E-Book, Deutsch, 240 Seiten
Wiktorski Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96122-538-5
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
44 tiefe Gedanken für Frauen mit geistlichem Kämpferherz.
E-Book, Deutsch, 240 Seiten
ISBN: 978-3-96122-538-5
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Désirée Wiktorski arbeitet als Lektorin bei Gerth Medien. Es ist ihre große Leidenschaft, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen und um die großen Fragen des Glaubens und des Lebens zu ringen. Das macht sie unter anderem in den Podcasts Zwischen 'Himmel und Herz' und 'Der Flügelverleih'. Sie ist Leiterin des Gebetshauses Wetzlar. © Foto: Sven-Helge Czichy
Autoren/Hrsg.
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Einleitung
KAMPFANLEITUNG
Gott scheint dem Ringen und Kämpfen mehr abgewinnen zu können als wir.
Denn im Prozess des Ringens werden wir zu der Person, die wir sein sollen.
„Zweifelst du noch oder überwindest du schon?“ Egal, wie du diese Frage für dich beantwortest: Dieses Buch ist für dich gedacht. Denn ich glaube, es gibt nicht die Zweifelnden auf der einen und die Überwindenden auf der anderen Seite, sondern nur Zweifler, die zu Überwindern werden, weil sie bei ihren Zweifeln nicht stehen geblieben sind. Ja, ich glaube, in jeder Zweiflerin steckt ein Überwinderin. Und jede starke Überwinderin war auch schon mal eine mindestens genauso starke Zweiflerin. Deshalb können sich in jeder Überwinderin auch immer wieder einmal jene hartnäckigen Zweifel melden, die sie längst glaubte, überwunden zu haben. Ich schreibe dieses Buch also für beide: für die Zweiflerinnen, in denen schon eine Überwinderin steckt, und für die Überwinderinnen, in denen noch eine Zweiflerin steckt. Beide möchte ich ermutigen: Egal, wie schmerzhaft und kräftezehrend deine Glaubenskämpfe und dein Ringen um Wahrheit – ja, vielleicht sogar dein Ringen mit Gott höchstpersönlich – sind, und egal, wie hartnäckig die alten Zweifel sind, die dich vom nächsten großen Glaubensschritt abhalten wollen: Bleib dran, bis der Segen (wieder-)kommt! Trau dich wie Jakob, mitten im Kampf zu Gott zu sagen: „Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich!“ (1. Mose 32,27; Zürcher Bibel).
„Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich!“ – Dieser Vers begleitet mich nun schon eine ganze Weile und ich erinnere mich noch gut an den Moment, in dem er für mich eine ganz konkrete Bedeutung bekam. Hinter mir lag eine schwere Zeit, in der ich viel gekämpft hatte. Eine alte Wunde war wieder aufgerissen, die mich umso mehr ins Gebet und in die Fürbitte trieb, doch die schmerzlich ersehnte Gebetserhörung blieb aus – bis ich mich müde gehofft und wund gebetet hatte. In diesem Zustand hatte ich mich in den Gottesdienst einer fremden Gemeinde geschleppt – in der Hoffnung, dort endlich Antworten oder wenigstens eine kleine Ermutigung von Gott zu bekommen.
Tatsächlich war der Gottesdienst sehr schön und bewegend, aber die „persönliche Ansprache“ blieb aus. Ich überlegte, für mich beten zu lassen, doch ausgerechnet an diesem Tag schien es das Angebot für persönliches Gebet nicht zu geben. Die Menschen strömten schon nach draußen auf den Parkplatz, und auch ich hatte den Gottesdienstraum bereits verlassen, aber irgendetwas hielt mich noch zurück. Wie aus dem Nichts schoss mir der Vers in den Kopf: „Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich!“ Ich bekam Herzklopfen und wusste plötzlich, was zu tun war. So ging ich zurück in den Gottesdienstraum, fasste allen Mut zusammen und sprach die nächste Mitarbeiterin an, ob es nicht vielleicht doch die Möglichkeit für persönliches Gebet gäbe.
Es kostete mich viel Überwindung, da ich mich in dieser fremden Gemeinde auch nicht aufdrängen wollte, doch mein inneres Drängen ließ mir keine andere Wahl. „Heute eigentlich nicht“, entgegnete die Frau freundlich, „aber da drüben steht gerade unser Jugendpastor, vielleicht hat er kurz Zeit.“
Tatsächlich willigte er ein und begann, intensiv für mich zu beten, ohne dass ich ihm viel über mich und meine Situation erzählt hatte. Am Ende sagte er zu mir: „Ich hatte ganz stark den Eindruck, als würde Gott dir sagen wollen: Ich sehe deine Tränen. Ich sehe deine Gebete. Und nichts davon war umsonst. Du wirst die Früchte sehen, du wirst sie sehen! Gott sagt dir: Noch nicht heißt nicht Nein!“ Seine Worte gingen mir so tief ins Herz hinein, dass ich wusste, sie kamen direkt von Gott.
Das war genau das, was ich hören musste. Und auch wenn danach noch weitere lange Monate des Kämpfens und Ringens folgten, so erinnerte ich mich doch immer wieder an diese „erkämpfte“ Segnung und Verheißung, die mir dabei half durchzuhalten.
Glaubende, die viel zweifeln oder kämpfen, werden manchmal als „schwach“ wahrgenommen, dabei erfordert es jede Menge Mut, „mit Gott in den Ring zu steigen“, wie Jakob es im Alten Testament tat. Dieser Kampf mit Gott ist ein heftiges Bild, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es ist auch eine heftige Erfahrung, wenn man sich selbst und seinen Glauben noch einmal komplett infrage stellen muss. Und trotz dieser Heftigkeit hat das Bild vom „Kampf mit Gott“ auch etwas Wunderschönes. Denn gerade im Kampf kommen wir diesem Gott besonders nah. Wenn wir mit jemandem ringen, gehen wir schließlich gezwungenermaßen auf Tuchfühlung mit ihm. Und das gilt auch für Gott. Wenn wir mit ihm ringen, lässt er uns ganz nah an sich heran. Macht sich in jeglicher Hinsicht „angreifbar“. Und wie in der alttestamentlichen Geschichte von Jakob deutlich wird, schenkt er uns aus Gnade sogar auf geheimnisvolle Art und Weise den Sieg. Nicht, dass wir Gott selbst besiegt hätten, aber in dem Sinne, dass wir als Sieger aus unseren Glaubenskämpfen hervorgehen können. Und vor allem als Gesegnete.
Denn genau diese Sehnsucht nach Segen allen Widerständen zum Trotz scheint Gottes Herz zu erweichen. Deshalb schaute er offensichtlich sogar darüber hinweg, dass Jakob sich den Segen auch schon mal mit unlauteren Mitteln erschlichen hatte (durch die Täuschung seines Vaters Isaak; nachzulesen in 1. Mose 27,1–40). Aber Gott sah und beantwortete Jakobs „Segenssehnsucht“. Und er sieht auch deine.
Ich selbst kenne diese Sehnsucht nur zu gut. Solange ich mich zurückerinnern kann, verspürte ich diese Sehnsucht nach mehr. Nach mehr Leben. Mehr Liebe. Mehr von Gott. Und die intensive Beschäftigung mit Gottes Wort bestärkte mich darin, dass diese Sehnsucht auch berechtigt war und ist. Von einem Leben in Fülle ist da die Rede. Von allen geistlichen Segnungen der Himmelswelt, die uns geschenkt wurden. Von Gebet, das Berge versetzt. Von Zeichen und Wundern, die uns folgen (vgl. Markus 16,17). Von tiefer Freude und übernatürlichem Frieden. Von Strömen lebendigen Wassers und immer neuer Kraft.
Das alles wollte ich. Nach alldem sehnte ich mich. Doch es gab immer wieder Phasen in meinem Leben, in denen die Schere zwischen dem, was mir im Alltag begegnete, und dem, was in der Bibel verheißen wurde, weit auseinanderging. Statt eines Bads in Strömen lebendigen Wassers erlebte ich scheinbar nie enden wollende Dürrezeiten. Statt tiefer Freude innere Leere, Leblosigkeit und wiederkehrende Depressionen. Statt übernatürlichen Friedens unerbittliche Kriege gegen mich selbst. Und das alles, obwohl ich eine enge Beziehung zu Gott und ein lebendiges Glaubensleben hatte und obwohl ich viel gebetet, gefastet und Bibel gelesen hatte.
Vor drei Jahren fand ich mich erneut in so einer Phase wieder, und ich spürte, dass ich nun vor einer Entscheidung stand: Entweder würde ich Gott jetzt loslassen oder ich würde sagen: „Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich!“ und noch einmal eine „heilige Kampfeslust“ entwickeln. Gott sei Dank – denn es ging nur mit seiner Hilfe – entschied ich mich für Letzteres und sagte in verzweifeltem Trotz: „Wenn du mir das alles versprochen hast, Gott, dann will ich das auch erleben!“
Und damit begann ein langer Weg, der sich zunächst so gar nicht siegreich anfühlte. Denn mein größter Sieg begann mit meiner größten Kapitulation: „Ich kann nicht, aber du kannst!“ Ja, das wurde mein „Kampfruf“ für die nächsten schweren Monate, der mir half, „im Ring zu bleiben“ und Gott nicht loszulassen. Parallel beschloss ich, mir professionelle Hilfe zu suchen und nicht länger die starke Einzelkämpferin zu mimen. Am Tiefpunkt meiner Depression ließ ich mich schließlich sogar auf einen Aufenthalt in einer christlichen Klinik ein …
Und heute kann ich sagen: Mein Kampf endete tatsächlich im Segen! Gerade durch das monatelange Ringen schenkte Gott mir neue, tiefe Einsichten über sein Wesen, eine widerstandsfähigere Glaubenskraft, hartnäckige Heilungshoffnung und einen nie da gewesenen geistlichen Kampfgeist. Nun kämpfe ich nicht mehr gegen mich selbst oder mit Gott, sondern Gott, um andere ebenfalls in dieses Land des Friedens und des Segens zu führen.
Was mich früher aufgrund der fehlenden Erfüllung beinahe hat bitter werden lassen, fordert mich jetzt im positivsten Sinn heraus: Gottes Verheißungen. Denn ich durfte erleben: Er will uns tatsächlich mehr schenken, und es lohnt, sich vertrauensvoll danach auszustrecken. Ja, Gott lädt uns zu einer wild entschlossenen Kühnheit ein, die belohnt wird, wenn wir uns auf sie einlassen. Und wenn nicht immer gleich im sichtbaren Bereich, dann doch im geistlichen: Von Opfern der Umstände und uns selbst können wir zu starken Frauen mit einer Siegermentalität werden, die auch dann aufrecht und zuversichtlich durchs Leben gehen, wenn schwere Umstände nicht ausbleiben. Von chronisch Zweifelnden können wir zu chronisch Hoffenden werden. Von Verwundeten zu Wundererwartenden.
Dieses Buch soll dich auf dem Weg dorthin begleiten. Daher will ich dich zunächst in deinen Zweifeln und Kämpfen abholen, indem ich die Themen und Fragestellungen aufgreife, die mich selbst und, wie ich erfahren durfte, auch viele andere Menschen immer wieder hadern ließen bzw. lassen. Dann will ich dir neue Sichtweisen und Denkanstöße geben, die mir geholfen haben, weiterzukämpfen und vor allem weiterzuglauben. Und wenn wir diese ermüdenden Kämpfe gegen uns selbst und um...