Weber | Sukarno und die Idee Indonesiens | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 290 Seiten

Weber Sukarno und die Idee Indonesiens

Die Geschichte des indonesischen Nationalismus
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7526-6480-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Geschichte des indonesischen Nationalismus

E-Book, Deutsch, 290 Seiten

ISBN: 978-3-7526-6480-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Einem charismatischen Anführer gelingt es, in den Wirren des Unabhängigkeitskampfes und des Zweiten Weltkrieges die japanische Besatzungsmacht und die holländischen Kolonialherren zu besiegen. Wortgewandt eint der nationale Anführer den größten Archipel der Welt, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, bringt nationalistische, islamische und kommunistische Strömungen sowie das Militär hinter sich und erklärt schliesslich die Unabhängigkeit der viertgrößten Nation der Erde. Der Mann, der dies fertig brachte, war Sukarno. Das Land, das er schuf und auf die Landkarte brachte, Indonesien. Dieses Buch erzählt die Geschichte von Sukarno und die der Geburt des bevölkerungsreichsten muslimischen Landes der Erde.

Axel Weber ist Politologe und Ethnologe. Von Axel ist auch erschienen: People Business. Headhunter - die Jagd nach dem Placement.

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Vorwort
“Leaders have devoted themselves to politics, little knowing, it seems, that political Independence disappears without economic Independence, that economic Independence is the foundation of political Independence." Booker T. Washington Dieses Buch zu schreiben, war ein persönliches Anliegen. Nachdem ich die englische Ausgabe herausgebracht hatte, wurde ich gefragt, wann das Buch auf Deutsch herauskommt. Ich war immer davon ausgegangen, dass das Interesse an Indonesien vor allem eine internationale Leserschaft anziehen würde. Die Menschen, die mich darauf ansprachen, wollten diese Geschichte auf Deutsch lesen. Grund genug für mich, noch einmal tiefer einzutauchen in die Welt von Sukarno’s Indonesien. Dabei hat sich der Umfang des Buches erweitert, ich habe die Anzahl der Quellen erhöht und somit auch viele historische Details eingeblendet, die in der englischen Ausgabe fehlen. Die englische Ausgabe fokussiert sich auf die ethnologische Symbolik, den zentralen Baustein dieses Textes. Ich komme aber nicht umhin, die Vorgeschichte zu Sukarno als auch sein Ende mit in die Betrachtung zu nehmen, da sie im gesamten Kontext Relevanz haben und erzählt werden müssen. Denn Sukarno war mehr als nur der Staatsgründer Indonesiens: Sukarno war die Inkarnation Indonesiens. Ohne ihn als historische Figur hätte es das Indonesien, wie wir es kennen, nicht gegeben. Denn er war der Ratu Adil, der all diese Strömungen des Archipels zu Einem zusammenfassen konnte. Dass er letzten Endes an den Fliehkräften - dem Militär, der PKI (Partai Komunis Indonesia, Kommunistische Partei Indonesiens) und den muslimischen Parteien - zu Grunde gegangen ist, zeigt, dass die mystische Macht auch auf Java vergänglich ist, selbst wenn sich Politiker zum Präsidenten auf Lebenszeit wählen lassen - wie Sukarno es 1963 hatte tun lassen. Der Abspann Sukarno’s ist für mich genauso wichtig, denn was von 1965 an im Land passierte, war ein Politozid und ein Genozid, den der Westen nicht nur geduldet, sondern für gut befunden und ermöglicht hat. Sukarno war dem Westen ein Dorn im Auge geworden. Und damit nicht genug: im kleinen Nachbarland Ost-Timor hat sich gute zehn Jahre später der Völkermord wiederholt. Es ist unmöglich, die Geschichte Sukarno’s zu erzählen, ohne das Grauen zu erwähnen, dass sein Nachfolger im Land losgetreten hatte. Dass Sukarno die leuchtende Figur der Non-Alignment Movement war, sollte vielen Kritikern des globalen Finanzsystems von heute Motivation sein, an einen großen Staatsmann und Visionär anzuschliessen. Sukarno wurde zum Opfer der gezielten Machtpolitik von Suharto. Zwar gelang es Suharto, das Land mit Hilfe einer immensen Verschuldung bei IMF (Internationaler Währungsfond) und Weltbank auf einen Wachstumskurs zu bringen und es zu einem "Tigerstaat" zu machen. Und die Tigerstaaten waren es, die wir im Westen geliebt haben als Musterschüler, die den Gang aus der Armut geschafft hatten, da sie der Diktatur westlicher Institutionen aus der Hand gefressen hatten. Bis Ende der 1990er Jahre mit der asiatischen Finanzkrise das Haus aus Karten in einen Scherbenhaufen zusammenfiel. Mir liegt es am Herzen zu zeigen, welchen Preis das indonesische Volk hierfür gezahlt hat. Und wie wir wissen, stirbt die Wahrheit immer zuerst. Die Diktatur Suharto’s nutzte eine Propagandamaschine, um die Pogrome, durch die Suharto an die Macht gekommen war, zu rechtfertigen. Die Machenschaften des Westens, angefangen von der CIA, über Henry Kissinger, IMF und Weltbank haben nicht nur Indonesien verändert, sondern eine neue Weltordnung geschaffen. An wenigen Plätzen ist dies besser zu erkennen als in Indonesien. Zu oft erliegen wir der Meinung, dass all das, was wir vom Westen aus der Welt diktieren, auch gut ist für die Welt. In sehr vielen Fällen ist dies jedoch vor allem gut für uns im Westen. Wir nehmen die Opfer in der Ferne hin, solange es uns zum Vorteil verhilft. Dabei erliegen wir unserer eigenen Propaganda, welche die Kolonialisierung und den Raub am Reichtum anderer Völker für gut geheissen hat. Aus Indonesien und mir ist eine Liebesaffäre geworden. Ich fing damals, bei meinem ersten Besuch 2002, an, mich mit diesem Land im Detail zu beschäftigen. Die einmalige Mischung aus einem Islam, der von hinduistisch-buddhistischer Mystik geprägt ist, auf einer der am dichtesten besiedelten Inseln der Welt, Java, in einem Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung unter 30 Jahre alt ist, hat mich seit meinem ersten Besuch nicht mehr losgelassen. Die Faszination des Landes fing mich nicht nur beim Sonnenaufgang an den Tempelanlagen von Borobudur ein; sie setzte sich fort, als ich viele Indonesier kennen lernte, während ich - zur Untermiete in einem typisch indonesischen “Pavillon” - bei Ibu Rini in Jakarta’s noblen Villenviertel Menteng wohnte, und mir die Herzlichkeit der javanischen Gastfreundschaft zu Teil wurde, die ich bis heute nicht vergessen habe, und niemals vergessen werde. Das Lächeln eines Ausländers zaubert ein Lachen auf das Gesicht des Indonesiers. Java ist die Insel der Höflichkeit. Zutiefst beeindruckt hat mich eine Reise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Jakarta in den Ujung Kulon Nationalpark an der Westspitze Javas.1 Das letzte Stück fuhren wir von Labuhan in Banten in einem Boot der Parkranger, organisiert von meinem damaligen Freund Maku Maramis, der einst die Verwaltung des Nationalparks geleitet hatte (nach seinem Studium in Deutschland). Die Anreise war spektakulär, wir fuhren eingequetscht in überfüllten öffentlichen Bussen durch die javanische Nacht und über das dicht besiedelte Land, um dann ein paar Stunden in einem lokalen Hostel ohne fliessend Wasser zu verbringen. So schnell wie die Nacht in den Tropen fällt, so krass laut und hell stellt sich der Morgen ein, und die tropische Sonne sticht in aller Früh bereits senkrecht vom Himmel auf Java hinab. Die Überfahrt mit dem kleinen, schnellen Boot der Parkranger machte all das wieder wett: der Blick auf Krakatau (welchen Einfluss die Explosion des Vulkans auf die Geschehnisse in Indonesien und der Welt hatte, beschreibt Simon Winchester in seinem gleichnamigen und atemberaubenden Buch, siehe Literaturverzeichnis), der Regenwald entlang der Küste, das Meer in der Straße von Sunda. Wir saßen auf dem Dach des Bootes, tranken unglaublich starken, schwarzen javanischen Kaffee und rauchten kretek-Zigaretten, mit Nelken angereicherte Zigaretten mit einem unglaublich süßen Geschmack und Geruch. Dann wurde eine Flasche Arrak herumgereicht. Mit dem Blick auf die Küste und den unberührten Regenwald konnten wir uns vorstellen, wie sich die Entdecker gefühlt haben müssen, als sie zum ersten Mal Land in Indonesien sahen und betraten. Am Strand des Nationalparkes, da wo auch die Hotel-ähnlichen Hütten stehen und die Touristen absteigen, klauen Dir die Affen Dein Handtuch und trinken Deinen Rotwein, wenn Du nicht aufpasst. Das Wild läuft frei herum, und Du fühlst Dich wie auf einer Safari-Anlage. Wir gingen in das warme, flache Wasser, um nach der langen, heißen, holprigen und abenteuerlichen Anreise (im Sinne von “fast nichts Menschliches ist mir fremd”) zu entspannen, als im schnellen tropischen Sonnenuntergang die Flughunde über uns hinweg flogen. Das Wasser war kristallklar, und wir konnten die Fische und den Sand unter uns sehen. Immer noch in einem muslimischen Land, bestachen wir den Kellner, uns die großen und gut gekühlten Flaschen Bier Bintang jeden Abend zu reservieren, denn im Park gab es keinen Nachschub, bis das nächste Ranger Boot Landfall machte. Sehr zum Verdutzen der geführten australischen Reisegruppe riß unser Strom an kaltem Bier abends nicht ab. Was für ein Genuss nach einem heißen Tag. Es gab keine Klimaanlage im National Park. Die berühmten und leider vom Aussterben bedrohten Rhinozerosse von Ujung Kulon, über die Präsident Sukarno 1963 in einem Interview mit der holländischen Presse auf Holländisch sprach, bekamen wir leider nicht zu Gesicht.2 All die Liebe und Freundlichkeit, die ich vor Ort erlebte, kontrastierte mit der Ausbeutung, dem Haß und der Gewalt, die das Land während der Kolonialzeit durch die Holländer, der Besetzung durch die Japaner und dann unter Suharto erlebt hat. Um zu verstehen, was ich jeden Tag sah, fing ich an, mich mit diesem Land und seiner Geschichte zu beschäftigen. Unsere Liebesgeschichte ging tiefer, ich wollte alles über meine neue Beziehung wissen - keine mystischen Geheimnisse mehr. Ich stöberte durch die Bookshops, um alle die Bücher zu kaufen, die es damals nur in Indonesien gab. Jeder Bule (Indonesisch für “weisser Ausländer”) läuft Gefahr, der Magie Indonesiens und seiner Menschen zu erliegen, und seine Objektivität zu verlieren. So ist es auch mir ergangen. Mein Blick auf dieses Land war immer der des Ausländers, immer der des Faszinierten, nie der des Betroffenen. Und Du läufst dabei Gefahr, dass das passiert, wenn ein Ausländer über ein anderes Land schreibt: egal wie sehr Du glaubst, das Land, seine Menschen und deren Kultur verstanden zu haben, so ist die Brille, durch die Du dies siehst, immer Deine eigene, nie die der betrachteten Kultur. Das, was Du siehst, sagt genauso viel über Dich...



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