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E-Book, Deutsch, 444 Seiten

Weiß Finsterengel


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7583-6269-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 444 Seiten

ISBN: 978-3-7583-6269-9
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was gibt dir Hoffnung in der Finsternis? Ich bin Sara. Ich wollte sterben. Nicht, weil ich das Leben hasste, sondern weil ich keine Kraft mehr hatte. Als ich im Krankenhaus erwachte, sah ich das erste Mal diese dunkle Gestalt. Der Schatten, für niemanden sichtbar außer für mich. Existiert er wirklich? Warum ist er hier? Vielleicht können wir einander helfen.

Michaela Weiß veröffentlicht Romane und Kurzgeschichten. Zu ihren Lieblingsgenres gehören Jugendbücher, Thriller und Mystery, sie schreibt und liest aber auch querbeet. Als Sozialpädagogin bringt sie gern emotionale, tiefgründige und gesellschaftskritische Themen in ihre Werke ein. Sie wohnt nahe Frankfurt und liebt Tiere und die Natur. Neben dem Schreiben machen ihr auch andere kreative Hobbys Spaß. Autorenblog: www.weissmichaela.de Instagram: @michaela.weiss.autorin

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Kapitel 1
Das Leben Meine Augen waren starr in das Nichts gerichtet. Ich wusste nicht wie lange es dauerte, bis ich begriff, dass ich bei Bewusstsein war. Ich wusste rein gar nichts mehr. Wer war ich? War ich überhaupt irgendwer? Die Erinnerung. Sie kam nicht zurück. Hatte ich Erinnerungen? Was war ich? Wo war ich? Ich strengte mich an. Versuchte, irgendetwas wahrzunehmen. Mein Blick schärfte sich nur langsam. Eine weiße Wand vor mir. Ich schaffte es, zu blinzeln. Ein Surren, ein Piepsen. Es war nicht besonders laut. Nein, es war eher still, dort, wo ich war. Langsam ließ ich meinen Blick wandern. Weiß, so viel weiß. Es war ein Zimmer. Ich sah ein Bett, in dem ich lag. Langsam, ganz schwer, kam sie zurück. Die Erinnerung. Daran, wer ich war. Daran, was geschehen war. Ich musste eigentlich ... tot sein. Aber wieso lebte ich dann noch? Meine Sinne waren wieder geschwunden. Irgendwann kehrten sie zurück, ließen mich aus einem traumlosen Schlaf erwachen. Das Gefühl für mein Ich, für meinen Körper, kehrte langsam zurück. Das Bett. Das Zimmer. Ich, schwach und leer. »Du wolltest dich umbringen«, hörte ich eine Stimme sagen. »Doch du wurdest gerettet.« Mein Blick suchte, wo die Worte hergekommen waren. Hinten im Zimmer ragte eine finstere Gestalt auf. Unwirklich und grau, verzerrt und verschwommen. Erschrocken blinzelte ich. Stand dort wirklich ein dunkles Wesen? »Wer bist du?«, flüsterte ich. »Hast du mich gerettet?« Gerettet. Das Wort klang falsch. Denn man hatte mich festgehalten, obwohl ich hatte gehen wollen. Im Moment war das jedoch nicht wichtig. Die Schwere, die Schmerzen – alles war betäubt. Ich fühlte den dunklen Schleier nicht, der mich zuvor umgeben hatte. Ich spürte, dass es lauerte, dass es irgendwo dort draußen auf mich wartete, doch gerade wirkte alles dumpf. Im Moment war alles nichts. »Nein.« Die Stimme klang tief wie die eines Mannes. Ich sah den Schatten näherkommen. Bedrohlich ragte das Geschöpf vor mir empor. Ich konnte keine Angst empfinden, auch wenn mein Verstand mir dazu riet. Ich betrachtete den dunklen Schemen, als wäre er ge - nauso surreal, wie ich mich fühlte. Ich konnte an ihm keine Feinheiten erkennen. Kein Gesicht, keine Glieder, keine Klamotten. Lediglich einen dunklen Umriss. Waren das meine Sinne, die mich so täuschten? Mein Bewusstsein war noch nicht auf der Höhe. War es möglich, dass ich einen Menschen deswegen nur als dunkle Silhouette wahrnahm? Und wenn ja, wer war dieser Schemen dann in Wahrheit? Ein beständiges Wummern rauschte durch meinen Kopf. Dröhnend und schwach fühlte sich alles an. Ein Ruck fuhr durch mich, als ich wieder durch den Raum blickte, in dem ich mich befand. Wieso sah ich alles andere hier klar und deutlich? Ich blickte an mir herab. Ein wenig schummrig war mir noch. Aber ich erkannte mich selbst. Ohne Zweifel. Und ohne dunkle, schwammige Umrisse. »Das sind böse Wunden an deinen Armen.« Die Stimme klang kalt. »Fast hättest du es geschafft.« »Zu sterben?« Ich sah das Wesen an. »Das war ja auch mein Plan gewesen.« Der Schatten beugte sich auf der Bettkante, als würde er sich zu mir setzen. »Traurig zu sehen, wie sich ein dummes, junges Ding das Leben nehmen wollte.« »Die Welt ist traurig, nicht diese Tatsache«, murmelte ich. »Nicht die Welt. Du bist traurig.« Ich schnaubte, doch ich ersparte mir eine Antwort. Die Gestalt diskutierte wohl gern. »Wer bist du?« Vorsichtig streckte ich die Hand nach dem Schemen aus. Meine Finger berührten ihn. Es war ... merkwürdig. Ich wusste nicht, was genau ich spürte. Haut? Knochen? Kleidung? Nichts davon. Es war ... nicht fest. Es war bloß ein ganz schwacher Widerstand, nur ein winziger Hauch von etwas, vielleicht wie von einem dichten Gas. Etwas, das beinahe unbemerkt durch die Luft glitt. Es war fast nichts, doch irgendetwas spürte ich. Irgendetwas Lebendiges, glaubte ich. War er real? Zumindest war er irgendwie da. Ich konnte ihn nicht klar sehen und auch nicht umgreifen. Aber er sprach. Und er hatte diese menschliche Silhouette. Leise seufzte ich. Ich fühlte mich so erschöpft, als bräuchte ich tagelangen Schlaf, um wieder zu Kräften zu kommen. Dabei kam es mir vor, als hätte ich bereits unendlich lange geschlafen. Mein Körper war kraftlos und leer. Wie lange war ich bewusstlos gewesen? Wie viel Blut hatte ich verloren? »Ich sehe dich nicht. Nur einen Umriss. Eine dunkle Gestalt.« »Das liegt daran, dass ich nur noch ein Schatten bin.« »Warum?« »Weil ich nicht mehr in diese Welt gehöre.« Fassungslos starrte ich ihn an. Ich wusste nicht weshalb, aber ich glaubte ihm. Entweder war ich verrückt, oder die Welt war verrückt. Aber er sagte wohl die Wahrheit. »Du bist also tot?« »Ich denke schon.« »Du denkst?«, wiederholte ich. »Und wenn du wirklich tot bist, warum bist du dann hier?« »Ich bin nicht sicher.« Er zögerte. »Vielleicht hat dein Schicksal mich aufgesogen. Und mich an dich gebunden.« Wieder stieß ein Ruck durch mich. »Was?« »Sieh nur, wir sind beide hier.« Seine Stimme klang sacht. »Du warst zur gleichen Zeit wie ich dem Tode nah. Irgendwie müssen wir uns in der Dunkelheit getroffen haben.« Wortlos starrte ich den finsteren Schemen an. Er zuckte mit den Schultern. »Du wolltest sterben. Ich wollte sterben. Ich habe es geschafft, du nicht. Und nun bin ich hier bei dir. Das scheint doch einen Zusammenhang zu haben, oder etwa nicht?« Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. »Menschen suchen das, was sie kennen. Wir nähern uns dem, was uns vertraut vorkommt«, beteuerte er. »Wir ziehen das an, in dem wir uns wiedererkennen. Unser Umfeld besteht aus dem, was uns ausmacht.« »Vielleicht ...«, murmelte ich. »So muss es auch gewesen sein, als ich gestorben bin. Dein Schicksal ist ähnlich dem meinen. Der Unterschied ist, dass du überlebt hast. Vielleicht bin ich deswegen bei dir erwacht.« »Tust du gerade so, als würde das alles Sinn ergeben?« Langsam wich die Leere aus mir und machte der Verwirrung, der Sorge, dem Unbehagen Platz. Wer oder was diese Gestalt auch war, ich würde mir nicht einfach so erzählen lassen, dass das Schicksal uns zusammengeführt hatte. »Hast du denn eine bessere Erklärung auf Lager?« »Du bist verrückt.« Ich verschränkte die Arme, suchte irgendwie nach Halt. »Selbst wenn das stimmt, was bedeutet das dann?« »Das weiß ich nicht. Niemand hat mir irgendetwas erklärt. Es gibt keine Gebrauchsanweisung für das Leben. Und wohl genauso wenig für den Tod.« Ich schwieg. »Ich weiß nur, dass ich sterben wollte. Und dann war ich hier. Hier bei dir, an deinem Krankenbett.« »Aber ...« Immer noch wollte ich protestieren, denn das alles konnte unmöglich real sein. »Du lagst einige Tage auf der Intensivstation, sagten die Ärzte. Du hattest Glück, dass du schnell aus dem Koma erwacht bist.« Er erzählte es so banal, als ginge es darum, was es heute zum Früh - stück gab. »Als du stabiler wurdest, haben sie dich hierhergebracht. Du brauchtest noch ein wenig Zeit, musstest dich gesund schlafen.« Er seufzte. »Ich habe gewartet, dass du aufwachen würdest. Ohne zu wissen, warum ich bei dir bin, wer du überhaupt bist. Es war einfach ein Gefühl. Dass ich zu dir gehöre. Und dass ich bei dir wachen wollte. Solange, bis sich deine Augen wieder öffnen.« Ich starrte auf mein linkes Handgelenk. Ein Verband war darum gewickelt, der die Schnitte verdeckte. Ich fragte mich, ob sie die Wunden genäht hatten. Ich spürte einen diffusen Schmerz. Aber weil mein gesamter Körper schwach war, war es schwierig ihn zuzuordnen. »Ich weiß ja nicht mal, ob das hier die Realität ist.« Ein überfordertes Lachen drang aus der Gestalt. »Vielleicht bilde ich mir dich ein? Oder du bildest dir mich ein?« Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Ich wollte widersprechen, doch kein Wort drang aus mir heraus. Also kniff ich mir einfach in den Arm. Der Schmerz war dumpf, aber ich spürte ihn. Das hier musste die Wirklichkeit sein. Doch die Erkenntnis beruhigte mich nicht. Denn das bedeutete, dass ich diese Gestalt und unsere Unterhaltung nicht bloß träumte. »Vielleicht soll ich etwas von dir lernen?«, dachte er laut nach. »Oder du von mir?« »Ich wollte sterben«, erinnerte ich. »Und wahrscheinlich will ich das immer noch. Es gibt nichts zu lernen. Und es gibt nichts besser...



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