht. Sie hat bislang lediglich ein Problem. Hören Sie im Vergleich, wie es klingen würde, wenn Sabine einen Konflikt mit Klaus hätte:
Der Unterschied ist eindeutig – bei einem Konflikt wird die Sache emotional.
Damit haben wir eine wesentliche letzte Zutat für einen Konflikt:
6.Negative Gefühle gegenüber dem Konfliktpartner sind entstanden.
Wenn für Klaus und Sabine aus dem Problem ein Konflikt geworden ist, dann hat mindestens einer während der Auseinandersetzung negative Gefühle entwickelt. Im Beispiel oben reagiert Sabine verletzt, trotzig und wütend.
Probleme sind sachlich lösbar, Konflikte nicht
Solange keine negativen Emotionen im Spiel sind, sprechen wir »nur« von einem Problem. Entscheidend für die Folgen: Probleme lassen sich sachlich lösen! Sie sind möglicherweise schwer zu lösen, aber solange keiner der Beteiligten während der Auseinandersetzung negative Emotionen dem anderen gegenüber aufbaut, werden sie auf alle Fälle in der Lage sein, trotzdem irgendeine Lösung zu finden. Das Wertvolle daran ist, dass beide die Lösung – egal wie sie ausfällt – anschließend akzeptieren werden.
Kommen negative Emotionen ins Spiel, stehen diese einer sachlichen Lösung im Weg. Gegenseitige Verletzung, Schuldzuweisung und Abwertung sind die Folge. Dieses Prinzip gilt sowohl für den Beruf wie für das Privatleben. Daher wird im Folgenden nicht ständig zwischen diesen beiden Bereichen unterschieden.
Und wie kommen Klaus und Sabine weiter?
Variante Problem: Beide verfügen über einen gesunden Menschenverstand und werden irgendwann bemerken, dass sie sich im Kreis drehen. Vielleicht finden sie kreative Lösungswege wie z.B. ausknobeln, losen, jemanden auf der Straße fragen… Möglicherweise tut sich eine völlig neue Lösung auf, an die vorher keiner gedacht hat, z.B. wählen sie ein Gericht, das man problemlos in zwei Hälften zubereiten kann, eine mit und eine ohne Fleisch… Die beiden werden sich auf alle Fälle etwas überlegen, um die Situation aufzulösen.
Variante Konflikt: Beide werden zunehmend von der Uneinsichtigkeit des anderen genervt sein. Sie werden darüber in Streit geraten, sich dabei gegenseitig verletzen und abwerten. Jeder wird sich im Recht fühlen und den Fehler im Verhalten des anderen sehen. Selbst wenn sie sich am Ende auf einen Kompromiss einigen, werden ungute Gefühle bleiben.
Kurz gefasst: Konfliktdefinition
- Unterschiedliche Meinungen, Interessen, Werte, Ziele oder Bewertungen treffen aufeinander…
- … und sind nicht gleichzeitig miteinander vereinbar.
- Beide Konfliktpartner fühlen sich im Recht.
- Das Thema hat für beide eine hohe persönliche Bedeutung.
- Es bestehen eine gegenseitige Abhängigkeit und ein Handlungsdruck.
- Negative Gefühle gegenüber dem Konfliktpartner sind entstanden.