E-Book, Deutsch, Band 3, 100 Seiten
Reihe: Western Helden
Wells Treue um Treue
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-69049-172-3
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Western Helden 3 - Western
E-Book, Deutsch, Band 3, 100 Seiten
Reihe: Western Helden
ISBN: 978-3-69049-172-3
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Western Helden - Die neue Reihe für echte Western-Fans! Harte Männer, wilde Landschaften und erbarmungslose Duelle - hier entscheidet Mut über Leben und Tod. Ob Revolverhelden, Gesetzlose oder einsame Reiter auf der Suche nach Gerechtigkeit - jede Geschichte steckt voller Spannung, Abenteuer und wilder Freiheit. Erlebe die ungeschönte Wahrheit über den Wilden Westen Die hundert Meilen durch die Hochwüste von Idaho hatten Mann und Pferd an den Rand der Erschöpfung gebracht. Hundert Meilen trostloser Öde lagen hinter ihnen, doch jetzt winkten die kahlen Hügel und die schroffen Berge dahinter ganz nah. Bis zur Nacht musste das Ziel erreicht sein! Robin Ford schaute immer wieder besorgt auf den linken Vorderhuf des Wallachs. Vor Stunden schon war »Golden Star« in ein tückisches, vom Alkalisand zugewehtes Loch getreten. Seitdem begann der Falbe immer zaghafter aufzutreten und leicht zu lahmen. Es schien so, als schwelle die Fessel direkt über dem Huf allmählich an. Das war schlimm, besonders für einen Mann, der nicht wusste, wie weit sein Ziel noch entfernt lag. Und der es eilig hatte, weil ein Freund ihn um Hilfe bat. Der Brief Audie Brandons brannte in Robins Tasche. Sie hatten sich seit langen Jahren nicht gesehen. Seit dem Bürgerkrieg, in dem sie Bügel an Bügel geritten waren, hatten ihre Wege sich getrennt. Hin und wieder ein Lebenszeichen, das war alles. Robin Ford kannte jede Zeile des Schreibens auswendig. »Alter Junge!«, schrieb Audie. »Habe durch Zufall Deine Fährte wieder ausgegraben. Ein durchreisender Felljäger brachte mir Deinen Gruß ... just zur rechten Zeit. Komm bitte sofort nach Ox Bow.
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Die hundert Meilen durch die Hochwüste von Idaho hatten Mann und Pferd an den Rand der Erschöpfung gebracht. Hundert Meilen trostloser Öde lagen hinter ihnen, doch jetzt winkten die kahlen Hügel und die schroffen Berge dahinter ganz nah. Bis zur Nacht musste das Ziel erreicht sein!
Robin Ford schaute immer wieder besorgt auf den linken Vorderhuf des Wallachs. Vor Stunden schon war »Golden Star« in ein tückisches, vom Alkalisand zugewehtes Loch getreten. Seitdem begann der Falbe immer zaghafter aufzutreten und leicht zu lahmen. Es schien so, als schwelle die Fessel direkt über dem Huf allmählich an. Das war schlimm, besonders für einen Mann, der nicht wusste, wie weit sein Ziel noch entfernt lag. Und der es eilig hatte, weil ein Freund ihn um Hilfe bat.
Der Brief Audie Brandons brannte in Robins Tasche. Sie hatten sich seit langen Jahren nicht gesehen. Seit dem Bürgerkrieg, in dem sie Bügel an Bügel geritten waren, hatten ihre Wege sich getrennt. Hin und wieder ein Lebenszeichen, das war alles.
Robin Ford kannte jede Zeile des Schreibens auswendig.
»Alter Junge!«, schrieb Audie. »Habe durch Zufall Deine Fährte wieder ausgegraben. Ein durchreisender Felljäger brachte mir Deinen Gruß … just zur rechten Zeit. Komm bitte sofort nach Ox Bow. Sag niemandem, wer Du bist und dass wir Freunde sind. Richte es möglichst so ein, dass Du nachts auf meiner Ranch ankommst – auf der Zelt-Ranch hoch in den Hügeln. Dort, wo der Stadtweg in die Breaks eindringt, findest Du einen Wegweiser. Du brauchst also niemanden nach mir zu fragen. Alles Weitere mündlich. Komm möglichst bis zum 25. August! Nur Du kannst mir helfen. In Eile – so long! Audie.«
Ein Brief, den man nur zwischen den Zeilen lesen konnte. Und wer Audie Brandon kannte wie Robin Ford, der wusste, dass dem ehemaligen Leutnant der Dragoner das Wasser am Halse stehen musste. Denn Audie Brandon war einer der furchtlosesten Männer, die Robin je kennengelernt hatte. Das hatte Audie an jenem Tage bewiesen, als er den verwundeten Robin aus dichtem Feuerhagel in das Lazarett und unter Doc Harbins Messer geschleppt hatte.
Der Brief hatte ihn drüben in Wyoming in Fort Sumpter erreicht, wo er seit einem halben Jahr Zivilscout bei der Armee war. Der Colonel hatte ihm sofort Urlaub auf unbegrenzte Zeit gewährt, denn die Rothäute verhielten sich in ihren Reservationen still und es gab kaum Arbeit für einen Scout.
Den Weg von insgesamt mehr als vierhundert Meilen hatte Robin in fünf Tagen bewältigt. Erst dieser letzte Tag im brennenden Alkalistaub der Hochwüste war ihm und seinem Mustang an die Nieren gegangen.
Robin trug nur einen Revolver, und er trug ihn so hoch wie ein unerfahrener Mann. Für einen Kenner musste die Waffe viel zu weit hinten auf der Hüfte sitzen. Aus dem beinengen Stiefelschaft schaute der Griff eines Hirschhornmessers. Indianische Arbeit – das Skalpmesser eines Sioux-Häuptlings, der nicht mehr unter den Lebenden weilte.
Das Winchester-Gewehr war natürlich nicht auf dem Büffelmist der Rothäute gewachsen. Auf dem silbernen im Kolben eingelegten Schild stand eingraviert: »Dem Sieger Robin Ford. Laramie 1867.«
Yeah, dies Gewehr war eine Präzisionswaffe. Eine Waffe, wie es sie unter Tausenden nur einmal gab. Alle drei Jahre veranstaltete die Stadt Laramie einen Schießwettbewerb, bei dem der Sieger die beste Winchester des Jahres aus der Werkstatt des berühmtesten Büchsenmachers als Preis bekam. Um diese Waffen hatte es schon Mord und Totschlag gegeben, doch als Robin Ford sie im Vorjahr gewonnen hatte, war keiner seiner Konkurrenten auf die Idee gekommen, sie ihm streitig zu machen. Nicht einmal Utica Kimball, der berüchtigte Man-Killer, der von weither gekommen war, um den Preis zu gewinnen.
Jetzt dachte Robin allerdings nicht an die flüchtige Begegnung mit dem Banditen Kimball. In wachsender Sorge beobachtete er die stetig länger werdenden Schatten zwischen den kahlen Wellen der Wüstenhügel. Seit Stunden dasselbe Bild trostloser Einsamkeit. Kein Baum, kein Strauch, kein Grashalm. Sand, Staub, Felsen und Sonne – und kreisende Geier als einzige Begleiter. Die Stille schien zu summen und in den Ohren zu dröhnen. Stille konnte schrecklich sein.
Doch da … das war ein anderes Geräusch. Es klang wie eine in der Ferne verwehte Stimme. Auch Golden Star hob den müde hängenden Kopf und spielte mit den Ohren. Er legte einen Schritt zu und bei dem beschleunigten Tempo konnte Robin Ford deutlich feststellen, wie sehr der Wallach schon lahmte.
Wieder ein Hügel, doch dahinter öffnete sich plötzlich und durch nichts vorauszusehen ein lang gezogenes breites Becken. Auf den ersten Blick schien es genauso kahl und vegetationslos zu sein wie die gewaltige Hochfläche der Wüste, die hinter ihm lag. Doch dann erkannte Robin Ford in den violetten Schatten des Abends die breit hingelagerten flachen Gebäude einer Ranch inmitten der Mulde, sah staubige Sträucher und tiefer im Tal das matte schmale Band eines Flüsschens. Er sah wie hingesprenkelt und hingetupft die Gruppen von rostbraunen Rindern zwischen verdorrtem Gras. Und er sah den Reiter, der aus einer Mulde jenseits des Tales galoppiert kam und in den Park hinter dem Ranchhaus einbog. Falls man die Anhäufung von verstaubten Pinien, Cottonwoods und Fettholzsträuchern als Park bezeichnen wollte …
»Well«, murmelte Robin Ford, »ich dachte schon, es gäbe auf dieser ganzen elenden Welt überhaupt nichts mehr als Sonne und Sand. Pirschen wir uns ran, Golden Star. Für einen Schluck Wasser wirds schon reichen.«
Er dachte nicht mehr an die Mahnung des Freundes, die Menschen dieses Countys zu meiden. Vielmehr, er dachte schon daran, aber es konnte nichts daran liegen, wenn er für sich und sein Pferd einen Schluck Wasser erbat. Seinen Namen oder den Audies brauchte er deshalb ja nicht zu nennen …
*
Zwischen den flach an die Erde geduckten Gebäuden des Schlafhauses und eines Stalles erreichte Robin Ford den Ranchhof.
Nur das Herrenhaus war zum Teil aus Stein gebaut. Es wirkte wie eine Festung, und zweifellos hatte es schon manchen Sturm überdauert. Nicht nur den ›Blizzard‹, der im Winter mit grimmiger Kälte und ungeheuren Schneemassen von Norden hereinbrach, sondern gewiss auch das höllische Kriegsgeschrei der Rothäute. Nicht umsonst war die Brüstung der Veranda mit Schießscharten ausgestattet. Nicht umsonst hatte der Erbauer dieses Hauses die Fenster so klein gehalten, dass sie eher den vergitterten Löchern von Gefängniszellen glichen.
Robin führte den Wallach zum Brunnen unmittelbar vor dem Stall. Drei breitästige Sykomoren schirmten den gemauerten Brunnen ein wenig gegen die Sonne ab. Dennoch waren die Steine noch heiß, als Robin sich darauf setzte und den Elmer am Lasso in die Tiefe senkte. Er holte ihn halb gefüllt wieder herauf und fasste prüfend mit der Hand ins Wasser. Es war wunderbar kühl, doch nicht zu kalt für den erhitzten Falben.
Robin stülpte den Hut um, füllte ihn und trank. Dann hielt er Golden Star den Eimer vor und achtete sorgfältig darauf, dass das Tier nicht zu gierig trank. Er nahm den Rest Mais aus dem kleinen Sack hinter dem Sattel und hing dem Wallach den Futterbeutel um. Immer noch rührte sich nichts auf der Ranch.
Doch – da knarrte eine Tür drüben im Herrenhaus. Sie wurde sofort wieder geschlossen, und das Klappen klang in der tiefen Stille wie ein Schuss. Robin Ford wartete auf die Schritte, die jetzt zu ihm herüberkommen mussten, doch anscheinend hatte nur jemand im Haus kurz, vor die Tür geschaut und sich sofort wieder zurückgezogen. Vermutlich hatte ihn noch niemand bemerkt oder man hielt ihn für einen Cowboy der Ranch.
Aber, so überlegte er, man würde ihn bestimmt hören, wenn er weiterritt. Und auf einer so einsamen Ranch sah man es meistens nicht gern, wenn Fremde sich unbemerkt davonstehlen wollten. Manche Rancher kriegten so was in die falsche Kehle und wurden wild. Es war also auf alle Fälle besser, wenn er sich drüben kurz für das Wasser bedankte. Am Rande der Wüste war auch ein einfacher Schluck Wasser Gold wert.
Robin tätschelte dem Pferd den Hals und ging langsam über den Hof. Als er die Treppe zur Veranda erreichte, hörte er Stimmen drinnen im Herrenhaus. Sie klangen seltsam dumpf, wie aus einer Gruft. Zweifellos lag der merkwürdige Ton an den dicken Steinwänden des festungsähnlichen Gebäudes.
»… Sie treten das Glück Ihrer Tochter mit Füßen!«, hörte Robin die erregte Stimme eines Mannes. »Ich möchte wissen, was Sie gegen mich haben, Mister Wynn!«
Robins Fuß stockte. Er störte nicht gern die Unterhaltung fremder Menschen – noch dazu eine anscheinend wichtige Unterredung. Er blieb zögernd auf der untersten Treppenstufe stehen.
»Ich werd’s Ihnen sagen«, entgegnete die raue schwere Stimme eines älteren Mannes. »Ihr Gesicht gefällt mir nicht, Ihr Umgang noch weniger und das Hocken am Spieltisch überhaupt nicht.«
»Das sind Ihre Gründe? Ich glaube Ihnen nicht. Mister Wynn. Sie haben einfach etwas gegen mich, weil ich aus den Hügeln komme. Weil ich in Ihren Augen ein armer Pinscher bin und keine hunderttausend Acres Weide habe wie Sie. Aber das kann sich ändern!«
»Narrheit! Sie sind ganz einfach ein Taugenichts. Ich habe einen Blick für Männer! Sie sind kein Mann und werden auch keiner. Ich wünsche, Sie nicht mehr hier zu sehen. Und wenn ich es noch einmal erleben muss, dass Sie Elena den Kopf verdrehen wollen …«
»Das ist Ihr letztes Wort, Mister Wynn?«, kam die scharfe und gepresste Gegenfrage des jüngeren Mannes.
»Natürlich«, grollte der alte Wynn. »Glauben Sie, ich mache Sprüche? Ich kann Ihren Vetter einfach nicht begreifen, dass er Sie in seinem Haus duldet. Oder hat er Sie etwa geschickt? Well – einerlei!...




