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E-Book, Deutsch, 348 Seiten, E-Book

Weiand Karriereziel Hochschulprofessur

Wege zur Berufung und Anforderungen im Berufsalltag

E-Book, Deutsch, 348 Seiten, E-Book

ISBN: 978-3-7910-5445-2
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das Bewerbungsverfahren und konkrete Anforderungsprofil an eine Hochschulprofessur sind sehr intransparent. Das Buch gibt Bewerberinnen und Bewerbern einen umfassenden Überblick, was auf dem Weg zur Hochschulprofessur zu beachten ist. Es beantwortet Fragen zum Berufungsverfahren, zu den rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen, den Besonderheiten des Berufs sowie zu den Aufgaben und notwendigen Kompetenzen. Zudem gibt es Einblicke in die ersten 100 Tage im Job und wie gute Lehre gelingen kann. Veranschaulicht werden die Inhalte durch vielfältige Praxistipps des Autors, der den Karriereweg selbst durchlaufen hat.
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2 Der Organisationstypus Hochschule – »In welchem Typus von Organisation arbeite ich und was bedeutet das konkret?«
In diesem Kapitel … … geht es um den Organisationstypus Hochschule. Wir versuchen, »Hochschule« als Organisationstypus in seinen Spezifika zu definieren, da dieser Typus Auswirkungen hat auf das Handeln der in und mit ihr Beschäftigten. Dieser eher von der Soziologie inspirierte Blick soll uns helfen, diesen Organisationstypus zu verstehen und uns mit unserem Handeln in ihm zu verorten: Wie bewege ich mich in dieser Art von Organisation? Welche Freiräume habe ich? Wie verändert sich diese Art von Organisation? 2.1 Drei Merkmale von Organisationen – und der Organisationstypus Hochschule
Neu eintretende Mitglieder haben oft irrige Annahmen über Aufbau und Funktionsweise des Systems Hochschule. Da viele neue Professorinnen und Professoren aus Positionen in der Wirtschaft kommen und nur die Funktionsweise des Organisationstypus Unternehmen gut kennen, ist eine Darstellung der speziellen Funktionsweise von Hochschulen (z. B. im Bewerbungsgespräch durch die Berufungskommission) angebracht, um spätere Enttäuschungen aufgrund von falschen Vorannahmen zu vermeiden. Wir werden im Folgenden unseren Organisationstypus »Hochschule« mit dem weitverbreiteten Organisationstypus »Unternehmen« vergleichen. Nach welchen Kriterien kann man verschiedene Typen von Organisationen unterscheiden und in ihren Eigenarten definieren? In der Soziologie gibt es dazu ein bekanntes Schema mit drei Merkmalen (Kühl 2011: 17): »Aber selbst wenn wir intuitiv begreifen, wann wir es mit einer Organisation zu tun haben, fällt es uns häufig schwer, zu bestimmen, was das Besondere von Organisationen im Vergleich zu anderen Gebilden wie Familien, Gruppen, Protestbewegung oder auch nur alltäglichen Gesprächen ist. Der Soziologe Niklas Luhmann nutzt drei Merkmale – Mitgliedschaft, Zwecke, Hierarchien – um die Besonderheit von Organisationen in der modernen Gesellschaft deutlich zu machen.« Zwecke beschreiben, was die Organisation anstrebt, was an Zielen oder Strategien aus Sicht der Organisation für ihre Mitglieder handlungsleitend sein soll – Zwecke sollen »das Grundproblem der Bestandserhaltung« spezifizieren (Luhmann 1973: 190). In der modernen Gesellschaft gibt es keine Zwecke mehr, die für alle Organisationen verpflichtend und übergeordnet sind: Viele Organisationen können prinzipiell autonom über ihren Zweck entscheiden. Mit der Wahl eines Zwecks verzichtet eine Organisation auf andere Zwecke und engt ihren (theoretisch unbegrenzten) Handlungsspielraum ein (Kühl spricht hier von »Scheuklappen«). Die Organisation fokussiert damit auch die Aufmerksamkeit und die Energien ihrer Mitglieder auf die Erreichung dieses Zwecks. Unternehmen können autonom ihre Zwecke ändern (das Unternehmen BMW produzierte zuerst Flugzeugtriebwerke, Opel fing an mit der Produktion von Fahrrädern – beide Unternehmen änderten ihren Zweck.). Unternehmen können auch ruinöse Zwecke verfolgen, die die eigene Existenz gefährden (der Versuch von Porsche, das viel größere Unternehmen VW zu übernehmen, der in einer Übernahme von Porsche durch VW mündete). Schauen wir uns unsere beiden Typen von Organisationen an. Hochschule Unternehmen Zwecke Pflege und Entwicklung der Wissenschaften durch Forschung, Lehre, Studium und Weiterbildung in einem freiheitlichen, demokratischen und sozialen Rechtsstaat. Hochschulen bereiten auf eine berufliche Tätigkeit vor, welche die Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse und wissenschaftlicher Methoden erfordert. Allgemein formuliert: Entwicklung und/oder Herstellung und/oder Vertrieb von Produkten und/oder Dienstleistungen, damit das Unternehmen einen überlebensnotwendigen Gewinn erwirtschaftet. Durch (Bundes- und Landes-) Gesetze definierter und vorgegebener Zweck, der nicht autonom durch die Hochschule selbst verändert werden kann. Der spezifische Zweck kann durch das Unternehmen verändert werden (meist in Abstimmung mit den Anteilseignern). Tab. 1: Zwecke der Organisationstypen Hochschule und Unternehmen Wie man sehen kann, können Hochschulen – anders als Unternehmen – ihren Zweck nicht autonom verändern, da dieser gesetzlich vorgegeben ist. Als Mitglied einer Hochschule wird man deshalb selten mit einer Änderung des Zwecks konfrontiert, eher mit einer Änderung bei der Ausführung dieses Zwecks. Mit dieser Stabilität des Zwecks korrespondiert eine »garantierte« Grundfinanzierung der Hochschulen durch die Träger; der »Absatzmarkt« der Hochschulen ist weniger volatil und hat mit seinen Schwankungen weniger existenzbedrohende Auswirkungen als derjenige von Unternehmen. Mitgliedschaft bedeutete in Organisationen der Vormoderne, dass Personen komplett inkludiert waren, d. h. alle Lebens- und Zeitbereiche der Personen waren von der Organisation und der in ihr zugeschriebenen Rolle betroffen. Die Organisation durfte sich anmaßen, Einstellungen und Verhalten des Organisationsmitglieds auch im Privatbereich zu bestimmen. Die Mitgliedschaft beruhte meist nicht auf einer bewussten Entscheidung sowohl des Mitglieds als auch der Organisation. Dies änderte sich mit den modernen Organisationen: Organisationen und Mitarbeiter sind weitestgehend entkoppelt, d. h. von den Mitarbeitenden kann nur ein Teil ihre Leistungsrepertoires abgefragt werden und es ist nicht mehr der ganze Mensch in die Organisation inkludiert. Die nunmehr nur partielle Koppelung des Menschen an die Organisation geschieht über Organisationsrollen. Niklas Luhmann führt in seinem Buch »Die Grenzen der Verwaltung« zu Mitgliedschaft aus (Luhmann 2021: 166): »Durch Eintritt in ein Verwaltungssystem übernimmt das neue Mitglied eine bestimmte Rolle, deren Anerkennung Bedingung der Aufnahme, deren Durchführung Bedingung der Fortsetzung der Mitgliedschaft ist.« Wir werden uns mit diesen Rollen und ihrer Unbestimmtheit im folgenden Kapitel weiter beschäftigen. Außerdem haben Organisation wie Mitarbeiterin und Mitarbeiter eine Wahlfreiheit, sodass insbesondere die Organisationen autonom über Eintritt und Austritt von Personen entscheiden können. Bei den Hochschulen differenzieren wir an dieser Stelle zwischen den (meist verbeamteten) Professorinnen und Professoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung, dem gewählten Leitungspersonal (Rektorinnen und Rektor/Präsidentinnen und Präsidenten) und den Studierenden. Mitgliedschaft PROFESSORINNEN UND PROFESSOREN
Bei der Personalauswahl zwingende Beachtung der Vorgaben der entsprechenden Gesetze (z. B. Überprüfung der fachlichen und pädagogischen Eignung); gesetzlich garantierte hohe Selbstständigkeit bei der Aufgabenerledigung. MITARBEITER IN EINEM UNTERNEHMEN
Freiwillige Bewerbung als Mitarbeiter; dann aber mit der Mitgliedschaft automatisch Akzeptanz der spezifischen Organisationsziele und -regeln; einfaches Verlassen der Organisation durch Arbeitnehmer-Kündigung möglich. MITARBEITER IN DER VERWALTUNG
Freiwillige Bewerbung als Mitarbeiter; Auswahl neuer Mitarbeiter nach den jeweils spezifischen Anforderungskriterien der Hochschule (bestimmte Qualifikationen, »passt ins Team« …). Einfaches Verlassen der Organisation durch Arbeitnehmer-Kündigung. Einbezug in die Selbstverwaltung der Hochschulen. Auswahl von Mitarbeitern nach den Selektionskriterien des Unternehmens (benötigte Kompetenzen und Qualifikationen). LEITUNGSSTELLEN: PRÄSIDENTEN/REKTOREN
»Bestellung« einer Professorin oder eines Professors durch ein Gremium mit Hochschulmitgliedern und externen Mitgliedern; in der Regel ohne spezifische, qualifikationsaufbauende Vorbereitung von Bewerberin und Bewerber. STUDIERENDE
Meistens freiwilliger Eintritt als Studentin oder Student (außer NC-Fächer); Auswahl bei Studentinnen und Studenten: Ja, aber meistens nach rein formalen Kriterien (Abschlussnote); einfaches Verlassen der Hochschule durch Exmatrikulation möglich. Auch bei Studierenden: Einbezug in die Selbstverwaltung der Hochschulen. Tab. 2: Mitgliedschaft Wie man hier sieht, müssen Hochschulen bei den Mitgliedern im Vergleich zu Unternehmen differenziert betrachtet werden: Bei Professorinnen und Professoren müssen die Vorgaben von Landesgesetzen u. a. bei der Personalauswahl beachtet werden. Sie sind wegen der gesetzlich definierten hohen Selbstständigkeit bei der Aufgabenerledigung auch »schwerer« zu führen als Mitarbeiter in sonstigen Organisationstypen. Zudem wird das...


Weiand, Achim
Prof. Dr. Achim Weiand lehrt Betriebswirtschaft, insbesondere Personalentwicklung, an der Hochschule Neu-Ulm.

Achim Weiand

Prof. Dr. Achim Weiand lehrt Betriebswirtschaft, insbesondere Personalentwicklung, an der Hochschule Neu-Ulm.


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