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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 432 Seiten

Reihe: Mirador

Wells Active Memory

Ein Mirador-Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-492-99228-2
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Mirador-Roman

E-Book, Deutsch, Band 3, 432 Seiten

Reihe: Mirador

ISBN: 978-3-492-99228-2
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Los Angeles im Jahr 2050: Die junge Hackerin Marisa Carneseca umgibt ein Geheimnis. Als sie zwei Jahre alt war, verlor sie bei einem Autounfall ihren Arm, während Zenaida de Maldonado, die Frau eines Mafiabosses, starb. Niemand kann Marisa sagen, warum sie in diesem Auto saß oder wie es nach dem Unfall zu der Fehde zwischen den Carnesecas und den Maldonados kam. Die Vergangenheit holt Marisa viele Jahre später ein, als Zenaidas frisch abgetrennte Hand aufgefunden wird. Ist Zenaida doch noch am Leben? Als Marisa erfährt, dass nicht nur die Gangs von Los Angeles, sondern auch die größten Konzerne der Welt in den Fall verwickelt sind, wird klar, dass mehr dahinter steckt, als Marisa je hätte ahnen können ...
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Kapitel 1


Die Mario Fortino Alfonso Moreno Reyes Highschool war mit einem ganzen Schwarm wunderschöner schwebender Laternen geschmückt. Die solarbetriebenen LED-Lampen hingen an großen Ballons aus Mylarfolie, deren Auftrieb genau bemessen war, sodass sie regungslos in der Luft verharrten. Die Steuerung war intelligent genug, um die Ballons an die vorgesehenen Positionen zurückzubringen, wenn eine unberechenbare Bö sie mitriss. Oder, dachte Marisa, wenn ein ebenso unberechenbarer Schüler sie absichtlich wegstieß. Letzteres war sogar die wahrscheinlichere Variante. Sie war selbst erst siebzehn und ungeheuer stolz, dass sie alles wusste, was ein Mensch nur wissen konnte, aber wenn es etwas gab, das sie nie verstehen würde, dann waren es die Jungs auf der Highschool.

»Was mögen die wohl gekostet haben?«, überlegte Marisas Vater, der die Lichter durch das Fenster ihres Autotaxis betrachtete.

»Heute ist ein besonderer Abend«, verkündete Marisa. »Es ist der Wissenschaftswettbewerb.«

»Das heißt «, ergänzte Marisas zwölfjährige Schwester Pati. Es war förmlich zu hören, wie sie in Großbuchstaben sprach. »Wissenschaft, Kunst, Ingenieurswesen, Technologie und Mathematik, alles in einem.«

Gabi schnaubte. »Es ist bloß ein Wissenschaftswettbewerb.« Sie war zwei Jahre älter als Pati und viel schwerer zu beeindrucken. »Warum sind wir überhaupt hier?«

»Euer Bruder hat beim Wettbewerb ein Nuli eingereicht«, antwortete der Vater. »Keiner von euch hat jemals ein Nuli gebaut.«

Marisa verdrehte die Augen. »Papi, das ist kein Wettkampf.«

»Natürlich ist es ein Wettkampf«, widersprach er. »Es gibt einen Preis und so weiter.«

»Ich meine zwischen deinen Kindern.«

»Es ist überhaupt kein Wissenschaftswettbewerb«, wandte Pati ein. »Es ist eine Vorführung für Roboter und Hacker. Gama hat gesagt, es soll einen Nulikampf geben …«

»Das hier ist nichts für Hacker«, fiel Gabi ihr ins Wort. »Die Schule lässt doch nicht die eigenen Computer von den Schülern hacken.«

»Mari macht das aber die ganze Zeit«, beharrte Pati.

»Das sollte sie lieber lassen«, warf der Vater ein.

»«, sagte Marisa. »«

»Entschuldige dich bei deiner Schwester!«, verlangte der Vater.

»Ja«, entgegnete Marisa. »Entschuldige dich!«

Er musterte sie mit finsterem Blick. »Ich meinte dich, «

Pati machte ein selbstgefälliges Gesicht. »Wir sagen nicht , hast du das vergessen?«

»Na gut«, gab Marisa zurück. »Tut mir leid. Auf Spanisch: . Auf Chinesisch: .«

Marisas Vater betrachtete sie misstrauisch aus den Augenwinkeln. Er sprach kein Chinesisch und wusste nicht, dass sie ihrer Schwester noch einmal gesagt hatte, sie solle die Klappe halten. Der Augenausdruck verriet allerdings, dass er etwas in dieser Richtung vermutete.

»Es gibt auch keine Nulikämpfe«, schränkte Gabi ein. »Da stehen einfach nur, fünfzig Jungs neben den blöden kleinen Robotern, die sie gebaut haben.«

»Und fünfzig Mädchen«, ergänzte Marisa.

»Wen kümmern die schon?«, fragte Gabi. »Ich bin nur mit einem Jungen verwandt, also bleiben neunundvierzig, die mir etwas über ihre Projekte erzählen wollen.«

»Highschooltypen«, meinte Marisa voller Abscheu. »Die kannst du alle haben.«

»Genau das habe ich vor.«

»Meine Ohren!«, rief ihr Vater. »Könnt ihr nicht wenigstens warten, bis ihr ausgestiegen seid?«

Das Autotaxi hielt am Bordstein, die Türen glitten klappernd auf. Normalerweise wären sie nicht mit dem Taxi gefahren, aber ihr Vater erholte sich gerade von seiner Lebertransplantation. Er konnte zwar gehen, die Ärzte rieten ihm allerdings, sich vorläufig noch zu schonen. Deshalb hatten sie das billigste Autotaxi genommen, das es gab. Marisa stieg aus, rückte das T-Shirt zurecht – es zeigte die Intruders, ihre aktuelle nigerianische Lieblings-Metalband – und betrachtete die Schule. Schule, auch wenn sie überwiegend daheim lernte. Sie stemmte die Metallprothese gegen den Türrahmen und streckte den natürlichen Arm ins Auto. Ihr Vater schlug ein, und sie zog ihn grunzend hoch. Die Gelenke und Servomotoren im Metallarm, eine schlanke, ästhetische Prothese, bewältigten die Anstrengung mühelos, hinterließen allerdings eine Reihe winziger Dellen im dünnen Dach des Taxis. Egal. Sie schüttelte den Kopf und half Gabi, auch das Pflegenuli auszuladen.

»Triste Chango«, stöhnte ihr Vater. »Ich hasse dieses Ding.«

Das bedeutete so viel wie , war in diesem Fall aber der Name, den die Familie dem Pflegenuli gegeben hatte. Marisa tätschelte lächelnd den Blechkasten. »Das Ding hält dich am Leben, Papi. Wir wollen doch nicht, dass eine Naht reißt, dass du eine Infektion bekommst oder so.«

Er schüttelte den Krückstock, bis er ganz ausgeklappt war, und setzte sich langsam zur Highschool in Bewegung. »Ich brauche keinen Babysitter.« Triste Chango folgte ihm dienstbeflissen und hielt die Rettungsmittel bereit.

Sobald Pati und Gabi ausgestiegen waren, blinzelte Marisa den Bezahllink in der Benutzeroberfläche ihres Djinnis an. Das Computerimplantat zeigte sich als sanftes Glühen am Rand ihres Gesichtsfelds. Auf ihrem Konto war nicht mehr viel Geld, aber ihre Mom hatte ihnen genug gegeben, damit sie das Taxi bezahlen konnten. Es bat um ein Trinkgeld, was Marisa voller Schadenfreude ablehnte, und fuhr mit einem etwas zu schrillen Motorgeräusch davon.

»Deshalb ist Jugendlichen so ziemlich alles egal.« Marisa nahm Pati an der Hand und folgte dem Vater in die Schule. Pati trug wie Marisa schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt. »Hundert Menschen haben gerade gesehen, wie wir ausgestiegen sind, und wenn ich Wert auf ihre Gedanken legen würde, dann würde ich sterben. Es ist wirklich das Beste, wenn einem alles egal ist.«

»Bäh, du bist vielleicht blöd!«, meinte Gabi.

Marisa lächelte Pati an. »Siehst du?«

Das LED-Schild über dem Eingang war anlässlich des Wettbewerbs umdekoriert. Jetzt stand dort in quietschgelben Buchstaben. Im Eingangsbereich waren Trophäen und Zeitungsartikel ausgestellt. Die meisten drehten sich allerdings eher um Sport als um Wissenschaft. Mehrere Besucher winkten ihnen zu, als sie zur Cafeteria gingen, wo die Projekte ausgestellt wurden. Los Angeles war riesig – die größte Stadt der Welt, zumindest der Ausdehnung nach, wenn schon nicht nach der Einwohnerschaft –, aber Mirador bildete eine verschworene Gemeinschaft, in der jeder so gut wie jeden anderen zumindest flüchtig kannte. Dank ihres Restaurants waren die Carnesecas zudem bekannter als viele andere Einwohner.

», Carlo Magno!« Ein älterer Mann winkte Marisas Vater gut gelaunt zu und stemmte die Hände in die Hüften, als betrachte er ein besonders schönes Stück Rindfleisch in der Auslage eines Metzgers. »Du siehst gut aus, du erholst dich schnell.«

»Danke, Beto.« Carlo Magno lächelte, und Marisa sah, dass ihr Vater ehrlich dankbar war, auch wenn er nichts mehr sagte. Er tat immer gern so, als strotze er vor Gesundheit, aber der heutige Abend setzte ihm zu.

»Komm schon!« Pati zog Marisa an der Hand weiter. »Lass uns Sandro suchen! Hast du schon sein Nuli gesehen? Es ist erstaunlich.«

»Ich habe es gesehen«, antwortete Marisa. »Sein Zimmer liegt direkt neben meinem.« Trotzdem ließ sie sich weiterziehen. Gabi war schon verschwunden.

»Wartet!«, rief Carlo Magno. »Lasst mich doch nicht allein hier stehen!«

»Du bist nicht allein«, widersprach Marisa. »Du hast doch Triste Chango.«

»Wie bitte?«, fragte Beto.

»Sein Nuli«, ergänzte Marisa. »Du warst nicht gemeint.« Pati zerrte sie durch die Tür in die Cafeteria. An diesem Tag waren die Tische nicht zu langen Reihen, sondern zu Dreiecken zusammengestellt worden. Marisa konnte nicht recht erkennen, inwiefern das den öden Raum ansehnlicher machte oder wie man sich jetzt besser darin zurechtfinden sollte. Jedes Dreieck war mit -Objekten dekoriert, auf einigen lagen sogar Plakate, die den unvermeidlichen Strebern gehörten, aber meist waren es einfach Nulis, Roboter oder Monitore, die irgendeine hübsche neue Software zeigten. Auf den Wandbildschirmen liefen unverfängliche Videos über Tiere in freier Wildbahn: Serengeti, Amazonas, die Ruinen des alten Detroit. Das diesjährige Thema lautete , und die meisten Projekte zielten auf irgendeinen Aspekt der Natur oder auf die einzigartige Symbiose der Stadt mit der Natur.

Gabi stand in der Nähe an einem Tisch. Sie trug die beste Weste und einen Falten-Minirock und hörte hingerissen Jordan Brown zu, der ihr den neuen Müllsammelalgorithmus erklärte, den er für ein Hausmeisternuli entwickelt hatte.

»Die Software kann nicht nur mehr Arten von Abfall erkennen, sondern ihn auch viel präziser nach recycelbaren Stoffen sortieren. Lebensmittel und organische Abfälle, Papier und sogar Metallkeramik in Form von einseitig beschichteten Folien …«

Marisa ließ sie allein und wanderte weiter in den Raum hinein. Jordan war süß, besuchte aber bereits die Abschlusskurse und hatte eine Reihe unglaublicher Stipendienangebote bekommen. Gabi hatte keine Chance, aber warum sollte sie die Träume ihrer Schwester zerstören?

In ihrem Djinni ploppte eine Nachricht auf. Ein kleines Ebenbild ihres Freunds Bao tanzte fröhlich in ihrem Gesichtsfeld....


Wells, Dan
Dan Wells studierte Englisch an der Brigham Young University in Provo, Utah, und war Redakteur beim Science-Fiction-Magazin »The Leading Edge«. Mit »Ich bin kein Serienkiller« erschuf er das kontroverseste und ungewöhnlichste Thrillerdebüt der letzten Jahre. Nach seinen futuristischen Thrillern um die »Partials« war »Du bist noch nicht tot« der lang erwartete neue John-Cleaver-Roman. Mit der »Mirador«-Saga führt Dan Wells in eine neue Welt.



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