Wiedemann | Keine Angst vor der Seelsorge | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 246 Seiten

Wiedemann Keine Angst vor der Seelsorge

Praktische Hilfen für Haupt- und Ehrenamtliche
2., veränderte Neuauflage 2011
ISBN: 978-3-647-62407-5
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection

Praktische Hilfen für Haupt- und Ehrenamtliche

E-Book, Deutsch, 246 Seiten

ISBN: 978-3-647-62407-5
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Wie kann man in der seelsorglichen Begegnung dem Unbewussten auf die Spur kommen? Dieser Herausforderung stellt sich das Buch, das Wiedemann aus der Praxis für die Praxis schreibt. Dazu werden Werkzeuge, die uns die Psychoanalyse zur Verfügung stellt, vor allem Übertragung, Gegenübertragung, gleichschwebende Aufmerksamkeit, Gefühlstransplantation und Wilfred Bions Modell vom Behälter/Gehalt, in verständlicher Sprache und anhand zahlreicher Beispiele aus Seelsorge und Psychoanalyse, aus dem alltäglichen Leben und aus der Bibel vorgestellt. Darüber hinaus weitet sich der Blick auf aktuelle Anliegen wie 'Warum leiden?', 'Warum ich?', 'Hilft beten?', 'Wie mit Schuld fertig werden?', 'Seelsorge mit Frauen, Seelsorge mit Männern', 'Trauer, Trost und Sexualität', 'Der Hass des Seelsorgers', 'Depression – den Schmerz verstehen', 'Angst und Lust' und 'Burnout – Brennen ohne auszubrennen'. Schließlich wird gefragt: Wie passt diese Art von Seelsorge in die herkömmliche 'Seelsorgelandschaft' hinein, und wie können Seelsorge und Psychoanalyse dazu beitragen, dass wir miteinander und mit Gott in unserer Seele in Kontakt kommen? Überraschend, wie sich dabei die Mystik als Verbindungsglied zwischen Psychoanalyse und Theologie, und zwischen männlicher und weiblicher Frömmigkeit erweist. Dieses Buch ist für die Praxis gedacht, aber es ist kein 'Ratgeber'. Es will die Lust am Staunen wecken und dazu ermutigen, zu vergessen, was man weiß und sich auf neue Erfahrungen mit dem Unbekannten in sich und mit dem anderen einzulassen; dazu liefert es bewährte Orientierungshilfen. Das Buch ist aus der langjährigen Tätigkeit mit ehrenamtlichen und hauptamtlichen SeelsorgerInnen sowie aus eigenen Erfahrungen in Seelsorge und Psychoanalyse erwachsen und wendet sich an alle, die einen neuen, unkomplizierten, erfahrungsorientierten und spirituell fundierten Zugang zum Leben der Seele und zur Praxis der Seelsorge suchen.

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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Title Page;4
3;Copyright;5
4;Table of Contents;6
5;I Einführung;8
5.1;1. Erfahrungen als Seelsorger;8
5.1.1;Eine Seelsorge, die passt;8
5.1.2;Seelsorge ist etwas anderes als Predigt;8
5.1.3;Seelsorge ist etwas anderes als Therapie;9
5.1.4;Der Seelsorger als verschuldeter Schuldnerberater;10
5.2;2. Worum geht es in diesem Buch?;11
5.2.1;Normal reden;11
5.2.2;Das Unbewusste mit einbeziehen;12
5.2.3;Werkzeuge fürs Unbewusste: Die Übertragung;13
5.2.4;Einwand: Seelsorge ist doch nicht Psychoanalyse!;13
5.2.5;Was ist eigentlich „Übertragung“?;14
5.2.6;Übertragungen stellen sich immer und überall ein;15
5.2.7;Es geht um die Wahrheit, die Nahrung der Seele;16
5.2.8;Das Modell MUTTER-STILLT-KIND;17
5.3;3. Für wen ist dieses Buch geschrieben?;19
6;II Werkzeuge zum Verstehen;22
6.1;Das Unbewusste gehört dazu;24
6.2;1. Die „gleichschwebende Aufmerksamkeit“;25
6.2.1;Der Glaube eines Atheisten: Freud und die Mystik;27
6.2.2;Herz und Hirn: Beobachten und Bewegen;31
6.2.3;Glaubensakt;32
6.2.4;Dunkelstrahl;33
6.3;2. Übertragungen (und Gegenübertragungen);35
6.3.1;2.1 Neurotische Übertragungen: Spiele der Erwachsenen;36
6.3.2;2.2 Die umgekehrte Übertragung:Meine Eltern, meine Kinder;39
6.3.3;2.3 Psychotische Übertragungen: „Verrückte Reaktionen“;44
6.3.3.1;Schmerz;45
6.3.3.2;Angst;45
6.3.3.3;Wut;45
6.3.3.4;Trauer;48
6.3.3.5;Scham;49
6.3.3.6;Versagen;50
6.3.3.7;Horror;50
6.3.4;2.4 Religiöse Übertragungen: Das Ur-Bedürfnis, zu verehren;54
6.3.5;2.5 Selbstobjekt-Übertragungen: Seelische Grundnahrung;59
6.3.6;2.6 Die Beobachter-Übertragung: „Schau, was ich kann!“;66
6.3.7;2.7 Die erotische Übertragung: Frühe und späte Liebe;69
6.3.8;2.8 Die Generationen-Übertragung: Zeitbomben in Familien;72
6.3.9;2.9 Übertragung in Gruppen: Die Religion der Gruppe;83
6.3.9.1;Die Nicht-Übertragung;84
6.3.9.2;Die Familien-Übertragung;85
6.3.9.3;Die Gruppen-Übertragung;86
6.3.9.4;Auf der Intensivstation;90
6.3.9.5;Im Alltag;93
6.4;3. Modelle: Stillen, Behälter/Gehalt, Verdauen;94
6.4.1;„Zum Kotzen“;97
6.4.2;Der Bumerang Effekt;98
6.4.3;Der Körper hilft aus;99
6.4.4;Handeln statt fühlen;101
6.4.5;Durchgeknallt;101
6.4.6;Ur-Kommunikation;102
6.5;4. Was tun mit den Übertragungen?;102
7;III Was uns bewegt;106
7.1;1. Warum leiden? Warum ich?;106
7.1.1;Sünde und Schuld;106
7.1.2;Sünde, Schuld und Wiedergutmachung;107
7.1.3;Die Warum-Frage als Mittel der Gefühlstransplantation;108
7.1.4;Leiden, Schmerz und Sinn;110
7.2;2. Schuld, Schulden und Vergebung;113
7.2.1;Irrational und doch wirksam;117
7.2.2;„Mach dir keine Vorwürfe!“;120
7.3;3. Hilft Beten?;122
7.3.1;3.1 Spielarten des Betens;123
7.3.1.1;Aktiv und passiv;123
7.3.1.2;Bewusst und unbewusst;124
7.3.1.3;Positiv und negativ;124
7.3.1.4;Handeln statt sprechen;124
7.3.1.5;Beten mit Worten und mit dem Körper;125
7.3.1.6;Einzeln oder im Dialog;125
7.3.2;3.2 Wie das Gebet die Beziehung gestalten kann;125
7.3.3;3.3 Wissenschaftlich beten;127
7.3.4;3.4 Beten um nichts;130
7.3.5;3.5 Beten und Glücksspiel;132
7.3.6;3.6 Hilft „nur“ Beten, hilft „nur“ Reden?;132
7.4;4. Seelsorge mit Frauen, Seelsorge mit Männern;135
7.4.1;Männer sind Helden;136
7.4.2;Wie steht es nun mit den Frauen?;138
7.4.3;Männer – Töchter – Frauen – Söhne – Väter – Mütter;140
7.5;5. Trauer, Trost und Sexualität;142
7.5.1;5.1 Vorbemerkungen: „Modell“ und „Objekt“;143
7.5.2;5.2 Modelle von Trauer;143
7.5.3;5.3 Trauer und Sexualität;145
7.5.3.1;Beschämt;145
7.5.3.2;Exorzismus?;146
7.5.3.3;„Alter Bock“;146
7.5.3.4;Christus, der Geliebte;147
7.5.3.5;Freiwild;147
7.5.3.6;„… zu viel getröstet“;148
7.5.3.7;Kontakte gießen;148
7.5.3.8;Sag beim Abschied sexy Servus;148
7.5.3.9;Kongress-Sex;148
7.5.3.10;Lebenslang;149
7.5.3.11;Gehalten werden;150
7.5.3.12;„Trösten wie eine Mutter tröstet“;150
7.5.3.13;Trauma;150
7.5.3.14;Ein besonderer Fall von Eifersucht;151
7.5.3.15;Der Trost der Sünderin;153
7.5.3.16;Sterben;155
7.5.4;5.4 Trauer und Selbstwert;155
7.5.4.1;Mit einem Wort;156
7.6;6. Der Hass des Seelsorgers;158
7.6.1;„und ACH alle lieben“;158
7.6.2;Wie riecht Hass?;159
7.6.3;„Gott ist Liebe“. Was ist die Rückseite der Liebe?;160
7.6.4;Hass in der Psychoanalyse;162
7.6.5;Wozu ist der Hass gut?;165
7.6.6;Was mache ich mit meinem Hass?;166
7.6.7;Praktische Hinweise für Seelsorger:;167
7.6.8;Ach du lieber Augustin …;169
7.7;7. Depression – den Schmerz verstehen;169
7.7.1;Basil: Depression und Religion;170
7.7.2;Vom Sinn der Krankheit;173
7.7.3;Depression als Sinn-Krankheit;175
7.7.4;Depression psychodynamisch:Lebensvermeidung, Schmerzvermeidung;176
7.7.5;Die Trieb-Theorie: Depression als Triebunterdrückung;176
7.7.6;Trieb, Objekt und Sinn;180
7.7.7;Wie passt das alles zu Basil aus Petersthal?;185
7.8;8. Angst und Lust;189
7.8.1;Trennungsangst;189
7.8.2;Gewissensangst;191
7.8.3;Sterbensangst;193
7.8.4;Krankenhausseelsorge als Kirche am Ort der Angst;196
7.8.5;Angst im Klinikum;197
7.8.5.1;Todesangst – die Kranken;197
7.8.5.2;Versagensangst – die Angehörigen;197
7.8.5.3;Existenzangst – die Mitarbeitenden;198
7.9;9. Brennen ohne auszubrennen – Burnout;199
7.9.1;9.1 Burnout: Das Phänomen;200
7.9.1.1;Eine Erfahrung;200
7.9.1.2;Phänomenologie des Burnout;200
7.9.2;9.2 Das Phänomen verstehen;201
7.9.2.1;Psychoanalytische Modelle;201
7.9.2.2;Theologische Modelle;210
7.9.3;9.3 Psychoanalyse und Theologie: Modell „O“;215
7.9.4;9.4 Zusammenschau: Die Versuchungsgeschichte (Mt 4);218
7.9.4.1;Noch Fragen?;221
7.9.5;10. Sich freuen – warum eigentlich nicht?!;221
8;IV Was ist eigentlich Seelsorge?;230
8.1;1. Seelsorge hat mit Gott zu tun;230
8.2;2. Wozu noch eine Seelsorge?;233
8.3;3. Die Lust zu erkennen;236
8.4;4. „Schmecket und sehet …“;242
9;V Zum Weiterlesen;246


"IV WAS IST EIGENTLICH SEELSORGE? (S. 229-230)

Im letzten Abschnitt versuchen wir einen Überblick zu gewinnen über das, was wir machen und wer wird sind – als Seelsorger. Zuerst fragen wir, was den Seelsorger von anderen Tätigen in den helfenden Berufen unterscheidet. Im zweiten Durchgang wird der Kreis enger gezogen: Was unterscheidet die hier vorgestellte Seelsorge von den anderen ca. 30 „Seelsorgen“?

Und wie verbündet sie sich mit der Psychoanalyse und mit der Mystik? Drittens: Ein besonderes Merkmal der „analytischen Seelsorge“ ist die Art der Erkenntnis – wie wir Gott und die Seele erkennen und wie wir Menschen „lesen“ können. Im vierten und letzten Teil geht es dann um Essen und Träumen.

1. Seelsorge hat mit Gott zu tun

Der Arzt hat mit Medizin zu tun, die Krankenschwester mit der Pflege, die Putzfrau mit Reinheit, der Koch mit dem Essen – und der Seelsorger mit Gott. Aber wie?

Verschiedene Typen von Seelsorge machen das auf unterschiedliche Weise. Die meisten versuchen, Gott ins Spiel (zu) bringen – wie es das Handbuch zum Neuen Evangelischen Pastorale salopp in seinem Titel ankündigt. Ich gehe davon aus, dass man Gott nicht ins Spiel bringen muss oder auch kann, wenn man mit jemandem als Seelsorger spricht. In der seelsorgerlichen Begegnung ist Gott „automatisch“ und doch sehr lebendig mit dabei. So wie er in Christus auf die Welt gekommen ist, kommt er als „Geist“ in jedes Gespräch. Die Aufgabe des Seelsorgers besteht nicht darin, ihn „hereinzuholen“, sondern vielmehr darin, ein offenes Auge und Ohr und Gespür für sein Kommen und Wirken zu entwickeln und ihm nicht zu sehr im Wege zu stehen.

In jeder menschlichen Begegnung ist Gott mit dabei, weil Gott in jedem Menschen wohnt, und ich vermute, der größte Teil der Wohnung Gottes beim Menschen liegt im Unbewussten. Deshalb ist es von Vorteil, wenn der Seelsorger zur unbewussten Ebene der Begegnung Zugang hat. Wie diese Zugänge aussehen können, haben wir unter dem Thema „Übertragungen“ kennen gelernt.

Daraus folgt, dass sich der Seelsorger mit seinem Gesprächspartner ganz locker und ungezwungen unterhalten kann – über Gott und die Welt, die Kinder und die Kost, die Krankheit und die Karriere, den Sport und das Fernsehen, den Arbeitsplatz und das Wohnmobil, die Leidenschaft und die Langweile. Ob das Gespräch „seelsorgerlich“ ist, liegt nicht am „Thema“, nicht am „Was“, sondern am „Wie“.

Je offener und empfänglicher der Seelsorger sein kann, desto mehr kann er ein Gespür dafür entwickeln, wie „das Heilige“ oder „der Geist“ im Alltäglichen mitschwingt. Wenn der Seelsorger aktiv wird und das Gespräch seelsorgerlich „machen“ will, hört er nur seine eigenen Geräusche und nicht mehr das Mitschwingen und Mitklingen der Gottheit. Wir können auch nicht sagen: Jetzt ist das Gespräch seelsorgerlich, weil ich einen Psalm bete, oder aus der Bibel lese oder ein religiöses Thema anschlage. Wir können Gott (noch) nicht „von Angesicht zu Angesicht“ erkennen, aber wir können gewahr werden, wenn und wie er in, mit und unter unserem Reden und Schweigen mitschwingt, wie ein „Wind (Geist), der weht, wo er will“ (Joh 3,8). Dieses Gewahrwerden ist oft erst nachträglich möglich."



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