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E-Book, Deutsch, 196 Seiten

Weber Tradition und Situation

Theologische Erwägungen als Grundlage kirchlichen Leitungshandelns

E-Book, Deutsch, 196 Seiten

ISBN: 978-3-7504-7488-8
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Kirchliches Leitungshandeln orientiert sich an theologischen Entscheidungen. Leitung in der Kirche ist theologisch begründete Leitung, die ihre Kriterien in theologischen Grundlagen findet. Theologie ist Theologie in Kontexten. Sie bezieht sich auf ihre Tradition und äußert sich in ihrer Situation. Ich verstehe Theologie als öffentliche Theologie. Als solche bezieht sie sich auf ihre Wurzeln in der reformatorischen Theologie. In diesem Band sind Berichte enthalten, die ich seit 2013 als Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier vor der Kreissynode gehalten habe. In ihnen versuche ich, theologische Erwägungen als Grundlage kirchlichen Leitungshandelns auf der mittleren Ebene im Kontext unseres Kirchenkreises darzulegen.

Dr. Jörg Weber seit 2013 Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier, des flächengrößten Kirchenkreises der Evangelischen Kirche im Rheinland von 2003 - 2013 Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Trier und Leiter des Referats für Bildung, Kommunikation und Medien 2002 - 2003 Studieninspektor am Predigerseminar der EKiR in Bad Kreuznach 1999 Promotion an der Universität Tübingen
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Freiheit in Theologie und Gesellschaft
Bericht des Superintendenten, Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Trier am 10.11.2018 in Schweich Hohe Synode, meine sehr geehrten Damen und Herren, „Die Verträge sind gemacht Und es wurde viel gelacht Und was Süßes zum Dessert Freiheit Freiheit Die Kapelle, rumm ta ta Und der Papst war auch schon da Und mein Nachbar vorneweg Freiheit Freiheit ist die einzige, die fehlt Der Mensch ist leider nicht naiv Der Mensch ist leider primitiv Freiheit Freiheit wurde wieder abbestellt Alle die von Freiheit träumen sollen's Feiern nicht versäumen sollen tanzen auch auf Gräbern Freiheit Freiheit ist das einzige was zählt“40 „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: Er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündigen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch, damit die Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, in uns erfüllt werde, die wir nun nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.“ (Röm 8,1-4) Freiheit, frei machen vom Gesetz – zwei Schlaglichter auf einen Begriff, der in seiner Bedeutung wieder große Aktualität gewinnt. Hat Westernhagen dieses Lied von Anfang der 90-iger Jahre, in denen es ungewollt zur Hymne der Wiedervereinigung wurde, in den letzten Jahren kaum mehr gespielt, so ist es seit einiger Zeit wieder auf seiner Unplugged-Tournee zu hören. Kombiniert mit der klaren Ansage, dass es wieder an Aktualität in einem ganz anderen Sinn gewinnt: Freiheit ist notwendig angesichts der Angriffe auf unsere Demokratie. In meinem Bericht in diesem Jahr werde ich das Thema Freiheit in fünf Punkten beleuchten. 1. Freiheit in unserer Gesellschaft – die demokratische Frage Angriffe auf die Freiheit, Angriffe auf die Demokratie und weltweite Versuche, Freiheit einzugrenzen, sind gehäuft wahrzunehmen und nahegekommen. Es ist unübersehbar: Rassismus, Antisemitismus, Angriffe auf Menschen anderer Hautfarbe oder Religion, Hass und Wut als tagtägliche politisch und gesellschaftlich Ausdruckweise der Kommunikation und die Klassifizierung und Ausgrenzung von Mitmenschen sind leider an der Tagesordnung. Und es muss uns zu denken geben, dass nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 8.11.2018 , die einen soziologische Umfrage an der Uni Leipzig zitiert, „rund ein Viertel der Deutschen eine ablehnende Haltung gegenüber Ausländern“ hat.41 Insofern ist es von hoher Bedeutung, dass wir uns als Christen und als Mitglieder dieser Gesellschaft gegen alle Formen von Rassismus, Gewalt und Ausgrenzung stellen. Und natürlich haben wir uns gestern, am 80. Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 1938 an vielen Orten erinnert an die grausamen und unmenschlichen Verbrechen der Nazizeit in Deutschland. Und jeder, der glaubt, man könne dieses grausame Kapitel unserer Geschichte wie auch immer verdrängen oder verniedlichen, dem sei deutlich entgegengehalten, dass die Zukunft unseres Landes und Europas nur auf dem Boden der historischen Erinnerung gelingen kann. Freiheit heißt, Verantwortung zu übernehmen für das, was war, was ist und was kommt. Als Christen folgen wir dem christlichen Leit- und Menschenbild, demzufolge der Mensch Ebenbild Gottes und alle Menschen gleich sind. Wir stehen auf gegen Rassismus, Antisemitismus, Hassreden und menschenverachtende Kommunikation. Nicht mit uns. Wir treten ein für die Freiheit und Würde jedes Menschen, die Religionsfreiheit, die freie Entfaltung der Persönlichkeit des Menschen. Wir stehen damit auf dem Boden der biblischen Tradition und des Grundgesetzes. Die Philosophin und Publizistin Carolin Emcke hat in einer Kolumne in der Süddeutschen Zeitung deutlich gemacht: „Der Extremismus ist in die Nähe gerückt.“ Sie fordert, Demokratie in unserer Gesellschaft zu erweitern und zu vertiefen, für Vielfalt, für Menschlichkeit. Dass genau das ein Projekt für die Mitte der Gesellschaft sei.42 Die Mitte der Gesellschaft, das sind doch wir. Wir als Christen in dieser Gesellschaft, wir als Kirche. Und wir als Angehörige dieser Kreissynode. Wir werden als Christen für diese demokratische Gesellschaft einstehen und die Demokratie bewahren. 1969 hat der damalige Bundeskanzler Willy Brandt den Slogan „mehr Demokratie wagen“ geprägt. Heute gilt es, mehr Demokratie zu tragen. Mit unserem Eintreten für ein christliches Menschenbild als Grundlage für unser gesellschaftliches Handeln. Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, schreibt in seinem Kommentar zum 9. November, der auch der 100. Jahrestag der deutschen Demokratiegeschichte ist: „Nicht das Schicksal schreibt Geschichte, Menschen machen das, gut oder schlecht.“43 Wir sind die Mitte, wir sind die Kirche, wir sind Deutschland, wir sind Europa und wir stehen für eine tolerante, demokratische Gesellschaft in unserer Heimat. Mit unserem Eintreten für Demokratie und Menschlichkeit folgen wir damit nicht nur dem theologischen Gedanken der Gottebenbildlichkeit sondern auch dem Bekenntnis, dass unser Gott ein menschlicher Gott ist. Dieses Eintreten für Menschlichkeit und Freiheit geschieht in unseren Gemeinden und Einrichtungen ganz alltäglich und natürlich. Es ist nur an der Zeit, heute wieder offensiv daran zu erinnern und es laut und deutlich in die Gesellschaft hineinzutragen. Aus der Mitte in die Mitte. Demokratie muss gestaltet werden. Wir können sie nicht einfach nur passiv laufen lassen. Wir müssen aktiv mitmachen. 2. Freiheit der Verkündigung – die pastorale Frage Damit das weiter geschehen kann, braucht es neben allem ehrenamtlichen Engagement in unserer Kirche auch eine verlässliche hauptamtliche Struktur. Dies können wir heute mit der Beratung und Beschussfassung des sogenannten Planstellenkonzepts in besonderer Weise umsetzen. Leitend dabei sind die Erkenntnis und der Grundsatz, dass wir auch in Zukunft eine verlässliche hauptamtliche Struktur an Planstellen für die pastorale Arbeit in unseren Gemeinden benötigen. Ohne alle Details zu benennen, die Diskussion kommt dann heute Nachmittag, ist mir aber eins wichtig: wenn wir es beschließen, werden wir mit der Umsetzung dieses Konzepts die jetzt vorhandenen Stellenanteile bis 2025 erhalten. Das Konzept ist so flexibel, dass es auf wahrscheinlich anstehende Änderungen in der Besetzbarkeit von Pfarrstellen und die Großwetterlage der Personalplanung und -steuerung reagieren kann. Auch, um die strukturellen Nachteile, die wir aufgrund unserer geographischen Situation haben, zu kompensieren. Wir haben aber erkannt, dass wir bis mindestens 2025, einer Zeit des Übergangs, die vorhandenen Stellen benötigen werden. Es wird jetzt vor allem die Frage sein: wie gewinnen wir Menschen, die bei uns in der pastoralen Arbeit tätig sind? Nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer. Auch Diakoninnen und Diakone, Gemeindepädagoginnen und -pädagogen und Pastorinnen und Pastoren. Das ist eine große Gemeinschaftsaufgabe, bei der alle gefordert sind. Das heißt etwa, dass wir mehr in die Befähigung und Begleitung von Haupt- und Ehrenamtlichen, die Fort- und Weiterbildung investieren müssen. Dass wir personalplanerisch und personalentwicklerisch viel mehr tätig sein müssen. Zum Beispiel, indem wir in unseren Gemeinden und Einrichtungen Menschen suchen, fördern und motivieren, einen Beruf in diesem im weitesten Sinne pastoralen Segment, also der Arbeit mit Menschen einzuschlagen. Da ist Luft nach oben, es heißt auch, besser und schneller zu sein, gute Angebote zu machen, zu motivieren, hier zu bleiben, oder hierher zu kommen. Das alles gilt auch für unsere Schule, für die funktionalen Dienste im Bereich der Jugendarbeit, des Religionsunterrichts und der gesamten Bildungsarbeit. Es wird auch in Zukunft um die Inhalte der pastoralen Arbeit und ihre Ausgestaltung gehen. Nach dem im Sommer von der EKD bekannt gegebenen Mitgliederrückgang in der Evangelischen Kirche hat es einen interessanten Kommentar dazu in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von Reinhard Bingener gegeben. Er schreibt unter anderem: „Für die Kirchen wäre schon viel gewonnen, wenn sie ihrer Mitarbeiterschaft halbwegs trennscharf vermitteln könnten, an welchen Stellen man die Entwicklung hinnehmen muss und wo man alle verbliebene Energie aufbieten muss, weil sich durch Anstrengung etwas erreichen lässt. In diese Kategorie fallen teils ganz einfache Dinge: eine bessere Erreichbarkeit der Hauptamtlichen vor Ort, die sorgfältige Vorbereitung von Trauungen, Taufen und Beerdigungen, verstärkte Bemühungen um Face-to-Face-Kontakt zur eigenen Mitgliedschaft“.44 Wenn man das hört, denkt man sich, na ja, das ist ja...


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