White | Ein unheimlicher Gast | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 402 Seiten

White Ein unheimlicher Gast

Roman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95824-750-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 402 Seiten

ISBN: 978-3-95824-750-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wenn die Ehefrau zum größten Feind wird: Der Psychothriller 'Ein unheimlicher Gast' von Bestsellerautorin Gillian White jetzt als eBook bei dotbooks. Ein perfektes Paar mit dunklen Abgründen ... Es soll ein Romantikurlaub werden - denn wo kann man den 30. Hochzeitstag besser feiern als in Venedig? Doch kurz vor der Abreise entdeckt Rose, dass Michael sie mit einer jüngeren Frau betrügt. Die heile Welt, die vielen glücklichen Jahre - soll das alles nur ein Traum gewesen sein? Zuerst bricht Rose zusammen. Doch dann zeigt sie, dass sich in jeder liebenden Ehefrau auch etwas anderes verbirgt. Etwas Kaltes. Etwas Brutales. Etwas höchst Gefährliches ... Von der Autorin des Bestsellers 'Das Ginsterhaus': 'Gillian White schreibt wundervolle Geschichten über die ganz alltägliche Niedertracht.' Fay Weldon Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Domestic-Thriller 'Ein unheimlicher Gast' von Gillian White - für Fans von Claire Douglas und Gillian Flynn. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Gillian White stammt aus Liverpool und arbeitete mehrere Jahre als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Mit ihrem Mann und zwei Hunden lebt sie in Totnes, Devon. Vier ihrer Romane wurden vom britischen Fernsehen erfolgreich verfilmt. Bei dotbooks veröffentlichte Gillian White ihre Spannungsromane »Denn du bist mein«, »Hexenwiege«, »Ein unheimlicher Gast«, »Der Peststein«, »Der Fluch der alten Dame«, »Du kannst uns nicht entkommen«, »Die Einsamkeit der Lüge«, »Der Nachmieter«, »Das Ginsterhaus«, »Das Familiengrab« und »Das Hotel bei den Klippen«. Die letzten drei Romane sind auch im Sammelband erhältlich.
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1. Kapitel


»Nein! Nein! Es ist gut, Baby, es ist schon gut. Ich bin ja bei dir, ich bin ja bei dir.«

Ein Furcht erregendes Heulen zerriss unvermittelt das Schweigen der Nacht.

Hellwach.

Krank vor Angst.

Die Aura epiléptica.

Mittlerweile spürte Rose, wenn es wieder so weit war. Der schöne Otterhund wälzte sich unruhig auf seinem Lager in der Zimmerecke und Rose hatte geistesgegenwärtig schon ihr Nachttischlämpchen eingeschaltet, bevor die Glieder des Hundes in ihren starren Tanz verfielen, diesen Tango aus der Hölle, bevor seine sanften braunen Augen sich verdrehten und ihm der Schaum vor das Maul trat.

»Halte durch, Kleiner, halte durch.«

Diese heftigen Anfälle hatte Baggins meistens in Vollmondnächten, gegen vier Uhr morgens, als riefe die in den vom Mond silbern beschienenen Fluss drängende Flut die ältesten Seelen. Und die Seele dieses Hundes war alt, war wunderbar und fand sich hervorragend zurecht auf diesem winzigen Planeten. Rose erschien seine Krankheit eindrucksvoll und schrecklich zugleich.

»Alles wird wieder gut. Ist schon gut, Kleiner, ich lass dich nicht allein.«

Inzwischen waren diese Anfälle zu einem Ritual geworden wie das nächtliche Aufstehen damals, als Rose ihre Babys stillte. Der einzige Unterschied war, dass Roses nächtlicher Imbiss zu jener Zeit aus Limonensaft und Cadburyschokolade bestanden hatte, während sie nun, mit fünfzig, Milch und Cashewnüsse bevorzugte. Und dass sie jetzt, statt Windeln zu wechseln und mit heraushängenden Brüsten auf den Sonnenaufgang zu warten, am Boden neben ihrem Hund kauern und ihm gut zurede musste, während sie ihm die zuckenden Flanken streichelte und auf das Nachlassen der Krämpfe wartete, um Baggins sodann die Treppe hinunter in die Küche und durch die anschließende Phase zu helfen.

Dort unten konnte er dann eine Stunde lang herumtoben, durch die Hintertür in den Garten und wieder zurück, zitternd und im Zickzack, sich zwischendurch ängstlich zusammenkauernd, bis sich seine Sinne langsam wieder erholten.

Schmerzlich langsam.

Doch diese Sinne, die einmal hervorragend funktioniert hatten – seine scharfen Augen und sein scharfer Geruchssinn hatten ihn über Hügel und Felder jagen lassen, ohne dass er für die menschliche Stimme erreichbar gewesen wäre waren durch diese grausamen Anfälle allmählich zerstört worden.

Homöopathische Mittel zeigten keine Wirkung.

Als Baggins schließlich fünf Jahre alt war, fand er nicht mehr alleine nach Hause, musste ständig aus Tierheimen abgeholt werden. Der Hundewart kannte bereits seinen Namen.

Einmal tauchte er im Schlafzimmer wildfremder Leute auf und gab den Pavarotti. Es ging nicht anders, Baggins musste an die Leine und verlor seine geliebte Freiheit.

Er konnte immer schlechter sehen. Schließlich gelang es ihm nicht mehr, Stöcke aus dem schlammbraunen Fluss und den Teichen zu holen. Groß und schwer wie er war, stieß er gegen Laternenpfosten und geparkte Autos, wobei manche Stoßstange eine Delle abbekam.

Am schlimmsten jedoch war, dass er durch die Medikamente vorzeitig alterte. Er hatte kaum Energie für seine Spaziergänge, und wenn er zurückkam, fiel er erschöpft um. Von vierundzwanzig Stunden verschlief er zwanzig, aber wovon konnte er schon träumen? Ständig schien ihm schwindlig zu sein und er schwankte nur noch oder lag herum und schnarchte, furzte und zuckte mit den Gliedern. Die Anfälle wurden häufiger und stärker, weil die Medikamente ihn so schwächten, daher beschloss Rose, die Barbiturate abzusetzen und der Natur ihren Lauf zu lassen.

Dabei ging sie behutsam vor.

Doch dann kam diese fatale Nacht, als Rose, eine ganz normale, anständige Frau, die sich nie etwas hatte zu Schulden kommen lassen, dieses Verbrechen beging, das einzige, das sie in ihrem ganzen Leben wissentlich begangen hatte. Sie hatte es nicht geplant, aber es war dennoch schwerwiegend. Und möglicherweise verhalf ihr ihr makelloser Charakter dazu, damit durchzukommen.

***

Der Tierarzt kam am frühen Abend, nachdem Baggins eine Reihe von Anfällen über sich hatte ergehen lassen müssen, die insgesamt sechs Stunden dauerten.

Er hatte sich völlig verausgabt und war am Ende.

Der Tierarzt, ein freundlicher, attraktiver Mann, ging sofort hinaus zu seinem Renault Kombi, hob die Heckklappe hoch und suchte nach einer Ampulle Pentobarbiton, einem gefährlichen Medikament. Rose und Michael sahen erleichtert, dass Baggins mit seinem leidenden Blick und dem Schaum vor dem Maul endlich vollkommen friedlich wurde und einschlief. Dem Tod ganz nah zu sein schien.

»Sechsunddreißig Stunden Frieden«, strahlte der Tierarzt und warf einen stolzen Blick auf Baggins, bevor er in der Küche verschwand. »Sein Gehirn ist jetzt vollkommen abgeschottet und kann nicht mehr normal arbeiten, in Baggins’ Fall müsste man eher abnormal sagen.«

Ein lautes Knirschen draußen von der Auffahrt kündigte Rose die Ankunft ihrer Mutter an. Dinah ärgerte sich sicher darüber, einen Wagen auf ihrem üblichen Parkplatz vorzufinden. Was das Einparken anging, war sie eine absolute Niete, hätte dies jedoch niemals zugegeben. Daher kochte sie vor Wut, wenn jemand es wagte, ihren wertvollen Parkplatz vor dem Haus zu besetzen.

Aus Angst, dass sich Dinah mit dem Tierarzt anlegen würde, lief Rose aus dem Haus, um ihre Mutter über den Notfall zu unterrichten. Schließlich war Dinah Baggins’ größter Fan und würde sofort für jeden den Platz räumen, der wegen des geliebten Hundes da war.

Draußen in der Auffahrt fiel Roses Blick auf die teils ordentlich gestapelten und teils durcheinander geworfenen Packungen und Gerätschaften im Fond des Renaults. Der Tierarzt hatte bereits erklärt, er habe noch einige Besuche zu erledigen, manche davon weit draußen in der Heide. Er würde Stunden dafür brauchen und wahrscheinlich nicht vor zehn nach Hause kommen, was er seiner Frau bereits mitgeteilt hatte.

Baggins’ Erlösung war noch ganz frisch, die Hölle, die sie an diesem Nachmittag durchgemacht hatte, als sie seine schrecklichen Qualen mit ihm durchstehen musste, hatte sie erschöpft, vielleicht war das der Grund dafür, dass irgendein Schalter in ihrem Kopf umgelegt worden war. Anders konnte sie sich ihr abscheuliches Verhalten später nicht erklären.

Sie schnappte sich eine kleine, bereits aufgerissene Packung, auf der »Pentobarbiton« stand. Damit läge in Zukunft Baggins’ Erlösung in ihren Händen. Mit einem sicheren Gegenmittel in der Hand musste sie ihm nicht mehr dabei zusehen, wie er sich quälte, während sie auf den Tierarzt wartete. Der entscheidende Impuls war das Wissen, dass im Heck dieses Autos die Antwort auf so viel Leid lag.

Sie konnte Schluss machen mit Baggins’ normaler Medikation, die ihn zu einem Zombie werden ließ, falls es ihr gelang, einen Weg zu finden, ihm nur ein paar Milligramm dieses Zaubertranks zu verabreichen, sobald sich seine Anfälle zu diesem Terror steigerten.

Nachdem sie Dinah alles kurz erklärt hatte, stahl sich Rose wie ein Dieb – und sie war ja wirklich einer – zurück ins Haus und versteckte die Packung in dem schwarzen Schirmständer. Kaum hatte sie die Packung hineingleiten lassen, ergriff sie Panik. Bestimmt würde es eine Ermittlung geben. Der Tierarzt würde sich sicherlich daran erinnern, wie er sein Auto außerhalb ihres Hauses hatte stehen lassen und sie aus dem Zimmer ging, als sie ihre Mutter Vorfahren hörte.

Doch andererseits raunte ihre dunkle Seite, wie wollten sie ihr ihre Schuld nachweisen, wenn sie das Verbrechen standhaft leugnete? Er musste noch weitere Besuche erledigen, einige nachts. Konnte er dabei nicht die Packung verloren haben, ohne dass er etwas davon gemerkt hatte? Ein anderer Kunde könnte sie ihm entwendet haben, oder ein zufällig hinzukommender Gast, ein Drogensüchtiger… ihre Gedanken drehten sich im Kreis in der verzweifelten Bemühung, einen Ausweg zu finden aus dieser Situation, die sich vielleicht zu einem ernsthaften Problem entwickeln würde.

Ein Skandal. Eine Gerichtsverhandlung. Ehefrau eines Buchhalters und Mutter zweier Kinder. Verdacht auf Drogensucht. Doch es gab keinen Weg zurück.

Sie hatte ein schweres Verbrechen begangen und damit musste sie nun leben.

Später versteckte sie die Schachtel der Schande bei Baggins’ alten Tabletten, die nun niemand mehr brauchte.

Schließlich hatte sie es aus Mitleid getan.

***

Die Packung enthielt fünf kleinere, mit Ampullen voll gestopfte Schachteln.

Michael erzählte sie nichts von ihrem Geheimnis, genauso wenig wie sie ihre Entscheidung mit ihm besprach, Baggins’ Tabletten abzusetzen. Denn Michael beunruhigten die Anfälle weitaus mehr als Rose. Ihm war ein Baggins als schläfriger alter Herr lieber – alles, nur nicht diese grauenvollen nächtlichen Krämpfe, von denen er ohnehin meist nichts mitbekam, da er tief und fest, mit offenem Mund auf dem Rücken liegend, schlief. Seinen Hund liebte er wie seine Frau, doch er hielt die Tabletten für wichtig. Er war ein gehorsamer Patient und tat, was der nette Herr Doktor anordnete. Er achtete peinlich genau darauf, seine eigenen Medikamente pünktlich einzunehmen, und machte sich schon Gedanken, wenn er sie eine Stunde zu spät schluckte.

Rose bestellte und bezahlte weiterhin die hohen Phenobarbmengen und versteckte diese. Sie kaufte eine Packung Einwegspritzen, die Tierarztrechnungen kamen weiterhin, Baggins hatte hin und wieder einen Anfall, doch diese heftigen Anfälle blieben aus. Und wenn sich einer ankündigte, konnte sie ihn sofort abmildern.

Als Rose ihm das erste Mal das Medikament spritzte,...


White, Gillian
Gillian White stammt aus Liverpool und arbeitete mehrere Jahre als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Mit ihrem Mann und zwei Hunden lebt sie in Totnes, Devon. Vier ihrer Romane wurden vom britischen Fernsehen erfolgreich verfilmt.

Bei dotbooks erscheinen ihre Romane
„Das Ginsterhaus“, „Denn du bist mein“, „Hexenwiege“, „Ein unheimlicher Gast“, „Der Peststein“, „Das Familiengrab“ und „Das Hotel bei den Klippen“.



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