E-Book, Deutsch, 630 Seiten
Wiesner Die Geister von Thorland
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86394-422-3
Verlag: EDITION digital
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 630 Seiten
ISBN: 978-3-86394-422-3
Verlag: EDITION digital
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
C. U. Wiesner Geboren im letzten Monat der Weimarer Republik, am Neujahrstag 1933, in der einstigen märkischen Hauptstadt Brandenburg, entwich nach dem Abitur den heimatlichen Stadtmauerzwängen, gelangte in eine etwas größere Hauptstadt, ohne zu ahnen, dass man dort schon zehn Jahre später aus väterlicher Sorge bemüht sein würde, ihm den Horizont mit erheblicherem Bauaufwand zu verstellen. Eines Tages mochte er fürder nicht mehr in der eingefriedeten Hauptstadt leben und zog es vor, in die vertrauten märkischen Wälder zurückzukehren. Dank prophetischer Gaben bestellte er den Möbelwagen von Berlin-Pankow nach Klosterfelde für den 9. November 1989. Während des achtunddreißigjährigen Berlin-Aufenthalts: Studien als Dolmetscher für Englisch; Germanistik und Filmszenaristik (diese im Gegensatz zu jenen hin und wieder angewandt). Tätig als Lektor, Redakteur, Reporter, Theaterkritiker, Mitarbeiter der satirischen Zeitschrift Eulenspiegel, Entertainer in eigener Sache, Schauspieler (leider zu selten) und (vorwiegend) Schriftsteller. Sein bekanntestes Geschöpf ist der Frisör Kleinekorte, den das Berlin-Brandenburgische Wörterbuch zu Recht an die Seite der Volksfiguren von Glaßbrenner und Tucholsky stellt. C.U.W. schrieb u. a. Hörspiele, Kabarett-Texte, Fernsehfilme und Fernsehserien (u. a. Gespenstergeschichten wie Spuk unterm Riesenrad, Spuk im Hochhaus, Spuk aus der Gruft für Kinder von 8 bis 88 Jahren) sowie dreizehn Bücher, vom Kinderbuch über den Kriminalroman, die satirische Darstellung eigener Umwelt im weitesten Sinne bis zum bitteren erst um die Jahreswende 1989/90 nach einiger Verzögerung erschienenen Märchenroman für Erwachsene Die Geister von Thorland, Machs gut, Schneewittchen! und Lebwohl, Rapunzel! erzählen von den Kinder- und Jugendjahren in der Havelstadt Brandenburg.
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Entschuldigt, Klemens, wir haben Wichtigeres zu besprechen. Ich will Euch nicht zu nahe treten, aber die Thorländer sind konservativ. Euer Aufzug könnte Euch bei Ihnen mehr Sympathien rauben, als Ihr Sie mit Eurem offenen, natürlichen Wesen zweifellos erwerben werdet. Ich meine, es wäre sinnvoller, sich ein wenig anzupassen, wenn Ihr hierzulande etwas bewirken wollt. Der Begriff anpassen war mir nicht neu, ich kannte ihn gut aus meiner lieben Heimat, auch wenn man ihn dort nicht wortwörtlich gebraucht. Bei uns spricht man lieber von den konkret-historischen Bedingungen, und die sind, den Gesetzen der Dialektik folgend, häufigem Wandel unterworfen. *** Anmerkung des Herausgebers: Auf Empfehlung des Verlagsleiters hielt ich es für angezeigt, die folgenden 11 Zeilen zu streichen. E.S. Anmerkung des Autors: Auf Empfehlung der Verlegerin halte ich es 23 Jahre nach Erscheinen der Druckausgabe für angezeigt, dem geneigten Leser die seinerzeit gestrichenen Zeilen nachzureichen. C.U.W.) Pflichtgemäß hatte ich großen Politikern auf großen Plätzen zugejubelt, angesichts deren vorletztem Zungen- oder Wimpernschlag ich ketzerisch dachte: Ewig können sies doch bei allen historischen Verdiensten weiß Marx nicht mehr treiben. Einmal war mir sogar ein Vers des französischen Dichters Jacques Prévert in den Sinn gekommen: An jedem Kilometerstein, Jahr um Jahr, weisen die dümmsten Greise der Erde die Kinder ins Leben ein mit zementierter Gebärde. Als ich unfreiwillig die Insel Gellenthin verlassen hatte, begann der Zement gerade abzubröckeln. Der Erzengel Michael war zur Erde herabgestiegen und hatte das flammende Schwert der Wahrheit gezückt. *** Gut, sagte ich, vermutlich wirke ich auf Thorland wie ein Zirkusclown. Was empfehlt Ihr mir, Herr Feliks? Er lächelte. Herr Ingenieur Carlstad gilt als eine Kapazität in Modefragen. Es wird ihm eine Ehre sein, Euch auf Thorländische Art einzukleiden. Er müsste jeden Augenblick hier sein. - Besorgt zog er seine Uhr. - Sonnabends schließen unsere Geschäfte schon um zwölf. Ich blickte auf meine schlaue Schweizer Armbanduhr und erwiderte verblüfft: Wieso? Wir haben heute Donnerstag, den 27. Juni.