Werner | Auswege zum Glück - Roman | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 314 Seiten

Werner Auswege zum Glück - Roman


1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95753-446-0
Verlag: Verlag DeBehr
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 314 Seiten

ISBN: 978-3-95753-446-0
Verlag: Verlag DeBehr
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Eine bewegende Geschichte über den Halt im Leben. Arne ist erfolgreich, doch der Stress im Job droht ihn aufzufressen. Seine Frau Beate trifft eine alte Jugendliebe wieder. Ihre Ehe mit Arne ist steckt in einer schwierigen Phase, Beate verfällt den Reizen des Anderen. Währenddessen erkennt Arnes Freund Linus in Beates Ausrutscher den Beleg für die Richtigkeit seiner eigenen Furcht vor allzu großer Nähe. Nun müsste Arne auch noch um seine Ehe kämpfen. Die Zukunft seiner Familie liegt in Scherben, wenn er den Kampf verliert. Doch erkennt er überhaupt die Gefahr?

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1 Arne kommt am Abend erschöpft und missgelaunt nach Hause. Er hatte Außentermine, es gab Ärger mit Baufirmen und Bauherren, die sich manchmal zur Nervensäge entwickeln. Heute hatte er mit einem solchen krassen Fall zu tun gehabt. Stein des Anstoßes war ein nachträglicher Extrawunsch, der angeblich weder zufriedenstellend noch termingerecht realisiert worden war. Die Aussprache fand vor Ort auf der Baustelle statt. Sie zog sich hin, dauerte viel länger als geplant und erwies sich für Arne als recht kräftezehrend. Nur mit Mühe konnte er den Bauherrn überzeugen, dass der Zulieferer der Baufirma Material habe austauschen müssen, die Schuld für die Verzögerung also nicht ihm anzulasten sei; die Ausführung hingegen werde er aus Kulanzgründen noch einmal überprüfen lassen, um dem immer wieder aufbrausenden Bauherrn endlich den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das wurde schließlich akzeptiert, und nach der Vereinbarung eines neuen Ortstermins war jeder seiner Wege gegangen. Das reichte für heute! Im Büro fand er niemanden mehr vor, selbst Linus war schon nach Hause gegangen. Er hatte ihm allerdings einen Notizzettel mit zwei Namen samt Telefonnummer hinterlassen mit dem Hinweis, die Herrschaften hätten ihn tagsüber nicht erreichen können, möchten ihn aber heute noch dringend sprechen. „Wenn es denn sein muss“, hatte er vor sich hin gebrummt, dreimal tief durchgeatmet und sich mit einem späten Restkaffee versorgt, den er noch in der Kaffeemaschine fand. Die Brühe schmeckte abscheulich, aber sie war wenigstens noch heiß. Mit der Tasse in der Hand hatte er es sich auf seinem Bürostuhl bequem gemacht, die müde gestandenen Füße auf den Schreibtisch gelegt und zum Telefon gegriffen. Im ersten Gespräch ging es um eine sachdienliche Auskunft bezüglich der Abdichtung eines Kellers, in dem später ein Labor eingerichtet werden soll – fast eine Routinesache. Das zweite Gespräch drehte sich um die Finanzierung eines Neubaus und dem nach Ansicht des Bauherrn viel zu hoch angesetzten Kostenvoranschlags, er habe Vergleichbares zu weitaus günstigeren Konditionen vorliegen. Arne hatte das gewünschte Haus entworfen, die Kosten kalkuliert und eine Bausumme einschließlich seines Honorars festgesetzt, die ihm angemessen erschienen war. Seine Marge entsprach zwar einem gehobenen Standard, ja, aber sie war nicht übertrieben hoch. Der Bauherr ließ nicht locker. Arne saß längst in angespannter Arbeitshaltung vor seinem Schreibtisch, weil inzwischen die Drohung im Raum stand, den Auftrag platzen zu lassen. Da hatte ihm nur noch die Flucht nach vorne geholfen mit der Bemerkung, er werde über das Ganze noch einmal nachdenken und dann einen Gesprächstermin vereinbaren. Auf dem Nachhauseweg wirbeln im Kopf trotz großer Müdigkeit immer noch die Gedanken um die Geschehnisse des Tages herum. Als er aussteigt, knallt er, mit sich unzufrieden, die Autotür etwas heftiger zu als sonst, ärgert sich über seine Ungeschicklichkeit, das Schlüsselloch der Haustür nicht wie gewohnt auf Anhieb zu treffen, und schleicht die Treppe hinauf zu seiner Wohnung. Sein forscher Schritt hat heute Pause. Im Kinderzimmer kämpft Florian, sein zweijähriger Sohn, lautstark mit Hustenanfällen und einer verschnupften Nase. Beate ist dabei, ihn mit allem Notwendigen zu versorgen und allmählich zur Ruhe zu bringen. Bis er schläft, wird es dauern. Arne lässt sich kurz blicken. Der Begrüßungskuss ist heute eher eine Formsache und Beate fragt gleich teilnahmsvoll: „Hat es etwa wieder Ärger mit Kunden gegeben? Du bist noch nicht zu Hause angekommen.“ „Ach ja, und diesmal nicht zu knapp. Manchmal frage ich mich doch ernsthaft, ob ich nicht besser Maler geworden wäre. Dann würde ich zwar vermutlich ein recht bescheidenes Leben fristen müssen, aber ich bräuchte mich nicht täglich mit Bauherrn, Baufirmen und Büroangelegenheiten herumzuschlagen. Das ist manchmal so grenzwertig, dass einem die Lust daran vergehen kann. Als Maler lebte ich frei und ohne gesellschaftliche Verpflichtungen, meine Kunst wäre meine Welt, die man entweder verstehen und akzeptieren würde – oder eben nicht. Ich müsste mich nicht dauernd rechtfertigen.“ „Aber dann hättest du sicher nicht mich an deiner Seite und deinen Sohn Florian und dieses schöne Zuhause“, versucht Beate seinen beruflichen Ärger etwas zu relativieren und seinem inneren Verdruss eine andere Blickrichtung zu eröffnen. „Und vergiss nicht, dass euer Geschäft gut läuft. Dieses Niveau zu halten, kostet Kraft, keine Frage, und es sind doch auch nicht alle Bauherrn Profilneurotiker oder alle Baufirmen unzuverlässig – oder?“ „Nein, nein, natürlich nicht! Und du hast ja recht: ohne Fleiß kein Preis. Ich weiß! Wenn ich dich nicht hätte …“, erwidert Arne kaum weniger vergrault als vorher, umarmt sie aber trotzdem. „Ist Lisa auch da? Ich möchte ihr wenigstens ein kurzes Hallo sagen.“ „Ich denke, sie ist in ihrem Zimmer, sie wollte noch Hausaufgaben erledigen.“ „Aha, ist es deshalb so still im Haus? Komisch, das kommt mir fast gespenstisch vor nach dem Trubel dieses Tages.“ Arne verlässt den Raum. Lisa hat ein hübsches Zimmer an der Westseite des Hauses, natürlich altersgemäß eingerichtet mit fetzigen Möbeln, bunter Bettwäsche und Postern ihrer Lieblingsstars an den Wänden. Sie fühlt sich sehr wohl darin, manchmal ist das Zimmer sogar aufgeräumt. Die Tür zum Flur ist meist geschlossen, weil sie verhindern will, dass ihr kleiner Bruder sie überrascht und noch mehr Chaos anrichtet als ohnehin Standard ist. Deshalb hat sie auch darum gebeten anzuklopfen, wenn man sie besuchen will. Florian hat es besonders auf ihre technischen Geräte abgesehen. Er drückt am liebsten alle Knöpfe, untersucht Leitungen und ihre Anschlüsse und telefoniert mit allem, was die Ähnlichkeit eines mobilen Hörers hat. Wenn man ihn zurückpfeift, weil sich hinter manchem auch ernsthafte Gefahr verbirgt, schaut er einen ganz unschuldig grinsend an, macht dann aber weiter und bekommt natürlich die nächste Ermahnung mit dem Erfolg, dass er sich einfach hinsetzt, die Hände vor dem Bauch verschränkt und sich wohlig räkelt, als sei er gelobt worden. Dem Charme, den er dabei verbreitet, kann man kaum widerstehen. Seit Lisa bei Arne wohnt und das Gymnasium besucht, hat sie sich verändert. Natürlich fehlen ihr die Freundinnen aus der Grundschulzeit. Sie tut sich sehr schwer, in ihrer jetzigen Klasse neue zu finden. Entweder hat sie an den Klassenkameradinnen etwas auszusetzen, die sich ihr zuwenden möchten, oder ihre Sympathie wird von der auserwählten nicht erwidert. Das macht sie einerseits einsam, andererseits fühlt sie sich von Beate angenommen und die Nähe ihres Papis tut ihr gut. Sie hat begonnen, Sätze aufzuschreiben, eine Art Tagebuch zu führen und dazu Passendes zu malen, abstrakt, in bizarren Farbzusammenstellungen, Kontraste, die, ohne dass sie sich dessen bewusst ist, ihr Innenleben spiegeln. Sie geht eigentlich gerne in die Schule, findet die meisten Lehrer auch nett, wenn es nur dieses Kontaktproblem nicht gäbe. Heute haben sie im Musikunterricht über irgendeine „romantische“ Komposition gesprochen, was immer das auch sein mochte. Merkwürdigerweise hatte der Lehrer sie damit nur oberflächlich erreicht, fasziniert hatte sie einzig und allein sein Klavierspiel. Fast andächtig hatte sie zugeschaut, wie aus der Bewegung seiner Finger über die weißen und schwarzen Tasten ein Klanggebilde entstand: 10 Finger, 52 weiße und 36 schwarze Tasten konnten ganz schön Lärm erzeugen, aber auch leise Musik erklingen lassen, mal schnell, mal langsam, nach gedruckten Noten oder auch ohne, der Möglichkeiten gab es viele, unendlich viele. Sie hatte sich nicht getraut, den Lehrer nach der Stunde zu fragen, ob sie das auch noch lernen könne. Und noch jetzt in ihrem Zimmer beschäftigt sie sich in Gedanken damit, es lässt sie nicht los. Neben ihren Satz von heute kritzelt sie so etwas wie Noten, offene, geschlossene, mit angedeuteten Fähnchen, oben, unten, sogar an einem Notenschlüssel versucht sie sich, den sie am Morgen in den Notenblättern auf dem Klavier entdeckt hat. Dann steht sie auf, öffnet die beiden Flügel ihres Fensters und lässt die hereinströmende Abendluft ihr Gesicht streicheln und mit ihren langen Haaren spielen. Ihre Arme verschränkt sie hinter dem Kopf und hört im Geiste ihren Lehrer Klavier spielen. So in sich und in diese für sie neue Welt versunken, überhört sie Arnes Klopfen, der wiederum nicht auf einen Laut von innen wartet und die Tür öffnet. In demselben Augenblick lässt ihn sein Blick wie vom Schlag getroffen starr und steif dastehen, mühsam nach Luft ringen und mit schriller Stimme hervorstoßen: „Lisa! – Was machst du da! – Komm sofort zurück!“ Lisa zuckt zusammen, weiß nicht, wie ihr geschieht und rührt sich erst einmal nicht. Dann wendet sie sich langsam um und sieht ihren Vater, der noch im Türrahmen steht, mit großen, vor Entsetzen geweiteten Augen an. So hatte sie ihren Vater noch nie erlebt. Und wie er da stand! Eine Weile ist es still im Raum. Erst als sie sieht, wie Arne sich leicht bewegt, die Augen schließt, seine Schultern herabsinken und eine Hand am Türpfosten nach Halt sucht, wagt sie vorsichtig zu fragen: „Papi, was ist denn in dich gefahren heute? Warum schreist du mich an und stehst so komisch da?“ Arne braucht Zeit, um innerlich etwas Ordnung zu schaffen, bis er antworten kann. „Entschuldige bitte, Lisa, entschuldige, es war …, ich hatte …, ich sah dich …, es tut mir leid, dass ich dich so erschreckt habe. Bitte verzeih mir!“ Mühevoll wankt er auf Lisa zu und will sie umarmen, sie gibt sich etwas...



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