Weiss / Harrer / Dietz | Das Achtsamkeits-Übungsbuch | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Weiss / Harrer / Dietz Das Achtsamkeits-Übungsbuch

Für Beruf und Alltag
6. Auflage 2016
ISBN: 978-3-608-10308-3
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Für Beruf und Alltag

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-608-10308-3
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Einfach den Anleitungen auf den Audio-Files (die als Download hier zur Verfügung stehen: https://www.klett-cotta.de/produkt/das-achtsamkeits-uebungsbuch-9783608103083-t-523) zu folgen, erleichtert es innezuhalten, Ruhe und Zugang zur Innenwelt sowie zu regelmäßigem Üben zu finden. Der Begleittext unterstützt dabei, indem er über das Wesen der Achtsamkeit und über ein breites Spektrum von Anwendungs- und Variationsmöglichkeiten der einzelnen Übungen informiert. - Effiziente Übungen gegen Stress und Burnout und für mehr Lebensqualität - Sofortige Umsetzung durch die Audio-Dateien

Halko Weiss, PH.D. Dipl.-Psych.,Psychologischer Psychotherapeut, Mitbegründer und Senior-Trainer des Hakomi Institute, Inc., USA. Dozent für achtsamkeitszentrierte Körperpsychotherapie, Beziehungstherapie und Persönlichkeitsentwicklung von Führungskräften. Zahlreiche Veröffentlichungen.
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Weitere Infos & Material


Einführung.7

Grundlagen
Was ist Achtsamkeit ?. 17
Die vier Bausteine der Achtsamkeit. 22
Worauf richtet sich die Aufmerksamkeit ?. 34
Wozu Achtsamkeit: Die Auswirkungen der Praxis. 52
Das Teilemodell: Achtsamkeit zur Erforschung der Selbstorganisation. 63
Achtsamkeit in Beziehungen.68

Praxis
Grundsätzliches zur Praxis. 81
Formale Praxis.83
Informelle Praxis. 88
Innehalten und Selbsterinnern im Alltag.89
Grundsätzliches zu den einzelnen Übungen. 93

Die Übungen
Achtsames Sitzen: Atembeobachtung. 101
Achtsames Liegen: Der Bodyscan. 107
Achtsames Stehen.112
Achtsames Gehen.114
Achtsam Innen und Außen wahrnehmen. 118
Zooming. 122
Achtsame Selbstberührung: Die Hand auf der Brust.125
Achtsames Experimentieren mit dem Atem. 128
Achtsames Spüren von Spannung und Entspannung. 130
Achtsamer Umgang mit Unangenehmem: Die Eiswürfelübung. 134
Achtsame Einladung und Erforschung eines Persönlichkeitsanteils. 138
Achtsamer innerer Dialog. 141
Achtsamkeit in der Begegnung zu zweit: Eine Berührung. 145
Weitere Übungen. 148
Zusammenfassende Hinweise zur Übung im Alltag.153

Anhang
Schlüsselbegriffe der Achtsamkeit. 157
Weiterführende Literatur. 167
Weblinks. 168
Anmerkungen. 169
Übungen auf den CDs.172


EINFÜHRUNG

Achtsamkeit hat eine ehrwürdige und jahrtausendealte Tradition. Zugleich ist

sie sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch in vielfältigen

Anwendungen hoch aktuell. Sie bildet einerseits den Kern des Befreiungsweges der

buddhistischen Psychologie und steht andererseits im Zentrum moderner

achtsamkeitsbasierter Verfahren, die sich in den letzten Jahren bei der

Stressbewältigung, in Medizin, Psychotherapie und im Coaching mit

bemerkenswerten Erfolgen bewährt haben. Die buddhistische Psychologie erklärt

zunächst die allgemeinen Ursachen von menschlichem Leid und zeigt darauf

aufbauend einen praktischen Übungsweg, um dieses Leid zu vermindern. Medizin und

Psychologie setzen dagegen beim einzelnen Menschen an, sie interessieren

sich für seine persönliche Innenwelt und seine Geschichte und sie ?nden

individuelle Lösungen. Das vorliegende Buch verbindet das alte Erfahrungswissen

von den grundsätzlichen Ursachen menschlichen Leidens mit modernen Erkenntnissen

über individuelles Reifen und Heilen.

Heute ist es selbstverständlich geworden, Menschen als eine Einheit von

Körper und Seele zu verstehen. Wir Autoren teilen diese Ansicht. Menschen sind

zudem eingebunden in Beziehungen zu anderen Menschen und in das größere Ganze

ihrer kulturellen und biologischen Umwelt. Sie werden – und das spielt in diesem

Buch eine große Rolle – geprägt von den Erfahrungen, die sie von klein auf

machen. Dabei entwickeln sie ein Repertoire automatisch funktionierender

Automatismen, um mit sich und der Welt angemessen umgehen zu können. Achtsamkeit

ist eine besondere menschliche Fähigkeit, die auch hilft, solche Automatismen zu

bemerken und sich insbesondere jenen zuzuwenden, die einschränkend wirken.

Achtsamkeit erzeugt Klarheit über Sichtweisen, die man sich von der Welt

und von sich selbst angeeignet hat. Sie macht auch deutlich, dass diese vielfach

gar nicht bewussten Sichtweisen eben nur subjektive Sichtweisen sind, die oft

eine unmittelbare und genauere Wahrnehmung verhindern oder sie zumindest

verzerren. Achtsamkeit vertieft zudem die sinnliche Erfahrung des Hier und

Jetzt, des Körpers, der Innenwelt und der Fülle des Lebens. Wenn wir sie üben,

verfeinert sich die Wahrnehmung. Sie stärkt außerdem die Fähigkeit zur

Konzentration, fördert innere Ruhe und Gelassenheit und

macht einen liebevolleren Blick auf sich selbst und Andere möglich.

Achtsamkeit in Worten zu beschreiben ist wie jemandem erklären zu wollen, wie

z.B. eine Mango schmeckt. Eine Mango zu genießen ist eine komplexe und

einzigartige Erfahrung, die sich nur ansatzweise mit etwas anderem vergleichen

lässt. Man muss sie selbst sehen, riechen und schmecken. Im Textteil dieses

Buches können wir in diesem Sinne nur eine grobe Vorstellung zur Praxis und der

Bedeutung der Achtsamkeit ermöglichen. Mit den beiden CDs wollen wir daher

insbesondere ihren tatsächlichen Geschmack in praktischen Übungen vermitteln.

Diese Übungen bauen aufeinander auf und laden dazu ein, sich immer komplexeren

Erfahrungen zuzuwenden. Wir werden dabei zum Erforscher unserer selbst: wie wir

uns automatisch von Moment zu Moment selbst 'organisieren', wie unser Körper,

unsere Gefühle und unsere Gedanken ausgelöst werden, von allein ablaufen und

innere Wirkungen entfalten und schließlich, wie wir mit unseren inneren Abläufen

und Reaktionen in die Welt um uns herum eingebettet sind.

Die erste CD beginnt mit der Anleitung zur Beobachtung des Atmens. Sie

führt ins Hier und Jetzt und vertieft den Kontakt mit dem Körper. Auch im Alltag

immer wieder innezuhalten und sich auf den Atem zu konzentrieren führt zu mehr

Ruhe und Gelassenheit. Die zweite Übung ist eine Forschungsreise durch den

Körper zur Vertiefung der Achtsamkeit und zur Verfeinerung der Wahrnehmung. Im

Textteil finden sich Anregungen zur Umsetzung der geübten Fähigkeiten im Alltag.

Sie laden dazu ein, die in den Übungen des 'achtsamen Stehens' und des

'achtsamen Gehens' erlebten Qualitäten auch im Alltag wach zu rufen. Weiter geht

es mit Anleitungen zum Experimentieren mit der Aufmerksamkeitslenkung. Der

'Scheinwerfer der Aufmerksamkeit' wird bewusst gebündelt, um ihn auf ein

umschriebenes Objekt zu richten. Dann wird er wieder weit gestellt, um für alles

offen zu sein, was im Feld des Gewahrseins auftaucht. Schließlich werden Innen-

und Außenwelt gleichzeitig auf dem 'inneren Bildschirm' festgehalten. Diese

Übungen entstammen ihrem Wesen nach der buddhistischen Tradition. Die heute

verbreiteten Achtsamkeitstrainings zur Stressreduktion oder zur

Rückfallprophylaxe von Depression schlagen ähnliche Übungen vor. Sie sind die

Basis jeder Achtsamkeitsschulung.

Die Übungen der zweiten CD haben ihren Ursprung in der seit den 1960er

Jahren kontinuierlich entwickelten Anwendung von Achtsamkeit in der

HAKOMI-Methode und der Arbeit mit der 'inneren Familie' nach Richard Schwartz.

Es sind Anleitungen zu kleinen Experimenten in Achtsamkeit. Sie dienen der

Selbstregulation und der Erforschung der Selbstorganisation. Es wird beobachtet,

wie sich Veränderungen des Atemrhythmus oder eine Berührung der Brust mit der

eigenen Hand auswirken. Es werden die Automatismen im Umgang mit unangenehmen

Reizen untersucht und wie deren Unterbrechung neue Erfahrungen ermöglicht. Zwei

Übungen erforschen, wie sich die menschliche Psyche aus unterschiedlichen

Persönlichkeitsanteilen zusammensetzt. Eine Übung zu zweit macht Muster

deutlich, die im Kontakt mit anderen Personen aktiviert werden.

Der Textteil dieses Büchleins beginnt mit Definitionen von Achtsamkeit

und beschreibt anschließend ihre vier Bausteine: (1) Die bewusste Lenkung der

Aufmerksamkeit auf die, (2) sich von Augenblick zu Augenblick entfaltende

gegenwärtige Erfahrung. (3) Das teilhabende Beobachten aus einer,

(4) nicht bewertenden, sondern wohlwollend akzeptierenden Haltung.

Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit den Möglichkeiten der

Aufmerksamkeitslenkung und den Objekten der Wahrnehmung. Menschliches Erleben

wird dadurch mitbestimmt, welche Teile der Innen- und Außenwelt im jeweiligen

Moment bewusst wahrgenommen werden. Die Welt sieht anders aus, je nach dem, ob

man an einem Sommertag im Park von dunklen depressiven Gedanken gefangen

gehalten wird oder ob man dafür offen ist, die Blumenwiese zu sehen, das

Vogelgezwitscher zu hören und die Wärme der Sonne auf der Haut zu spüren.

Es folgen Übersichten zu Anwendungsbereichen und Auswirkungen der Achtsamkeit

und dazu, wie man sich ihre Wirkungen erklärt. Das vorgeschlagene Kultivieren

eines 'Inneren Beobachters' schafft einen erleichternden Abstand von Gedanken

und Gefühlen, ohne die Verbindung mit ihnen zu verlieren. Man kann immer wieder

innehalten und bewusst wahrnehmen, was innerlich abläuft. Dies ermöglicht, aus

belastenden Automatismen auszusteigen und vorher nicht bemerkte

Wahlmöglichkeiten zu nutzen. Achtsamkeit macht vorher nicht Bewusstes bewusst.

Auf diese Weise wird es bearbeitbar und fördert eine gute Integration. Dazu

trägt auch die akzeptierende Haltung allen inneren Anteilen gegenüber bei. Ein

freundlicheres Betrachten von Ungeliebtem und die Begegnung mit bisher

Unbeachtetem eröffnen Wege für bereichernde Erfahrungen.

Durch die Verknüpfung von Achtsamkeit mit einem Modell der

Persönlichkeitsanteile entsteht auch die Möglichkeit zu beobachten, welche

inneren 'Zustände' im jeweiligen Augenblick aktiviert sind und zu entscheiden,

ob sie für die Situation passend und gewünscht sind. Ziel ist es, zur

'Selbstführung' aus dem inneren Beobachten heraus eine übergeordnete Instanz zu

entwickeln, die alle Mitglieder des 'inneren Teams' im Auge hat, sie versteht

und für sie sorgen kann. Diese innere Instanz kann für eine Balance zwischen den

unterschiedlichen Anteilen der Persönlichkeit sorgen. In den Übungen werden

einige davon erforscht, speziell auch jene, die im Weg zu stehen scheinen. Ein

achtsamer 'innerer Dialog' wird angeregt.

Für uns Autoren hat die Achtsamkeit in Beziehungen ganz besondere

Bedeutung. Wir Menschen sind soziale Wesen und unser Glück hängt in hohem Maße

davon ab, wie gut wir in Beziehungen zu anderen Menschen eingebettet sind. Die

Anwendung der Achtsamkeit auf den Umgang mit wichtigen und geliebten Menschen

birgt oft die größte Herausforderung. Beides, den Umgang mit uns selbst und den

mit Anderen, sehen wir als untrennbar miteinander verbunden. Zentrales Ziel der

von uns vorgeschlagenen Achtsamkeitspraxis ist daher die Entwicklung von Achtung

und Mitgefühl für Andere, gepaart mit einer wesensnahen Selbstfürsorge.

Der Übungsteil des Buches enthält Anmerkungen zu jeder einzelnen

Übung. Es werden Vorbereitung, Übungsfelder, der Transfer in den Alltag und

Variationsmöglichkeiten beschrieben. Den Einstieg bilden allgemeine Empfehlungen

zum Üben und zum Gebrauch der CDs.Den Abschluss bilden Hinweise auf

weiterführende Literatur, Weblinks und Schlüsselbegriffe der Achtsamkeit.

Das Buch versucht, Theorie und Praxis zu verbinden, wodurch dem Leser (Wir

verwenden im Hinblick auf eine bessere Lesbarkeit des Textes zumeist die

männliche Form. Wir sind allerdings darauf bedacht, so oft wie möglich

geschlechtsneutrale Worte zu nutzen.) je nach persönlicher Vorliebe zwei Wege

offen stehen: sich die Theorie über die Übungen zu erschließen oder sich

zunächst theoretisch mit dem Konzept der Achtsamkeit vertraut zu machen, um erst

dann mit den Übungen zu beginnen. Wir empfehlen in beiden Fällen vor dem Hören

der Übungen die jeweiligen Anmerkungen zu lesen. Alle Übungen erfordern die

volle Aufmerksamkeit, sie sind daher nicht geeignet, sie nebenbei zu

hören, etwa beim Autofahren.

Grundlagen

WAS IST ACHTSAMKEIT ?
Wurzeln der Achtsamkeit und ihre

aktuelle Bedeutung

Achtsamkeit ist eine Fähigkeit des Bewusstseins, die jeder Mensch entwickeln

kann. Sie zu üben ist Teil vieler spiritueller Wege, etwa im Christentum und im

Sufismus, vor allem aber in der 2 500 Jahre alten Tradition des Buddhismus.

Buddha beschrieb einen Weg zur Befreiung vom Leid, dessen Herzstück die

Achtsamkeit ist. Ihre Ursprünge liegen somit in einem ganz bestimmten

weltanschaulichen, ethischen und spirituellen Gesamtzusammenhang. Die Anwendung

von Achtsamkeit ist aber keineswegs an eine Religion gebunden. Buddha selbst hat

seine Schüler dazu ermuntert, nichts zu glauben, nur weil es Lehrer

behaupten oder es in Büchern steht. Alles möge an der eigenen Erfahrung geprüft

werden.

Schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts hat es in Europa immer wieder

Bewegungen gegeben, die sich für die Lehren aus dem Osten interessierten. Doch

erst seit den 1960er Jahren gewinnt ihr Wissen – und damit auch die Achtsamkeit

– in der westlichen Welt zunehmend an gesellschaftlicher Bedeutung. So konnten

die Beatles mit ihrem Guru Interesse für Meditation wecken, Mönche und Yogis

wurden in Labors untersucht. Die eindrucksvollen Bilder des menschlichen Gehirns

während meditativer Zustände machten auch Skeptikern deutlich, welche

Möglichkeiten in der Nutzung des alten östlichen Erfahrungsschatzes liegen. Am

Beginn der Entwicklung wurde Achtsamkeitstraining als Entspannung verstanden,

später als mentales Training zur Erreichung von Höchstleistungen. In den letzten

Jahren wurden Verfahren zur Behandlung von psychischen und körperlichen

Erkrankungen entwickelt. Dabei wird auch die stressreduzierende und

emotionsregulierende Wirkung von Achtsamkeit genutzt. Ein intensives

Langzeittraining von Achtsamkeit kann Möglichkeiten eröffnen, die über die

Psychologie des 'normalen' Alltagsbewusstseins weit hinausgehen.

Das letzte Jahrzehnt brachte der Psychotherapie und Medizin geradezu einen

'Achtsamkeits-Boom'. Der Großteil der veröffentlichten Studien bezieht sich auf

die Arbeit von Jon Kabat-Zinn. Er entwickelte in den 1970er Jahren in

Massachusetts ein achtsamkeitsbasiertes Stressbewältigungsprogramm. Dieses

Gruppenprogramm, 'Mindfulness-Based Stress Reduction' (MBSR) genannt, ist

inzwischen weltweit verbreitet und hat sich bei unterschiedlichsten Zielgruppen

bewährt. Seit den 1960er Jahren wurden parallel zum Siegeszug der auf

klassischer Achtsamkeitspraxis basierenden Gruppenprogramme auch

achtsamkeitszentrierte Verfahren für tiefenpsychologische Einzeltherapie

und Coaching entwickelt. Dies sind vor allem die Hakomi-Methode, sowie zumindest

in Ansätzen die Arbeit mit der 'inneren Familie' (IFS) und das Focusing

(siehe Hakomi, S. 161; IFS, S. 162; Focusing, S.

161).Definitionen von Achtsamkeit

Auf die Frage, was Achtsamkeit ist, wird man sehr wahrscheinlich recht

unterschiedliche Antworten bekommen. Wenn man buddhistische Mönche fragt, wird

die Antwort davon abhängen, welcher Tradition diese angehören, ob sie Novizen

sind oder jahrzehntelange Erfahrung haben. Sie werden bei ihrer Antwort auch das

Wissen und die Vorerfahrungen der Fragenden mit berücksichtigen.

Der vietnamesische buddhistische Mönch und Friedensaktivist Thich Nhat Hanh,

einer der Lehrer, die Achtsamkeit im Rahmen des 'engagierten Buddhismus' im

Westen populär gemacht haben, beschreibt sie folgendermaßen:

'Achtsamkeit ist die Fähigkeit, in jedem Augenblick unseres täglichen

Lebens wirklich präsent zu sein. (…) Achtsamkeit ist eine Art von Energie, die

jedem Menschen zur Verfügung steht. Wenn wir sie pflegen, wird sie stark, wenn

wir sie nicht üben, verkümmert sie. (…) Achtsamkeit lässt uns erkennen, was im

gegenwärtigen Augenblick in uns und um uns herum wirklich

geschieht'.1In Achtsamkeitstrainings zur Stressbewältigung

wird Achtsamkeit folgendermaßen beschrieben:

'Achtsamkeit ist jenes Gewahrsein, das entsteht, wenn sich die

Aufmerksamkeit mit Absicht und ohne zu bewerten auf die Erfahrungen richtet, die

sich von Moment zu Moment entfalten.'2

Die unterschiedlichen Definitionen beinhalten vier Bausteine, die aus der

Sicht der Autoren essenziell sind:

1. Die Lenkung der Aufmerksamkeit

ist beabsichtigt und damit bewusst. 2. Die Aufmerksamkeit wird auf die

Gegenwart, den jeweiligen Augenblick gelenkt. Dies führt zu einer

besonderen Qualität von Präsenz.

3. Das Licht, in dem die gegenwärtige Erfahrung wahrgenommen wird, ist

wohlwollend, freundlich, akzeptierend und nicht bewertend oder gar

verurteilend.4. Achtsamkeit ist durch das Erwachen eines 'Inneren

Beobachters' charakterisiert.

Achtsamkeit ist ein Wort mit vier unterschiedlichen Bedeutungen: 1. Achtsam

sein bedeutet, sich in einem genau beschriebenen Zustand zu be?nden:

Einem geistig aktiven aber zugleich passiv aufnehmenden Beobachten und

Gewahrsein dessen, was innen und außen im gegenwärtigen Moment vorgeht.

Automatische Reaktionen werden nicht unmittelbar in Handlungen umgesetzt –

Impulse werden zunächst nur beobachtet. Achtsamkeit steht somit im Gegensatz zum

Alltagsbewusstsein, in dem man eher automatisch, wie in einem

'Autopiloten-Modus' funktioniert. Zusätzlich besteht auch Bewusstheit darüber,

worauf die Aufmerksamkeit im jeweiligen Augenblick gerichtet ist.
2. Achtsam

sein bedeutet, der Erfahrung gegenüber eine bestimmte Haltung

einzunehmen: Objekte in der Außenwelt, aber auch innere Vorgänge wie Gedanken,

Gefühle und Körperempfindungen werden so angenommen, wie sie sind. Sie werden

nicht bewertet, es erfolgt keine Einordnung in bestehende Konzepte und auch

keine Verknüpfung mit vergangenen Erfahrungen. Diese Haltung entsteht von allein

durch häufiges und längeres Verweilen in Zuständen von Achtsamkeit.
3.

Achtsamkeit beruht auf bestimmten Techniken. Konzentration und

Fokussierung der Aufmerksamkeit führen zu innerer Ruhe. Aus dieser

'Zugangskonzentration' entsteht die grundlegende Fähigkeit zu immer genauerem

und konstanterem Beobachten. Einzelne Elemente der Wahrnehmung können auch

innerlich benannt werden, ohne sie einer Analyse zu unterziehen.
4.

Oft wird Achtsamkeit mit den Auswirkungen der Praxis gleichgesetzt.

Achtsamkeitspraxis kann zur Entwicklung von Einsicht, von Ruhe und innerem

Frieden und von Gelassenheit und Gleichmut führen. Sie kultiviert Mitgefühl und

Mitfreude, Gegenwärtigkeit und Präsenz. Sie verbessert die

Selbstregulationsfähigkeit und öffnet den Menschen für neue Erfahrungen.

'Einsicht' bedeutet in dieser Tradition die Loslösung von Konzepten mit dem

Ziel, die Welt immer genauer und umfassender so wahrzunehmen, wie sie ist.

DIE VIER BAUSTEINE DER

ACHTSAMKEIT

Baustein 1: Lenkung der Aufmerksamkeit

Eine Grundannahme der buddhistischen Psychologie besteht darin, dass jeder

Mensch in seiner eigenen Welt lebt. Wie er diese Welt konstruiert, hängt von den

Aspekten der Außen- und Innenwelt ab, die er wahrnimmt. Die Auswahl dieser

Aspekte ist das Ergebnis der Lenkung der Aufmerksamkeit. Sie bestimmt, was wir

registrieren und was wir ausblenden. Diese Lenkung erfolgt in der Regel nicht

bewusst. Wir erleben es subjektiv meist eher so, dass etwas unsere

Aufmerksamkeit auf sich zieht, wir dann wieder abgelenkt werden und es uns

schwer fällt, über längere Zeit bei einer Sache zu bleiben. Diese Lenkung ist

zwar nicht bewusst aber sehr wohl ein aktiv gestaltender Prozess. Somit

handelt es sich vielmehr um eine 'Wahrgebung'3 als um eine

Wahrnehmung.

Wenn man die Aufmerksamkeit mit dem Lichtkegel eines Bühnenscheinwerfers

vergleicht, hieße Achtsamkeit, zugleich Beleuchter und Regisseur zu sein. Wo der

Lichtschein hinfällt, folgt dann nicht mehr den automatischen Gesetzen des

Alltagsbewusstseins, so wie man sich unwillkürlich in die Richtung dreht, aus

der man plötzlich ein lautes Geräusch hört. In einem achtsamen Zustand kann man

im Gegensatz dazu ganz bewusst jene Stelle auf der Bühne des Lebens auswählen,

die beleuchtet werden soll. Der BewusstseinsScheinwerfer kann dann entweder

diffus die gesamte Bühne beleuchten, wie ein Spot einen kleinen Ausschnitt

hervorheben oder wie ein Laserstrahl nur einen Punkt fokussieren und zwar so

lange, wie der Regisseur es will.

Achtsamkeit bedeutet, diese Wahlmöglichkeit zu nutzen. Man kann sich die

automatischen Aufmerksamkeitslenkungsprozesse bewusst machen und selbst die

Regie übernehmen. Damit kann man sich dem zuwenden, was im Augenblick wesentlich

ist. Man kann die Aufmerksamkeit sich selbst und seiner Innenwelt schenken,

speziell dann, wenn man sonst dazu neigt, sich selbst zu vergessen. Man kann

seinen Körper spüren, etwa die Atmung. Man kann sich einem Gefühl zuwenden, um

seine Botschaft zu hören. Man kann sich beim Denken zuschauen und bemerken, ob

die Gedanken im Kreis laufen oder sinnvoll weiter führen. Und man kann

beobachten, welche Auswirkungen die augenblickliche Lenkung der Aufmerksamkeit

hat, ob sie sich günstig auswirkt oder vielleicht sogar schadet.

Wenn man praktisch ausprobiert, die Aufmerksamkeit bewusst auf ein Objekt zu

lenken und darauf konzentriert zu bleiben, wird schnell deutlich, wie wenig man

seine Aufmerksamkeit und die eigenen Gedanken im Griff hat. Im Osten wird der

Geist mit einem Affen verglichen, der ruhelos herum hüpft. Achtsamkeitspraxis

hat das Ziel, diesen 'Affengeist' zu zähmen, ihn zur Ruhe zu bringen. So

wird etwa in der Atemachtsamkeit geübt, die Aufmerksamkeit auf das Ein- und

Ausströmen des Atems zu richten und diesen Fokus über längere Zeit

beizubehalten. Ein erstes Ziel ist es, zu bemerken, wenn der Geist ohne unsere

Absicht auf Wanderschaft geht, um ihn wieder sanft zum gewählten Fokus

zurückzubringen: tausendmal abschweifen, um ihn tausendundeinmal wieder zurück

zu bringen. Man kann sich das wie mentales Hanteltraining vorstellen: jedes

Senken der Hantel ein Nachlassen der Sammlung, jedes Anheben eine Stärkung der

Konzentrationsfähigkeit. Auf der Ebene der Neurobiologie bedeutet das, auch die

für die Lenkung der Aufmerksamkeit zuständigen neuronalen Netzwerke im

Stirnlappen und anderen Teilen des Gehirns werden gestärkt. Dieser Zusammenhang

ist bereits recht gut erforscht. Daher die gute Nachricht: Es wird leichter, je

länger ich übe. Die Pausen zwischen den Ablenkungen durch die Gedanken werden

mit zunehmendem Training länger. Der Zustand der reinen Beobachtung des

gewählten Gegenstands dauert ohne Mühe an und wird immer angenehmer.

Achtsamkeitspraxis schult somit zunächst die Aufmerksamkeit, um sie immer

beständiger und leichter lenken zu können. Die Atem-Achtsamkeit ist dafür die

Basisübung. Auch der 'Bodyscan' verfeinert die Konzentration auf einzelne

Körperteile und eine immer ganzheitlicher werdende Körperwahrnehmung.

Eine beständige Achtsamkeitspraxis führt dazu, sich auch im Alltag zunehmend

bewusst darüber zu sein, worauf die Aufmerksamkeit in jedem Augenblick gerichtet

ist. Dies ermöglicht, den Fokus bewusst zu wählen. Achtsamkeit hat somit auch

die Funktion eines Pförtners. Sie bestimmt, auf welche Gegenstände die

Aufmerksamkeit fällt und welche damit in die Innenwelt eingelassen und dort

genährt werden. Sie lenkt, wohin Energie und Informationen fließen. 'Energy

flows where attention goes' – heißt es bei den Kahunas, den hawaiianischen

Schamanen. Bei häufiger Wiederholung dieses Flusses erfolgt auf der

neurobiologischen Ebene eine 'Bahnung': Neuronen, die häufig gemeinsam aktiv

sind, verbinden sich immer fester. Die Geschichte von den 'zwei Wölfen'

illustriert diesen Zusammenhang: Ein alter Indianer sitzt mit seinem Enkel am

Lagerfeuer. Nach langem Schweigen berichtet der Alte aus seinem Leben: 'Weißt

du, im Herz von jedem Menschen kämpfen zwei Wölfe. Einer ist selbstsüchtig,

nachtragend und wütend, der andere ist liebevoll, sanft und mitfühlend.' 'Und

welcher der bei den gewinnt ?' fragt der Enkel besorgt. 'Der, den du mehr

fütterst !' antwortet der Großvater. So können wir uns – wie der Indianerjunge –

die Frage stellen, wen wir füttern, wohin wir unsere Aufmerksamkeit richten und

was wir in uns kultivieren oder eben gerade nicht. Im Zeitalter des Multitasking

oder – wie es manchmal beschrieben wird – eines kollektiven

Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndroms (ADHS) scheint die Fähigkeit,

den Fokus bewusst zu wählen und sich auf eine Sache zu konzentrieren,

unterentwickelt. Sich über längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren ist

allerdings nicht grundsätzlich besser als Multitasking. Achtsamkeit bedeutet

eher Bewusstheit darüber zu haben, was man tut, unterschiedliche Möglichkeiten

zur Auswahl zu haben und diese Wahl bewusst zu treffen, eben der

jeweiligen Situation angemessen. Baustein 2: Gegenwärtigkeit

Achtsamkeit bedeutet, sich dem gegenwärtigen Moment zuzuwenden. Menschen

neigen dazu, darüber nachzudenken, was war oder was sein wird, sie freuen sich

auf etwas, was sein wird, haben Angst oder betrauern Vergangenes. Diese

Beschäftigung mit Vergangenheit und Zukunft führt dazu, dass jener Zeitabschnitt

vernachlässigt wird, in dem sich das Leben ausschließlich abspielt: gerade

jetzt. Dieser Gegenwartsmoment hat keine bestimmte Dauer, er ist gerade so lang,

dass eine Erfahrung auftauchen und ins Bewusstsein treten kann. Und doch spielt

sich das Leben an genau diesem Punkt ab. Nur hier haben wir die Möglichkeit

eines Einwirkens. Es ist der einzige Moment, in dem wir unser Potential

entfalten können.

Achtsamkeit bedeutet in diesem Sinne Wertschätzung für jeden einzelnen

Augenblick des Lebens. Diese Wertschätzung ist die Voraussetzung dafür, ihn

wahrzunehmen und die Fülle des Lebens in sich aufzunehmen. In der Regel wird die

Wahrnehmung eines Gegenstandes oder eines Moments ganz automatisch mit Gedanken

und Bewertungen verknüpft, die sich zu Ketten verbinden und uns auf einem

ungesteuerten Kurs halten. So kann etwa die Wahrnehmung einer einzig artigen

Rose zum grundsätzlichen Nachdenken über Rosen führen oder über das Rot, die

Dornen, die Vergänglichkeit, den hohen Preis im Blumengeschäft, zu Erinnerungen

und weiteren Assoziationen. Damit ist der Kontakt zur Rose verloren.

Achtsamkeitspraxis schult die Fähigkeit, bei der unmittelbaren sinnlichen

Wahrnehmung zu verweilen und zwar diesseits aller Konzepte. Sie ermöglicht ein

genaueres und intensiveres Erleben.
'Nimm wahr, als hättest du keine

Vergangenheit und keine Zukunft', könnte die Anleitung zu einer Haltung lauten,

die man als 'Anfänger-Geist'4 bezeichnet. Man begegnet dabei

Dingen oder Menschen so wie ein Kind. Man betrachtet sie, als ob man sie noch

nicht kennen würde und sie noch nie gesehen hätte. Konzepte, innere Kommentare

und Bewertungen tauchen dann gar nicht auf. Das führt zu einem offenen,

neugierigen und interessierten Erfahren des Augenblicks.

Wenn sich mit der Zeit die Qualität der Beobachtung verfeinert und man über

längere Zeit bei einem Objekt verweilen und genauer schauen, hören und spüren

lernt, tritt auch die Vergänglichkeit aller Dinge deutlicher ins

Bewusstsein. Dieser ständige Wandel ist manchmal neutral, manchmal mit

Abschied verbunden und schmerzlich. Wandel macht aber auch in jedem Augenblick

einen Neubeginn möglich. 'Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne', lautet eine

Zeile in einem Gedicht von Hermann Hesse. Seine Vergänglichkeit macht oft erst

den Wert des Augenblicks bewusst.Baustein 3: Wohlwollende Akzeptanz

Zwei menschliche Automatismen schaffen Leiden: etwas zu wollen, was

nicht ist und etwas nicht zu wollen, was ist. Die buddhistische

Psychologie nennt diese beiden Tendenzen Ablehnung bzw. Hass und Anhaften bzw.

Gier. Sie schlägt etwas Drittes vor: einen Weg zu kultivieren, auf dem wir

lernen, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Dies gilt für den jeweiligen

Augenblick und bedeutet keinesfalls, Unheilsames unnötig lange auszuhalten und

dass man sich nicht um Veränderung bemühen soll. Akzeptanz führt allerdings

dazu, einen aussichtslosen und zum Scheitern verurteilten Kampf gegen

Unveränderbares zu beenden oder ihn erst gar nicht zu führen. Es ist wie bei

jenen Menschen, die dem Tod ins Auge schauen müssen und sich mit ihm

angefreundet haben. Da können eine tiefe Stille, Freude am Leben und große Liebe

allen Dingen gegenüber eintreten. Es ist allerdings oft gar nicht so einfach, zu

unterscheiden, was veränderbar ist und was nicht oder in welchem Zeitraum. Nicht

selten ist es sogar so, dass sich eine unangenehme Situation nicht verändert

oder sogar verstärkt, solange man dagegen ankämpft. Erst wenn es gelingt, sie

freundlich zu akzeptieren, verändert sie sich manchmal wie von selbst oder löst

sich auf. Psycho logen sprechen vom 'Paradoxon der

Veränderung'5. Eine Ebene der Erklärung dafür könnte sein, dass

es einer gewissen Akzeptanz bedarf, um überhaupt einmal genau hinzuschauen,

speziell wenn ein problematischer Zustand massiv abgelehnt und eine

Auseinandersetzung damit vermieden wird. Ein genaues Hinschauen ist dann

Voraussetzung dafür, auf kenntnisreichere und intelligentere Weise auf das

Problem einzugehen.

Die buddhistische Psychologie beschreibt noch eine weitere Eigenheit des

Menschen, die völlig automatisch abläuft: nämlich alles Wahrgenommene durch

Gedanken zu begleiten. Mit diesen Gedanken sind meistens Bewertungen verbunden,

z.B. die Abwertung von sich selbst oder von Anderen mit Sätzen wie 'Wie sehe ich

heute nur wieder aus ?' oder 'Was redet der für einen Unsinn?' Achtsamkeit führt

dazu, eine neue, meist ungewohnte Haltung den eigenen Wahrnehmungen und

Erfahrungen gegenüber einzunehmen: Sie wie Gäste in sein Haus einzuladen, sie

willkommen zu heißen, sie kommen und wieder gehen zu lassen und zwar ohne

Bevorzugung oder Ablehnung. Dazu muss die natürliche Tendenz aufgegeben werden,

Unangenehmes zu vermeiden und Angenehmes zu suchen. Durch das Üben der

Achtsamkeit soll auch Platz für schmerzhafte Erfahrungen gemacht werden, genauso

wie für Altern, Krankheit und Tod. Aus der Sicht der buddhistischen Psychologie

ist es unvermeidlich, alles zu verlieren, was man liebt. Es wird nur dann Ruhe

einkehren, wenn wir nicht mehr gegen das ankämpfen, was unvermeidlich ist. Ein

solcher Kampf führt nur zu weiterem unnötigen Leiden.

Es ist nicht leicht, aus den Mustern von Bewertung und Vermeidung

herauszutreten. Der erste Schritt in diese Richtung ist, zu beobachten, welche

Bewertungsprozesse automatisch ablaufen und welche Impulse ein näheres

Hinschauen verhindern. Allein schon dieses Beobachten führt zu einer größeren

Distanz gegenüber den Bewertungen und erleichtert, sich wieder der unmittelbaren

Erfahrung zuzuwenden. Nach dieser Auffassung verlässt man gleichsam das Kino, in

dem der innere Film mit den Bildern läuft, die man sich von einer Sache gemacht

hat. Man ist wieder frei, sie unmittelbar wahrzunehmen, wie sie wirklich

ist.Der Zustand des inneren Beobachtens schafft einen befreienden Abstand

und ein genaueres Hinschauen wird leichter. Durch das genaue Hinschauen

Lieben Interesse
Akzeptieren Wahrnehmen
Verstehen

gewinnt man Verständnis, was wiederum hilft, eine akzeptierende Haltung zu

finden. Und je besser ich etwas kenne und annehme, umso mehr kann ich es lieben.

Dadurch kommt ein sich selbst verstärkender Kreisprozess in Gang. Dieser führt

über wohlwollendes Interesse, genauere Wahrnehmung und Verstehen zum Akzeptieren

und zu einer tieferen Liebe zu den Dingen aber auch zu anderen Menschen und zu

sich selbst.

Es gibt in den Traditionen der Achtsamkeit unterschiedliche Auffassungen

darüber, ob Akzeptanz ein Bestandteil der Definition von Achtsamkeit sein soll

oder ob sie eine natürliche Folge der Achtsamkeitspraxis darstellt. Wahrnehmen

ohne zu bewerten ist dagegen Teil nahezu aller Definitionen. Ob die

gefühlsmäßige Tönung dieser Wahrnehmung nur neutral oder wohlwollend und

liebevoll ist, darin unterscheiden sie sich wiederum. Unbestritten ist

allerdings, dass kontinuierliche Achtsamkeitspraxis zu mehr Mitgefühl und

'Liebevoller Güte' führt und dies ein wesentliches Ziel allen Übens

ist.Baustein 4: Der 'Innere Beobachter' führt zu Disidentifikation

Wir beschreiben Achtsamkeit hier auch als das Erwachen des 'Inneren

Beobachters'. Die Achtsamkeitspraxis zielt aus dieser Perspektive darauf ab,

einen inneren Beobachter zu kultivieren, der sich sogar seiner selbst bewusst

ist.

Es ist ein teilhabendes Beobachten, charakterisiert durch einen engen

Kontakt zur Erfahrung, während gleichzeitig Distanz zu ihr besteht. Man kann

sich das wie einen Schritt in eine größere Entfernung vorstellen oder wie einen

Fluss, den der Beobachter vorbeifließen sieht. Entscheidend ist der

Perspektivenwechsel: nicht mehr von den Fluten mitgerissen zu werden,

sondern aus der Stille heraus das Vorbeifließen zu beobachten, vielleicht die

Zehen oder einen Finger einzutauchen, um die Temperatur und die Strömung zu

spüren.

In der buddhistischen Lehre wird immer wieder von 'reinem Gewahrsein'

gesprochen, was bedeuten soll, sich dieses Beobachtens bewusst zu sein, selbst

wenn nichts mehr beobachtet wird. Dies sind besondere Zustände, die nach langem

Training auftreten. Sie sind mit Worten nicht adäquat zu beschreiben, vermitteln

dem Übenden aber eine subjektive Erfahrung dessen, was er 'wirklich' ist.


Dietz, Thomas
Thomas Dietz, Arzt mit Zusatztitel Psychotherapie, Senior-Coach und Coaching-Ausbilder DBVC. Seit 1989 Management-Trainer und Berater in Feldafing. Zusammen mit Ingeborg Dietz, Halko Weiss und anderen Kollegen hat er ein spezifisches Vorgehen im Coaching entwickelt, das auf Achtsamkeit, Persönlichkeitsteilen und Körperorientierung beruht.

Harrer, Michael E.
Michael E. Harrer, Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin; Lehrtherapeut für Hypnose (ÖGATAP). Psychotherapeut und Supervisor in freier Praxis in Salzburg. Er leitet Seminare zu den Themen Achtsamkeit, Psychoonkologie und Burn-out-Prophylaxe.

Weiss, Halko
Halko Weiss, PH.D. Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, Mitbegründer und Senior-Trainer des Hakomi Institute, Inc., USA. Dozent für achtsamkeitszentrierte Körperpsychotherapie, Beziehungstherapie und Persönlichkeitsentwicklung von Führungskräften. Zahlreiche Veröffentlichungen.

Halko Weiss, PH.D. Dipl.-Psych., Psychologischer Psychotherapeut, Mitbegründer und Senior-Trainer des Hakomi Institute, Inc., USA. Dozent für achtsamkeitszentrierte Körperpsychotherapie, Beziehungstherapie und Persönlichkeitsentwicklung von Führungskräften. Zahlreiche Veröffentlichungen.

Michael E. Harrer, Dr. med., Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin; Lehrtherapeut für Hypnose (ÖGATAP). Psychotherapeut und Supervisor in freier Praxis in Salzburg. Er leitet Seminare zu den Themen Achtsamkeit, Psychoonkologie und Burn-out-Prophylaxe.

Thomas Dietz, Arzt mit Zusatztitel Psychotherapie, Senior-Coach und Coaching-Ausbilder DBVC. Seit 1989 Management-Trainer und Berater in Feldafing. Zusammen mit Ingeborg Dietz, Halko Weiss und anderen Kollegen hat er ein spezifisches Vorgehen im Coaching entwickelt, das auf Achtsamkeit, Persönlichkeitsteilen und Körperorientierung beruht.



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