E-Book, Deutsch, 320 Seiten
Wells Die ersten Menschen auf dem Mond
illustrierte Ausgabe
ISBN: 978-3-96188-064-5
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein SciFi Klassiker von H.G. Wells
E-Book, Deutsch, 320 Seiten
ISBN: 978-3-96188-064-5
Verlag: Mantikore-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Als erster Mensch auf dem Mond'
Der erfolglose Geschäftsmann Bedford wittert das ganz große Geld, als er das Genie Cavor kennenlernt.
Dieser hat einen Stoff entdeckt, der die Gravitation aufhebt.
Gemeinsam wollen sie mit einer von Cavor entwickelten Kapsel zum Mond fliegen.
Als das Unglaubliche gelingt, müssen sie feststellen, dass der Erdtrabant bewohnt ist ...
Fantastischer, intelligenter Sci-Fi-Klassiker in neuer Übersetzung.
H. G. Wells (1866-1946) ist neben Jules Verne vermutlich einer der bekanntesten
Science-Fiction-Autoren des 19. Jahrhunderts. Wells, der als 'Vater der Science Fiction' gilt, schrieb eine Reihe von Werken, die heute als Klassiker gelten.
Neben 'Der Krieg der Welten' zählen 'Die Zeitmaschine', 'Die Insel des Dr. Moreau', sowie 'Der Unsichtbare' zu seinen bekannten Romanen. Wells war viermal für den Literatur-Nobelpreis nominiert.
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KAPITEL EINS
Das Treffen zwischen Mr. Bedford
und Mr. Cavor in Lympne
Während ich mich hier im Schatten der Weinblätter unter dem blauen Himmel von Süditalien zum Schreiben niedersetze, wird mir mit gewissem Erstaunen bewusst, dass meine Teilnahme an jenen erstaunlichen Abenteuern von Mr. Cavor am Ende das Ergebnis reinsten Zufalls war. Es hätte jeden treffen können. Ich stürzte zu einem Zeitpunkt in diese Angelegenheiten hinein, als ich dachte, mich der geringsten Chance auf verstörende Erfahrungen entzogen zu haben. Ich war nach Lympne gekommen, weil ich es mir als den ereignislosesten Ort der Welt vorstellte. »Jedenfalls«, sagte ich, »werde ich hier Frieden und die Gelegenheit zur Arbeit finden.« Und dieses Buch ist die Konsequenz. Wie sehr das Schicksal doch im Widerspruch zu den kleinen Plänen der Menschen steht. An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich vor Kurzem eine Schlappe bei gewissen Geschäftsunternehmungen erlitten hatte. Da ich nun hier sitze, umgeben von wohlhabendsten Verhältnissen, kann ich mir den Luxus leisten, meine äußerste Not zuzugeben. Ich kann sogar eingestehen, dass meine Missgeschicke bis zu einem gewissen Grad möglicherweise meine eigene Schuld waren. Es gibt Tätigkeiten, bei denen ich einiges Können aufweise, doch gehört das Geschäftemachen nicht dazu. Doch in jenen Tagen war ich jung, und meine Jugend nahm, neben anderen unangenehmen Gestalten, jene von Hochmut bezüglich meiner Geschäftstüchtigkeit an. Ich bin weiterhin jung an Jahren, doch haben die Dinge, die mir zugestoßen sind, etwas von der Jugend meines Geistes abgerieben. Ob sie darunter jedoch Weisheit ans Licht gebracht haben, ist fragwürdiger. Es ist kaum notwendig, im Einzelnen auf die Spekulationen einzugehen, die mich nach Lympne in Kent brachten. Heutzutage haftet sogar Geschäftsvorgängen ein Aroma des Abenteuers an. Ich ging Risiken ein. In diesen Dingen gibt es ausnahmslos ein gewisses Geben und Nehmen, und schließlich fiel es mir zu, widerwillig reichlich zu geben. Selbst als ich aus allem herausgekommen war, hielt es ein streitsüchtiger Gläubiger für nötig, Heimtücke zu zeigen. Womöglich sind Sie schon auf dieses brennende Gefühl wütender Tugend gestoßen oder haben es nur verspürt. Er setzte mir hart zu. Letztendlich war ich überzeugt, dass ich nichts weiter tun konnte, als ein Theaterstück zu schreiben, wenn ich mich für meinen Lebensunterhalt nicht als Büroangestellter abmühen wollte. Ich besitze eine gewisse Vorstellungskraft und einen luxuriösen Geschmack, und ich wollte energisch kämpfen, um ein solches Schicksal zu vermeiden. Zusätzlich zu meinem Vertrauen in meine Fähigkeiten als Geschäftsmann war ich zu jener Zeit überzeugt, dass ich in der Lage wäre, sehr gute Theaterstücke zu schreiben. Es ist, wie ich annehme, keine allzu ungewöhnliche Überzeugung. Ich wusste, dass es außerhalb legitimer Geschäftsvorgänge kaum etwas gab, das so viele opulente Möglichkeiten bot, und sehr wahrscheinlich beeinflusste dies meine Meinung. Ich hatte mir tatsächlich angewöhnt, dieses ungeschriebene Drama als hübsche, kleine Reserve für einen schwarzen Tag zurückzustellen. Dieser schwarze Tag war gekommen, und ich machte mich an die Arbeit. Ich bemerkte bald, dass das Verfassen eines Stückes zeitaufwendiger war, als ich angenommen hatte. Zunächst hatte ich dafür zehn Tage anberaumt, und auf der Suche nach einer Absteige für diese Zeit war ich nach Lympne gekommen. Ich schätzte mich glücklich, den kleinen Bungalow zu bekommen. Ich erhielt ihn mit einem Vertrag über drei Jahre. Ich stellte ein paar einfache Möbel hinein, und während das Stück in Arbeit war, kochte ich selbst. Meine Kochkunst hätte Mrs. Bond schockiert. Und dennoch, wissen Sie, es schmeckte. Ich hatte eine Kaffeekanne, einen Topf für Eier, einen für Kartoffeln und eine Bratpfanne für Würste und Speck: Dies waren die einfachen Vorrichtungen für meinen Komfort. Man kann nicht immer herausragend sein, Einfachheit jedoch ist stets eine mögliche Alternative. Für den Rest kaufte ich auf Kredit ein Achtzehn-Gallonen-Bierfass, und täglich kam ein vertrauensvoller Bäcker vorbei. Dies war vielleicht nicht der Lebensstil von Sybaris, aber ich hatte schon schlechtere Zeiten erlebt. Der Bäcker, der ein wirklich anständiger Mann war, tat mir ein wenig leid, doch selbst für ihn hatte ich Hoffnung. Wenn jemand nach Einsamkeit sucht, so ist Lympne sicherlich der richtige Ort. Es liegt im Lehmteil von Kent, und mein Bungalow stand am Rande einer alten Meeresklippe und bot einen Blick über die Ebene der Romney Marsh aufs Meer. Bei sehr nassem Wetter ist das Haus beinahe unerreichbar, und ich habe gehört, dass der Postbote die schlammigeren Abschnitte seiner Route gelegentlich mit Brettern an seinen Füßen entlangging. Ich habe nie gesehen, wie er dies tat, aber ich kann es mir durchaus vorstellen. Vor den Türen der wenigen Hütten und Häuser, aus denen das Dorf derzeit besteht, stecken große Birkenbesen, um den schlimmsten Lehm wegzuwischen, was einigen Aufschluss über die Textur des Distrikts geben dürfte. Ich zweifle, dass es diesen Ort überhaupt geben würde, wäre er nicht eine verblasste Erinnerung an längst Vergangenes. Zur Zeit der Römer war hier die große Hafenstadt Portus Lemanis, und inzwischen liegt die See vier Meilen entfernt. Den gesamten steilen Hügel hinunter liegen Felsblöcke und Unmengen römischen Ziegelwerks, und von dort aus verläuft die alte Watling Street, stellenweise noch gepflastert, pfeilgerade nach Norden. Damals stand ich auf dem Hügel und dachte an all das: die Galeeren und Legionen, die Gefangenen und Beamten, die Frauen und Händler, die Spekulanten wie ich, an all das Schwärmen und den Tumult, die lärmend im Hafen ein- und ausgingen. Und nun gibt es nur noch ein paar Geröllhaufen auf einem grasbedeckten Hang, ein Schaf oder zwei – und mich. Und wo die Hafenstadt gewesen war, lagen nun die Ebenen der Marschlandschaft, die eine weite Biegung bis zum entfernten Dungeness beschreiben, wo hier und da verstreute Baumgruppen stehen und die Kirchtürme vergangener mittelalterlicher Städte, die Lemanis nun in den Untergang folgen. Jener Ausblick auf das Marschland war tatsächlich eine der schönsten Ansichten, der ich je gewahr wurde. Ich nehme an, Dungeness war fünfzehn Meilen weit entfernt: Es lag wie ein Floß auf dem Meer, und noch weiter im Westen standen die Hügel von Hastings unter der sinkenden Sonne. Manchmal hingen sie nahe und deutlich da, manchmal waren sie verschwommen und niedrig, und oft genug ließ sie das Wetter gänzlich aus dem Blickfeld verschwinden. Und all die näherliegenden Abschnitte des Marschlands waren von Gräben und Kanälen durchzogen. Das Fenster, neben dem ich arbeitete, gab den Blick auf den Horizont über dem Grat frei, und es war von diesem Fenster aus, da ich Cavor zum ersten Mal sah. Es war just, als ich mit meinem Szenarium kämpfte, meinen Geist zu dieser harten Arbeit zwang, und natürlich erregte er meine Aufmerksamkeit. Die Sonne war untergegangen, der Himmel bot strahlende Beschaulichkeit in Grün und Gelb, und dagegen hob er sich schwarz ab: eine merkwürdige, kleine Gestalt. Er war ein kleines, rundliches, dünnbeiniges Männlein mit Bewegungen von ruckartiger Eigenheit. In seinem außergewöhnlichen Geist hatte er es für passend empfunden, sich mit einer Cricketmütze, einem Überrock, Fahrrad-Kniebundhosen und Strümpfen zu kleiden. Warum er dies tat, weiß ich nicht, denn er fuhr niemals Fahrrad und spielte auch nie Cricket. Es war ein zufälliges Zusammentreffen von Kleidungsstücken, weiß der Himmel, wie es entstand. Er gestikulierte mit Händen und Armen, sein Kopf ruckte hin und her, und er summte. Er summte wie etwas Elektrisches. Sie haben nie solch ein Summen gehört. Und hin und wieder räusperte er sich mit einem höchst außergewöhnlichen Laut. Es hatte geregnet, und sein zuckender Gang wurde durch die extreme Glitschigkeit des Fußweges noch verstärkt. Gerade als er sich vor die Sonne bewegte, hielt er inne, zog eine Uhr hervor, zögerte. Dann, mit einer irgendwie krampfhaften Geste, machte er kehrt und zog sich mit aller vorstellbaren Eile zurück, wobei er nicht länger gestikulierte, sondern mit weitem Schritt ging, welcher seine relativ großen Füße – ihre scheinbare Größe wurde, wie ich mich erinnere, durch den klebenden Lehm noch verstärkt– zum bestmöglichen Vorteil zeigte. Dies geschah am ersten Tag meines Aufenthalts, als meine schreiberische Energie auf ihrem Höhepunkt war und ich den Vorfall einfach als lästige Ablenkung abtat: eine Verschwendung von fünf Minuten. Ich wandte mich wieder meinem Szenarium zu. Doch als sich diese Erscheinung am nächsten Abend mit erstaunlicher Genauigkeit wiederholte, und erneut am nächsten Abend und tatsächlich jeden Abend, wenn kein Regen fiel, wurde die Konzentration auf das Theaterstück immer mühevoller. »Zum Kuckuck mit dem Mann«, sagte ich, »man...