Wiggs | Weihnachtsengel gibt es doch | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Wiggs Weihnachtsengel gibt es doch


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86278-543-8
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-86278-543-8
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Es gibt wohl niemanden auf der Welt, der Weihnachten so sehr liebt wie Maureen Davenport. Deshalb ist die allein stehende Bibliothekarin auch überglücklich, dass sie dieses Jahr endlich das große Krippenspiel an Heiligabend organisieren darf. Leider wird ihr aber Eddie Haven zur Seite gestellt, der größte Weihnachtszyniker der Welt. Über jede Kleinigkeit muss sie stundenlang mit ihm streiten. Doch dann erhält Maureen eine Nachricht, die ihre Welt auf den Kopf stellt: Die Bibliothek, die sie leitet, soll geschlossen werden! Jetzt kann ihr nur noch ein Wunder helfen - nie hätte sie damit gerechnet, dass ihr Weihnachtsengel ausgerechnet der Mann ist, der dieses Fest überhaupt nicht leiden kann!



Susan Wiggs hat an der Harvard Universität studiert und ist mit gleicher Leidenschaft Autorin, Mutter und Ehefrau. Ihre Hobbys sind Lesen, Reisen und Stricken. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und dem Hund auf einer Insel im nordwestlichen Pazifik.

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2. KAPITEL


Zügigen Schrittes erreichte Maureen Davenport die Bäckerei. Ihre Wangen brannten nach dem kurzen Spaziergang von der Bücherei hierher. Auch wenn sie die leicht beißende Kälte mochte, war sie dankbar für den warmen Zufluchtsort, den die Sky River Bakery darstellte. Sie schälte sich aus Schal, Mütze und Handschuhen und ließ dabei ihren Blick über die Menschen gleiten, die sich um die gebogenen Glasauslagen mit Kuchen und Leckereien versammelt hatten. Auch die Bistrotische und Sitzecken um sie herum waren gut besucht.

Er war ganz offensichtlich noch nicht hier. Es war ein einzigartig unangenehmes Gefühl, auf jemanden zu warten, der nicht wusste, wie man aussah. Sie überlegte, einen Becher Tee oder eine heiße Schokolade zu bestellen, aber die Schlange war ganz schön lang. Also setzte sie sich und nahm das Buch zur Hand, das sie gerade las – 365 Tage im Jahr Weihnachten: Wie Sie den Geist der Feiertage in jeden Tag Ihres Lebens bringen.

Maureen las immer. Seitdem sie klein war, hatte sie Freude und Trost in Büchern gefunden. Eine Geschichte war für sie so viel mehr als nur Wörter auf einer Seite. Ein Buch aufzuschlagen war, wie die Tür zu einer anderen Welt zu öffnen, und sobald sie einmal die Schwelle übertreten hatte, gab es kein Zurück mehr. Wenn sie eine Geschichte las, lebte sie in einer anderen Haut.

Sie liebte alle möglichen Arten von Büchern: Romane, Sachbücher, Kinderbücher, Selbsthilfebücher. Als Stadtbibliothekarin waren Bücher ihr Job. Und als jemand, der so gerne las, wie andere Menschen aßen, waren Bücher auch ihr Leben. Sie versuchte, sich nicht zu sehr in die Seite zu versenken, die sie gerade las, denn mit einem Auge musste sie weiterhin nach ihm Ausschau halten.

Ihm. Eddie Haven. Und er verspätete sich.

Als die Minuten verrannen, wurde Maureen langsam paranoid. Was, wenn er nicht käme? Was, wenn er sie sitzen ließe? Könnte sie ihn feuern? Nein, das könnte sie nicht. Er war ein Freiwilliger, und Freiwillige konnte man nicht wirklich rausschmeißen. Außerdem war er gerichtlich dazu verpflichtet worden, bei ihr zu arbeiten.

Warum sonst würde ein Mann wie Eddie Haven auch bei ihr sein, wenn nicht per Gerichtsbeschluss? Sie versuchte, die Kränkung nicht zu sehr an sich heranzulassen – aber der einzige Weg, wie jemand wie er mit jemandem wie Maureen zusammen gesehen würde, war per Gerichtsbeschluss. Dass sie nicht zusammenpassten, war eine schlichte Tatsache. Vielleicht sogar ein Naturgesetz. Er war umwerfend gut aussehend, prominent (okay, nur ein D-Promi, aber trotzdem) und ein unglaublich talentierter Musiker. Er war beinahe berühmt.

Vor langer Zeit war er das bekannteste Gesicht des Landes gewesen. Er war einer dieser ehemaligen Kinderstars, die in jungen Jahren kurzen Ruhm erlangen und deren Flamme dann genauso schnell wieder verlischt. Dennoch hatte seine Rolle in dem einen Megaerfolg ihm jahrelang den Lebensunterhalt gesichert – auch dank der vielen Wiederholungen im Kabelfernsehen. Der Weihnachtsstreich, ein herzerwärmender Film, der die Welt begeistert hatte und inzwischen zu den weihnachtlichen Klassikern gehörte. Sie hatte seinen Namen in Verbindung mit einer Vielzahl von Frauen gehört, und ab und zu erschien sein Bild in einem der Klatschmagazine, und jedes Mal hatte er ein Starlet oder eine aufstrebende Berühmtheit an seiner Seite. Eine ganze Zeit lang war es still um ihn geworden, doch gerade war die Special-DVD zum fünfundzwanzigsten Jubiläum seines Films veröffentlicht worden, und das Interesse an ihm war erneut entflammt.

Maureen hatte nichts mit ihm gemeinsam. Ihre Lebenswege hatten sich eine Nacht lang überschnitten, an die er sich nicht mehr erinnerte, die ihr aber tief in die Seele gebrannt war. Er lebte in New York City und kam in den Ferien immer nach Avalon – allerdings gegen seinen Willen. Sie hatte gehört, dass er hier Freunde hatte, aber sie gehörte nicht dazu. Ihres Wissens nach hatte er noch nie einen Fuß in die Bücherei gesetzt.

Trotzdem hatte es sich beinahe wie eine echte Verabredung angefühlt, das Treffen hier in der Bäckerei zu vereinbaren. Das Rendezvous war natürlich per E-Mail arrangiert worden. Das Telefon zu benutzen wäre viel zu gewagt und einschüchternd gewesen. E-Mails waren ihr viel lieber. Bei E-Mails wurde sie nicht nervös. Und in E-Mails hatte sie beinahe so etwas wie eine Persönlichkeit. Sie hatte also noch nicht mit ihm gesprochen – wer musste schon sprechen, wenn er schreiben konnte? –, dennoch trug das Hin und Her beim Abmachen des Termins alle Anzeichen einer echten Verabredung. Natürlich war es keine, denn solche Sachen passierten Frauen wie Maureen nicht.

Außer vielleicht in Büchern. Und natürlich in Träumen.

Nur in Träumen konnte ein unscheinbarer, weiblicher Bücherwurm die Aufmerksamkeit von jemandem wie Eddie Haven we cken.

Selbst wenn diese unscheinbare Frau ihm einmal das Leben gerettet hatte. Sie seufzte schulterzuckend und erstickte schnell das schmerzende Flüstern der Erinnerung.

Seit sehr langer Zeit hatte sie keine Verabredung mehr gehabt. Sie war sehr anspruchsvoll, zumindest redete sie sich das ein, und dann waren da noch ihre viel zu neugierigen Geschwister und Freunde. Bei der Erinnerung an ihre letzten beiden Verabredungen zuckte sie innerlich immer noch zusammen – ein Abend mit einem Briefmarkensammler namens Alvin und ein ganz schlechtes Konzert mit Walter Grunion im letzten Jahr. Sie war mit Kopfschmerzen nach Hause gekommen und mit dem festen Entschluss, nicht mehr mit Männern auszugehen, nur weil es von ihr erwartet wurde. Sie würde von nun an aufhören, Ja zu Verabredungen mit Männern zu sagen, an denen sie nicht interessiert war, nur weil sie in den Zwanzigern war – gerade so eben noch – und man so etwas einfach tat.

Die Menschen in der Bäckerei, die kamen und gingen, beachteten Maureen kaum. Was ihr nur recht war. Sie hatte es noch nie gemocht, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu sein. Vor langer, langer Zeit hatte sie mal davon geträumt, im Scheinwerferlicht zu stehen. Doch das Leben hatte sie von dieser Sehnsucht schnell geheilt. In gnädig jungen Jahren hatte sie gelernt, dass bekannt zu sein und erkannt zu werden kein Ersatz dafür waren, geliebt und geschätzt zu sein. Maureen war unauffällig und bescheiden; so fühlte sie sich wohl. Sich unterhalb des Radars zu bewegen war ihr nie schwergefallen. Natürlich hatte sie auch T-Shirts getragen, auf denen Sprüche standen wie „Unklarheiten vermeiden“, und einen Button zur Unterstützung der intellektuellen Freiheit, aber irgendwie schien das nie jemand wahrgenommen zu haben. Vielleicht wurde das Trendige an ihrem T-Shirt auch durch den handgestrickten Pullover ihrer Lieblingstante und die Tweedröcke, dicken Strumpfhosen und Stiefel überstrahlt. Sie wusste, dass ihr Kleidungsstil schlicht und langweilig war, aber es störte sie nicht. Mode war etwas für Leute, die nach Aufmerksamkeit lechz ten.

Ab und zu traf ihr Blick den eines anderen Gastes, und dann nickte man sich höflich und stumm zu. Sie war die Art Mensch, die andere nur indirekt erkannten. Sie sah irgendwie bekannt aus, wie jemand, den man ab und zu traf, aber nicht wirklich einordnen konnte.

Das gab Maureen immer wieder Rätsel auf, denn sie hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis für Gesichter und Namen. Das da hinten zum Beispiel war Kim Crutcher, die einen Kaffee trank, während ihre Freundin Daphne McDaniel an einem Donut knabberte, der mit Streuseln in allen Regenbogenfarben bestreut war. Beide Frauen waren regelmäßige Besucher der Bücherei. Genau wie Mr Teasdale, der auf der anderen Seite des Cafés saß und verträumt aus dem Fenster schaute. Er nutzte regelmäßig den Service für Sehbehinderte der Bücherei. Ohne große Mühen konnte Maureen die Namen der Kinder nennen, die sich nach dem Hockeytraining eine Stärkung gegönnt hatten und nun zum Ausgang drängten: Chelsea Nash, Max Bellamy, AJ Martinez, Dinky Romano.

Sie fragte sich, ob Eddie seine zweifelhafte Berühmtheit genoss. Vielleicht würde sie jetzt, wo sie zusammenarbeiteten, eine Chance kriegen, ihn danach zu fragen.

Oder auch nicht.

Traurige Tatsache war, dass sie vermutlich zu schüchtern war, ihn nach der Uhrzeit zu fragen, geschweige denn danach, wie es ihm mit den Wechselfällen des Ruhms ging. Sie wusste viel über Eddie Haven, und doch kannte sie ihn nicht. Vielleicht würde sich das in den kommenden Wochen bis Weihnachten ändern.

Oder auch nicht.

Sie fragte sich, ob es möglich war, jemanden kennenzulernen, ohne sich selber zu offenbaren. Und interessierte es sie genug, um es zu versuchen?

Sie las eine Seite in ihrem Buch und versuchte, nicht auf die erleuchtete Uhr an der Wand zu schauen. An einem nebenstehenden Tisch brandete Gelächter auf, und das Trällern einer kindlichen Stimme schwebte durch das geschäftige Café. Zusammen mit der Bücherei und der Herz-der-Berge-Kirche war die Sky River Bakery einer ihrer Lieblingsplätze im Ort. Es war unmöglich, in einer Bäckerei traurig oder deprimiert zu sein. Irgendetwas an dem zuckrigen Hefegeruch schien die Menschen mit einer tiefen Gelassenheit zu erfüllen, denn jeder, den Maureen sah, wirkte entspannt und glücklich.

Ein Mädchen in einer weißen Schürze stand auf einem Tritt und schrieb eine Liste mit Angeboten zu Thanksgiving und einen Hinweis, dass bereits Vorbestellungen für Weihnachten entgegengenommen würden. Als sie das sah, überlief Maureen ein Schauer der Vorfreude. Weihnachten war nicht mehr weit, und trotz allem, was in ihrem Leben los war, war es ihre liebste Zeit des Jahres.

Maureen beging den Fehler, auf die Uhr zu...


Wiggs, Susan
Susan Wiggs, die an der Harvard Universität studiert hat, ist leidenschaftlich gern Autorin. Zudem ist sie Mutter, Ehefrau und überzeugte Feministin. Ihre Hobbys sind lesen, reisen und stricken. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und dem Hund auf einer Insel im nordwestlichen Pazifik.
Susan Wiggs hat für ihre Romane viele Auszeichnungen erhalten, unter anderem den begehrten RITA Award, der von den Romance Writers of America verliehen wird.



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